Delitzscher als Opfer von Krieg und Gewalt 1864 bis 1955

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Am Ende jedes Kapitels befinden sich in Tabellenform Zusammenstellungen aller Personen, die Opfer von Krieg und Gewalt in Delitzsch wurden. Diese Datenbanken können Sie aber auch im Bereich "Downloads" unter "Datenbanken" einzeln herunterladen. Über Ergänzungen, Korrekturen bzw. Hinweise wären wir sehr dankbar. Benutzen Sie dafür bitte das Kontaktformular.


Gegen das Vergessen

Das ist der Arbeitstitel eines Projekts, an dem im Stadtarchiv Delitzsch zur Zeit gearbeitet wird. Ziel ist es, die Gefallenen der Kriege, die Vermissten, die Kriegsgefangenen und andere Kriegsopfer sowie Opfer der Nachkriegszeit und des Kalten Krieges zu erfassen und der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Ist der Krieg, wie es einst Clausewitz ausdrückte, "…die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln"? Bedeutet dies, dass, solange es Politik gibt, es zwangsläufig immer wieder zu Krieg kommt? Betrachtet man die Geschichte seit der Entstehung der ersten Klassengesellschaften bis zur Gegenwart, so scheint sich dieses Zitat zu bestätigen. Als der verheerendste aller Kriege, der Zweite Weltkrieg, mit über 60 Millionen Opfern zu Ende war, schworen sich Menschen auf der ganzen Welt, dass sich dies nie wiederholen dürfe. Trotzdem gab es bereits wenige Jahre später wieder Krieg. "Der Krieg ist also ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen." Wenn wir uns aus heutiger Sicht die Kriege betrachten, so erscheinen sie uns weit weg und unfassbar. Außer wenigen überlebenden Teilnehmern am Zweiten Weltkrieg sind heute alle Augenzeugen der Kriege auf deutschem Boden verstorben. Wir sind auf die Überlieferungen und die Geschichtsforschung angewiesen. Aber auch zwischen den Kriegen gab es immer wieder Gewalt, mussten Menschen sinnlos sterben. Das ist auch der Grund für das gewählte Thema. Wie wirkten sich diese Kriege auf unsere Stadt Delitzsch aus? Wer waren die Menschen, die als unsere unmittelbaren Vorfahren mehr oder weniger sinnlos ihr oftmals viel zu junges Leben einbüßten? Diese Menschen sollen in diesem Beitrag ein "Gesicht" erhalten, indem einige persönliche Schicksale näher beschrieben werden. Die Dokumentation beschränkt sich auf die Personen, die in der Stadt Delitzsch oder ihren Ortsteilen Werben, Gertitz, Kertitz, Spröda, Poßdorf, Laue, Benndorf, Paupitzsch, Schenkenberg, Rödgen, Storkwitz, Döbernitz, Brodau, Selben, Zschepen und Beerendorf geboren wurden, zeitweise ihren Wohnsitz hatten oder verstorben sind. Nicht genannt werden die indirekten Opfer des Krieges, z.B. durch Hunger und Erschöpfung, durch die schlechte medizinische Versorgung und durch Selbstmord verstorbene Zivilisten.

Am Ende der einzelnen Abschnitte befinden sich Tabellen mit den Namen der Personen, die in folgenden Kriegen und Gewaltherrschaften ums Leben kamen: 

1. Deutsch-Dänischer Krieg 1864

- im Krieg gefallene oder durch Verwundung nach dem Krieg verstorbene Soldaten.

2. Preußisch-Österreichischer Krieg 1866

- im Krieg gefallene oder durch Verwundung nach dem Krieg verstorbene Soldaten.

3. Deutsch-Französischer Krieg 1870/1871

- im Krieg gefallene oder durch Verwundung nach dem Krieg verstorbene Soldaten.

4. Erster Weltkrieg 1914-1918

- im Krieg gefallene oder durch Verwundung nach dem Krieg verstorbene Soldaten;

- in der Kriegsgefangenschaft verstorbene Soldaten;

- in Delitzsch verstorbene Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter.

5. "Märzkämpfe" gegen den Kapp-Putsch 1920

- während und durch die Kampfhandlungen gefallene Zivilisten und Angehörige der Reichswehr.

6. Nationalsozialismus 1933-1945

- in Konzentrationslagern und Vernichtungslagern Ermordete;

- durch Sondergerichte zum Tode Verurteilte.

7. Zweiter Weltkrieg 1939-1945

- im Krieg gefallene oder durch Verwundung nach dem Krieg verstorbene Soldaten;

- in Delitzsch verstorbene Zwangsarbeiter und ausländische Zivilisten;

- in Delitzsch verstorbene Kriegsgefangene;

- Delitzscher Zivilisten, die durch Kriegseinwirkungen verstarben;

- standrechtlich hingerichtete Angehörige der Wehrmacht.

8. Nachkriegszeit und Kalter Krieg 1945-1956

- Internierte, die in den Speziallagern und Gefängnissen des NKWD verstarben;

- Opfer der sibirischen Arbeitslager und durch das SMT zum Tode verurteilte Zivilisten;

- Internierte, die nach der Schließung der Speziallager an die DDR-Behörden übergeben wurden und in den politischen Gefängnissen Waldheim, Bautzen und Hoheneck verstarben.


1. Der Deutsch-Dänische Krieg 1864

Der Deutsch-Dänische Krieg vom 1. Februar bis 30. Oktober 1864 war eine Auseinandersetzung um Schleswig-Holstein zwischen dem Deutschen Bund und dem Königreich Dänemark. Er gilt als der erste der drei Einigungskriege mit dem Ziel der Gründung eines einheitlichen deutschen Reiches. Dänemark verlor den Krieg und musste Schleswig und Holstein an Preußen und Österreich abgeben. Die Verluste waren im Vergleich mit anderen Kriegen relativ gering. In der preußischen Armee gab es insgesamt etwa 1.000 Tote. Darunter waren auch drei ehemalige Einwohner von Delitzsch. Kurt Heinrich Krellich und Hugo Alrich von Gerhard fielen in der Schlacht bei den Düppeler Schanzen, der Musketier Gustav Pfau bei Alsen in Dänemark. Obwohl das Delitzscher Kreisblatt darauf hinwies, dass nur wenige Delitzscher verwundet, aber keiner getötet wurde.

Abbildung 1 - Erstrmung der Dppeler Schanzen Bild Bestand Museum Delitzsch  
Abb. 1: Erstürmung der Düppeler Schanzen (Museum Delitzsch)

Die nachträglich erstellten Verlustlisten der preußischen Armee enthielten kaum Angaben über die Wohnorte der Verwundeten und Gefallenen. Deshalb kann auch heute nicht mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass alle in diesem Krieg gefallenen Delitzscher erfasst wurden. Die Delitzscher Chronik vermerkt, dass dem Seconde Lieutenant Meie von hier (Sohn des Maurermeisters Meie) vom 3. Brandenburgischen Landwehr-Regiment Nr. 20, welcher bei der Erstürmung der Düppeler Schanzen am 18. April und bei der Einnahme von Alsen am 29. Juni mitgekämpft hatte, der Rote Adlerorden 4. Klasse mit Schwertern, verliehen wurde.


Quellen für die folgende Datenbank: Delitzscher Kreisblatt, 01.02.1864 bis 31.10.1864. Günther, Peter P.E.: Namentliches Verzeichnis der Toten der Preußischen Armee und Marine des Deutsch-Dänischen Krieges 1864. Verein für Familienforschung in Ost- u. Westpreussen, Hamburg 1978. Kirchenbuch Delitzsch, Beerdigungen 1864. Museum Barockschloß Delitzsch, Bestand VIII/42, Handschriftliche Chronik der Stadt Delitzsch von 1816-1876.v. Dedenroth: Der Winterfeldzug in Schleswig-Holstein, Verlag von Friedrich Schulze's Buch- und Kunsthandlung, München 1864.

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2. Der Preußisch-Österreichische Krieg 1866

Zwei Jahre später kam es zum zweiten Einigungskrieg, dem Preußisch-Österreichischen Krieg von Juni bis August 1866. Bismarck suchte und fand einen Grund, um seinen größten Widersacher bei der Einigung Deutschlands unter Preußens Hegemonie auszuschalten: das Kaiserreich Österreich. Offiziell kämpfte das Königreich Preußen mit seinen militärisch unbedeutenden Verbündeten gegen den Deutschen Bund (deshalb auch die zeitgenössische Beschreibung als Preußisch-Deutscher Krieg) unter Führung des Kaisertums Österreich. Preußen verbündete sich mit dem Königreich Italien, um Österreich einen kräftezehrenden Zweifrontenkrieg aufzuzwingen. Bereits Mitte Mai fand die erste starke Einquartierung in Delitzsch statt. Am 10. Mai rückte das in der Garnison Halle untergebrachte 2. Bataillon und zwei Kompanien des Füsilier-Bataillons vom Infanterie-Regiment Nr. 27 mit den Regiments- und Bataillonsstäben hier ein, insgesamt 1.700 Mann. Am nächsten Tag marschierten sie aber weiter nach Eilenburg. Später sollten noch weitere Truppen auf ihrem Marsch zur Front in Böhmen hier Quartier beziehen: So am 7. und 8. Juni zwei Batterien vom 4. Feld-Artillerie-Regiment sowie das 2. Bataillon und das Füsilier-Bataillon des 8. Westphälischen Infanterie-Regiments Nr. 5; am 9. Juni sechs Kompanien des 3. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 29. Später folgten noch eine Division des 7. Armee-Korps sowie das General-Kommando des 8. Armee-Korps unter dem General Herwarth von Bitterfeld. Die Gesamtzahl der Einquartierungen in Delitzsch betrug während des Krieges ungefähr 6.000 Mann. Nach kampflosem Einmarsch preußischer Verbände in das Königreich Sachsen rückten die preußische 1. Armee am 23. Juni über Seidenberg und Zittau und die Elbarmee über Waltersdorf und Schluckenau in das habsburgische Königreich Böhmen ein. Am 26. Juni kam es zu ersten größeren Gefechten bei Hühnerwasser und Turnau und schließlich der Schlacht bei Podol zwischen verschiedenen Einheiten der preußischen 1. Armee und der Elbarmee auf der einen und dem I. Österreichischen sowie dem Sächsischen Korps auf der anderen Seite. Die entscheidende Schlacht fand am 3. Juli bei Königgrätz statt. Preußen und seine Verbündeten schlugen den Deutschen Bund unter österreichischer Führung. Preußen übernahm die politische Führung unter den deutschen Ländern und gründete schließlich den Norddeutschen Bund. Die preußische Armee gab erstmals öffentlich Verlustlisten heraus. So erschienen ab 10. Juli auch im Delitzscher Kreisblatt fast täglich Auszüge dieser Verlustlisten für die Kreise Delitzsch und Bitterfeld. Sie enthielten neben dem Namen den Dienstgrad, die Einheit, die Art der Verwundung oder den Todesfall und den Ort. Auf Grund dieser Listen war es möglich, die Gefallenen des Krieges aus Delitzsch zu erfassen. Durch die Auswirkungen des Krieges sah sich die preußische Regierung gezwungen, Reserve-Lazarette für die zahlreichen Verwundeten einzurichten. In Delitzsch wurde das Schloß, das bisher eine Strafanstalt für weibliche Gefangene war, zu einem Reserve-Lazarett umgenutzt.

 Abbildung 3 - Knig Wilhelm
Abb. 2: König Wilhelm führt in der Schlacht von Königgrätz versprengte Truppen in den Kampf

 Am 10. Juli trafen zwei Sonderzüge mit insgesamt 274 Verwundeten aus Preußen, Sachsen und Österreich hier ein. So wurden Freund und Feind gemeinsam in einem Lazarett betreut. Der Königliche Landrat des Kreises Delitzsch, von Rauchhaupt, rief in einer Bekanntmachung die Bevölkerung auf, fast geheilte Verwundete, die nur noch etwas Kräftigung benötigten, in private Pflege zu nehmen. Damit sollte das überfüllte Lazarett entlastet werden. Im Verlauf des Krieges erklärten sich viele Delitzscher bereit, diesem Aufruf zu folgen. Der Delitzscher Magistrat sah sich am 11. Juli gezwungen, alle Delitzscher, die einen Verwundeten bei sich pflegten, sofort eine schriftliche Meldung abgeben zu lassen. "Wir halten es für nöthig, jedem der Krieger einen Zettel zu behändigen, worauf Name und Wohnung seines Wirthes geschrieben steht, damit sich dieselben bei ihren Ausgängen in die Stadt wieder zurechtweisen lassen können, weil Viele unserer Sprache nicht mächtig sind." Bisher sind 24 Delitzscher bekannt, die im Verlauf dieses Krieges gefallen oder an ihren Verwundungen verstorben sind. Dazu kommen sieben Militärangehörige aus anderen Orten, die im Reserve-Lazarett Delitzsch an ihren Verwundungen verstarben. Unter ihnen befanden sich auch vier Österreicher. Alle im Reserve-Lazarett Delitzsch Verstorbenen wurden öffentlich mit einer Trauerfeier auf dem städtischen Friedhof beerdigt. Diese Trauerfeiern verliefen nach dem selben Muster. Den Anfang des Trauerzuges bildeten das Stadtmusikkorps und die Schützengilde, gefolgt von einem durch Schützen getragenen und mit Kränzen und Auszeichnungen geschmückten Sarg. Ihm folgten die Geistlichkeit, die Verwaltungsbeamten und die leichter verwundeten Preußen, Sachsen und Österreicher. Hunderte von Bürgern schlossen sich an. Das Begräbnis wurde durch einen dreifachen Ehrensalut beendet. Später wurde auf dem Marienfriedhof ein zwei Meter hoher Gedenkstein aus Sandstein zur Erinnerung an sechs Soldaten, die 1866 im Delitzscher Reserve-Lazarett auf dem Delitzscher Schloß verstorben sind, errichtet. Dieser Gedenkstein wurde in den 70er Jahren entfernt und konnte bis heute nicht mehr aufgefunden werden. Deshalb sollen an dieser Stelle die Namen der sechs Soldaten genannt werden: der Landwehrmann eines preußischen Garde-Regiments Georg Beitzel aus Bodendorf bei Koblenz; der Soldat der österreichischen Armee Daniel Bertachini aus St. Puinare in Venetien; der Infanterist der österreichischen Armee Anton Kördi aus Ungarn; der Soldat der österreichischen Armee Franz Lattner aus Wien; der Soldat der österreichischen Armee Christoph Müller aus Roggendorf in Böhmen und der Musketier des 3. Magdeburger Infanterie-Regiments Nr. 66 Wilhelm Schulenburg aus Wiebeke bei Gardelegen. Auf der östlichen Seite des Gedenksteins wurde folgende Inschrift eingemeißelt: "Sechs Krieger ruhen hier in Frieden, / der Heimath und den Lieben fern, / im Tod vereint sie, die geschieden / im Kriege nach dem Rath des Herrn. / So lasst sie denn in Frieden schlafen, / bis sie vom Tode auferstehn. / Der Herr sei gnädig diesen Braven / Und lasse sie sein Antlitz sehn." Der im Reserve-Lazarett Delitzsch verstorbene Carl Eduard Zothe aus Leipzig wurde von seinem Vater mit einem Wagen abgeholt. Auch sein Sarg war mit Kränzen geschmückt. Ein weiteres Problem entstand, als viele Kriegsheimkehrer die Cholera in Delitzsch einschleppten. Der Schuhmacher und Landwehrmann Friedrich Theodor Franke aus Delitzsch, verstarb an dieser Krankheit ebenso wie 42 Delitzscher Zivilisten. Erwähnenswert ist die Zeitungsanzeige eines Feldwebels der österreichischen Armee, der nach seiner Genesung folgendes schrieb: "Die Stunde hat geschlagen, wo wir die uns so lieb gewordene Stadt Delitzsch verlassen müssen. Wir können nicht unterlassen, unseren Herren Wohlthätern sammt Familien für die freundschaftliche Aufnahme…unsern innigsten Dank und ein herzliches Lebewohl hiermit zu sagen….Im Namen sämmtlicher verwundeter Österreicher." Nachdem am 30. August der Frieden zwischen Preußen und Österreich und am 21. Oktober der Frieden zwischen Preußen und Sachsen in Berlin durch Verträge abgeschlossen und somit der Krieg in Deutschland überall beendet war, befahl der König, die Feier des Friedensfestes in allen Kirchen seines Landes am 11. November durchzuführen. Auch in Delitzsch fand ein Dankes-Gottesdienst statt. Die Provinz Sachsen im Königreich Preußen hatte die meisten Verluste im Krieg zu verzeichnen. Insgesamt hatte Preußen 21.611 Verwundete, Gefallene und Vermisste, während die Provinz Sachsen mit 4.289 Opfern daran einen Anteil von ca. 20 % trug. Im Jahr 1870 hatte es Bismarck geschafft, dass das letzte Hindernis bei der Gründung eines einheitlichen deutschen Staates unter preußischer Führung aus dem Weg geräumt werden konnte - Österreich schied aus der gesamtdeutschen Politik aus. Er provozierte Frankreich so lange, bis der französische Kaiser am 15.07.1870 Preußen den Krieg erklärte.


Quellen für die folgende Datenbank: Delitzscher Kreisblatt, Jahrgänge 1864 bis 1872. Kirchenbuch Delitzsch, Beerdigungen 1866. Verlust-Listen der Königlich-Preußischen Armee für die Kreise Bitterfeld und Delitzsch, veröffentlicht im Delitzscher Kreisblatt zwischen dem 10.07. bis 01.08.1866. Verlust-Listen der Königlich-Preußischen Armee, gedruckt in der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker), Berlin 1866, Online-Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf 2011.

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3. Der Deutsch-Französische Krieg 1870/1871

Im Deutsch-Französischen Krieg vom 15.07.1870 bis zum 10.05.1871besiegte Preußen schließlich Frankreich. Bereits am 18.01.1871 wurde noch während des Krieges in Versailles das Deutsche Reich gegründet und Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser ausgerufen. Die Kriegserklärung Frankreichs löst, ebenso wie in ganz Deutschland, auch in Delitzsch eine große Kriegsbegeisterung und antifranzösische Stimmung aus. Sofort bildete sich wieder ein Hilfsverein zur Unterstützung verwundeter Krieger, der sich diesmal aber nicht nur auf die Stadt beschränkte, sondern vielmehr den ganzen Kreis umfasste. Auch erging durch ein Zeitungsinserat an alle Bewohner von Stadt und Land die Aufforderung zu einer Sammlung für die von den Reserve- und Landwehrleuten zurückgelassenen Frauen und sonstigen Angehörigen. In der Chronik wurde angegeben, dass lediglich zwei Delitzscher Bürger während des Krieges gefallen seien. Bei der Durchsicht der fast täglich erschienenen Verlustlisten der preußischen Armee fällt aber auf, dass eine große Anzahl von Vermissten aufgeführt wurde, deren Schicksal nicht mehr geklärt werden konnte. Außerdem wurden hier viele Soldaten aufgeführt, die schwer verwundet waren.

Abbildung 4 - Preuische Batterie vor Metz Bild Bestand Museum Delitzsch
Abb. 3: Preußische Batterie vor Metz (Museum Delitzsch)

Beim Stand der damaligen medizinischen Möglichkeiten kann aber davon ausgegangen werden, dass ein hoher Prozentsatz diesen Verwundungen später erlag. Bisher konnten eindeutig 16 Delitzscher identifiziert werden, die im Krieg umkamen. Davon fielen sechs Soldaten im Gefecht, ebenso viele starben durch Erkrankungen wie Typhus, drei erlagen ihren schweren Verletzungen im Lazarett und einer wurde zunächst vermisst, bis sich sein Tod danach bestätigte. Es handelte sich dabei unter anderem um den Füsilier Carl Friedrich Bauer, der im Gefecht bei Chautraine (Frankreich) am 18.08.1870 durch Kopfschuss schwer verwundet wurde und den Verletzungen erlag; den Füsilier Ernst Huth, der bei dem Gefecht bei St. Privat la Montagne (Frankreich) tödlich verwundet wurde; den Musketier Friedrich Wilhelm Köth, der im Gefecht bei Beaumont (Frankreich) durch Kopfschuss tödlich verwundet wurde; den General-Feldzeugmeister Hermann Krahnefeld, der am 16.08.1870 bei Vionville (Frankreich) durch Granattreffer in den Unterleib tödlich verwundet wurde; den Musketier Christian Lattermann, der am 1. September 1870 bei Sedan (Frankreich) durch Schüsse in Brust und Hals tödlich verwundet wurde; den Füsilier Friedrich Wilhelm Louis Mühlpfort aus Spröda, der am 18. August 1870 bei Vionville (Frankreich) durch Granattreffer in den Unterleib tödlich verwundet wurde sowie die Füsiliere Friedrich Hermann Horn und Friedrich Louis Knopf, Karl Hermann Meissner, Hermann Richter aus Schenkenberg, Friedrich Hugo Sander, Rekrut Karl Friedrich Sonnenberger, Ferdinand Sparmann, Carl Friedrich Hermann Roehring und Wilhelm Schmidt. Am 1. September 1895 wurde in Delitzsch auf dem Marktplatz ein acht Meter hohes Siegerdenkmal eingeweiht, dass dem 25. Jahrestag des Sieges gegen Frankreich gewidmet war.

Abbildung 5 - Siegeseinzug der Truppen in Berlin am 16. Juli 1871 Bild Bestand Museum Delitzsch
Abb. 4: Siegeseinzug der Truppen in Berlin am 16. Juli 1871


Quellen für die folgende Datenbank: Deutsch-französischer Krieg, 1870-71, Verlust-Liste. Hrsg.: Königliche Geheime Oberhofbuchdruckerei, Berlin. Gebundene Zusammenfassung der fast täglich während des Krieges herausgegebenen Verlustlisten. Kirchenbuch Delitzsch, Beerdigungen 1870/1871. Verlust-Listen der Königlich Preussischen Armee und der Grossherzoglich Badischen Division aus dem Feldzuge 1870 – 1871, Berlin : [v. Decker], 1871, Online-Ausgabe Düsseldorf : Universitäts- und Landesbibliothek, 2011.Verlustlisten, veröffentlicht im Delitzscher Kreisblatt zwischen dem 23.07.1871 bis 07.03.1871

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4. Der Erste Weltkrieg 1914-1918

Am 1. August 1914 begann der Erste Weltkrieg, der bis Ende 1918 dauern sollte. In einer Datenbank konnten bisher 721 im Krieg gefallene oder durch Verwundung nach dem Krieg verstorbene Soldaten, in der Kriegsgefangenschaft verstorbene Soldaten sowie in Delitzsch verstorbene Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter erfasst werden. Dabei fehlen mindestens noch 200 Delitzscher, die im Krieg als vermisst galten und deren Identität noch überprüft werden muss. Der Magistrat beauftragte Anfang 1916 den Chronisten Oskar Reime, eine genaue Kriegschronik anzufertigen, soweit Delitzsch von den Ereignissen betroffen war. Auf dieser Grundlage wurde dann später das Heldenbuch 1914-1918 für die Kriegsopfer des Kirchspiels Delitzsch angefertigt. Von den bisher identifizierten Toten sind 39 in Kriegsgefangenschaft verstorben, während 83 von ihnen als vermisst gelten und deren Schicksal bis heute nicht geklärt werden konnte. Etwa ein Drittel der Gefallenen, genau 241, waren verheiratet. Der erste Delitzscher, der in diesem Krieg fiel, war Friedrich Ernst Nehricke. Im Zivilleben war er Handlungsgehilfe und wohnte in der Münze 9. Mit Beginn des Krieges wurde er als Gefreiter ins 2. Magdeburger Infanterie-Regiment Prinz Louis Ferdinand von Preußen Nr. 27 eingezogen. Bereits am 6. August 1914 fiel er bei einem Angriff auf das Dorf Retinne in der Nähe von Lüttich.

Abbildung 6 - Das von deutschen Truppen zerstrte Armentieres Bild Bestand Museum Delitzsch
Abb. 5: Das von deutschen Truppen zerstörte Armentieres

Von einem Unteroffizier des Regiments ist ein Brief überliefert, in dem er über den Angriff in der Nacht vom 5. zum 6. August 1914 berichtete. Hier einige Auszüge:


"Nachts vom 5. zum 6. August um 12 1/2 Uhr wurde zum Abmarsch Befehl gegeben. Wir zogen durch das fast vollständig niedergebrannte Dorf Soumagne und überschritten die Bahn am Wegekreuz Soumagne bis Melen und Retinne – Hervé. Bei einem Wirtshause vor dem Dorfe Sur Fosse wurde uns wiederum durch einen Feuerüberfall der belgischen Vorposten ein energisches Halt geboten. Nach Abgabe einiger Schüsse durch eine unserer Batterien zogen sich jedoch die Vorposten zurück. Die Chaussee vor dem Wirtshause war jedoch durch Aufreißen und Schaffung starker Hindernisse (Möbel waren quer über den Weg gelegt) verbarrikadiert. Rechts und links konnte man infolge der vielen dichten Hecken, wie sie in Belgien üblich sind, auch nicht weiterkommen. Nach Wegräumen der Hindernisse gelangten wir nach dem Dorfe Sur Fosse; wir kamen in ein heftiges Kreuzfeuer, wobei wir nicht unterscheiden konnten, ob es vom Feinde oder von unseren eigenen Truppen herrührte. Wir stürmten trotzdem - unsere Offiziere voran - vorwärts und gelangten vor dem Dorfe Retinne in eine Mulde, wo das Kreuzfeuer noch heftiger wurde. Um festzustellen, ob wir es mit unseren eigenen Leuten zu tun hatten, wurde während des Kampfes der Feldruf: 'Der Kaiser' ausgegeben. Dadurch erkannten die in unserer Nähe befindlichen deutschen Truppen, daß sie die eigenen Truppen beschossen hatten. Natürlich stellten sie nun sofort das Feuer auf uns ein und richteten es auf Retinne. Das Dorf Retinne liegt zum Teil auf einer Anhöhe, zum Teil am Abhang dieser Anhöhe. Inzwischen war es 8 Uhr morgens geworden (6. August). Des schlechten Wetters wegen war es noch ziemlich dämmerig. Unser Vormarsch und die Kämpfe hatten sich in solcher Schnelligkeit und Aufregung abgespielt, daß wir mit unseren Gedanken in Unordnung geraten waren, so daß jetzt viele von uns nicht wußten: ist es Morgen oder Abend? Wir sammelten uns auf einer im Dorfe auf der Höhe liegenden Wiese, wo inzwischen bereits unsere Artillerie eingetroffen war. Diese eröffnete auf die fliehenden Belgier ein wirkungsvolles Feuer, und der Feind hatte hierbei nach Aussage der später auf der Festung Lüttich gefangengenommenen Belgier große Verluste erlitten. Wir folgten dem fliehenden Feind in der Richtung auf Lüttich. Der Einmarsch in Belgien, namentlich die Kämpfe vor und in Retinne, hat unserem Regiment sehr hohe Verluste gebracht."

 

Abbildung 7 - Richard Mieth als Kriegsgefangener in England rechts Foto privat
Abb. 6: Richard Mieth als Kriegsgefangener in England (rechts)

Der aus Seelhausen stammende Musketier Richard Mieth (geb. am 10.02.1891) gehörte der 7. Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 27 an. Er war sowohl bei dem geschilderten Kampf als auch bei der Eroberung von Lüttich am 16. August 1914 dabei und überlebte unverletzt. Nur wenige Tage später, am 10. September, kam er in englische Gefangenschaft (siehe Abbildung Nr. 6). Diese Postkarte schickte er als "Prisoner of War" an seine Familie. Am 22. November 1919 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen und kehrte nach Hause zurück. Am 27. Dezember 1920 heiratete er in Delitzsch. Auch Hermann Petzold aus der Dübener Straße überlebte den Krieg. Er schickte zu Ostern 1915 eine Postkarte mit "…Grüßen aus Feindesland" (siehe Abbildung 7).

Abbildung 8 - Der Delitzscher Hermann Petzold 3. von links - Ostergre aus Feindesland Bestand Stadtarchiv
Abb. 7: Der Delitzscher Hermann Petzold (3. von links) - Ostergrüße aus Feindesland

Die meisten der Gefallenen kämpften in folgenden Regimentern: 4. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 72 (34 Mann); 8. Thüringisches Infanterie-Regi-ment Nr. 153 (19 Mann); Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 72 (18 Mann); 2. Magdeburger Infanterie-Regiment Prinz Louis Ferdinand von Preußen Nr. 27 (16 Mann); Anhaltisches Infanterie-Regiment Nr. 93 (15 Mann) und Magdeburger Füsilier-Regiment General-Feldmarschall Graf Blumenthal Nr. 36 (12 Mann). Allerdings gilt zu beachten, dass die Einheiten von 124 Gefallenen nicht bekannt sind. Eine Besonderheit des 1. Weltkrieges war auch, dass erstmals in einem Krieg auf allen Seiten Flugzeuge eingesetzt wurden. Neben Jagdflugzeugen wurden die Vorläufer künftiger Bombenflugzeuge eingesetzt. Dazu gehörten auch die sogenannten Riesenflugzeuge, die allerdings sehr anfällig waren, ebenso wie die zur Aufklärung eingesetzten Luftschiffe. Viele Männer der Deutschen Fliegertruppe im Ersten Weltkrieg taten vorher in anderen Truppenteilen Dienst. Sie wurden von ihren Regimentern zur Fliegertruppe kommandiert und trugen oftmals weiterhin ihre Uniform. Die bekannten, bei der Fliegertruppe eingesetzten Delitzscher waren: Otto Eduard Lehmer, geb. am 25.03.1889 in Delitzsch, Ober-Maschinenmaat, gehörte zur Besatzung des Marineluftschiffes L10, gefallen am 03.09.1915 östlich Neuwerk, durch Blitz entzündet, stürzte das Luftschiff bei Neuwerk ab, Lehmer wurde in Cuxhaven-Ritzebüttel beerdigt; Arno Friedrich Wend, geb. am 14.04.1896 in Meusdorf/ Delitzsch, Obergefreiter und Ober-Flugzeugmechaniker in einer Riesenflieger-Ersatzabteilung (REA), war auf dem Flugzeug als Bordmonteur eingesetzt, gefallen am 10.03.1917, Absturz mit VGO I / RML 1 in Berlin, Staaken, die weiteren beteiligten Angehörigen der REA starben ebenfalls, alle wurden beerdigt auf dem Waldfriedhof Troisdorf; Otto Hickmann, geb. am 10.05.1893 in Gertitz bei Delitzsch, Leutnant der Reserve, zunächst diente er im Sächsischen Infanterie-Regiment Nr. 104, wurde (wahrscheinlich 1916) zur FA A 242 - Fliegerabteilung 242 w Artillerie delegiert, Beobachter in einem Flugzeug, gefallen am 23.04.1918, Erstbestattung in Pagny-sur-Meuse, dann St. Mihiel (Frankreich); Kurt Wandt, geb. am 06.04.1898 in Delitzsch, Unteroffizier, gestorben am 05.11.1918 in La Bontaille; Franz Werner, geb. am 06.07.1897 in Delitzsch, Flieger, gestorben am 28.02.1919 in Halle im Krankenhaus an seinen schweren Verwundungen; Kurt Held, geb. am 29.07.1876 in Delitzsch, Leutnant der Reserve, gefallen am 22.05.1916 bei Naumoncel Fe; August Gerke, geb. am 01.05.1895 in Magdeburg, Leutnant der Reserve, vorher Sächsisches Infanterie-Regiment Nr. 40, gefallen am 05.09.1917 in Delitzsch; Otto Gras, geb. am 20.03.1888 in Delitzsch, Ober-Bordmonteur, gefallen am 28.11.1916 bei Jarmouth; Georg Kornas, geb. am 22.03.1870 in Charlottenhof, Flieger, gestorben am 13.06.1918 in Delitzsch infolge Krankheit; Hans Schettler, geb. am 04.12.1893 in Delitzsch, Leutnant, gefallen am 12.03.1916 bei Dombasle.


Quellen für die folgende Datenbank: Bogislav von Studnitz: Geschichte des Thüringischen Husaren-Regimentes Nr. 12 und seiner Mobilmachungsformationen im Weltkriege 1914-1918". Weimar 1930. . Das Königlich Preußische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 46 im Weltkriege. Nach den amtlichen Kriegstagebüchern und Berichten von Mitkämpfern, bearbeitet von Oberstleutnant d. Res. a. D. Oscar Jesco von Puttkamer, Misdroy. Das Marine Infanterie-Regiment 2 im Weltkriege 1914/1918. Nach den Kriegsakten bearbeitet von Herrn von Goetze, Generalmajor a.D., Oldenburg i. O./Berlin 1926. Das Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 232 in Ost und West. Nach den amtl. Kriegstagebüchern, persönlichen Aufzeichnungen und Erinnerungen bearbeitet von Erich v. Bartenwerffer, Oberst a.D. und Dr. phil. Alfred Herrmann, Oberst d.R.a.D. Aus der Schriftenfolge „Erinnerungsblätter deutscher Regimenter“. Deutsche Fliegertruppe/Deutsche Luftstreitkräfte 1914 – 1918, Geschichte der im 1. Weltkrieg geformten Deutschen Luftstreitkräfte und ihrer Verluste, online auf http://www.frontflieger.de/. (Stand 2014). Die jüdischen Gefallenen des deutschen Heeres, der deutschen Marine und der deutschen Schutztruppen 1914-1918. Ein Gedenkbuch, Verlag Steiger, herausgegeben vom Reichsbund jüdischer Frontsoldaten 1932. Evangelisches Kreiskirchenarchiv: Heldenbuch 1914-1918 für die Kriegsopfer des Kirchspiels Delitzsch. Kirchenarchiv Delitzsch, Heldenbuch 1914-1918 der im 1. WK Gefallenen, . Kirchenarchiv Delitzsch, Verzeichnis der im Kriege 1914-1918 gefallenen Personen aus Delitzsch, Handschriftliche Liste der im 1. Weltkrieg gefallenen Delitzscher sowie in Kriegsgefangenschaft Geratene. Museum Barockschloß Delitzsch, Bestand IV/2/2864, Gedenkbuch über das Lehrerseminar Delitzsch, herausgegeben zur Abschlußfeier am 13.03.1926. . Opfer des 1. und 2. Weltkrieges, online auf http://www.weltkriegsopfer.de (Stand 2014). Sanitätsbericht über das deutsche Heer im Weltkriege 1914/18; Ehrenliste der gefallenen Sanitätsoffiziere; Berlin 1935. Schulz, Oberstleutnant a. D. (Hrsg.) Infanterie-Regiement Graf Bülow von Dennewitz (6. Westfälisches) Nr. 55 im Weltkriege, Verlag der Meyerschen Hofbuchhandlung (Max Staerke) Detmold. Stadtarchiv Delitzsch, Ehrenliste der im 1. WK gefallenen Söhne der Gemeinde Delitzsch, zusammengestellt durch Oskar Reime. Stadtarchiv Delitzsch, Personenstandsbücher, Sterberegister Delitzsch, Paupitzsch, Benndorf, Schenkenberg, Spröda 1874-1983. Stadtarchiv Delitzsch, Verzeichnis der auf dem Friedhof Delitzsch beigesetzten Krieger. Verlustlisten 1. Weltkrieg, Verein für Computergenealogie e.V. Die Verlustlisten sind auf Grund der amtlichen Kriegsrollen und Kriegsstammrollen aufgestellt worden, online auf http://wiki-de.genealogy.net/Verlustlisten_Erster_Weltkrieg. Verlustlisten aus dem Armee-Verordnungsblatt, im Deutschen Reichsanzeiger und im Königlich Preußischen Staatsanzeiger veröffentlicht. Verlustlisten online des 1. Weltkrieges auf www.denkmalprojekt.org (Stand 2014). Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. online, auf volksbund.de (Stand 2014). Walter von Eberhardt, Generalleutnant a.D., Unsere Luftstreitkräfte 1914-18, Vaterländischer Verlag C.A. Weller, Berlin 1930.

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5. Der Kampf gegen den Kapp-Putsch im März 1920

Die im Ergebnis des 1. Weltkrieges entstandene Weimarer Republik mit der SPD, dem Zentrum und der Demokratischen Partei an der Spitze bekam die Schwierigkeiten, die durch den Versailler Vertrag und innere Unruhen entstanden waren, nicht in den Griff. Am 10. Januar 1920 trat der Versailler Vertrag in Kraft. Die Regierung Bauer versuchte zwar, die Erfüllung der Bestimmungen des Vertrages abzuschwächen, gleichwohl musste sie ihm im Wesentlichen entsprechen. Große Teile des Offizierskorps der Reichswehr und die Angehörigen der nationalistisch orientierten Freikorps wollten die Reduzierung der Reichswehr – und damit ihre Entlassung – nicht hinnehmen. Die Reichsregierung selbst bemühte sich, den Abbau der bewaffneten Kräfte hinauszuzögern, da sie sich auf die Truppen angewiesen sah, um der heftigen sozialen Unruhen im Reich Herr zu werden. Einer Anweisung der Interalliierten Militärkontrollkommission folgend, löste Reichswehrminister Gustav Noske am 29. Februar 1920 die 6.000 Mann starke Marinebrigade von Hermann Ehrhardt und das Freikorps Loewenfeld auf. Dem widersetzte sich Reichswehrgeneral von Lüttwitz, der am frühen Morgen des 13. März an der Spitze der ihm unterstehenden Marinebrigade Ehrhardt das Berliner Regierungsviertel besetzte und Wolfgang Kapp zum Reichskanzler ernannte. Da die Reichswehr nicht bereit war, gegen die Putschisten militärisch vorzugehen, floh die Mehrzahl der Minister mit Reichskanzler Gustav Bauer und dem Reichspräsidenten Friedrich Ebert aus Berlin. Noch im Laufe des 13. März erschien in allen größeren Städten ein von den sozialdemokratischen Regierungsmitgliedern und vom Parteivorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) Otto Wels unterzeichneter Aufruf zum Generalstreik, der insbesondere in der Reichswehr so starke Irritationen auslöste, dass die Reichsregierung sich umgehend von diesem Aufruf distanzierte. In der Folge des von der deutschen Arbeiterschaft nahezu einmütig befolgten Generalstreiks während des rechtsgerichteten Lüttwitz-Kapp-Putsches kam es im März 1920 zu zahlreichen revolutionären Aufstandsbewegungen gegen die Weimarer Republik. Im südlichen Teil der preußischen Provinz Sachsen, im Regierungsbezirk Merseburg – dem stärksten Bezirk der USPD – schlugen bewaffnete Arbeiter im Raum Bitterfeld-Delitzsch und in Zeitz-Weißenfels die Truppen der Reichswehr.

Abbildung 9 - Bewaffnete Arbeiter im Mrz 1920 Bild Bestand Museum Delitzsch
Abb. 8: Bewaffnete Arbeiter im März 1920

Der Kampf gegen den Kapp-Putsch kostete auch in Delitzsch Menschenleben. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges bildeten sich vor allem auf dem Lande Einwohnerwehren. Den Anlass für die bewaffneten Auseinandersetzungen in Delitzsch bildete die Ablieferung der auf dem Lande den Einwohnerwehren abgenommenen Waffen und Munition. So kam es bereits am 17. März vor dem Delitzscher Rathaus zu einer Protestaktion. Zur Niederschlagung der Arbeiteraufstände in der Region wurden Truppen der Reichswehr aus Torgau und der Garnison Eilenburg eingesetzt. Es gehörten in Delitzsch folgende bekannte Einheiten dazu: das 10. Preußische Reiter-Regiment, die 17. Kompanie des Freiwilligen Landesjägerkorps, die 6. Abteilung der Reichswehrbrigade 16 und der Stab 2 der leichten Artillerie-Abteilung. Die genannten Reichswehrabteilungen aus Torgau und Eilenburg hatten bereits in Bitterfeld bewaffnete Auseinandersetzungen mit Arbeitern und zogen sich über Delitzsch zurück. Die Kavallerie und Artillerie zog weiter nach Eilenburg, um dort Quartier zu nehmen. Eine Kompanie Infanterie mit Maschinengewehrabteilung blieb in Delitzsch als Besetzung zurück und wollte hier in Bürger- und Massenquartieren untergebracht werden. Von Bitterfeld her folgten den Truppen bewaffnete Arbeiter aus Bitterfeld. Es kam am 18. März zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit den Reichswehrtruppen. Obwohl das Militär zahlenmäßig überlegen war, verzettelte es sich total bei der Verteilung seiner Kräfte. Außerdem hätte das Militär wissen müssen, dass ihnen bewaffnete Arbeiter gefolgt waren. Die Kämpfe erstreckten sich über die Leipziger Brücke, den Auguste-Victoria-Ring (heute Am Wallgraben), den Roßplatz, die Kohlstraße, den Marienfriedhof, den Marienplatz, die Eilenburger Straße, die Bitterfelder Straße, die Hallesche Straße, das Schloß, den Marktplatz und die Schloßstraße. Nachdem die Arbeiter den Kampf zu ihren Gunsten entschieden hatten, kam es um Mitternacht zum Waffenstillstand. Das Militär musste nach Verhandlungen fast alle Waffen und Munition an die Delitzscher Arbeiter abgeben und zog ab. Nach der Einstellung des Feuergefechts kam es am Breiten Turm zu einem weiteren Zwischenfall. Der ehemalige Stadtverordnetenvorsteher und Justizrat Dr. Schulze wurde von einer ihn umzingelnden Menge misshandelt und anschließend kopfüber in den Stadtgraben geworfen. Ein auf ihn abgegebener Schuss verfehlte jedoch sein Ziel. Vier tote Arbeiter und ein Landesjäger wurden am 22. März 1920 auf dem Delitzscher Friedhof beigesetzt unter einer "massenhaften Anteilnahme". Vom Marktplatz ausgehend, wo sich die Gewerkschaften und die Vertreter der sozialistischen Parteien versammelt hatten, bewegte sich ein langer Trauerzug gegen 10:30 Uhr zum Friedhof. Hinter den Angehörigen gingen die Vertreter der städtischen Körperschaften und der politischen Parteien. In der Friedhofskapelle wurden die fünf Särge aufgestellt und mit Blumen- und Kranzschmuck versehen. Die Feier wurde vom Knabenchor mit einem Lied eröffnet und anschließend hielt der Superintendent Hobbing die Trauerrede. Danach trat der Abgeordnete Raute, Mitglied der USPD der Nationalversammlung, zu einem Nachruf nach vorn: "Tieferschüttert stehen wir vor diesen Särgen. Angesichts dieser Opfer ist es uns ein Trost zu wissen, dass diese Kämpfer für eine hohe, heilige Sache, für die Freiheit gestorben sind." Anschließend sprach der Stadtrat Ehrhorn im Auftrage der Arbeiterschaft zu den Trauernden. Grabgesänge des Delitzscher Arbeitergesangvereines umrahmten diese eindrucksvolle Trauerfeier. Die Kosten für diese Beisetzung wurden durch die Stadt übernommen. Wie es in der Chronik zu der Zahl von 19 Toten gekommen ist, kann nicht mehr nachvollzogen werden. In allen zur Verfügung stehenden Quellen werden lediglich 10 Tote genannt. Beurkundet und bestätigt sind drei an den Kämpfen beteiligte Arbeiter; drei Unbeteiligte, die zufällig tödlich getroffen wurden und vier Soldaten der Reichswehr. Fünf beteiligte Arbeiter und unbeteiligte Zivilisten sind auf dem Gedenkstein für die Opfer des Kampfes gegen den Kapp-Putsch, der sich auf dem Delitzscher Friedhof befindet, eingemeißelt: Karl Friedrich Weber, geb. am 25.02.1874 in Reidewitz, verstorben am 24.03.1920, wohnhaft in Delitzsch, Bismarckstr. 48, verheiratet mit Wilhelmine Berta, geb. Sachs, durch Rückenschuss, den er am 18.03.1920 erhalten hatte und Herzschwäche gestorben, Sohn von Johanne Friederike Oppermann, verw. Hausherr, geb. Weber; Erich Schmidt, geb. am 28.11.1900 in Kiel, gefallen am 18.03.1920, wohnhaft in Delitzsch, Markt 21, durch Kopfschuss bei den Straßenkämpfen gestorben, ledig, Sohn von Friedrich Schmidt und Luise, geb. Asch; Heinrich Albert Alwin Korn, geb. am 08.08.1900 in Delitzsch, gefallen am 18.03.1920, wohnhaft in Delitzsch, Kreuzgasse 3, durch unvorsichtiges Hantieren mit einer Handgranate bei den Straßenkämpfen gestorben, Sohn von Heinrich Albert Alwin Korn und Emma Klara, geb. Kluge; Wilhelm Walter KurtOelschner, geb. am 01.07.1902 in Delitzsch, gefallen am 18.03.1920, wohnhaft in Delitzsch, Mühlenstr. 7, durch Brustschuss bei den Straßenkämpfen gestorben, ledig, Sohn von Friedrich Wilhelm Oelschner und Lina, geb. Schönemann; Hermann Artur Fiedler, geb. am 13.05.1892 in Delitzsch, gefallen am 18.03.1920, wohnhaft in Delitzsch, Gertitzer Str. 14, durch Kopfschuss bei den Straßenkämpfen gestorben, ledig, Sohn von Johann Hermann Fiedler und Marie Anna, geb. Kuhne. Ein unbeteiligter Delitzscher Zivilist ließ bei den Kämpfen sein Leben in Leipzig: Karl Max Schmidt, geb. am 06.03.1896 in Delitzsch, erschossen am 15.03.1920 in Leipzig, arbeitete als Kassenbeamter in Leipzig und wurde auf dem Weg zum Bahnhof durch Reichswehrtruppen unschuldig erschossen (Herzschuss), wohnhaft in Delitzsch, Gertitzer Straße 12, wurde am 24.03.1920 in Delitzsch beerdigt, eine standesamtliche Beurkundung erfolgte aber in Delitzsch nicht. Insgesamt fielen diesen Kämpfen auch vier Soldaten der Reichswehr zum Opfer. Einer von ihnen wurde in Delitzsch beigesetzt und standesamtlich beurkundet, während die drei anderen Toten durch die abziehenden Reichswehrtruppen mitgenommen und dann in Eilenburg beerdigt wurden: Karl Donter, geb. am 27.07.1902 in Lütgen, gefallen am 18.03.1920, Jäger in der 17. Kompanie des Freiwilligen Landesjägerkorps Torgau, an Halswirbelschuss bei den Straßenkämpfen in Delitzsch gestorben, Sohn von Marie Donter, geb. Lumma, am 23.03.1920 in Delitzsch beerdigt und im Standesamt Delitzsch beurkundet; Oswald Clemen, geb. am 19.11.1899 in Schmalkalden, gefallen bei den Kämpfen in Delitzsch am 18.03.1920, Todesursache: Bauchschuss, Gefreiter in der leichten Artillerie-Abteilung, Stab 2 in Torgau, in Eilenburg beerdigt, aber erst am 10.09.1934 wurde sein Tod im Standesamt Hildburghausen beurkundet; Adolf Nicolai, geb. am 11.09.1900 in Frankfurt am Main, gefallen bei den Kämpfen in Delitzsch am 18.03.1920 im Alter von 19 Jahren und 6 Monaten, Jäger in der VI. Abteilung der Reichswehr-Brigade 16, 18. Kompanie in Eilenburg, in Eilenburg beerdigt, aber erst am 20.09.1934 wurde sein Tod im Standesamt Frankfurt am Main beurkundet; Heinrich Voigt, geb. am 18.09.1901 in Grebenstein, gefallen bei den Kämpfen in Delitzsch am 18.03.1920, Todesursache: schwere Kieferverletzung durch Infanterie-Geschoss, verstarb auf dem Transport nach Kospa (bei Eilenburg), Jäger in der VI. Abteilung der Reichswehr-Brigade 16, 18. Kompanie in Eilenburg, in Eilenburg beerdigt, aber erst am 13.03.1935 wurde sein Tod im Standesamt Oberhausen/Rheinland beurkundet. Andere Tote sind nicht nachgewiesen. Am 6. Juni 1920 fanden als Folge des Kapp-Putsches Reichstagswahlen statt. In Delitzsch stimmten für die Deutschnationalen 505, die Deutsche Volkspartei 1426, die Demokraten 967, die Mehrheitssozialisten 1261, die Unabhängige 3340, das Zentrum 94 und für die Kommunisten 57 Wähler.

 


Quellen für die folgende Datenbank: Delitzscher Tageblatt vom 24.03. und 25.03.1920;. Delitzscher Zeitung vom 24.03., 25.03., 26.03. und 27.03.1920. Roden, Hans: Deutsche Soldaten. Vom Frontheer und Freikorps über die Reichswehr zur neuen Wehrmacht. Verlag Breitkopf und Härtel, Leipzig. 1935. SED-Kreisleitung Delitzsch (Hrsg.): Stätten des Gedenkens und der Erinnerungen der revolutionären Arbeiterbewegung der Stadt Delitzsch; Delitzsch o.J.,. Stadt Delitzsch (Hrsg.): Chronik der Stadt Delitzsch, Teil VII, Delitzsch 1991, S. 116f. Stadtarchiv Delitzsch, Personenstandsbücher, Sterberegister der Stadt Delitzsch 1920. Stadtarchiv Delitzsch; Schriftverkehr der Stadtverwaltung Delitzsch mit dem Zentralnachweisamt für Kriegsgräber und Kriegerverluste sowie dem Staatsanwalt in Halle Saale, 1938.

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6. Gewalt in der Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945

In der Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945 wurden auch Delitzscher in Konzentrationslagern und Vernichtungslagern ermordet und durch Sondergerichte zum Tode verurteilt. Bereits in der Neujahrsnacht zum 1. Januar 1933 kam es zwischen den Angehörigen der NSDAP und der KPD zu einer schweren Schlägerei in der Halleschen Straße und in Poßdorf zu einer Straßenschlacht mit 20 Verletzten, darunter vier Schwerverletzten. Am 31. Januar erfolgte eine Kundgebung der KPD auf dem Marktplatz mit 350 Teilnehmern, als Protest gegen die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler. Am 2. Februar fand eine Kundgebung der NSDAP unter starker Beteiligung des "Stahlhelm" im Schützenhaus statt. Nach einem Fackelumzug und Marsch durch die Stadt wurde in der Versammlung die Zustimmung zur "Nationalen Regierung unter Leitung Adolf Hitlers" zum Ausdruck gebracht. Aus Unterlagen über den antifaschistischen Widerstandskampf im Kreise Delitzsch von 1933 - 1942 der SED-Kreisleitung Delitzsch geht hervor, dass nach dem Reichstagsbrand und auch in den folgenden Jahren Inhaftierungen im Rathauskeller Delitzsch, Zuführungen zum Polizeipräsidium Halle, Inhaftierungen in Konzentrationslagern, vor allem im KZ Lichtenburg nördlich von Torgau, Einzelpersönlichkeiten auch in den Lagern Buchenwald, Sachsenburg und Sachsenhausen, vorgenommen worden sind. Meist wurden die Inhaftierten nach einer bestimmten Zeit wieder freigelassen in der Annahme, dass die Abschreckungsmaßnahmen ihren Zweck erfüllt hätten. Es wird angenommen, dass sich die Zahl der Personen, die in Kreis und Stadt Delitzsch unter den Repressalien der NS-Führung zu leiden hatten, auf über 100 erstreckte. In KZ’s wurden folgende Personen aus Delitzsch umgebracht: Albert Walter Grunicke, geb. am 02.06.1896 in Delitzsch, verstorben am 12.05.1940, 1940 in Leipzig verhaftet und im KZ Sachsenhausen ermordet, bekannte Wohnorte: Delitzsch, Leipzig; Hermann Walter Schuhknecht, geb. am 14.04.1899 in Delitzsch, verstorben am 12.03.1945, 1934 in Bernburg verhaftet und im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet, bekannte Wohnorte: Delitzsch, Bernburg, Funktionär der KPD; Anna Schumann, geborene Plath, geb. am 1875 in Delitzsch, verstorben am 23.08.1935, 1934 in Leipzig verhaftet, zu 28 Monaten Zuchthaus verurteilt, kam im Zuchthaus Waldheim ums Leben, bekannte Wohnorte: Delitzsch, Leipzig, Stadtverordnete der KPD in Leipzig; Weiterhin sind nachweislich drei aus Delitzsch stammende Angehörige der KPD im KZ Buchenwald ums Leben gekommen: Hermann Alfred Albrecht, geb. am 23.07.1901 in Doberschütz, Kreis Delitzsch, verstorben am 05.04.1944, im KZ Buchenwald, Lager Dora, ums Leben gekommen, Wohnort: Delitzsch; August Hermann Friedrich, geb. am 02.10.1900 in Delitzsch, verstorben am 16.04.1943, im KZ Buchenwald umgekommen, Wohnort: Delitzsch; Friedrich Hänisch, geb. am 30.05.1902 in Delitzsch, verstorben am 04.09.1942, im KZ Buchenwald ums Leben gekommen, Wohnort: Delitzsch. Der "von oben" angeordnete Boykott der jüdischen Geschäfte am 1. April 1933 hatte auch in Delitzsch mit voller Wucht eingesetzt. Vor den Geschäften standen zwei bis drei SA- oder SS-Leute, einer trug ein Plakat mit der Aufschrift: "Abwehrkampf! Kauft nicht bei Juden, Deutschlands Feinden!" Auf den Straßen, besonders gegenüber den jüdischen Geschäften, hatten sich zahlreiche Schaulustige angesammelt. Im November 1934 lebten noch 24 damals so bezeichnete "Israeliten" in Delitzsch. Die Delitzscher Zeitung berichtete am 28. Juli 1935 darüber, dass auch in Delitzsch der "Kampf gegen das Judentum" geführt wird. Das Reichsbürgergesetz und das "Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre" machten die Juden zu Bürgern zweiter Klasse. In Delitzsch waren nur wenige jüdische Familien sesshaft, so u. a. die Kaufleute Salomon am Markt 8, Pinkus in der Dübener Straße und Jacobsohn in der Breiten Straße 1 sowie die Lebensmittelhändler Schade und Füllgrube in der Eilenburger Straße 9. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 erfolgte das als "Reichskristallnacht" bekannte Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung. Der Chronist der Stadtverwaltung schreibt dazu: "Wie in anderen Städten, so ist man auch in Delitzsch zerstörend gegen die jüdischen Geschäftsinhaber vorgegangen. Laden und Wohnung eines jüdischen Geschäftsinhabers wurden zerstört, die jüdische Kapelle, der 'Judentempel', dem Erdboden gleichgemacht. Damit dürften wohl endlich und für immer die letzten Zeichen jüdischer Niederlassung in Delitzsch verschwunden sein." In der Delitzscher Zeitung erscheint die Schlagzeile: "Delitzsch nun in seinem äußeren Stadtbild völlig judenrein!" Was in Delitzsch an diesem 10. November geschah, ist dem Schriftverkehr des Delitzscher Magistrats mit der Provinzialregierung zu entnehmen. Am Nachmittag jenes Tages wurden die drei großen Schaufenster des Jacobsohnschen Geschäftes in der Breiten Straße 1 zertrümmert. Die Schaufensterpuppen, die Auslagen aus dem Bekleidungsgeschäft, Hausrat und unzählige Glassplitter lagen auf der Straße. Aus dem Reichsbahnausbesserungswerk hatte eine Rotte Männer unter Führung eines SS-Mannes, der in der Bismarckstraße ein Textilgeschäft hatte, das Geschäft und die Wohnung der Familie Jacobsohn geschändet. Danach ging es grölend zum Judenfriedhof. Unter den mitziehenden Kindern und Jugendlichen befanden sich auch Konfirmanden der Knabenvolksschule. Auf dem jüdischen Friedhof wurde die Kapelle angezündet und zerstört und die angeheuerten Jugendlichen warfen die Grabsteine um. Der Bürgermeister als Ortspolizeibehörde berichtete am 10. November an den Landrat und an die Staatspolizei-Dienststelle (Stapo) Halle: "Politische Tagesmeldung: Am 10. November war gegen 17 Uhr eine Demonstration mit etwa 300 Delitzscher Einwohnern. Die Erregung der Menge steigerte sich über die ruchlose Tat des Juden Grynspan an den Legationsrat von Rath von Minute zu Minute, bis schließlich die Menge dazu überging, das in der Breiten Straße dem Juden Walter Jacobsohn gehörende Kaufhaus zu zerstören. Das Ereignis war so groß, daß die gesamte Laden- und Wohnungseinrichtung zerstört wurde. Auch der auf dem Judenfriedhof befindliche Judentempel (es handelt sich nur um eine Andachtshalle) wurde von der erregten Menge in Brand gesteckt. Die Polizei versuchte, die Plünderung bei Jacobsohn zu verhindern. Die im Grundstück befindlichen Juden, Frau Jacobsohn sen. und jun., sowie der aus Bitterfeld stammende Jude Georg Wolff, der zu Besuch weilte, werden in Schutzhaft genommen. Der Inhaber des Ladens Walter Jacobsohn war geflüchtet und wurde von der Delitzscher Polizei kurz vor Benndorf gefangen und kam in Schutzhaft. Die beiden Frauen wurden freigelassen. Jacobsohn und Wolff wurden am 10. November 1938, um 19.30 Uhr, der Stapo Halle vorgeführt." Bis 1945 kamen folgende Delitzscher Juden ums Leben: Emma Lewin, geborene Wolff, geb. am 15.11.1888 in Delitzsch, verstorben am 26.12.1944, wurde ins KZ Stutthof bei Danzig deportiert und verstarb dort, bekannte Wohnorte: Delitzsch, Berlin; Erich Pinkus, geb. am 07.07.1912 in Eilenburg, verstorben 1942, vom 14.11.1938 bis 17.12.1938 im KZ Buchenwald inhaftiert, am 21.01.1942 erfolgte die Deportation in das Ghetto Riga, wo er verstarb, Wohnort: Delitzsch; Hedwig Zeising, geborene Wagner, geboren am 02.05.1885 in Anklam, verstorben am 03.06.1942, wurde Anfang 1942 in Delitzsch verhaftet und ins Polizeipräsidium Halle überführt, am 01.06.1942 wurde sie mit einem aus Kassel kommenden Deportationszug nach Lublin transportiert, am 03.06.1942 endete der Transport im Vernichtungslager Sobibor, sie war verheiratet mit dem verstorbenen Oberpostsekretär Karl Zeising, Wohnort: Delitzsch, Körnerstraße 9. Im April 1945 führten mehrere Todesmärsche von KZ-Häftlingen durch Delitzsch: 50 KZ-Häftlinge, deren Lager wegen der Frontlage aufgelöst worden ist, wurden durch die Stadt in Richtung Spröda geführt. Ein weiterer Transport wurde über den Markt und die Leipziger Straße nach Döbernitz getrieben. Von ihnen wurden 14 Häftlinge an der Sandgrube östlich von Döbernitz von dem SS-Begleitkommando erschossen, weil sie vor Erschöpfung zusammengebrochen waren. Am 31. Mai erfolgte die kirchliche Bestattung der ermordeten KZ-Häftlinge auf dem Friedhof in Delitzsch. Dabei wurden 14 Särge mit den in Döbernitz exhumierten Toten beigesetzt. Bei den Toten handelte es sich um namentlich unbekannte Häftlinge. Im Friedhofsbuch steht dazu folgender Eintrag: "14 Personen aus dem KZ-Lager wurden auf dem Todesmarsch durch Delitzsch im April 1945 erschossen, im Auftrag der KP (gemeint ist damit die Kriminalpolizei) beigesetzt, Friedhof Neuer Teil, Abt. 7, Reihe 3, Gräber 1 bis 14 (ehemalige Kriegsgräber)". Ein weiteres unrühmliches Kapitel in der Zeit zwischen 1933 und 1945 ist die am 21. März 1933 von der Reichsregierung erlassene Verordnung über die Bildung der Sondergerichte. Diese Gerichte hatten den Status eines Standgerichtes. Voruntersuchung und Eröffnungsbeschluss entfielen, die Stellung des Staatsanwaltes wurde gestärkt, die der Verteidigung eingeschränkt; das Urteil wurde sofort rechtskräftig und Rechtsmittel dagegen konnten nicht eingelegt werden.

Abbildung 11 - Fallbeil der Hinrichtungssttte des Sondergerichtes Leipzig Bestand Stadtarchiv
Abb. 9: Fallbeil der Hinrichtungsstätte des Sondergerichtes Leipzig

Bei Todesurteilen erfolgte die Hinrichtung meist unmittelbar nach der Urteilsverkündung. Dadurch konnte die politische Opposition ohne "Aufsehen" und schnell ausgeschaltet werden. Die Opfer dieser Politik entstammten allen Bevölkerungsschichten, unter ihnen befanden sich Gegner des Naziregimes ebenso wie Kleinkriminelle oder solche Menschen, die erst auf Grund der extremen Gesetzeslage kriminalisiert wurden. Aus Delitzsch wurden drei Personen durch das Sondergericht Halle/Saale und eine Person durch das Sondergericht Leipzig zum Tode verurteilt und hingerichtet. Am 8. Dezember 1939 wurde der in Delitzsch wohnhafte Erich Eckhardt vom Sondergericht Halle wegen Notzuchtversuchs in zwei Fällen und Verbrechens nach §2 der Verordnung gegen Volksschädlinge zweimal zum Tode und zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Sommer 1939 hatte er drei Mädchen überfallen und zu vergewaltigen versucht. Seine Hinrichtung erfolgte am 5. Januar 1940 in Weimar. Richard Kuhn, der zum Zeitpunkt seiner Verhaftung in der Breiten Straße 30 in Delitzsch wohnte, wurde durch das Sondergericht Halle am 24. November 1942 zum Tode verurteilt. Die Straftat wurde mit Schwarzschlachten angegeben, nach §1 Kriegswirtschaftsverordnung. Die Gesamtmenge des gewonnenen Fleisches betrug 30 Tonnen. Am 8. Januar 1943 wurde er im Zuchthaus "Roter Ochse" in Halle hingerichtet. Ernst Kaul, bei seiner Verhaftung in Delitzsch, Angerstr. 18 wohnhaft, wurde am 29. Januar 1943 durch das Sondergericht Halle zum Tode verurteilt. Die Verurteilung erfolgte wegen "Großbetrügerei" auf der Basis des §4 der Volksschädlingsverordnung. Er war bereits zwölf Mal vorbestraft und galt als gefährlicher Gewohnheitsverbrecher. Am 1. März 1943 wurde er in Halle hingerichtet. Ernst Paul Johnke arbeitete bei der Stadtverwaltung Delitzsch als Kriegsaushilfsangestellter im Ernährungsamt. Dort hatte er in großem Umfang Lebensmittelmarken gestohlen und einen schwunghaften Handel damit betrieben. Am 5. Dezember 1944 verurteilte ihn das Sondergericht 3 in Leipzig zum Tode nach der Kriegswirtschaftsverordnung. Zusammen mit fünf Mitangeklagten wurde er am 12. Januar 1945 im Landgerichtsgefängnis Dresden, Münchner Platz, hingerichtet.


Quellen für die folgende Datenbank: Dokumentationen zu Todesmärschen von KZ-Häftlingen durch den Kreis Delitzsch, Albert-Schweitzer-Gymnasium Bad Düben 1996. Endlich/Goldenbogen/Herlemann/Kahl/Scheer: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Band I und II, Bonn 1999. Fricke, Kurt: Die Justizvollzugsanstalt "Roter Ochse" Halle/Saale 1933-1945, Halle 1997. Gedenkbuch: Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945. http://totenbuch.buchenwald.de/. Online-Totenbuch des Konzentrationslagers Buchenwald 1937-1945. Stadt Delitzsch (Hrsg.): Chronik der Stadt Delitzsch, Teil VIII, Delitzsch 1996. Stätten des Gedenkens und der Erinnerungen der revolutionären Arbeiterbewegung der Stadt Delitzsch, Hg. Kreisleitung Delitzsch der SED o. J. Viebig, Michael: Das Zuchthaus Halle/Saale als Richtstätte der Nationalsozialistischen Justiz (1942-1945); Halle 1989.

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7. Der Zweite Weltkrieg 1939-1945

Etwa 60 bis 80 Millionen Opfer (Menschenverluste und Kriegsbeschädigte) forderte der Zweite Weltkrieg in der Zeit zwischen 1939-1945. Diese hohe Verlustzahl spiegelt sich auch in der Stadt Delitzsch wider. Bisher konnten 1.600 im Krieg gefallene oder durch Verwundung nach dem Krieg verstorbene Soldaten, in Delitzsch verstorbene Zwangsarbeiter und ausländische Zivilisten, verstorbene Kriegsgefangene, Zivilisten, die durch Kriegseinwirkungen verstarben und standrechtlich hingerichtete Angehörige der Wehrmacht identifiziert werden. Man kann aber davon ausgehen, dass das Schicksal von mindestens 500 Opfern noch der Aufklärung bedarf. Ab 1. September 1939, dem Tag des Kriegsausbruches, wurde in Delitzsch bis auf weiteres die Verdunkelung eingeführt und die Schulen vorerst geschlossen. Am 28. September kam schließlich der erste Lazarettzug in Delitzsch an. Er brachte 67 Verwundete, die im Krankenhaus zur Genesung untergebracht worden. Am 30. September traf der erste Transport mit polnischen Kriegsgefangenen ein. Der nachweisbar erste Delitzscher, der im Zweiten Weltkrieg sein Leben ließ, war der Schütze Max Gerhard Hermann, wohnhaft in der Wiesenstraße 18. Am 6. September 1939 erlag er im Feldlazarett 24 in Glimno (Polen) seinen Verletzungen. Bis zum Jahresende folgten ihm noch weitere sechs Tote. Neue Kriegsgefangenentransporte, meist aus französischen Soldaten bestehend, wurden 1940 in Lagern, so im Lindenhof untergebracht, und zu Arbeiten in Industrie und Landwirtschaft eingesetzt. Im Allgemeinen waren die Auswirkungen des

Abbildung 13 - Deutsche Kriegsgrber auf dem Friedhof Delitzsch Foto privat
Abb. 10: Deutsche Kriegsgräber auf dem Friedhof Delitzsch

Krieges auf den Tagesablauf noch nicht zu spüren, obwohl in dem Jahr bereits mindestens 26 Männer ihr Leben ließen. Im Jahr 1941 stieg die Zahl der Gefallenen durch den Überfall auf die Sowjetunion merklich an, 89 Tote wurden registriert. Ab 1942 machten sich die Verluste im Krieg bemerkbar: 1942 waren es 159 Gefallene, 1943 waren es bereits 193 und 1944 sogar 337 Gefallene. Obwohl der Krieg ab 20 April 1945 in Delitzsch faktisch zu Ende war, starben mindestens 212 Wehrmachtsangehörige. Viele Namen von Gefallenen wurden erst mehrere Jahre nach 1945 bekannt. Ein Großteil der Vermissten konnte z. B. nicht aufgeklärt werden, weil sie in Kriegsgefangenschaft verstarben. So verstarb der Obergefreite Erich Seelbach aus Delitzsch am 12. Februar 1947 im russischen Kriegsgefangenenlager Ascha, 120 km östlich von Ufa, an Lungenentzündung. Er wurde im Waldlager IV in Ascha beigesetzt. Erst 1948 konnte sein Sterbefall beurkundet werden. Selbst diejenigen, die aus der Gefangenschaft entlassen werden sollten, starben oft auf dem Weg in die Heimat. Der Panzergrenadier Hermann Wilhelm Otto Koch befand sich in einem Kriegsgefangenenlager hinter dem Ural. Er war schwer erkrankt und litt an Wassersucht. Auf dem Transport in die Heimat starb er in der Nähe von Moskau am 24. Oktober 1945. Der Soldat Ewald Wolters, geb. am 10.12.1908 in Benndorf, in Delitzsch wohnend und mit Elfriede Marie, geborene Wilhelm, verheiratet, galt seit Januar 1945 als vermisst. Seine Frau und seine drei Kinder erfuhren von seinem Schicksal erst im Jahr 1949. Ein Kamerad von Ewald Wolters, der ebenfalls aus Delitzsch stammende Erich Struensee, gab eine eidesstattliche Erklärung zu Protokoll: "In der Nacht vom 21. zum 22. Januar 1945 war unsere Truppe eingeschlossen. Der Soldat Wolters lag im Straßengraben neben mir. Beschuß erfolgte durch Panzer und feindliche Infanterie. Wir mussten versuchen, auszubrechen. Als ich meinen Kameraden Wolters aufforderte, mit mir aus dem Straßengraben herauszuspringen, um aus dieser gefährlichen Lage zu kommen, sagte er nur: 'Meine Frau und meine Kinder'. Er brach zusammen. Bei der von dem brennenden Dorf erzeugten Helligkeit sah ich deutlich, dass er durch einen Brustschuß getroffen war. Seine Haltung und letzten Worte zeigten mir, dass er tot war. Da ich versuchen musste, mit den anderen Kameraden aus der gefährlichen Lage zu kommen, konnte ich mich nicht mehr um ihn kümmern oder ihm irgend welche Gegenstände abnehmen. Die Kampfhandlungen fanden statt bei Guttentag bei Oppeln." Durch den Kriegsverlauf wurden auch in Delitzsch einschneidende Maßnahmen durchgesetzt.

Abbildung 14 - Denkmler gefallene Soldaten verschiedener Nationen auf dem Friedhof Delitzsch Foto privat
Abb. 11: Denkmäler gefallene Soldaten verschiedener Nationen auf dem Friedhof Delitzsch

Laut einer Bekanntmachung des Bürgermeisters wurde die gesamte Bevölkerung vom 15. bis zum 70. Lebensjahr (außer Gebrechlichen, Kranken und Schwangeren) zum Selbstschutz herangezogen. Freiwillige konnten sich nun bereits mit 16 ½ Jahren zur Waffen-SS melden. Zahlen über Gefallene wurden nicht mehr bekanntgegeben und viele bisher zurückgestellte Männer wurden eingezogen. Beamte durften nicht mehr mit 65 Jahren in den Ruhestand treten. Das deutete auf eine kritische Lage an der Ostfront hin. Jedoch wurde die sich anbahnende Katastrophe um Stalingrad, das bereits am 21. November eingeschlossen worden war, noch verheimlicht. Durch das neue Arbeitseinsatzgesetz, das aufgrund des "Totalen Krieges" zur Sicherung des "Endsieges" erlassen wurde, waren alle Männer vom vollendeten 16. Lebensjahr bis zum vollendeten 65. Lebensjahr und alle Frauen vom vollendeten 17. Lebensjahr bis zum vollendeten 45. Lebensjahr zum Arbeitseinsatz verpflichtet. Bis Ende Februar 1943 erteilte das Wehrmeldeamt Auskünfte über das Schicksal der Stalingradkämpfer. Am 16. Juli 1943 wurde allen Betriebsführern bekanntgegeben, dass für die Jahrgänge 1925, 1926 und 1927 der HJ der Urlaub gesperrt sei, da diese Zeit restlos für die Wehrertüchtigung benötigt wurde. Am 16. August 1944 wurde der Flugplatz in Spröda durch feindliche Bomber angegriffen. Dabei wurden die Flugzeug- und Montagehalle sowie das Rollfeld zerstört. Das Vorwerk des Rittergutes Beerendorf wurde mit beschädigt, eine Frau und ein Schäfer wurden getötet und 150 Schafe verbrannten in den Ställen. Die Mühle von Beerendorf wurde durch Brandbomben getroffen und brannte ab. Am 18. Oktober erschien ein "Aufruf des Führers zur Aufstellung eines Volkssturmes zur Verteidigung des Vaterlandes". Daraufhin wurde durch das Landratsamt eine Meldung aller gestellungspflichtigen Männer der Jahrgänge 1884 - 1928 zum Deutschen Volkssturm am 25. Oktober auf dem Schützenhofplatz und Jahnplatz angeordnet. Am 02. November wurden durch einen Bombenangriff in der Gemarkung Beerendorf am Flugplatz drei Personen getötet.

Delitzsch - Luftbildaufnahme 1944
Abb. 12: Amerikanische Luftbildaufnahme von Delitzsch 1944

Ende Januar 1945 war eine starke Zunahme des Flüchtlingsstroms zu verzeichnen. Tag und Nacht zogen vollbesetzte Wagenkolonnen durch die Stadt. Am 14. April standen die Armeen der Westalliierten bei Wittenberge und Magdeburg und damit an der Elbe, die Saale war bereits überschritten und amerikanische Truppen stießen auf Leipzig vor. Fast stündlich war am Tag Fliegeralarm. Es wurde mit dem Anlegen einer Verteidigungsstellung am Westrand der Stadt begonnen. Am 15. April wurden die Baracken, Bahnanlagen und Lagerräume' des Flugplatzes in Spröda gesprengt. Am 16. April griff ein amerikanisches Kampfflugzeug den Berliner Bahnhof mit Bomben an. Dadurch wurde der nördliche Teil des Bahnhofes mit der Bahnhofsgaststätte und der Warteraum mit Schalter in Schutt und Asche gelegt. Elf Personen, darunter der Bahnhofswirt und dessen Ehefrau sowie mehrere Fremdarbeiter, wurden getötet und weitere Personen verletzt, davon einige schwer. Vier von ihnen erlagen ihren Verletzungen. Am 17. April beschoss ein Tiefflieger die Bismarckstraße/Ecke Eisenbahnstraße, wobei Anna Koppehl und ihr Sohn Kurt aus der Fuststraße den Tod fanden. Tragisch verlief auch der Tod des aus Delitzsch, Mauergasse 29, stammenden Hauptmanns der Reserve, Viktor Conrad Hochheim. Aus dem Schriftverkehr geht hervor, dass er mit drei Kameraden Anfang Februar 1946 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen und an die Russen übergeben wurde. Alle vier Gefangene kamen in das (wie sie fälschlicherweise annahmen) Kriegsgefangenenlager Sachsenhausen bei Oranienburg. Dieses Lager war aber bereits seit August 1945 ein sogenanntes Speziallager des russischen NKWD. Viktor Hochheim verstarb dort innerhalb kurzer Zeit an Lungenentzündung. Obwohl sich danach entlassene Kameraden und seine Familie um eine Sterbefallanzeige bemühten, kam es erst 1948 dazu. Die Familie erhielt keine Benachrichtigung der russischen Behörden. Auch deutsche Behörden verhielten sich auffallend passiv. Desertierungen von Soldaten erfolgten zunehmend. Wie aus dem Totenregister des Friedhofes Delitzsch hervorgeht, wurden einige Deserteure erschossen aufgefunden. Deren Namen waren zunächst unbekannt. Am 20. April 1945 (als amerikanische Truppen Delitzsch besetzten) nahm man noch an, dass ein Verbrechen an ihnen verübt worden sei und übergab den Fall der Kriminalpolizei. Sie waren aus nächster Nähe durch Schüsse in den Kopf und die Brust getötet worden. Zwei von ihnen, die Soldaten Franz Simon und Heinz Klammer, waren erst 16 Jahre alt. Vielleicht hatten sie die Sinnlosigkeit eines weiteren Kampfes erkannt oder sie hatten einfach Angst. Sie wurden vermutlich durch die kurz vor den eintreffenden Amerikanern nach Eilenburg geflohenen SS-Angehörigen hingerichtet. Angst vor dem Tod in den letzten Tagen des Krieges hatte wahrscheinlich auch der Schütze Georg Schwarzer, aber das bleibt nur eine Vermutung. Seine Mutter erhielt im November 1944 die lakonische Mitteilung eines Feldgerichtes: "Das gegen den Schützen Georg Schwarzer, geb. am 28.11.1925 in Neiße O.S., zuletzt wohnhaft in Delitzsch, Mühlenstraße 13, wegen der von ihm am 3. November begangenen Straftat vom Feldkriegsgericht auf Todesstrafe erkannte Urteil ist nach Bestätigung durch den zuständigen Gerichtsherrn am 15. November 1944 vollstreckt worden. Die Bestattung erfolgte in unmittelbarer Nähe des Richtplatzes in Ceplukains, 20 km südlich Grobin (Lettland). Todesanzeigen oder Nachrufe in Zeitungen, Zeitschriften und dgl. Sind verboten. Unterschrift: gez. Oberstabsrichter Petrick." Erst nach schriftlicher Anfrage an das Feldgericht erfuhr die Mutter, dass ihr Sohn wegen "Feigheit vor dem Feinde" verurteilt worden war. Die Angehörigen des Volkssturmes in Delitzsch verschwanden Ende April nach und nach. Ihre Waffen warfen sie in den Stadtgraben oder in den Werkstättenteich. Zwischen 1940 und 1945 starben durch Kriegseinwirkungen in Delitzsch 66 Zivilisten. Sie wurden Opfer von Bombenangriffen auf Leipzig oder Delitzsch sowie durch Hantieren mit Munition oder Waffen. Am 15. April verstarb der 11-jährige Schüler Heinrich Blokus aus Delitzsch nach dem Spielen mit einer Panzerfaust; beim Explodieren zerriss sie ihm den Dünndarm. Auch die Schüler Gerhard Haberland, Werner Halweg, Marlitt Kruschewski, Dietmar Nitsche, Genevefa und Theresa Noack, Werner Salgon, Herbert Schneider, Christa Schuhknecht und Ralf Weise verloren auf diese Weise ihr Leben. Von den gefallenen mindestens 1.400 Delitzscher Wehrmachtsangehörigen wurden lediglich 32 auf dem Delitzscher Kriegsgräberfriedhof beigesetzt. Auf den Grabsteinen sind auch Namen von Gefallenen zu finden, die nicht aus Delitzsch stammen. Sie sind an ihren Verletzungen im Krankenhaus Delitzsch verstorben und hier beerdigt worden. Des Weiteren sind auf dem Friedhof 203 ausländische Zwangsarbeiter oder Kriegsgefangene bestattet. Darunter befinden sich 136 Personen aus der Sowjetunion, 16 Tschechen, 20 Polen, 12 Italiener, 10 Franzosen, 6 Engländer, 1 Belgier, 1 Kanadier und 1 Rumäne. Ihnen wurden später auf dem Friedhof Denkmäler gesetzt. Eines der traurigsten Kapitel in der Geschichte dieser Zeit spielte ein ehemaliges Kinderheim in Werbelin. Werbelin gehörte zum Standesamtsbereich Delitzsch und deshalb stehen die Personenstandsbücher dem Stadtarchiv zur Verfügung. Dieses Kinderheim wurde ausnahmslos für Kinder von Zwangsarbeiterinnen eingerichtet. Nach der Geburt wurden diese Kinder ihren Müttern weggenommen und unter unmenschlichen Bedingungen in diesem Kinderheim eingesperrt. Aus den Aufzeichnungen geht hervor, dass zwischen April 1944 und April 1945 70 Kinder verhungerten oder an Krankheiten verstarben, die durch die Unterernährung hervorgerufen worden. Die Leichen wurden auf dem Feld hinter dem Kinderheim ohne ein richtiges Grab einfach verscharrt. Am 20. April 1945 wurde Delitzsch von den amerikanischen Truppen besetzt, und der Krieg damit für die Stadt und deren Bevölkerung beendet. Doch die scheinbare Ruhe war nur vorübergehend. Bereits im Juli 1945 zogen sich die Amerikaner zurück und übergaben u.a. den Kreis Delitzsch an russische Truppen.


Quellen für die folgende Datenbank: Axis Biographical Research - an apolitical military history site, online auf http://www.geocities.com/~orion47/ (Stand 2014). Grabstätten sowjetischer Bürger auf dem Gebiet des Freistaates Sachsen, Dresden 2008. Militärhistorischer Seite mit Überblick der politischen und militärischen Struktur während des 2. Weltkrieges. Orte des Gewahrsams von deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion (1941-1956), Findbuch, Dresden, Kassel, Moskau, München 2010. Stadt Delitzsch (Hrsg.): Chronik der Stadt Delitzsch, Teil VIII, Delitzsch 1996. Stadtarchiv Delitzsch, Begräbnisbuch des Friedhofs Delitzsch 1943-1945. Stadtarchiv Delitzsch, Bombenabwurf auf den Berliner Bahnhof – Liste der Getöteten. Stadtarchiv Delitzsch, Gräber von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern in Delitzsch. Stadtarchiv Delitzsch, Verstorbene Ostarbeiter Delitzsch in Delitzsch. Tessin, Georg. Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939-1945. Bearbeitet auf Grund der Unterlagen des Bundesarchivs-Militärarchivs; herausgegeben mit Unterstützung des Bundesarchivs und des Arbeitskreises für Wehrforschung. 14 Bände + 3 Registerbände in mehreren Teilen. Osnabrück 1967-1998. Todesanzeigen gefallener Soldaten aus Delitzsch 1939-1945; Delitzscher Tageblatt und Delitzscher Kreiszeitung. Verlag Podzun-Pallas, 1956. Werner Haupt: Deutsche Spezialdivisionen 1935-1945: Gebirgsjäger, Fallschirmjäger, Waffen-SS. Verlag Podzun-Pallas, 1995. Wolf Keilig: Das deutsche Heer, 1939-1945: Gliederung, Einsatz, Stellenbesetzung, Band 1

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8. Die Nachkriegszeit und die Anfänge des Kalten Krieges 1945-1955

Die Nachkriegszeit von 1945-1955 ist von den Anfängen des Kalten Krieges geprägt. Zu Opfern wurden die Internierten in den Speziallagern und Gefängnissen des NKWD, in den sibirischen Arbeitslager und durch das Sowjetische Militärtribunal zum Tode verurteilte Zivilisten; Internierte, die nach der Schließung der Speziallager an die DDR-Behörden übergeben wurden und in den politischen Gefängnissen Waldheim, Bautzen und Hoheneck verstarben und Opfer gab es auch am 17. Juni 1953. Über die Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone wurde bereits im Heimatkalender 2009 berichtet. Laut Angaben des sowjetischen Innenministeriums aus dem Jahr 1990 wurden zwischen 1945 und 1950 auf dem Gebiet der SBZ/DDR 122.671 Deutsche in Sonderlagern interniert. 45.000 wurden wieder freigelassen, 43.000 (35 %) verstarben in den Lagern; etwa 20.000 sind entweder in die UdSSR verschleppt oder in Kriegsgefangenenlager überführt worden.

 Abbildung 16 - Speziallager 1 Mhlberg - Grber mit Hochkreuz Foto privat
Abb. 13: Speziallager 1 Mühlberg - Gräber mit Hochkreuz

Ferner seien 14.202 Internierte an DDR-Behörden übergeben worden; über 900 Internierte wurden durch sowjetische Militärgerichte zum Tode verurteilt. Bisher sind 225 Personen aus dem Kreis Delitzsch eindeutig identifiziert, die zwischen 1945 und 1950 in sowjetischen Speziallagern interniert waren, davon stammten 134 Personen direkt aus der Stadt Delitzsch. Nachweislich verstarben 79 Personen (36%) von ihnen in den folgenden Lagern: 44 im Speziallager Nr. 2, Buchenwald; 25 im Speziallager Nr. 1, Mühlberg; 4 im Speziallager Sachsenhausen; 1 im Zuchthaus Waldheim; 1 im Zuchthaus Bautzen; 3 nach ihrer Deportation nach Russland; eine Person wurde in Moskau zum Tode verurteilt. Dabei handelte es sich um Siegfried Flegel, geb. am 22. Juli 1924 in Delitzsch, zur Zeit seiner Verhaftung im Leipziger Eisen- und Stahlwerk VVB beschäftigt, vorher als Hilfsarbeiter im VEAB Delitzsch. Am 10 März 1951 wurde er in Delitzsch verhaftet und anschließend in das Moskauer Gefängnis Butyrka überführt. Das SMT Nr. 48240 verurteilte ihn am 11. Juli 1951 wegen Spionage, antisowjetischer Propaganda und Mitgliedschaft in einer konterrevolutionären Organisation zum Tode, das Präsidium des Obersten Sowjets lehnte sein Gnadengesuch am 17. September 1951 ab; das Todesurteil wurde am 24.09.1951 in Moskau durch Erschießen vollstreckt; beerdigt ist er auf dem Moskauer Friedhof Osenskoje. Eine namentliche Zusammenfassung aller aus dem Kreis Delitzsch stammenden Toten kann man auf der Internet-Seite der Initiativgruppe Lager Mühlberg e.V. finden. Die vorläufig letzten Opfer von Krieg und Gewalt in Delitzsch gab es in den Tagen um den 17. Juni 1953. Es kam in der DDR zu einer Welle von Streiks, Demonstrationen und Protesten, die verbunden mit politischen und wirtschaftlichen Forderungen als "Aufstand des 17. Juni" (auch Volksaufstand oder Arbeiteraufstand) bezeichnet werden. Die Zahl der Gesamtopfer ist heute noch umstritten. Belegt sind allerdings die beiden aus Delitzsch stammenden Opfer. Dabei handelte es sich um Joachim Bauer, geb. am 4. Mai 1933 in Brodau und Gerhard Dubielzig, geb. am 29. März 1934 in Delitzsch. Beide fanden durch "wahllos" aus dem Volkspolizeiamt in Delitzsch abgegebene Schüsse den Tod.

Wie eingangs erwähnt, soll dieser Artikel ein Beitrag dafür sein, die Opfer von Krieg und Gewalt nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Dabei ist es natürlich wichtig, dass man die jeweiligen historischen Hintergründe beachtet und nicht überstürzt verurteilt: "Das historische Urteil ist dem Dilemma ausgeliefert, dass es gefällt wird über Handlungen, deren Folgen dem Historiker bekannt sind, nicht aber denen bekannt waren , die handeln mussten."


Quellen für die folgende Datenbank: Adressbuch des Kreises Delitzsch unter Ausschluss der Stadt Eilenburg, Ausgabe März 1934. . Bestand Stadtarchiv Delitzsch, Liste aller NSDAP-Mitglieder in der Stadt Delitzsch. . Das Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Torgau, Wissenschaftlicher Leiter: Wolfgang Oleschinski, Schloß Hartenfels, Schloßstr. 27, 04860 Torgau. Das sowjetische Speziallager Nr. 2 1945-1950. Katalog zur ständigen historischen Ausstellung. Hg. von Bodo Ritscher, Rikola-Gunnar Lüttgenau, Garbriele Hammermann, Wolfgang Rüll und Christian Schölzel im Auftrag der Gedenkstätte Buchenwald. Göttingen 1999. Die Würde des Menschen ist unantastbar, Eine Tagung zur Auseinandersetzung um die Gestaltung einer Grabanlage f.r die "Torgauer Häftlingsurnen" auf dem Gertraudenfriedhof in Halle; Tagesdokumentation; hrsg. v. Verein Zeit-Geschichten Halle, Dezember 2005. Erschossen in Moskau ..: Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950 - 1953; Herausgegeben von Arsenij Roginskij, Frank Drauschke und Anna Kaminsky; Verlag Metropol; 3., vollständig .berarbeitete Auflage; Moskau 2008. Gedenkstätte Buchenwald, Kustos 2 – SpezLager 2: Dr. Bodo Ritscher, 99427 Weimar-Buchenwald. Gemeindeverwaltung Löbnitz, Standesamt, Ansprechpartnerin: Frau Mank, Parkstraße 15, 04509 Löbnitz. Gemeindeverwaltung Krostitz, Standesamt, Ansprechpartnerin: Frau Richter, Dübener Str. 1, 04509 Krostitz. Hewald, Hans Joachim, Aufzeichnungen von Georg Hewald – Inhaftierter in den Lagern Torgau, Grohnenfelde und Fünfeichen; in: Hewald, H., Hadubald – Kühn im Kampfe; Schardt Verlag Oldenburg o.J., S. 91-112. . Initiativgruppe Lager Mühlberg e.V., Gesch€ftsstellenleiterin: Frau Stamm, Schulplatz 2, 04931 Mühlberg/Elbe. Kilian, Achim: Einzuweisen zur völligen Isolierung. NKWD-Speziallager Mühlberg/Elbe 1945-1948. Mit einem Vorwort von Hermann Weber. Leipzig 1993, Mannheim 1992. Kilian, Achim: Mühlberg 1939-1948. Ein Gefangenenlager mitten in Deutschland, Böhlau Verlag, Köln Weimar 2001. Stadt Delitzsch (Hrsg.): Chronik der Stadt Delitzsch, Teil IX, Delitzsch 1998. Stadtarchiv Delitzsch, Unterlagen des Antifaschistischen Ausschusses des Kreises Delitzsch 1946-1948. Stadtverwaltung Eilenburg, Standesamt, Ansprechpartner: Frau Winter, Marktplatz 1, 04838 Eilenburg. . Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft, Wissenschaftliche Mitarbeiter: Frau Uljana Sieber und Herr Dr. Klaus-Dieter Müller, Dülferstraße 1, 01069 Dresden. Totenbuch des Speziallagers Nr. 3, Berlin-Hohenschönhausen. Totenbuch, Speziallager Nr. 1 des sowjetischen NKWD, Mühlberg/Elbe; Hg. Initiativgruppe Lager Mühlberg e.V., Mühlberg 2008.

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9. Quellen und Literatur; Abbildungs- nachweis

Bamm, Peter: Eines Menschen Zeit; Verlag Droemer Knaur; 1972.

Chronik der Stadt Delitzsch 1945-1949, Verf.: Alfred Schirmer, o. J., S. 17ff.

Clausewitz, Carl von: Vom Kriege, Nikol Verlags-GmbH; vollständige und gebundene Ausgabe 2008, I. Kapitel, S. 10ff.

Delitzscher Kreisblatt von 1864 bis 1872

Delitzscher Zeitung von 1920 bis 1945.

Der Volksaufstand am 17. Juni 1953 im Kreis Delitzsch – Ursachen und Verlauf; ein Beitrag zur Regionalgeschichte von Karl-Heinz Löser unter Mitarbeit von Albert Leithold; Hrsg. Landratsamt Delitzsch und Stadtverwaltung Delitzsch, Delitzsch 1998, S. 21ff.

Eberhardt, Walter von: Generalleutnant a.D.: Unsere Luftstreitkräfte 1914-18, Vaterländischer Verlag C.A. Weller, Berlin 1930, S. 17ff.

Erschossen in Moskau ...: Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950 - 1953; Herausgegeben von Arsenij Roginskij, Frank Drauschke und Anna Kaminsky; Verlag Metropol; 3., vollständig überarbeitete Auflage; Moskau 2008, S. 155.

Evangelisches Kreiskirchenarchiv Delitzsch, Heldenbuch 1914-1918 für die Kriegsopfer des Kirchspiels Delitzsch.

Freiberg, Lars-Uwe: Delitzscher Internierte in sowjetischen Speziallagern 1945-1950; in: Delitzscher Heimatkalender 2009, Bd. 6, Verlagshaus "Heide-Druck" Bad Düben 2008, S. 30-42.

Friedhofsregister 1943-1945 des Delitzscher Friedhofs.

Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945; Schülerprojekt "Juden in Halle" des Südstadt-Gymnasiums Halle unter Anleitung von Volkhard Winkelmann, Halle 1993-2003.

Internetseite des Lagers Mühlberg e.V.: http://www.lager-Muehlberg.org/content/DelitzscherTodesopferSpeziallager.pdf.

Landesarchiv Merseburg, Rep. C 134, Nr. 1203, Blatt 25.

Landeshauptarchiv Magdeburg, Rep. C 140, Band 7, Blatt 118ff.

Militär-Dienstbescheinigung des Zentralnachweiseamtes für Kriegerverluste und Kriegergräber, Büro für Kriegsstammrollen Nr. A.St. IV 200 M, Berlin-Spandau vom 31.07.1934.

Mitteldeutsche National-Zeitung, 1. Beiblatt, vom 11.12.1939.

Museum Barockschloß Delitzsch, Bestand VIII/42, Handschriftliche Chronik der Stadt Delitzsch von 1816-1876.

Museum Barockschloß Delitzsch, Bestand VIII/44, Handschriftliche Chronik der Stadt Delitzsch von 1876-1952, 1920.

Namentliches Verzeichnis der Toten der preussischen Armee und Marine des Deutsch-dänischen Krieges 1864; Autor Peter P. E. Günther, Verlag: P.P.E. Günther [Selbstverlag], 1978.

SED-Kreisleitung Delitzsch (Hrsg.): Stätten des Gedenkens und der Erinnerungen der revolutionären Arbeiterbewegung der Stadt Delitzsch; Delitzsch o.J., S. 6ff.

Sonderstandesamt Bad Arolsen, Sterbeurkunde.

Stadt Delitzsch (Hrsg.), Chronik der Stadt Delitzsch, Teil VII,

Stadt Delitzsch (Hrsg.), Chronik der Stadt Delitzsch; Teil VIII.

Stadtarchiv Delitzsch, Datenbank der Delitzscher Verluste im 1. Weltkrieg.

Stadtarchiv Delitzsch, Datenbank über die Verluste im 2. Weltkrieg und Friedhofsregister 1943-1945 des Delitzscher Friedhofs.

Stadtarchiv Delitzsch, Personenstandsbücher, Sterberegister Delitzsch, 1874-1983.

Stadtarchiv Delitzsch, Schriftverkehr des Magistrats mit der Provinzialregierung.

Stadtarchiv Delitzsch; Schriftverkehr der Stadtverwaltung Delitzsch mit dem Zentralnachweisamt für Kriegsgräber und Kriegerverluste sowie dem Staatsanwalt in Halle Saale, 1938.

Totenbuch des Konzentrationslagers Buchenwald 1937-1945, Online-Ausgabe.

Verlust-Listen der Königlich-Preußischen Armee für die Kreise Bitterfeld und Delitzsch, veröffentlicht im Delitzscher Kreisblatt zwischen dem 10.07. bis 01.08.1866.

Verlust-Listen der Königlich-Preussischen Armee und der Grossherzoglich Badischen Division aus dem Feldzuge 1870 - 1871: 1 - 248, Berlin: [v. Decker], 1871, 1982 S. Online-Ausgabe Düsseldorf : Universitäts- und Landesbibliothek, 2011.

Verlust-Listen der Königlich-Preußischen Armee; Königliche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei Berlin 1866; Online-Ausgabe Düsseldorf : Universitäts- und Landesbibliothek, 2011.

Viebig, Michael: Das Zuchthaus Halle/Saale als Richtstätte der Nationalsozialistischen Justiz (1942-1945), Gedenkstätten und Gedenkstättenarbeit im Land Sachsen-Anhalt, Heft 5, Druckerei Heinrich John, Halle/Saale 1998, S. 4-26.

Wir Kämpfer im Weltkrieg. Feldzugsbriefe und Kriegstagebücher von Frontkämpfern aus dem Material des Reichsarchivs. Bearbeitet und hg. sowie mit verbindendem Text versehen von H. Greiner und W. Förster; Verlag F. M. Peters Berlin 1929, S. 87f.

 

Abbildungsnachweis:

Museum Barockschloß Delitzsch: Abbildungen 1, 2, 3, 4, 5, und 8

Bestand Stadtarchiv Delitzsch: Abbildungen 7, 9 und 12

Private Fotos: Abbildungen 6, 10, 11 und 13