Abschuss eines Bombenflugzeuges am 10.04.1945 - "Unglücklicherweise kehrte das Flugzeug nicht zurück…"

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"Unglücklicherweise kehrte das Flugzeug nicht zurück…"

Diesen Satz schrieb am 14. April 1945 der Kommandierende Offizier der 462. Squadron der RAAF (Royal Australian Air Force) an die Angehörigen der Besatzungsmitglieder eines Bombers vom Typ Halifax. Zu diesem Zeitpunkt war das tatsächliche Schicksal dieser Besatzung allerdings noch nicht bekannt. Es war lediglich eine "kleine Episode" am Rande eines mörderischen Krieges.

"Der Mut und die Haltung ihres Sohnes wird für mich und die Squadron ständig ein Vorbild sein." – Auch dieser Satz wurde mit Sicherheit während des Zweiten Weltkrieges an Hunderttausende von Angehörigen gefallener oder vermisster Soldaten in allen beteiligten Staaten geschrieben.

Um es vorwegzunehmen, der Bomber um den es hier geht, wurde bei einem Luftangriff auf Leipzig durch deutsche Flak in der Nähe von Delitzsch abgeschossen. Es starben Menschen, deren Aufgabe es war, anderen Menschen das Leben zu nehmen.

Nach über 60 Jahren gelang es endlich, das Schicksal dieses Bombers und seiner Besatzung aufzuklären. Es begann damit, dass sich Ende 2004 eine Australierin an das Stadtarchiv Delitzsch wandte und um Unterstützung bat. Ihr Vater war der einzige Überlebende einer australischen Crew, die am 10. April 1945 mit einem Bomber des Typs Halifax über Delitzsch abgeschossen wurde. In der Folgezeit entwickelte sich ein reger Austausch von Informationen und Anfragen, an denen neben Archiven auch zuständige Institutionen in Großbritannien, Australien, Kanada und den USA beteiligt waren. Für die Australierin Jamie Hibberd bedeutete das die restlose Aufklärung aller Umstände eines einschneidenden Lebensabschnittes ihres mittlerweile verstorbenen Vaters, für das Stadtarchiv ein zusätzliches Kapitel in der Regionalgeschichte. Zu diesem Zeitpunkt war zwar bekannt, dass im Kreis Delitzsch während des Zweiten Weltkrieges etwa 20 Flugzeuge abgeschossen worden waren. Von diesem Flugzeug waren jedoch keine Einzelheiten bekannt. Wo also mit der Suche beginnen? Durch Zufall wurde schließlich ein Protokoll der Gemeindevertretung Zaasch vom 05.08.1945 entdeckt.

27Abb. 1 - Gemeinderatssitzung Zaasch 1945 ber den Verkauf eines Flugzeuges
Abbildung 1: Protokoll der Gemeindevertretung Zaasch vom 05.08.1945 (Kopie Kreisarchiv Nordsachsen, Außenstelle Eilenburg)

Es wurde auf dieser Sitzung beschlossen, dass ein Flugzeug an das Leichtmetallwerk Rackwitz verkauft werden solle und der Abtransport innerhalb der nächsten 14 Tage zu erfolgen habe. Dieser Satz löste eine "Flut von Recherchen" aus. Es stellte sich heraus, dass ein Bomber tatsächlich bei Zaasch abgestürzt war. Die Gemeinde wollte die zerstörte Halifax als Altmetall verkaufen, um die Gemeindekasse aufzubessern. Augenzeugen berichteten nach Aufrufen in der Lokalpresse und im Internet von Wrackteilen, die brennend vom Himmel fielen. Andere hatten ein Flugzeug bei Zwochau abstürzen sehen. Die Palette der Vermutungen reichte schließlich bis nach Brehna. Aber wer kann schon behaupten, dass er die Entfernung zu einem brennenden abstürzenden Flugzeug in völliger Dunkelheit richtig einschätzen könnte? Im Ergebnis der Nachforschungen gelang es, die Umstände des Abschusses der Halifax und aller Besatzungsmitglieder weitestgehend aufzuklären.

Um den ganzen Zusammenhang zu verstehen, wird in dem Beitrag auch auf technische Informationen, taktische Vorgehensweisen bei Bombenangriffen und sonstige ergänzende Erläuterungen zurückgegriffen.