Delitzscher Stadtchronik 1207-1990 - Teil I - 1207-1450

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Delitzscher Stadtchronik  1207-1450

(Quelle: Delitzscher Stadtchronik von Johann Gottlieb Lehmann, ausgewählt durch Hans-Jürgen Moltrecht; Teil I, 1207-1450; hrsg. vom Kreismuseum Delitzsch, 2. Auflage 1991.)

Vorwort

Aus Anlass der 110. Wiederkehr des Todestages von Johann Gottlieb Lehmann im Jahre 1962 wurde auf dem ehemaligen Marienfriedhof in Delitzsch seine Grabstätte neu gestaltet. Sie bewahrt die leibliche Hülle des ersten Historikers, der sich der Delitzscher Stadtgeschichte verschrieben hatte. Die Ergebnisse seiner Forschungen sind uns als Stadtchronik erhalten geblieben.

Bereits im Jahre 1852 erschien aus der Chronik ein zweiteiliger Auszug in einer kleinen Auflage von Hermann Schulze. Nur noch wenige Exemplare sind heute davon erhalten geblieben. Leider blieben dabei wichtige heimatgeschichtliche Ereignisse aus der Originalchronik unberücksichtigt. Das Kreismuseum in Delitzsch sieht seine Aufgabe darin, die Lehmann'sche Chronik der Bevölkerung wieder zugänglich zu machen. Sechs Hefte der Museumsveröffentlichung sind dafür vorgesehen. Im vorliegenden Heft konnten gegenüber dem Druck von 1852 entscheidende örtliche Daten aus der handschriftlichen Chronik aufgenommen werden. Geschehnisse, die unseren Kreis und seine Bewohner nicht betreffen, blieben dagegen unberücksich­tigt. Es handelt sich hierbei um ausführliche Erläuterungen zur landesherrlichen Territorial- und Familiengeschichte, die den Rahmen dieser Veröffentlichung spren­gen würden.

Mit dem Erschließen dieser für die Kenntnis der feudalistischen Verhältnisse wich­tigen Geschichtsquelle hoffen wir, das Interesse für die Heimatgeschichte bei vielen Menschen wecken zu können.

Johann Gottlieb Lehmann - der Chronist unserer Stadt

Am 4. Januar 1962 gedachten wir des Chronisten Johann Gottlieb Lehmann, der vor 110 Jahren kurz vor Vollendung seines 74. Lebensjahres völlig verarmt in den Mauern seiner Vaterstadt starb.

Er hinterließ uns nach aufopferungsvoller Arbeit eines ganzen Lebens die Chronik der Stadt Delitzsch. In drei sorgfältig geschriebenen Bänden fasste er sein Wissen über Delitzsch zusammen, nachdem er in langjährigem Studium Urkunden und Literatur in Archiven und Bibliotheken ausgewertet hatte.

Johann Gottlieb Lehmann wurde am 30. Januar 1778 als Sohn eines armen Tuchma­chers in der Milchgasse in Delitzsch geboren. Durch Unterstützung einiger Bürger erhielt er 1791 eine Ratsdiskantistenstelle in Leipzig und dadurch gleichzeitig eine Freistelle an der Thomasschule Er studierte nach beendeter Ausbildung an der Leipziger Universität Theologie und Philologie, wandte sich jedoch später dem Studium der Geschichte und Rechtswissenschaft zu. Im Jahre 1813 kehrte er nach Delitzsch zurück und führte als Gerichtsaktuar bei "unwürdiger Besoldung" bis zu seinem Tode ein dürftiges Dasein. Seine Mutter starb im Armenhaus. Bereits der 42jährige nennt sich in einem Bittschreiben an den Rat der Stadt "einen schuldlos Verarmten". Der preußische Staat war nicht in der Lage, diesem wissenschaftlich gebildeten Menschen eine angemessen Bezahlung zu gewähren. 

Leider wissen wir über seine Einstellung zu den geschichtlichen Höhepunkten zwischen 1789 und 1848 sehr wenig. Aufschluss werden seine noch unerforschten literarischen Arbeiten geben. Allein seine Verbindung zu Johann Gottfried Seume (1763-1810), der eine große Sympathie für die Französische Revolution hegte und sich nicht scheute, die deutsche Fürstendespotie scharf zu kritisieren, lässt ahnen, dass sich auch Lehmann mit diesen Problemen auseinandersetzt. Seume war es, der über die Zustände in Deutschland die bezeichnenden Worte schrieb: "...bei uns wird die Schätzung (eines Menschen - d. V.) genommen nach dem, was das Kirchenbuch spricht, der Geldsack des Vaters wiegt oder das Hofmarschallamt vorschreibt". - Es wundert uns heute nicht mehr, dass auch der Chronist Lehmann in seiner Vaterstadt so dahin vegetieren musste. Sein Grabstein stand auf dem Marienkirchhof. Behalten wir den Delitzscher Chronisten Johann Gottlieb Lehmann als einen der besten Bürger unserer Stadt in ehrendem Andenken!

Einführung

Von den acht Jahrhunderten Delitzscher Geschichte nimmt die Etappe des Feudalismus mit über 600 Jahren den größten Zeitraum ein. Dafür bietet uns das durch J. G. Lehmann erforschte und chronologisch geordnete Material von 1207-1701 eine lebendige Widerspiegelung der verschiedenen Seiten mittelalterlicher Stadtge­schichte.

Im Hoch- und Spätmittelalter waren das Entstehen und der Ausbau der Städte zwischen Elbe und Saale entscheidend. Sie bildeten mit ihrer städtischen Gesellschaftsordnung neue fortschrittliche Elemente im Feudalsystem. Dem gegenüber standen leibeigene Bauern, die dem Feudalherren Frondienste leisten mußten und selbst keinen Boden besaßen. Naturalabgaben, bäuerliche Kleinwirtschaft und niedriges technisches Niveau bestimmten den Charakter dieser Agrarverhältnisse. Mit fortschreitender wirtschaftlicher Entwicklung wurde die feudale Gesellschaftsform zu einem Hemmnis für das junge Bürgertum und zu einer drückenden Last für die abhängigen Bauern. Der Klassenkampf der Bürger und Bauern gegen den Adel wuchs zur frühbürgerlichen Revolution - zum Großen Deutschen Bauernkrieg.

Vom 13. bis 15. Jahrhundert können wir in Delitzsch die ständigen Auseinanderset­zungen zwischen dem Adel und der Bürgerschaft belegen. Einen großen Teil hiesigen Reichtums eigneten sich die geistlichen und weltlichen Feudalherren an, so daß die Gemeinde mehrmals vor dem finanziellen Ruin stand. Städtische Rechte wurden vom Adel eingeschränkt und übertreten. Ständig erhob der Landesherr neue und höhere Steuern und verpflichtete die Stadt zu Schuldverschreibungen. Mit Menschen, Geld und Material mußten die Kriegszüge der Fürsten ausgerüstet werden, Fehden zwi­schen den Adligen führten im Land zu einer feudalen Anarchie. Da der Adel auf die Erzeugnisse der Handwerker angewiesen war, gelang es dem Bürgertum, seine politische und wirtschaftliche Selbständigkeit trotz vieler Rückschläge lange Zeit zu behaupten. Auch zwischen den einzelnen Schichten der Bürger kam es zu ständigen Auseinandersetzungen. So ist uns aus dem Jahre 1402 ein Aufstand der Schuh- und Gerberknechte gegen die im Rat herrschenden Bürgergeschlechter überliefert. Sie hatten sich als erste handwerkliche Gruppe bereits 1397 zu einer Innung zusammengeschlossen, eigene Artikel aufgestellt und diese 1421 gegen den Willen der Ratsherren erweitert.

Über die Stadt Delitzsch selbst wissen wir, daß Sie im Jahre 1166 zum ersten Male urkundlich erwähnt wurde. Der Name Delitzsch stammt aus dem Slawischen delce und bedeutet Hügel. Sie erhielt diese Bezeichnung nach dem auf dem westlichen Schloßgelände liegenden Spitzberg, der im 17. Jahrhundert abgetragen wurde. Auf ihm befand sich die erste Burganlage. Im Vorgelände dieser Burg - in der Halleschen Straße, Ritterstraße und Badergasse - siedelten Kaufleute und Handwerker. Sie befreiten sich vom Landesherren durch den Kauf städtischer Rechte, ummauerten das Gelände der heutigen Altstadt zwischen den beiden Stadttürmen und errichteten ein Rathaus am Markt. Hier regierten einige bevorrechtete Adels- und Kaufmannsge­schlechter das städtischen Gemeinwesen. Später gelangten auch Handwerker in den Rat und wurden zu Viertelsherren bestimmt, so daß man nach und nach den Einfluß des Adels in der Stadt zurückdrängen konnte. Neben der Altstadt entstand die Neu­- und Vorstadt (vom Roßplatz - Eilenburger Straße bis zur Töpfergasse und Marien­straße), die von 1404 bis 1410 einen Graben und eine Hecke als Schutzanlage erhielt. In ihr wohnten die ärmeren Schichten der Bevölkerung.

Die Chronik bietet so reichhaltiges Material, daß beispielsweise über die ständigen Kriegszüge und vollzogenen Gerichtsurteile nachgelesen werden kann. Auch die Handwerksmeister sind alle namentlich erwähnt. Besonders gut lassen sich die verschiedenen Bauetappen der Stadt verfolgen.

Delitzsch wuchs nur an wenigen Stellen über die Grenzen seines Mauerringes hinaus. So wurden im 15. Jahrhundert die Scheunen aus der Altstadt an den Steinweg vor dem Halleschen Tor verlegt, gleichzeitig bestand eine Ziegelei - genannt Ziegelscheune - auf dem heutigen Gelände der Friedensschule und 1411 brachte man die alte Stadtmühle vom Pfortenplatz nach ihrem gegenwärtigen Standort. Im 16. Jahrhundert entstand eine Siedlung der Gerber - der Gerberplan. Die Bewohner der Grünstraße, des Rosentales und des Steinweges vor dem Halleschen Tor gehörten bis 1862 zum Amt Delitzsch. Sie unterstanden damit direkt dem Landesherren und nicht dem städtischen Rat. Im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts konnte sich die Stadt durch die dauernden Kriege räumlich nicht vergrößern. Erst die Industrialisierung brachte hierin einen Wandel.

Für die Geschichtsforscher ist es von besonderem Wert, daß Lehmanns chronistische Angaben nicht nur das Leben und die Geschichte bestimmter Bevölkerungsgruppen widerspiegeln, sondern daß er die ganze Skala der Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Schichten und Innungen der feudalistischen Gesellschaft in seinen Aufzeichnungen lebendig werden läßt und nur selten Gedankengänge höfischer Geschichtsschreiber einfließen.

 

1207
Im Juni des Jahres hielt Markgraf Konrad, Sohn des Dedu und Bruder des Dietrich, hier einen Gerichts- und Lehnstag ab.

1222
Landgraf Ludwig in Thüringen, Vormund des Markgrafen Heinrich und Administrator des Landes während dessen Minderjährigkeit, hielt am 6. Juni des Jahres ebenfalls hier einen allgemeinen Gerichtstag ab.

1291
Der Landgraf von Thüringen, Albert, nahm nach dem Tode des Markgrafen von Meißen zu Landsberg, Friedrich Tutta, dessen Lande als nächster Lehn­serbe in Anspruch und verkaufte Landsberg, Delitzsch und andere Städte und Ortschaften an die Markgrafen von Brandenburg, Otto mit dem Pfeile und Konrad, die das erkaufte Land als Markgrafschaft Landsberg in ihre Titel nahmen.

1325
Schenkte Anges (die Witwe des Markgrafen Heinrich von Brandenburg) dem St..- Klaren-Kloster bei Weißenfels, wo ihre Tochter Margarethe Äbtistin war, das hiesige Pfarrlehn.

1333
Ward der Herzog Magnus erblich mit der Mark Landesberg beliehen und schenkte der in diesem Jahre hier entstandenen Ka1ands - Gesel1schaft.am 3. Mai eine freie Hufe auf Wiedemark-Mark, die der hiesigen Stadtkirche noch zinst.

1334
Am 5. Mai erteilte der Offizial zu Halle erzbischöfliche Erlaubnis zum Gebrauch der Kirche für die Feierlichkeiten des Kalands.

1336
In der Pfingstwoche gab der Erzbischof Otto von Magdeburg die Erlaubnis zur Fundation des Kaland – Altars in einer der Kirchen zu Delitzsch. Es war der Altar Barbarä in der Stadt- oder wie es in der Urkunde heißt Peters -Kirche.

1344
Am 29. Juni schenkte der Herzog Magnus, Markgraf zu Landeberg, dem Kaland zu diesem Altare 2 Hufen, 2 Höfe und eine Wiese auf dem Felde in Kyhna, der Kirche noch heute zinsbar.

1347
Dem Herzog Magnus, welcher mit dem Erzbischofe zu Magdeburg, Otto, wegen einiger Städte und Schlösser der Mark Landsberg in Fehde geriet, verkaufte, als der Versuch, den Streit durch Schiedsrichter zu schlichten, erfolglos blieb, am 5. Juni die Mark Landsberg mit den Festen Landsberg, Delitzsch, Reideburg und den Altenhof für 8000 Schock Groschen an den Land- und Markgrafen Friedrich den Ernsten und dessen Sohn. So kam dieser Landesteil wieder an Meißen.

1348
In diesem Jahre brach die Pest aus, die schrecklichste der neueren Geschichte, welche drei Jahre anhielt und Deutschland über die Hälfte seiner Bewohner entrissen haben soll. In dieser Verzweiflung glaubte man, daß die Juden die Brunnen vergifteten, sie wurden daher auf fürstliche Befehle ausge­trieben, ihrer Güter beraubt und verließen auch hiesige Stadt, wo sie bisher in der nach ihnen genannten Jüdengasse, jetzt Holzgasse, gewohnt hatten. Auch suchte man gegen diese fürchterliche Krankheit in den Betfahr­ten, und Flagellanten oder Geißler, die mit Kreuzen, geweihten Kerzen von Ort zu Ort zogen und durch Absingung eines Bußgesanges und zur Geißelung ihres entblößten Rückens das Erbarmen der Gottheit bewegen wollten, fanden großen Beifall, bis sie durch reichliche Unterstützungen ausarteten, Der Klerisei mißfällig wurden und mit der Abnahme der Krankheit sich verloren.

1363
In diesem Jahr ist die Glocke der Stadtkirche gegossen.

1364
War die Stadt mit denen von Gluch auf Rubach über einen Weg auf Rubach streitig, der am 10. August von dem Unterhauptmanne zu Leipzig und Delitzsch, Hans Porczik, Günther von Bünau d. Ält. und Heynich von der Gossow gütlich dahin entschieden wurde, daß die von Gluch ein Ende ihres Holzes den Bürgern zu ihrem eigenen Wege gaben, die Bürger ihnen dafür gönnten, mit ihrem Vieh durch die Delitzscher Mark und Stadt zu treiben, vorbehältlich der Pfändung und Ersatzes bei Beschädigungen. Zeugen waren dabei Hans von Pak und Wyprecht von Schenkenberg.

1366
Bering von Lichtenhagen war Amtmann in Delitzsch.

1367
Am 11. Oktober war der Markgraf Wilhelm hier und ward unter anderem Elisabeth, des gestrengen Hans von Gluck eheliche Wirtin, mit dem dritten Teile des Sadelhofes Rubach zu rechtem Leibegedinge beliehen. Gegeben ward ihr darüber zu Vormund ihr Bruder Haynitz von Freiberg.

1376
Von diesem Jahre ist das älteste Gerichtshandelsbuch der Stadt. Der Rat, geteilt in drei wechselnde Räte, hatte die Gerichtsbarkeit für jährlich 12 Schock in Pacht und wechselte Allerheiligen. Bürgermeister war Hans Vormann. Dem Markgrafen wurden 100 Schock Bete ausgebracht, und liehen der Stadt hierzu Konrad von Ysleben und Konrad von Bitterfeld 30 Schock, aber auf Leibzins. Auch kaufte die Stadt von Tamme Pflug das Kaufhaus mit allen Zubehörungen, Stützungen, Rechten, Gewohnheiten (ein Teil des jetzigen Rathauses gegen Abend) und ward vom Land- und Markgrafen Wilhelm, für sich und seine Brüder Friedrich und Balthasar, am 25. April beliehen. Das Rathaus war das Eckhaus am Markte neben dem Brauhause, die Etage zu Sitzungen des Rates, der Keller zum öffentlichen Weinschanke in Gebrauch (Ratsweinkeller). Bürgerversammlungen hielt man wegen Mangels an Raume in der Kirche, zu welchen der Küster finit der großen Glocke ein Zeichen gab. Das im Gäßchen anstoßende, zu dem Rathausc gehörige Gebäude, Scharren, diente den Fleischhauern an Wochenmärkten gegen eine jährliche Abgabe zu ihrem Warenverkauf. Die pachtweise erhaltene Gerichtsbarkeit verlangte nun aber eine größere Räumlichkeit und diese fand sich in der erkauften Pflug'schen Besitzung, wohin denn auch sogleich der Fleischverkauf gewiesen, und der Scharren an den Bürger Brunge für 2 Schock verkauft, das Kaufhaus aber im Jahre 1400 und 1401 mit einem Aufwande von 37 Schock umgebaut, 1401 als neue s Rathaus bezogen ward. Das alte mit Ausschluß des Kellers und den von Brunge wieder gekauften Scharren vermietete man 1401 an Hermann Pharner für 3 Firdung ('/4 Schock) jährlichen Zinses, veräußerte aber beides mit Rückhalt des Weinkellers 1404 an Klaus Keller, vondessen Erben es 1413 an den Brunge und von diesem 1419 an den Zolleinneh­mer Nickel Apitz eigentümlich überging. Indessen nötigte die sich täglich er­weiternde Schenkwirtschaft schon im folgenden Jahre zum Rücklaufe, worauf denn die Etage 1 und 2 zu größerer Bequemlichkeit der Weingäste eingerichtet, der Scharren aber der Kirche zur Aufbewahrung der Baugerätschaften während ihres Neubaues unentgeldlich überlassen und 1464 für ein Schock 5 Groschen käuflich abgetreten ward.

1379
Hans Vormann war Bürgermeister und lieh der Rat von Meister Hennyngus von Bosch, Schulmeister zu Czernest, 21 Schock auf Leibzins.

1380
War Hans Cluys Bürgermeister und lieh der Rat von dem Pfarrer Nicolaus zu dem Hagin (Hain, Gräfenhainichen) 21 Schock.

1381
War Peter Gnys Bürgermeister und lieh der Rat vom Pfarrer Jacob zu Bitterfeld 15 Schock oder 2 Mark und von dem hiesigen Prediger Nicolaus von Dybin (Düben) 1 Mark.

1382
War Hans Vormann Bürgermeister und borgte der Rat von Albrecht Walwitz von Burg 4 Mark und von denen von Freiberg ein Kapital, jährlich zu 1 Mark Leibzins, für Bruder Eberhard von Freiberg. Eine Hufe in der Benndorfer Flur sollte der Stadt jährlich einen Firdung (den vierten Teil eines Schockes, 15 Groschen) zinsen. Durch den im vorigen Jahre erfolgten Tod Friedrich des Strengen ward die wirkliche Teilung der Länder Friedrich des Ernsten herbei­geführt und kam Delitzsch mit an den Land- und Markgrafen Wilhelm I.

1384
War Hans Cluys Bürgermeister und verlieh der Rat an den Claus von Acken 2 Schock Groschen auf einen Firdung jährlichen Zinses. Dagegen borgte die Stadt von dem hiesigen Prediger Nicolaus von Düben 8 Schock Meißnische Groschen auf Leibzins. Am 1. April schenkte der Markgraf Wilhelm zu Meißen zwei Gärten in einer Breite hinter dem Kirchhofe Unserer lieben Frauen gelegen, die früher der von Crostewitz und die von Trossin von Gebhard von Zcorbecke zu Lehen hatten, nach dem dieser die Lehen aufgegeben, an die Kirchen Unserer lieben Frauen und St. Peter zu einem ewigen Geleuchte. Am 13. November verordnete der Markgraf in einer hier ausgestellten Urkun­de, daß der Nachlaß der belehnten Geistlichen in der Stadt und Pflege Delitzsch dem Lehnfolger anfallen und weder von den Amtsleuten noch geistlichen Behörden, es sei Bischof, Archidiakon oder Lehnherr, in Anspruch genommen werden sollte und sollen dafür die belehnten Geistlichen zweimal des Jahres Vigilien und Seelenmessen in der Stadt Delitzsch singen und lesen, des Markgrafen Eltern und des Markgrafen Nachkommen Seelen zur Seligkeit und Troste. Unter den Zeugen ist: Er, Hans von Poczke, Schulmeister zu Naumburg, des Markgrafen Schreiber.

1385
Peter Gnyz, Bürgermeister, und Ratleute Jan Brant, Hensel Clus, Heinr. Tronicker, Peter Dideke, Joh. Kelb liehen dem von Ratmersdorf 8 Schock Groschen auf 1 Schock jährlichen Zinses und Hans und Erich Schillinge 16 Schock auf 2 Schock Zins zu Michaelis.

1386
Am 2. August belieh der Markgraf Wilhelm, welcher hier anwesend war, den hiesigen Kaland mit einem Hofe in der Badergasse, welchen der damalige Dechant des Kalandes, der Pfarrer zu Czchochow (Zwochau) für den Kaland gekauft hatte. Am 29. August zog der Bischof von Merseburg, Heinrich von Stalberg, mit seinen Mannen hier durch nach Eilenburg, überfiel daselbst des Nachts den Andreas von Duba, welcher diese Stadt inne hatte und das bischöfliche Gebiet durch öftere Einfälle verwüstete, gewann diese Stadt, plünderte und brannte sie nieder.

1387
Schenkte der hier gegenwärtige Markgraf Wilhelm dem hiesigen Hospitale eine Hufe auf Tupadel-Mark am 2. Juli mit 40 Groschen jährlichen Zinses, die aber 1575 vererbt worden ist.

1388
War Heinrich von Tronig Bürgermeister, Paul Welchow ein Ratsmitglied und wird in dem Gerichtsbuche bemerkt, daß Otto und Conrad Steyben 4 1/4 Schock in der Stadt schulde auf St Galli Jahrmarkt, wofür bürgen Hermann von Welchow und Ywan von Schenkenberg.

1389
Am 26. März war der Kaland-Altar durch den Erzbischof Albert zu Magdeburg von neuem bestätigt und denen, die ihn und durch ihn die Armen unterstützten, ein 40tägiger Ablaß und Fastenerlaß zugesagt.

1390
Hans Clus Bürgermeister, Ratsleute Tize Snider, Matth. Gruwel, Paul Snin, Dietr. Koppe, Paul Welchow, Hans Glewitz. Statt der bisher gangbaren Groschen von Silber, deren 60 auf eine Mark gingen, wurde auf Befehl des Markgrafen in Freiberg neue, 80 auf eine Mark, ausge­münzt. Am 11. März gab der Markgraf Wilhelm der Stadt den Gunstbrief über die B i e r m e i l e, daß eine Meile Weges um die Stadt kein Kretzschmar und Handwerksmann (Hufschmiede ausgenommen) wohnen soll, der nicht vorher dagewesen und zugleich Befehl an die Mannen, Ritter und Knechte in der Pflege Delitzsch, Kretzschmar und Handwerker, wo sie vor alters nicht gewesen, abzutun, an den Vogt aber, die Bürger gegen Eingriffe zu schützen.

1391
Schenkte er (der Markgraf) dem Hospitale eine Hofstätte zu Aufbauung und Stiftung des neuen Hospitals (das alte war am Gottesacker) mit 4 Hufen auf dem Sande, am 8. Mai. Diese 4 Hufen vererbte man 1546.

1392
In diesem Jahre war im Rate Schindel Bürgermeister, Schoenebrot, Peter Dideke, Kirchhof, Stimer, Claus von Aken, Koppe Lelitz, und ward das neue Hospital (Zum heiligen Geiste) mit Kapelle (St. Fabian und Sebastian) meistens mit gesammelten Almosen notdürftig erbaut. Der Markgraf Wilhelm war hier im Monate März und eignete am 12. dieses Monats der Pfarrkirche zu Schenkenberg 1/2 Hufe Landes auf der Mark Groß-Kyhna zu einer Lampe, die in dieser Kirche ewig brennen soll.

1393
Zu dieser neuen Kapelle und dem Altar darinnen schenkte der Markgraf Wilhelm ferner am 22. Februar Zehnten und Zinsen von Landsberg und den Dörfern Gollme, Schwoitzsch, Reinsdorf, Sietzsch, Klitschmar, Doberstau, Kyna usw. und der Erzbischof Albert in Magdeburg bestätigte die Errichtung des Hospitals mit Kapelle, gab ihr als geistliche Stiftung kirchliche Freiheit, das Patronatsrecht dem Landesherren vorbehalten. Zu diesen Zinsen hatte jedoch auch Osse von Slywen, die von Freiberg und andere gegeben, und sollte davon jährlich ein Schock der Pfarrer zu Wiedererstattung im voraus nehmen, von den übrigen aber zwei Kaplane, geweihte Priester, die in der Stiftung wohnen und täglich in der Kapelle Messe halten sollten, besoldet werden. Nur mit des Fürsten Genehmigung und bei ehrhafter Not konnte der Aufenthalt außer der Stiftung gestattet werden. Die ersten Kaplane waren Urhard von Freyberg und Peter Sparnow, die letzten Hermann Hammer, Domherr in Wurzen, früher hier Pfarrer und Georg Lyssenius, Prediger zu St. Johannes in Leipzig, nach deren Tode durch Verordnung der Visitatoren die ganze Einnahme an die Stadtkirche kam. Am 14. Juli überließen Thime, Hermann und Hans, die Pake, ihren freien Hof, in der Holzgasse, den Brüdern (des) Prediger-Ordens von Leipzig - Do­minikaner, Paulaner - die ihn schon seit langer Zeit bewohnt hatten, und wurden ihnen von dem hier gegenwärtigen Markgrafen Wilhelm an genanntem Tage mit den Worten: daß ein Terminirer ihres Ordens in denselben Hofe frei und ledig ohne alles Stadtrecht wohnen und sitzen soll, der Lehnbrief ausgestellt. Am 30. September lieh der Rat an Otto und Hans von Gotwitz 20 Schock Freibergischer Münzen, zu 2 Mark jährlicher Verzinsung, die Zinsen von der Schuldner Vorwerk zu Gotewicz und bürgten dafür Herman Pake, Erich Kessil von Glesien, Hans von Dyskaw, gesessen zu Glesien und Otto von Dyskaw, gesessen zu Czernz, Sachwaltige.

1394
War Schindel Bürgermeister und findet sich in dem Gerichtsbuche die älteste, scheinbar aber nicht vollständige lateinische Rats- und Kämmerei-Rechnung. Der Rat erhob nach dieser den Zins von Wohnungen in der Stadt, Zinsen von ausgeliehenen Kapitalen, Zins von denen, die in und an dem Rathause feil hielten, Zins von den Kohlgärten über dem Lober, von den KohIgärten im Hain (von dem von Trossin erkauft), Zins von den Bewohnern der Neu- oder Vorstadt. Von den Ausgaben aber ist nur die vom Zoll da. Davon erhielt: 1 Schock der Pfarrer, ½ Schock Hans Pak, ½ Schock Kunen Pakes Witwe, 1 ½ Schock Heinrich und Hermann Pake, Brüder, und 10 Groschen Dietrich de Brode. Am 23. November schenkte der Markgraf Wilhelm dem Hospitale 2 ½ Hufe in der Flur zu Zörbig, die Peter Gast hatte und auf Lebzeiten behalten sollte, davon aber den Siechen i m Hospitale alle Sonntage, Dienstage und Donnerstage zu einem Essen Speck und Erbsen, montags, mittwochs, freitags und sonnabends aber Grütze und Butter geben mußte. Nach seinem Tode sollten die Spitalmeister die Hufe besorgen und das den Siechen Gesetzte geben, mit dem übrigen aber der armen Siechen Pfründe täglich bessern. Auch sollte alles, was Gast verließe, den Siechen folgen - zur Besserung. Dieses Feld lag auf Steter-Mark bei Zörbig und ward 1543 vererbt, gibt die ½ Hufe 20 Groschen jährlichen Zins. In diesem und zwei folgenden Jahren ward auch der Hallische Turm durch den Maurer Eberlin und Zimmerer Nicolaus dem Grunde aus neu erbaut.

1395
Am 13. November ritt der Bürgermeister mit den Seinen (Mitgliedern des Rates) und der Vogt mit einigen Vasallen nach Leipzig, einen Dieb daselbst hinrichten zu lassen.

1396
Am 23. Februar ritten die Ratsherren nach Eilenburg zu dem Markgrafen. Wert verschiedener Dinge: 1 Paar Winterschuhe 7 Groschen, 1 Paar gewöhnliche Schuhe 3 und 4 Groschen, 1 Elle Leinewand 1 Groschen, 1 Pferd 6 Schock, auch 8, 1 Elle geringes Tuch 7 Groschen, 1 Armbrust 40 Groschen, 1 Spaten 3 Groschen, 1 Schippe 3 Groschen. Schuhe erhielten übrigens vom Rate die beiden Diener und der Badeknecht. Der Rat kaufte am 5. April 2 Schock weniger 7 ½ Groschen Zins auf den Kohlgärten bei der Mühle zu Gertitz und vor der Stadt zu Delitzsch, vor dem Hallischen Tore an dem Damme von Hans Trossin, Vater und Sohn, für 21 Schock guter Groschen auf Wiederkauf; sie blieben aber der Stadt, da die Trossine von hier gingen und den Wiederkauf nicht bewirken konnten. Der Bau des neuen Hallischen Turmes wurde mit Aufsetzung der Spitze vollendet und erhielt der Maurer Eberlin 11, der Zimmermeister Nicolaus 5 Schock Arbeitslohn. Das Torhaus und Tor des Eilenburger (Breiten) Tores verbrannte und ward hergestellt, auch kam bei Friedrich Behr durch Unvorsichtigkeit Feuer aus, welcher 1 Schock Strafe erlegen mußte. Drei neue Hofstätte wurden in der Vorstadt ausgetan und der Kirchenseiger aus der Ratsgasse durch den Meister David aus Leipzig gebessert. Fünf wurden mit dem Strange hingerichtet und der Henker von Leipzig geholt. Das neue Gerichtsbuch, Verhandlungen von 1396 - 1486 enthaltend, von Pergament, besorgte der Diakon Nicolaus von Düben und kostete 1 Schock 14 Groschen. Auch kaufte man vier Büchsen von dem Büchsenmeister Veit in Grimma. Die Stadtwagen führte Fische nach Grimma, Fastenspeise nach Magdeburg für den Markgrafen. Der Rat verborgte 20 Schock an Georg von Welchow, 10 Schock an Ebel Goczlitz, 5 Schock an Grupczik und 5 Schock an Albert Profin.

1397
Der Markgraf kam und blieb 5 Tage hier. Die Stadt verehrte ihm Wein, einen Lachs im Werte von 1 Schock 20 Groschen und die Ratsherren begleiteten ihn zu Pferde nach Rochlitz. Während seines Hierseins ward ein Dieb von Zörbig ergriffen und von dem Henker aus Leipzig mit dem Strange hingerichtet. Auch im Januar ward ein Dieb auf diese Weise bestraft. In den Bänken hielten 24 Tuchmacher oder Gewandschneider, 8 Bäcker, 20 Schuhmacher und 11 Fleischer feil und gaben jährlich der Kommun einen Bankzins. Auch wurde wöchentlich von dem Frauenhause in der Holzgasse, dem eine Wirtin vorstand, 2 Groschen erhoben. Ein neues Bollwerk - Turm- und Torhaus, ward mit einem Aufwande von mehr als 40 Schocken angelegt. Auch der Hallische neue Turm mit einer Wendeltreppe und Stube versehen, die Ratsstube geändert. Die Schuh- und Gerberknechte erhielten ihren Innungsbrief -der älteste der Stadt. Bewaffnete Bürger ritten mit den Vögten in das Lager vor Luppene, hatten Pfeifer bei sich und verloren ein Zugpferd. Hierzu wurden drei Büchsen und die Armbrüste gebessert, Blei und Schwefel zu Pulver angekauft. Der Markgraf befahl ein neues gleichmäßiges Scheffelmaß einzuführen und kostete der von Meißen gebrachte Scheffel 6 Groschen. Die Bete dieses Jahres betrug 100 Schock, 40 Schock in der Leipziger Ostermesse und 60 Schock freitags nach Allerheiligen in Torgau zahlbar, wohin der alte und neue Bürgermeister, Richter und Diener ritten. Der Küster Michael Dessow, welcher die Kirchenuhr besorgte und mit der großen Glocke zu Beziehung der Wachen und Bürgerversammlungen ein Zeichen gab, erhielt dafür aus der Ratskasse Lohn. Der Schreiber Hermann (Stadtschreiber) ritt mit dem Bürgermeister nach Doebeln zu dem Markgrafen und behielt dieser den Schreiber, die Briefe der Stadt zu schreiben.

1398
Das Bollwerk in der (Vor- oder) Neustadt wurde vollendet und gedeckt, eine neue Treppe und Tür im Rathause gefertigt und eine neue Fischbank angelegt - die Hospitalbrücke gebessert und der Graben daselbst geräumt. Am 10. April war der Markgraf hier mit den jungen Herren, Söhnen Friedrich des Strengen und ihrem Hofstaate. Sie erhielten Lachs, Wein... und wurden Betten für die Bedienung ausgebracht. Bei Anwesenheit des Markgrafen am 25. Oktober schrieb der Protonotar die Bestätigungsurkunde des neuen (am 1. November eintretenden) Rates, welche ½ Schock kostete. Man hielt ein Turnier auf dem Markte und dieser ward am 26. April wieder in Ordnung gebracht. Am 29. April kaufte der Rat von Hans Trossin in Friedersdorf 2 Hufen und Zinsen auf Höfen und Gärten gelegen vor dem Hallischen Tore für 3 Schock Groschen. Am 28. August war ein bedeutendes Feuer in der Stadt. Der Stadtwagen fuhr den 9. September begleitet von 2 Schützen Geld für den Markgrafen von Freyberg, Aufwand 1 Schock 20 Groschen. Ein Dieb ward am 21. Dezember mit dem Strange hingerichtet. Die Hinrichtun­gen geschahen durch den Henker aus Leipzig und den Scharfrichter daselbst. Sie erhielten, außer dem, was bei einzelnen Hinrichtungen gegeben ward, einen jährlichen Lohn. Von dem Schützenmeister kaufte man für 40 Groschen eine neue Armbrust und von dem Gürtler Johannes eine Büchse 1 Schock 16 Groschen. Johann Glywicz und Berthold Smed waren Kirchenvorsteher (für die Marien- und St. Peterskir­che). Vom 27. November an trat Brathering an Smeds Stelle. Pfarrvikar war Dietrich, Nicolaus von Düben und Pezold Kaplane und bestand das Kirchenver­mögen in 39 Schock 24 Groschen, reines Silber zu einer Monstranz bestimmt und 3000 Steine zum Turmbau. Der Weihbischof (Magdeburger Diözös) ließ die Kirchenvorsteher fordern und beschwerte sich, daß sie Kelche, Kaseln, Alben von Weihbischöfen anderer Diözösen weihen ließen. (Man bediente sich nämlich der Kürze und Wohlfeilheit wegen der merseburgischen.) Die Orgel der Stadtkirche ward gebessert, auch das Dach mit Schindeln gedeckt und schenkte der Probst zu Brehna zu dieser Besserung 1 Schock Latten aus der Goitzsche. Die Stadtkirche erhielt ein neues Meßbuch, welches gegen 17 Schock kostete. Es bestand aus 40 Quinternen und brauchte man dazu 100 Häute Pergamentes, jede Haut zu vier Blättern. Dem Schreiber gab man vom Blatte 9 Pfennige und für Lasur zur Illumination besonders. Zu diesem Buche gab die Kirche 4 Schock 2 Groschen und 1 ½ Schock Johannes Stuhlschreiber, das übrige der Kaplan Nicolaus von Düben. Dieses als schön gerühmte Meßbuch ward auf Verord­nung des Erzbischofes Albert nach Halle gebracht, wo es geblieben ist. Nach den Rechnungen dieses Jahres und anderer hatte der Stadtschreiber ungefähr eine jährliche Einnahme von 4 Schocken, erhielt Opfergeld, das Papier vergütet und von jeder Rats- und Gerichtssitzung 1 Groschen, dabei war er Rektor Scholarum mit freier Wohnung und Kost.

1399
Der Rat kaufte von George von Welchow und seinen Brüdern Tilemann, Petrus und Johannes den Brauzins, welcher von jedem Brauberechtigten bei seinem ersten Brauen zu erlegen ist und 1 Schock oder 60 Groschen beträgt, und ward an diesem Tage vom Markgrafen, der hier war und die Urkunde hier ausstellte, damit beliehen. Die Abside der Kirche ward mit Ziegeln gedeckt. Der Markgraf war hier und verehrte man ihm unter anderem einen Malder Könnerische Käse. Weil man die Wiederweihung des Gottesackers der Frauenkirche vernachläs­sigt hatte, ward die Stadt mit Interdikt belegt.

1400
In der ersten Woche des Jahres war der Markgraf mit seinem Hofstaate hier und verehrte der Rat dem Fürsten einen Läger wällischen Weins, 5 Schock am Werte, dem Pfarrer und Geleitsmann den Ehrenwein. Am 17. Januar ward Sander Kort mit dem Strange hingerichtet. Der gewesene Ratsherr und Bürgermeister Peter Gniess vermachte dem Hospitale 1 und Hufe Feld, die im Jahre 1546 vererbt wurde. Man fuhr die Fastenspeise des Markgrafen nach Magdeburg. Am 5. Mai brachte man dem Markgrafen 100 Schock Bete zu Petri Pauli nach Freyberg. Hans von Freyberg schenkte dem Hospitale den a1ten Ziegelhof, eine Wiese zwischen den Dörfern Selben und Brodau, auch kam dazu ein Garten vor Delitzsch nach dem Hei1igen Brunnen, bei des Pfarrers Wiese gelegen, und ward das Hospital vom Markgrafen am 15. August damit beliehen. Der Ziegelhof lag hinter dem Hirtenhause, ward später mit 2 Scheunen bebaut und diese 1546 vererbt. Auf eine vorhabende Fehde ward viel verwendet und gingen die Bürger unter Anführung des hiesigen und Zörbiger Hauptmannes nach Bernburg.

Der neue Küster Johannes hielt seine erste Messe und erhielt vom Rate ein neues Schock Geschenk. Auch ward die Küsterwohnung hergestellt und statt des Strohdaches mit Schindeln gedeckt. Das im vorigen Jahre erwähnte Interdikt (vom Offiziale zu Magdeburg) wegen Unterlassung der Gottesackerweihe, die man für beschwerlich hielt, verursachte Reisen zu dem Erzbischofe und Markgrafen, und erhielt man zwar dessen Aufhebung, der Suffragan kam aber zur Einweihung hierher am 20. Juli, mit 4 Pferden, blieb eine Nacht, reiste aber wieder ab, und vollzog die Weihe erst am 30. August, wo er vier Nächte blieb. Diese Weihe kostete der Kirche gegen 10 Schock und erhielt er für sich 4 Schock, sein Kaplan 30 Groschen, der Diener 6 Groschen, die Seinen 2 Schock 58 Groschen. Der neue Hauptmann von Lynenaw kam am 30. November an. Die Kirche erhielt von des Ratsherren Quentin Seelgeräte, der in diesem Jahre starb, einen Rock von Barchent, am Werte 24 Groschen. Das Spielen ward hart bestraft und gingen in diesem Jahre 13 Schock 13 Groschen Strafgelder ein. Wie besucht aber der Jahrmarkt Petri Pauli war, sieht man an dem für den einzelnen gering und nach Pfennigen angesetzten Standgelde, welches dennoch 6 Schock betrug. Man vollendete in diesem Jahre eine neue Brücke und verwendete viel auf den Straßenbau.

1401
Der Markgraf erhielt in der Osterwoche 100 Schock Bete. Der Adel hätte auch in diesem Jahre ein Stechen in der Stadt. Es war ein nasser rauer Frühling und Sommer, der Roggen litt durch die Nässe und Maifröste, das Sommergetreide gab zwar langes, aber leeres Stroh, daher das Getreide zu einem hohen Preise stieg. Diese Teuerung veranlaßte eine Kreuz- oder Betfahrt nach Welmen, welche der Erzbischof anbefahl. Die Herren des Rates, Bürger und Schüler zogen dahin mit Kreuzen und zwei Kerzen, deren Fertigung 37 Groschen kostete. Der Markgraf zog in einer Heerfahrt gegen den Kaiser Wenzel nach Böhmen, an der auch hiesige Bürger teilnahmen, verursachte der Stadt an Waffen, Rüstung des Heerwagens und sonst einen Aufwand von 150 Schock 27 Groschen. Auch ward mit Hinsicht auf diesen Krieg beschlossen, die Vorstadt durch einen Graben zu sichern, und in diesem Jahre 69 Schock 53 ½ Groschen darauf verwendet. Der Grabenmeister hieß Rumpold.
Der Bürgermeister Conrad von Grebene gab 10 Schock zu der Frühmesse­ Stiftung.
Das neue Rathaus ward gebaut und darauf in diesem Jahre 37 Schock verwendet.

1402
Der Bau des neuen Grabens um die Vorstadt ward fortgesetzt, kostete 14 Schock, auch setzte man vor die Tore neue Schläge. Der Markgraf Wilhelm erhielt von der Stadt zur Vermählung 20 Schock und einen silbernen, hier verfertigten Becher, 20 Schock 12 Groschen am Werte zum Geschenke. Man dachte auch auf den Neubau der Stadtkirche und richtete die Marienkirche ein auf diesen Fall. Das Marienbild, welches vor dem Frauen­kirchhofe in einem Gehäuse stand, ward mit dem Gehäuse und Stocke erneuert, St. Peters-Bild dahingebracht, die Altartafel im Innern verschönert, ein neuer Taufstein mit Kessel und Deckel angeschafft, auch zu einer neuen Monstranz gebeten, wozu man 1 ½ Schock erhielt. In Heerfahrten nach Dohna und Aussig zogen von hier 6 Bürger und verursach­ten einen Aufwand von 22 Schocken. Der Rat kaufte von Heinrich und Hans von Ende den Sadelhof Bennendorf mit 16 halben Hufen, 10 Höfen, Zinsen und Wiesen und den Zehnten auf allen Hufen daselbst für 60 Schock guter Groschen, Freibergischer Münze am 17. September. Die Schuhmacher und Gerber erregten einen Aufstand und wurden mit einer Strafe von 6 Schocken belegt. Bei Lorenz Altbusser und Hans Günther kam Feueraus, ohne Schaden. Aber am 2. November brannte es im Schloß und dasiger Kapelle, welches durch die Tätigkeit der Ratsdiener Huth und Matthaeus gelöscht wurde, die deshalb vom Rate ein Geschenk von 11 Groschen erhielten. Man nahm einen des Anlegens verdächtigen Umschweifer fest, konnte aber nichts aus ihm bringen. Die Werlitzin wurde mit dem Strange hingerichtet. Auch zogen die Bürger auf das Geheiß des Hauptmannes nach Landsberg.

1403
Der neue Graben wurde weitergeführt, auch baute man an der Schule und an einem Turne der Vorstadt. Der Bürgermeister und 15 Bürger ritten am 15. März zu dem Markgrafen nach Grimma. Am 24. April kam der neue Hauptmann, Albert de Geusen, an. Mit diesem waren die Bürger in einem Halte bei Landsberg, dessen Veranlassung nicht angegeben wird. Der Markgraf war am 3. Oktober mit seinem Hofstaat hier und ging am 1. November durch nach Nordhausen. Die Kirchrechnung ward in Gegenwart des Pfarrers Conrad de Wolfhain und Kaplans Johann de Dessaw abgenommen. Man bat um Unterstützung zu dem Neubau der Kirche und kam in diesem Jahre zum Chore und der Kreuzkapelle 30 Schock 45 Groschen ein. Zu der Gerbekammer aber (dem Gewölbe über der Sakristei) gab der Diakon Nicolaus de Dubin 1 Schock.

1404
Der Grabenbau um die Vorstadt kostete 80 Schock. Ein Rechtshandel mit Heinrich Spiegel, der vor das geistliche Gericht gezogen wurde, verursachte eine Exkommunikation, und diese mehrere kostspielige Reisen. Als Notar diente der Stadt der Pfarrer in Sausedlitz, Porphyrius Hellekrug und ward dessen Appellationsschreiben in Aken zugestellt. Am 11. Juni ward die Wirtin des Frauenhauses, Ossemunde, mit dem Strange hingerichtet und wird bemerkt, daß deswegen 14 Tage lang aus dem Frauenhau­se nichts eingekommen sei. Der Rat kaufte von den Brüdern Friedrich, Reinhard und Balthasar von Maschwitz das wüste Dorf Gerltitz mit dem Kirchlehn (die Kirche stand noch) für 200 Schocke guter Freibergischer Groschen. Im Herbste und angehenden Winter starben viele an der Pest. Im November baute man die Hospitalbrücke, zu welchem Baue der Markgraf Holz von Reibitz schenkte. Auch ward das Hospital umzäunt, mit einem Hag oder Gehege umgeben und ein Wächter auf dem neuen Hallischen Turme auf einige Zeit angestellt, der Damm gebessert und eine neue Büchse angeschafft, wozu wahrscheinlich die Unruhen in Magdeburg Anlaß gaben. Der Kaplan und Prediger an der Frauenkirche, Nicolaus de Dybin, welcher in diesem Jahre starb, vermachte der Stadtkirche seine Bücher und legte dadurch den Grund zu der Kirchenbibliothek. Auch begann in diesem Jahr der Neubau der Stadtkirche. Man erhielt die Erlaubnis des Erzbischofes, den Chor zu brechen, und dessen Gunstbrief zum Bau. Der Maurer Martin besah sich zweimal den Chor, wahrscheinlich (den) der Dominikaner in Leipzig und baute danach. Der Chor, die Sakristei mit Gerbekammer (das Gewölbe über der Sakristei) ward gegründet und kostete das Gebäu bis dahin 312 Schock 10 Groschen 2 Pf. Der Maurer erhielt für Abbrechung des Eisentores 3 1/2 Schock, für Legung des Füllmundes zu dem neuen 14 Schocke, am Wochenlohn 26 Groschen und 30 - 50 Groschen seine Hilfsknechte. Die Bruchsteine nahm man von Landsberg, die Mauersteine brannte die Kirche auf ihre Kosten in des Rates Ziegelscheune und nahm das Holz teils von den Paken (Spröde), teils von dem Frauenkirchhofe und aus dem Hain.

1405
Die Bürger waren bewaffnet bei Landsberg, in Halle und die Türme der Stadt und Vorstadt mit 5 Wächtern besetzt. Man kaufte Armbrüste und Pfeile und der Bürgermeister erhielt 5 Schock an Lohn. Dem Markgrafen brachte man 100 Schock Böhmischer Groschen Bete und setzte man diese 253 Schock 20 Groschen Meißnischen gleich. Der Böhmische Groschen hielt also 2 8/15 Groschen Meißnisch. Das neue Rathaus wurde mit Schindeln gedeckt. Zu dem Steinwege der Stadt ließ man Steine graben in Brinnis und Benndorf. Am 19. November brachte der Bürgermeister die neue Willkür der Stadt aus Leipzig. Es starben auch in diesem Jahre mehrere an der Pest, die Einnahme vom Frauenhause blieb daher zurück, betrug nur 4 Groschen. Zwei, wahrscheinlich Meineidige, wurden mit Abhauung der Hand bestraft.

1406
Die Stadt kam abermals in den geistlichen Bann, welcher mehrere Reisen zu den Markgrafen veranlaßte. Der Erzbischof Günther zu Magdeburg und die Grafen von Anhalt gerieten in offene Fehde und beide Teile streiften in hiesiger Gegend. Daher wurde das Land gewarnt in der Fasten, und setzte man zur Sicherung der Stadt alles in den Stand, Graben, Dämme, Brücken, eine neue Zugbrücke bei dem Hallischen Turm. Die Schützen, welchen der Rat ein Mahl gab, begleiteten die Räte des Markgrafen auf den Petersberg, der Hauptmann mit den Schützen die Polen nach Halle. Sechs Schützen zogen in die Hut nach Landsberg, Zörbig und zwei Reitende gingen nach Salzfurt, als denen von Erfurt Schweine geraulit wurden, der Rat besichtigte mit dem Hauptmann die Landwehr, die Vasallen kamen in Düben zusammen und war es so unsicher, daß der anzufahrende Kalk von Bewaffneten begleitet werden mußte. Am 11. Oktober geschah ein Einfall nach Zörbig und wurde Rind- und Schafvieh geraubt, daher lag der Hauptmann mit den Schützen vier Wochen in Zörbig. Der Graf von Anhalt war in der Fasten hier, der Markgraf Jubilate und im Juni mit ganzem Hofstaate. Die Bedienten erhielten Geschenke und an Betten, die für sie ausgebracht werden mußten, ging manches verloren. Der Rat kaufte von Osse von Sliwin eine Wiese am heiligen Brunnen und der Sakristei) ward gegründet und derViehweide (Schießplatz) für 60 Schock Groschen und von Johann Keller einen Garten (wird auch Wiese genannt) für 26 Schocke. Es war ein Städtetag in Torgau, Otto Kalb und Friedrich Braucher, Mitglieder des Rates, gingen dahin: zu tun die Gelübde meines Herrn Städten von Sachsen - Worte des Stadtschreibers. Die Fleischer erhielten ihren Innungsbrief.  Die Pest wird noch erwähnt.

1407
Der Markgraf Wilhelm schenkte der Stadt Holz zur Befestigung, es ward eine neue Büchse in Grimma gekauft und am 10. Februar bis in den August lagen die Schützen mit allem Geschütz im Hain (Gräfenhainichen), wo Wagen geraubt worden waren. Am 6. Dezemberverfolgten die Schützen die Pferderäuber bis Dessau. Es ward viel an den Mauern und Befestigungen gebaut, der Aufwand an Kalk allein betrug 52 Schock, der Zimmermeister erhielt 27 Schock und der Maurer mit Handarbeitern 40. M. Peter de Oschatz ward Rektor und Stadtschreiber. Der Rat war am 10. Februar in Grimma und an diesem Tage starb der Markgraf Wilhelm. Der Rat, welcher bisher die Gerichte gepachtet hatte, suchte sie bei den neuen Fürsten Friedrich und Wilhelm käuflich und reiste deswegen nach Leipzig. Die Zimmerleute erhielten eine Tonne Bier, als sie die Gefängnisstöcke arbeiteten. Die Bürger der Neustadt hatten einen Rechtsstreit mit Lelitz, der viel Reisen und Geld kostete und 1412 entschieden ward. Ende Oktober waren zwei aus dem Rate in Meißen bei den Räten der Markgrafen wegen der Einkünfte der Stadt. Der alte Schu1meister - Rektor und Stadtschreiber Henricus Byseme und Margarethe sein eheliches Weib - borgten von der Stadt 10 Mark feines Silber Magdeburgischen Gewichts zu einer Mark jährlicher Verzinsung. Am 11. Dezember waren die Schützen in Dessau, als sie die verfolgten, welche dem Otto Kalb und Oswald (Büchsenmeister) die Pferde geraubt hatten.

1408
Ein harter Winter 1407/08 mit Verlust an der Winterfrucht. Hauptmann war Tile Schenk. Ein Riprecht (in Alsleben) schickte der Stadt einen Entsagebrief, mit dem der Stadtdiener zu Heinrich von Bünau ritt, ein anderer nach Leipzig in Landwar­nung, als das Vieh bei Hainichen (Gräfenhainichen) genommen ward. Die Schützen hielten mit dem Hauptmanne bei Sausedlitz, mit Otto von Crostewitz auf der Saale, in der Kreuzwoche zu Schafstädt, mehrere Tage zu Landsberg, Gollm, Zörbig, um Michaelis 23 Wochen in Trebin im Walde, auch machten die Bürger einen Ritt in den Harz, als man bei Frickleben Vieh geraubt hatte. Bewehrt waren sie mit Tartschen, Setztartschen, Handbüchsen und Armbrüsten. erweckte Gegenliebe und es kam zu völliger Aussöhnung, zu unaussprechlicher Freude des in jeder Beziehung aufs Äußerste gebrachten Volkes. Auch hiesige Stadt, wiewohl sie von feindlichen Anfällen verschont blieb, hatte ungemein Verluste durch Rüstung, Sicherungsanstalten, Heerfahrten, Notsteuern und Vorschüsse an den Fürsten. Die Einrichtung des Geschützes allein kostete gegen 60 Schock.

Im September und Anfang Oktober, wo die haufenweise das Land durchziehen­den Böhmen die Umgegend bedrohten, und die Stadt von Leipzig aus Warnung erhielt, suchte man Rettung bei dem Kurfürsten in Meißen, Hilfe durch Mannschaft, weil ein großer Teil der Bürger abwesend im Heere war, in gleicher Absicht ging man nach Halle (wegen der Mordbrenner), wiewohl vergebens, doch fand man einige Unterstützung durch die Landbewohner und Bürger der kleineren offenen Städte, die sich mit ihrer besten Habe hierher flüchteten und an der Befestigung gegen Kost arbeiteten. Ein Baumeister aus Altenburg leitete den Bau und Maurer aus Leipzig förderten ihn. Man erhöhte die Mauern, den Damm am Hallischen Tore, versah den Schützengraben mit einem neuen festen Tore, bohlte den Graben um die Vorstadt aus und glättete ihn. Von Zwickau holte man Waffen und Pfeile und drei Tarrasbüchsen (Schirmbüchsen, Wallgeschütz) wurden in Leipzig gekauft. Den Zwinger richtete man nach dem Wittenberger ein, den man besichtigen ließ. Auf den Türmen und der Kirche, auch außerhalb der Stadt hielt man starke Wachen (wegen der Feuerschösse) und diese brachten zwei gefangene Thüringer ein. In die Heerfahrt zogen siebzig Trabanten am 15. Juni nach Thüringen, dreiund­dreißig am 29. desselben Monats nach Belzig mit einem Aufwande von 80 Schocke. Der Zug dieser Trabanten mit dem Kurfürsten von Wittenberg nach Leipzig und von da nach Thüringen kostete der Stadt 155 Schock, der von vierunddreißig Trabanten in der Mitte des Juli auf Gera 15'/2 Schock, und weit mehr noch die Heerfahrten am 16. Oktober nach Rochlitz und am 22. desselben Monats nach Pegau. Übrigens gab es auch mit dem Hauptmann Folgen nach Zörbig, und man brachte daher am 28. Oktober eine Notsteuer und Notgeschoß von 274 Schocken 16 Groschen aus. Dem Kurfürsten mußte man 1000 Gulden ausrichten und diese nach Anweisung der Kurfürstin und kurfürstlichen Räten in Altenburg abliefern. Sie wurden mit Mühe erborgt und wies zwar der Kurfürst am 23. Juni der Stadt 15 Schock von Zörbig, 11 Schock von Bitterfeld und 2 Schock von Brehna zur Verzinsung an, sie gingen aber, ungeachtet sich der Bürgermeister Erasmus von Zörbig und Conrad von Bitterfeld verbindlich erklärten, nicht richtig ein und Delitzsch trug die Last, für die es allein verbindlich war. Zörbig zahlte richtig, Brehna aber blieb aus und für Bitterfeld trat später Dommitzsch ein. Auch mußte der Rat für 3000 Gulden, welche der Kurfürst vom Bischof Johannes in Merseburg borgte, Bürgschaft leisten und die Schuldurkunde besiegeln.

Am 4. Mai war der Kurfürst mit seinem Hofstaate und im Juni der Bischof von Merseburg in hiesiger Stadt, auch erhielt Crunz von Kaufungen am 4. Oktober den Ehrenwein. Nicolaus Rochlitz, alter Prediger der Stadt, gab dem Rate 100 Schock alter Groschen, und dieser bestimmte sie nach dessen Willen der Lesemesse, und gab jährlich 7 Schock alter Groschen Zinsen dahin. Rochlitz starb in diesem Jahre. Die Reichen, welche an den Heereszügen nicht teilhehmen konnten, und die. die nicht 12 Wochen außen waren, mußten Geld geben, womit man die Vorstädter und armen Handwerksleute, die ihre Zeit aushielten, unterstützte. Der Rat hatte mehrere Reisen nach Leipzig zu dem Markgrafen wegen heimlicher Geschäfte. Der Bergfried in der Neustadt wurde neu gebaut. Eine Straße durch die Wegemeister gepflastert, denen der Rat ein Schock zu Hilfe gab. Am 10. Dezember ritten die Schützen, 18 Pferde stark, mit dem Hauptmann nach Landsberg.

1409
Der Rat suchte wieder um käufliche Überlassung der Gerichte bei dem Markgrafen nach. Am 11. März kaufte der Rat von den Brüdern Hans und Erhard von Gluch eine Hofstätte bei der neuen Badestube für 16 Schock neuer schildigter Groschen und den 6. Dezember 2 Hufen Lehngut vor dem Hallischen Tor und die Zinsen von den Kohlgärten von Hans Trossin für 29 Schock guter Freibergischer Groschen. In der ersten Hälfte des Jahres war Heinrich von Bünau, in der zweiten Nicolaus Draschwitz Hauptmann. Man rüstete sich stark zu einer Heerfahrt, baute viel an den Befestigungen und Gräben, wendete auf Brücken und Mauern 36 Schock, kaufte 3 neue Büchsen für 9 Schock und gab für Brot, Bier, Speck, Fleisch, Butter, Käse, Salz und sonstigen Vorrat gegen 10 Schock. Am 20. Mai lagen die Schützen in Trebin und am 3. November hielten die Bürger in Landsberg, wo aus den Dörfern Vieh geraubt worden war. Am 2. Mai ward Jacob, der Gürtler, mit dem Schwerte hingerichtet. Nicolaus Grimmer neuer Stadtschreiber. Der alte Hoppe gab zu dem steinernen Bilde der Kirche 1 Schock 5 Groschen, zum Bau der Kirche aber 2 Mark ½ Lot Silber, machte an Geld 4 Schock und galt die Mark 2 Schocke weniger 1 ½ Groschen. Die neu errichtete Universität Leipzig bezogen von hier: Tilemann, Johann, Paulus, Conradus. Vom Zoll kam ein 109 Schock 7 Groschen. 30 Rheinische Gülden oder 10 Schock gab der Rat Herrn Nicolaus Pfluge für die Lehn von des alten Meisters Wiese, die zu Erhaltung der Frühmesse bestimmt war.

1410
Am 4. Januar ließ Hans Trossin die Lehen und Hufen und 1 Schock 36 Groschen Zinsen, vor Delitzsch gelegen, aus und bat den Lehnherrm, Herrn Hans von Torgow zcu der Czosse, daß er die Bürger von Delitzsch damit beleihen möchte. Am 23. Januar ein heftiger Sturm, der an Häusern und in den Wäldern großen Schaden tat. In der Fastnachtswoche gab man dem Hauptmanne und seinem Sohn, dem Schloßkaplan und anderen ehrbaren Leuten eine Verehrung an Wein. Der Bürgermeister Claus von Aken starb am B. August und trat Bothmann an seine Stelle. Der Tod ward dem Markgrafen in Leipzig durch zwei Ratsmitglieder gemeldet. Die Mauer in der Nähe des Breiten und Hallischen Tores ward neu aufgeführt durch den Maurer Martin, das neue Torhaus gedeckt, die Neustadt umzäunt, das Bergfried auf dem Frauenkirchhofe und das Haus dabei gebaut, auch der Schützen Pforte hergestellt. Martin, der Bader, gab 45 Groschen Zins von der Badstube an die Kirche. Die Sandsteine zum Kirchenbaue kamen von Weißenfels, Meister Hans (ein Maler), Bildhauer in Leipzig, fertigte die Tabernakel und Bilder an den äußeren Pfeilern des Chores und den Ölberg. Der Ölberg ward am 4. Mai hierher gebracht und aufgesetzt. Der Künstler erhielt für die Bilder des Ölberges 7 Schock, 18 Groschen Zehrung bei Aufstellung und 36 Groschen Fuhrlohn. Das Meßbuch zu Gerltitz (Gerlitz) wurde gebunden und finden sich 13 Groschen, der Kirche St. Nicolai zu Gerltitz gehörig in hiesiger Kirchrechnung, weil das Vermögen der Stadtkirche, der Frauenkirche und dieser in einer Rechnung begriffen war.

1411
Die Mühle der Stadt, welche innerhalb der Stadt an der Pforte stand, war mit Bewilligung der Fürsten nach des Rates Anweisung außerhalb und da angelegt, wo sie sich noch befindet. Der Müller Hans (Hans Molner) erhielt für Abbrechung der alten und Anlegung der neuen 3 Schock Beisteuer vom Rate und Hilfe mit 15 Wagen, er hielt sich aber mit dem Raume der neuen Hofstätte verkürzt, daher er sich an den Markgrafen wendete und sich das Fleckchen erbat, welches jetzt das Gärtchen bildet. Die Witwe des Trossin verklagte den Rat bei dem geistlichen Gericht, wahrscheinlich weil dieser vom Kaufgelde der jüngst von Trossin erhaltenen Besitzungen wegen zögernder Belebung inne behielt. Der Pfarrer in Lindenhayn und Magister Heinerich Czerstede in Magdeburg arbeitete in dieser Sache für den Rat, die jedoch an das weltliche Gericht kam und durch Schiedsmänner, den Schenken von Tutenberg, Diecze Krakow, Dietrich von Freiberg, Erich Kessel, Conrad Czas usw., beigelegt wurde. Durch Anlegung des Grabens um die Vorstadt, welchem der Rat Anfang des Jahres noch in Stück Garten bei der Hausmühle von Tile von Selben für 3 Schock kaufe, mußte das Galgtor eingerückt und der in dessen Nähe zu der Kirche führende Weg verlegt werden. Der Rat baute daher ein neues Torhaus und kaufte zu Anlegung eines neuen Weges (des jetzigen) den Hof Wissigs für 4 ½ Schock, auf welchem 7 ½ Groschen für den Pfarrer haftete, welche Abgabe er übernahm und bis heute an die Kirche, wohin man sie bei der Reformation wies, unter dem Titel den Weg zu Unserer lieben Frauen zahlt. Auch wurde der Graben nach innen, so weit er fertig war, umzäunt oder mit einem Heck versehen. Hauptmann war Conrad Lymare und hielt man am 29. Juni zu Landsberg.

1412
Der neue Hauptmann Hermann Egeler kam von Wischwitz und ward dessen Gerät mit dem Stadtwagen abgeholt. Man verehrte ihm bei seiner Ankunft Alantwein und einen Lachs. Neben ihm wird auch der Vogt und außer dem gewöhnlichen Geleitsmann noch ein zweiter genannt. Czaslow von Schoenfeld auf Löbnitz hielt Hochzeit in der Stadt und ward ihm vom Rate Wein verehrt. Er ward aber auch vom Grafen Bernhard zu Anhalt angegriffen und folgten deshalb die Bürger nach Köthen. Auch lagen 3 Schützen 14 Tage in Düben und als in einer Nacht Lärm ward, lief alles nach dem Furt in Schenkenberg. Es war eine Bete von 250 Schocken ausgebracht und 8 Schock davon dem Dietrich von Pake. der im Dienst ein Pferd verloren, angewiesen. Auch gab es einen Handel mit Spiegel, in welchem die Bürger zeugen mußten und war deshalb hier der Hauptmann zu Torgau, der Stadtschreiber zu Leipzig, der Bürgermeister mit Ratsherren von Bitterfeld und der Probst zu Brehna.

1413
Man folgte dem neuen Hauptmann Hans von Sparrenberg und Vogte nach Zschernitz, Zörbig, Landsberg und verfolgte die, die Fynis und andere beraubt hatten. Ein heißer Sommer und am 22. Juli starkes Schloßenwetter. Die Erker des Breiten Turmes wurden neu gemauert und mit Schiefer gedeckt mit einem Aufwande von 22 Schocken 29 Groschen durch den Maurer Martin und Schieferdecker Lorenz. Auch baute man eine neue Brücke. Ein begangener Mord veranlaßte, daß der Bürgermeister mit anderen nach Zörbig zum Hauptmann ritt. Sonnabends nach Weihnachten ward Hans Schildknecht mit dem Strange hingerichtete, auch brach nach Weihnachten bei großen Wasser der Damm bei der alten Mühle. Die Jahrrente - eine neue Steuer außer der alten Bete - ward eingeführt (für den Markgrafen Friedrich) und betrug 36 Schock.

1414
In der zweiten Fastenwoche untersuchte man die Bierkeller und ward beschlossen, daß mit dem Palmentage das Brauen aufhören sollte. Man fand 900 Faß Bier vorrätig und viel Kofent. Die Jahrrente stieg bis 40 Schock, wobei es blieb und ward in zwei Terminen, Walpurgis und Michaelis, abgeführt. Die Schützen und Bürger wurden zu wiederholten Malen in Tätigkeit gesetzt. Man ritt nach Roßlau, der Ratsherr Nicolaus Blude mit 19 Pferden nach Hainichen (Gräfenhainichen), derselbe mit 19 Pferden am 1. Mai nach Landsberg; einige mit dem Vogt nach Köthen und Dessau, der Ratsherr Claus Eldiste mit 3 Schützen, als Hermann Egeler Zoerbig einnahm. Auch hatte man einen Ritt nach Schnettlingen, der einen Aufwand von 6'/z Schock verursachte und lag vor Pirne in der Heerfahrt. Ihrer sieben nach Zaasch. Vor und um Martine mit 12 Pferden zu Zaasch, Zörbig, Poplitz, als das Land gewarnt ward. In Zörbig sammelte man im Juni 30 Groschen 9 Pfenning für den Bau hiesiger Kirche. Man traf Anstalt zum Bau des Kirchhauses und verdingte die neue Orgel an den Orgelbaumeister Schabinkese, dem der Rat eine Verehrung gab. In der Frauenkirche hängte man die Glocken um.

1415
Der Rat kaufte am 12. Marz 21 Acker Holz in der Smorode (Spröde) von Dietrich, Johann und Heinrich Gebrüder Pak für 200 Rheinische Gülden und ward die Stadt am B. April vom Markgrafen Friedrich beliehen. Nicolaus Ohm ward Stadtschreiber. Der Markgraf war in den Pfingstfeiern mit dem Hofstaate hier und ward nach Pfingsten von Gewappneten und Schützen nach Dommitzsch geleitet. Die 40 Schock Jahrrente schildigter Groschen wies der Fürst bis auf 12 Schock an den Hauptmann Hermann Egeler. Die Orgel vollendete der Meister Schabinkese und der Bischof weihte sie. Wegen der Kapelle in Rabach, deren Altarist in der Stadt lebte, verhandelte man mit Heinrich Spiegel vor dem geistlichen Gericht in Halle und betrieb es der alte Stadtschreiber Magister Heinrich Bysem. Man beabsichtigte wohl eine Auf­nahme dieser Kapelle in die neue Stadtkirche, welcher aber erst später gelang. Man baute ein neues Torhaus am Hallischen Tore mit Schieferdach und blechernen Knöpfen. Der Markgraf schenkte zu diesem Baue und verschiede­nen anderen 20 Baustämme. Die Stadt verbürgte sich für 600 Gülden, die der Markgraf geliehen hatte. Am 18. September hielten 11 Bürger mit dem Vogte am Petersberge - Heerfahrt gegen Herzog Erich - und im November hielt der Ratsherr Andreas Vater mit mehreren bewaffneten Bürgern und dem Vogte bei Landsberg. Der Pfarrer Druskow und Quentin verloren ihre Pferde und verfolgte man die Feinde - der Vogt nach Bernburg. Auf Anweisung des Markgrafen Friedrich lieh die Stadt dem Grafen Woldemar von Anhalt (Oheim des Fürsten) 300 Gülden oder 100 Schock. Der Rat kaufte von Michael Glocke ein Stück Land zu einem Wege des Müllers (Hausmüllers) in seinen Garten und auf das Feld, weil der alte zu dem Graben um die Vorstadt kam.

1416
Am 20. Januar waren auf Gesuch des Rates die Loberherren (Gerichtsherren am Loberbach) hier versammelt. 1415/16 ein harter Winter mit großem Gewässer. Der Rat kaufte vom Schneider Czortow ein Stück Land bei der Windmühle für den Lehmbedarf der Ziegelei. Am 15. Juli war Andreas Vater mit 4 Bürgern und dem Vogte in Kalbe, als man die Straßenräuber förderte (hinrichtete) und am 16. August daselbst bei einer anderen Hinrichtung. Am 4. Dezember verfolgten 15 hiesige Schützen die Feinde, die vor Leipzig gewesen waren. Es war die Fehde Grafen Bernhards zu Anhalt Bernburg und Grafen Bernhard zu Regenstein (Reinstein) mit dem Bischofe zu Merseburge in diesem und künftigen Jahren. Der Zimmermeister Lorenz machte das Gestelle zu dem Bogen der Kirche, Martin, der Maurer, erhielt 21 Schock 58 Groschen Maurerlohn vom Kirchenbau und Dictus (Benedict), der Steinsetzer, war beschäftigt mit der Kirche Flur. 2 Tagelöhner glichen die Gräber auf dem Gottesacker der Frauenkirche für 4 ½ Groschen Lohn.

1417
Am 3. Januar war der Rat bei dem Markgrafen in Grimma, auch am 1. November in Leipzig wegen Bezahlung der Bierlieferung nach Zörbig. Es mußte nämlich auf Befehl des Markgrafen wegen der Anhaltischen Fehde gegen das Stift Merseburg für 72 Schock 36 Groschen hiesiges Bier nach Zörbig geliefert werden. Diese Fehde des Grafen Bernhard zu Anhalt und Grafen Regenstein gegen Merseburg, dessen sich der Markgraf in Abwesenheit des Bischofs als Schirm­vogt annahm, verursachte hier vielen Aufwand. 100 Schock Groschen mußten dem Markgrafen als Darlehn ausgebracht und alle Bedürfnis der Mannschaft von hier nach Zörbig geschafft werden. Es waren viele Hauptleute hier, der hiesige Vogt Bode Kather, Egeler, Erich Haselbach. Die Schützen hielten in Zörbig vor Rosenburg, im Spiesholze, in Landsberg, bei Paupitzsch ... und 31 berittene Bürger waren dabei, als man am 21. Oktober den Feind vor Könnern warf, den Grafen Regenstein gefangen nahm und mehrere Waffen und Pferde erbeutete. Der Rat kaufte Lorenz Schwertfegers und Martin Keferles Haus. Hans von Pak der Altere verkaufte Hans von Pak dem Jüngeren die Güter im Dorfe Elberitz für 200 Schock schildigter Groschen am 12. März. Hans von Pak gab diese Güter seiner Ehefrau zum Leibgedinge, und sie ward mit dem Vorwerke Elberitz, als Leibgedinges Recht ist, beliehen.

1418
Am 19. Mai waren Ratsmitglieder in Leipzig der Heerfahrt wegen. Eine starke Folge nach Zörbig, Köthen, als man Vieh geraubt hatte, mit 11 Wagen Schützen. Auch hielt man stark bei Roitzsch, Golm, Landsberg und Zörbig. Diese Folge kostete 40 Schock und über 50 Schock das Bier, welches auf Verordnung des Landgrafen wieder nach Zörbig gebracht werden mußte. Busse von Querfurt ward hier Hauptmann und dessen Gerät auf Kosten der Kommun von Querfurt über Halle hierher gebracht. 4 Bewaffnete gingen am 1. September nach Mönchennienburg. Das Gewölbe über der Sakristei der Stadtkirche ward fertig und vorläufig mit Schindeln gedeckt.

1419
Am 11. Juni war der Markgraf hier und schloß mit dem Erzbischof Günther zu Magdeburg einen Vertrag, daß sie einander nicht befehden wollten, Differen­zen sollten durch Schiedsrichter abgetan werden, keiner des anderen Feinde hausen  Aufruhr der.Hussiten in Prag nach Wenceslaus Tod den 16. August. Auf Verordnung des Markgrafen mußte auch in diesem Jahre für 131 Schock 35 Groschen Bier nach Zörbig geschafft werden. Der Rat kaufte Gruwels Haus zu einer Torwärterwohnung. Weckerle und Kühragel wurden mit dem Strange hingerichtet. Man lagerte in Landsberg, Zörbig, Kyhna, Güsten am Petersberge, in Spoeren, Gollm, nach dem Brande, nach dem Raub bei Düben, in Lissa, Burgstaetel. Auch führte Silbertasche die Schützen nach Eilenburg, wo sich die Mannschaf­ten verschiedener Städte sammelten. Die Badestube der Kirche ward neu gebaut für 30 Schock 20 Groschen 9 Pfennig. Der Bader Lorenz, welcher sie inne hatte, gab Michaelis 1 Schock an die Kirche und Prus, der den Bader schlug, 1 Pfund Wachs Strafe an die Kirche.

1420
Am 30. Januar kaufte der Rat von Hans Pak auf Elberitz 3/4 Landes weniger 4 Ruten bei der Ziegelscheune und auch ein Ende des Landes gegen die Gemeine bei der Windmühle. Er kaufte auch das Haus des Zolleinnehmers Nic. Apitz für 16 Schock 40 Groschen - Holz zum neuen Gebäude - zu den Fischbänken, Fleischbuden - auch ward der Markt mit einem Aufwande von 14 Schock neu gepflastert. Es war ein warmer Winter. Im April blühten die Rosen, Kirschen und Erdbeeren reiften im Mai; reife Weinbeeren brachte der Juni, die aber ein Reif im Juli verdarben. Mehrere Folgen mit Aufwand, unter anderen nach Sausedlitz, wo man geraubt hatte. In der zweiten Hälfte des Jahres war Hans Heuwer Vogt. 47 Faß Bier für 53 Schock 27 Groschen mußten auch in diesem Jahre nach Zörbig geschafft werden.

1421
Es geschahen immernoch Einfälle von Anhalt aus. Am 13. Mai fing man 11 Räuber, die man nach Snawtitz brachte, der Markgraf war damals in Leisnig und am 21. Mai war man der Gefangenen wegen bei ihm in Leipzig - den 26. Mai in Torgau wegen der Heerfahrt gegen die Hussiten und am 1. September in Freiberg, um zwei Heerwagen abzuwenden. Am 18. Juni raubte man Vieh in Löbnitz und man verfolgte die Räuber bis Jeßnitz. Großer Aufwand für den Heereszug gegen die Hussiten. Am 15. Mai zogen 10 Schützen von hier nach Brüx, vier Heerfahrten dahin kosteten 34 Schock nur an Viktualien - eine gegen Prag 8 Schock,an Wagen, Wagenführern, reitenden Schützen 37 1/2 Schock - Aufwand der Schützen zu Fuß in Brüx 16 ½ Schock - an verlorenen Waffen 6 Schock. Viel Getreide mußte nach Leipzig geschafft werden-dahin auch die Bete an 100 Schock schildigter Groschen, von der jedoch der Markgraf unterm 6. Oktober 30 Schock an Nicolaus von Ertmannsdorf, wegen des Verlustes an Pferden, den er in Prag und in anderen Diensten erlitten hatte, überwies. Am 5. August wurden die Hussiten bei Brüx vom Markgrafen und Herzoge Wilhelm von Braunschweig gänzlich geschlagen und hätte man sie unterdrücken können, wenn es nicht Ehrsucht und Geiz, hauptsächlich der geistlichen Fürsten und die Untätigkeit des Kaisers, der die Fortschritte der Meißner und Thüringer ungern sah und die Böhmen friedlich zu gewinnen glaubte, gehindert hätte. Die Schuhmacher, welche ihrem Innungsbriefe ohne Vorwissen des Rates neue Artikel zugesetzt hatten, bestrafte man mit 40 Groschen. Fortsetzung des Rathausbaues und Einrichtung der Bänke - der Galgen (wurde) hergestellt.

1422
Die diesjährige Bete betrug 150 Schock, von denen 30 an den von Erdmannsdorf, 120 aber an den Kammermeister und Amtmann in Grimma abgegeben wurden. Fortgesetzter Bau am Rathaus und Bänken, die man mit Schindeln deckte. Ausbesserung des Alten Rathauses am Markt und Umpflasterung eines Teiles des Marktes mit Aufwande von 7 ½ Schock. Das Torhaus am Breiten Tor ward abgebrochen. Von Nicolaus Rekewitz erhielt man ein Rechtsbuch für 1 Schock 20 Groschen. Der Rat gab ein Schützenessen - es kostete 43 Groschen 3 Pfennig. Eine Folge nach Zörbig, als Vieh geraubt wurde und eine Heerfahrt nach Karlstein mit einem Aufwande von 15 Schock.

1423
Strenger Winter mit Verlust an Wintergetreide und daher Teuerung. Am 16. Mai war der Markgraf hier und am 17. Mai kaufte der Rat von Hans Pak, Vogt zu Wurzen, und Hans Pak zu Elberitz, Vettern, Elberitz und Werben mit allem Zubehör in Feldern, Dörfern, Zinsen, die Fischerei über und unter Elberitz, besonders in dem Stadtgraben (Graben um die Vorstadt) mit Gerichte über Hals und Hand, auch den Teil der Spröde, den beide hatten. Der Kaufpreis war 277 Schock und bekam der ältere Hans Pak für seinen Teil 62, der jüngere 215 Schock. Der Rat verkaufte in diesem Jahr noch 9 Hufen für 88 Schock an Bürger und anderes Land ward ausgemessen und bepflanzt. Am 5. August eine Folge nach Bitterfeld und Zörbig, wo Pferde geraubt wurden. Außerdem starker Halt in Landsberg und eine Heerfahrt nach Böhmen. Am Jahrmarkt Petri Pauli ward eine Trinklaube vor dem Rathause errichtet. Den 4 .September war der Rat mit der Obergerichtsbarkeit, die er für 550 Rheinische Gülden an Golde oder 183 Schock 20 Groschen gekauft hatte, beliehen. Die Gerichtsbarkeit, soweit die Stadtgraben reichen und in der Weite, als sie die von dem Markgrafen zu Meißen vor Zeiten gemietet haben, oberste und niederste, über Hals und Hand, Vording und Gericht über alle Schuld, mit allen Bußen, Wetten, Genüssen, Zugehörungen, Zinsen, Renten ... auf Wiederkauf. Der Lehnbrief kostete 5 1/2 Schock. Am 18. August ward der Altar Katharina gestiftet. Der Rat borgte von den Priestern Peter, Pfarrer zu Wysk (Weißig), und Johann Dessow, Altarist des Kalandaltars, 220 Rheinische Gulden, die man zum Kaufe von Elberitz und Werben verwendete für 11 Gulden Zins jährlich zu Michaelis zahlbar. Zu dem Kaufe von Elberitz borgte der Rat auch noch vom Pfarrer in Koelsse, Nicolaus Czey, 100 Gulden. Man hielt einen Hundeschläger. Die Kreuzkapelle in diesem und folgenden Jahre beendet. Der Rat hatte, solange die Bierlieferung nach Zörbig gedauert, die Jahrrente in Rückstande gelassen, man berechnete sie in diesem Jahre und ward die rückständige Jahrrente in einem Fürstenbriefe erlassen.

1424
Am 5. Mai kaufte Hans Pak der Jüngere für 31 ½ Schock 9 Acker Holz in der Spröde. Am 2. Juni erhielten die Schneider ihre Innungs-Artikel. Am 25. Juni waren die Schützen zu einem Schützenfeste in Oschatz. Kurz vor der Ernte großes Wasser und Schäden am Getreide. Im Sommer Bau der neuen Schule. Elberitzer Kohlland ward zu halben und Viertels-Acker für 17 Schock an Bürger verkauft. Der Hauptmann Czaslow von Schoenfeld auf Löbnitz hielt in der Stadt Hochzeit und schenkte ihm der Rat ein Faß Wittenberger Bier, er aber dem Rate ein Reh. Folgen in Landsberg, Brehna und Vorbereitung zu zwei Heerfahrten nach Böhmen. Die Ratswahl wurde vom 1. November auf den 6. Januar gelegt, wo sie auch bis in die neuesten Zeiten geblieben ist. Der diesjährige Rat war daher 14 Monate im Amt. Hermknechts Weib und ein Bauer wurden mit dem Strange hingerichtet. Ein Antiphonarium kostete 2 Schock 50 Groschen. Die Kreuzkapelle (Kapelle der Stadtkirche) nach der Mädchenschule ward fertig gemauert, bedacht und mit einem Turme versehen. Der Schiefer zur Bedachung kam von Blankenburg. Der Maurer Martin und sein Sohn Johannes erhielten für die letzte Maurerarbeit 5 Schock, der Schieferdecker Zorbig mit den Zimmerleuten 9 Schock 13 Groschen 3 Pfennig. Den Turm baute man nach einem Leipziger Muster, daß man vom Zimmermann und Schieferdecker besichtigen ließ. Der Schieferdecker Hans Zcorbig erhielt für Schiefer und Arbeit an der Kreuzkapelle und Spitze (Turm) mit Kost und Trankgeld für ihn und seine Jungen 17 Schock 31 Groschen 4 Pfennig. Das Fuhrlohn für Beischaffung des Schiefers von Blankenburg 7 Schock 5 Groschen 4 Pfennig.

1425
Der Rat kaufte von Friedrich Trossin am 21. September Haus und Hof mit allem Zubehör, gelegen bei Unserer lieben Frauenkirche in der Vorstadt, und gab der Verkäufer dabei alle Ansprüche auf an den zwei Hufen Landes vor dem Hallischen Tore, auf dem Hofe des Stephan Krone und anderen dazugehörigen Gärten und Höfen, die Hans von Trossin, sein Vetter, früher an die Stadt verkauft hatten. Der Kaufwert für Haus und Hof 9 Schock alter Groschen. Am 16. Oktober borgte der Rat vom Kalande 100 Schock. Thomas Gruwel vermachte 2 Gülden der Kirche und aus dem Weingarten der Frauenkirche löste man 2 Schock 2 Groschen für Wein. Die neue Schule ward mit Fenstern, Türen und Treppen versehen. Ein Bildhauer in Leipzig fertigte das große Kreuz in der Kirche und besserte die Bilder der Maria und des Johannes für 2 Schock 22 Groschen. 12 Fuhren Schiefer, jede zu 18 Zentner, kosteten 22 Schock 52 Groschen.

1426
Außer der Jahrrente an 40 Schock wurden auch 160 Schock 40 Groschen Bete ausgebracht und erhielt von der Jahrrente auf Anweisung des Fürsten Erich Siedersdorf zu Brostendorf 8, Erich Schilling auf Löberitz 12 Schock. Johann Ortrand war Stadtschreiber. Am 26. Mai hatten die Schützen ein Schützenfest und gab der Rat zum Kleinode 1 Schock 38 Groschen, auch ein Schützenessen. Die Heerfahrt nach Böhmen kostete der Stadt gegen 150 Schock (außer dem Getreide, was nach Brüx geschafft werden mußte) und ging in dem unglückli­chen Treffen bei Aussig, den 15. Juni, an welchem auch die hiesigen Bürger und der Hauptmann mit 15 Pferden teilnahm, 48 Schock an Waffen und 42 Schock an Wagen und Pferden verloren. Am 2. Juli war die Herzogin (Kurfürstin) hier, man schenkte ihr für 11 Schock 3 Groschen 3 Pfennig Wällischen Wein, ihrem Hofmeister I Schock, daß er der Stadt Bestes bedächte - auch erhielt der Schreiber Nicolaus ein Ehrengeschenk. Von Anhalt aus war wieder ein Einfall und hatte man 4 Pferde geraubt, daher Schützen mit Prozce von Querfurt und Otto von Crostewitz, Hauptmann in Bitterfeld, nach Bernburg. Der Schloßgraben wurde geräumt,am alten Kaufhaus gebaut, die neue Schule gerichtet und die alte gebrochen. Die Untersuchung gegen einen Dieb, Peter, der sich wahrscheinlich an einen geweihten Ort gerettet oder Kirchgut angegriffen hatte, verursachte Reisen zu dem Herzog in Altenburg und Erzbischof zu Magdeburg, wohin der Verbrecher auch abgeführt ward. Man hatte einen Rechtsstreit mit Spigel über den Rubacher Weg, der durch Schiedsmänner abgetan ward.

1427
Eine abermalige Heerfahrt gegen Böhmen nach Brüx, die der Stadt mehr als 50 Schock an Apparat und weit mehr an Verlust kostete. Es mußte dem Herzog ein Verzeichnis der angemessenen waffenfähigen Bürgerin Meißen überliefert werden und die Bitte bei der Herzogin in Rochlitz am 8. Mai um Minderung der verlangten Schützen hatte keine Wirkung. Der Herzog (Kurfürst) war schon im Juni in Böhmen und legte sich vor Mieg, als aber die übrigen Hilfsvölker entwichen, so mußte auch er abziehen. Der Verlußt bestand größtenteils in der Bagage, die in der Dachauer Waldung Brandenburg zu decken hatte. Während dieses Feldzuges fiel der Graf Georg von Anhalt den 5. August in das Land und nahm vor Wurzen Vieh. Er wurde daher von hiesigen und Bitterfelder Bürgern verfolgt und verursachten die Halten bei Brehna und auf dem Steinfurt einen Aufwand von 10 Schock. Die Stadtmauer wurde gebessert und die Hecken um die Vorstadt, das Kaufhaus erhielt neue Bänke - die neue Schule ausgebaut und vorläufig mit Schindeln gedeckt. Der Maurer Martin hieb Steine zu den Kirchenpfeilern und der Steinmetz Donat von Weißenfels Formen. Der Schreiber Heinrich aber schrieb für die Kirche ein neues Antiphonarium - das Pergament hierzu kostete 48 Groschen, das Schreiberlohn 41 Groschen und 1 Schock erhielt der Rektor der Schule für das Notieren. Dem Herzog (Kurfürst) schenkte man ein Buch, welches der Stadtschreiber Johann Ortrand geschrieben hatte - die Matthiae. Die Kirche verborgte 100 Rheinische Gulden an Nicolaus von Erdmannsdorf zu 10 Prozent, und schrieb das Dokument der Schreiber Johannes auf dem Schlosse für 14 Groschen. Dem neuen Hauptmann Hans von Hoym und seinem Bruder Friedrich von Hoym mit ihren Freunden gab man ein Essen. Bei Busse kam Feuer aus, gab 15 Groschen Strafe. Anton Trige ward mit dem Strange hingerichtet. Der Hundeschläger tötete 3 Hunde und vergrub sie. Im Herbst blühten Blumen und Bäume, der Winter ohne Frost. Pak in Döbemitz starb und erhielt die Kirche für das Läuten 1 Rheinischen Gulden.

1428
Am 2. Februar wurden die Schützen nach Freiberg und Brüx ausgerüstet, der Feldzug unterblieb aber. Man war bei der Herzogin (Kurfürstin) in Altenburg, um von der Zahl der geforderten Schützen etwas abzudingen. Auch war man in Leipzig (Rat und Stadtschreiber), wo Ritterschaft und Städte versammelt, um das Land mit Ratgeben zu bestellen. Man besah daselbst die Wagenburg. Auch mußte der Herzogin ein Verzeichnis der waffenfähigen Bürger nach Altenburg geliefert werden. Zu derselben Zeit eine Folge nach Bitterfeld, wo Eilenburg warnte wegen Mordbrennerei. Die Schützen zogen nach Schkeuditz, Merseburg, Brehna, Halle, wo Hans Braune ein Pferd verlor.  Am 10. Februar sammelte man des Papstes Geld - die 3 Räte gemeinschaftlich - und ward nach Leipzig gebracht. Der Rat kaufte Rubach von Hans, Otto und Heinrich Gevetter Spiegel, Dorf und Vorwerk, mit Ober- und Niedergericht, im Dorfe und Felde, Zinsen und allem Zubehör - unter anderem auch den Weberzins - mit Ausnahme des Kirchlehns, es wäre denn, daß die Kapelle verwandelt, aufgenommen und mit ihren Zinsen und Rechten in die Pfarrkirche zu Delitzsch verlegt würde. Auf diesen Fall sollte die Stätte, auf welcher die Kapelle steht, und der Pfarrhof mit seiner Hofstätte dem Käufer sein und der Stadt Delitzsch folgen, wenn es von Rechts wegen sein kann. Überdies die Lehn über zwei Höfe, gelegen an dem Stiege, als man gehet nach Gertitz und drei Hufen dazu auf Weißig. Das Hölzchen, gelegen bei dem Garten zwischen der Mühle und Rubach mit dem Wiesenfleckchen, das Otto Cluge zu Lehn hat. Das Kaufgeld ist in dem Kaufbriefe vom 13. April nicht genannt, die Spigel erhielten aber nach den Rechnungen 400 Schock in diesem und 300 Schock in dem folgenden (Jahre). Das Lehngeld betrug 50 Schock, der Lehnbrief aber kostete in der Kanzlei 4 Schock 20 Groschen oder 13 Rheinische Gulden.

Den Weberzins gaben die Weber wahrscheinlich von der Bleiche zwischen dem Altdorfe und dem Lober zu Petri Pauli - er betrug 6 Pfennig von einer ganzen und 2 Pfennig von einer halben Webe. Das Land wurde ausgemessen und verkauft, die Gebäude gebrochen und ebenfalls verkauft. - Man brach über eine Kemnate, ein Bergfried und ein Torhaus, einkleines Haus, ein ungedecktes Haus, zwei Häuschen, zwei Scheunen und ein Scheunchen. Zu dem Kaufe borgte man 300 Gulden von Otto Kalb, 300 Gulden von Johann Hallis. Der Lehnbrief ist vom 15. April mithin früher datiert als der Kaufbrief. Der Hauptmann von Hoym gab am Himmelfahrtstage ein Stechen, dabei waren auch Bürger von Magdeburg und Halle. Der Rat verehrte ihm ein Faß Torgauisches Bier. Freitags nach Himmelfahrt war Kirchrechnung. Das Kirchvermögen betrug 30 Schock 17 Groschen 6 Pfennig. Das Ziegeldach über dem Chore ward abgetragen und der Chor mit neuem Sparrwerk versehen. Chorund Sakristei wurden erst 1432 mit Schiefer gedeckt, erhielten einstweilen ein Schindeldach. - In die Schule ein Wergaden (Bücherschrank). Der Weihbischof weihte 2 Kelche in der Frauenkirche und den großen Kelch der Stadtkirche - Korporale und Altartücher - erhielt 48 Groschen. Man erhielt auch einen Brief über den Jahrmarkt, vermutlich Bestätigung durch den neuen Fürsten. Er fiel Sonntag nach Himmelfahrt Mariä, ward aber 1520, weil man zu Himmelfahrt Mariä noch erntete, auf den Sonntag nach Allerheiligen verlegt. Die Stadt mußte sich für ein Darlehn des Herzogs Friedrich und seiner Brüder von 200 neuen Schocken an den Schutzjuden Abraham in Leipzig verbürgen und der Schuldurkunde das Stadtsiegel anhängen.

1429
Am 20. Januar war der Rat drei Tage in Leipzig um der Fürsten und der Lande Bestellung, auch war man der Lande Bestellung wegen in Weißenfels. Am 14. Februar ward die Stadt vom Fürsten für 250 Rheinische Gulden an Magdeburg verpfändet. Zu dem Heereszug gegen die Ketzer (Hussiten) eine doppelte Auflage, die 201 Schock 58 Groschen betrug. Am Trinitatisfeste gingen 10 Schützen nach Brüx, 10 Reisige gegen Freyberg. Eine Heerfahrt nach Siebenlehn, Meißen, Colditz und Leipzig mit einem Aufwand von 221 Schock 48 Groschen. Zu 9 Büchsen (großen Stück) kaufte man im Januar eine zehnte für 20 Schock, mehrere Handbüchsen und kleinere Handbüchsen, Pulver ward teils hier gefer­tigt, teils in Leipzig gekauft. Der Maurer Martin hieb Büchsensteine, auch verbrauchte man viel Blei zu Kugeln. Die Bauern von Werben und anderen Dörfern, welche in die Stadt geflüchtet waren, schanzten, arbeiteten an den Dämmen, Mauergerüsten und Bollwerk. Das nötige Holz nahm man aus dem Haine. Die Graben wurden gereinigt. Auch lagen 5 Söldner vor Halle in der Stadt zu Verstärkung der Turm- und Torwachen. Die Waffen­kammer befand sich auf dem Rathaus. Als die Ketzer nahe waren, brachte man alle Briefe der Stadt nach Halle. Indessen kamen sie nicht an die Stadt und die gewöhnliche Nachricht, daß sie die Stadt erobert, geplündert und größtenteils niedergebrannt hätten, ist ganz falsch. In den vollständig erhaltenen Rechnun­gen, Heberegistern dieser Zeit findet sich keine Spur des Abganges auch nur eines Hauses oder eines Aufwandes auf Wiederherstellung zerstörter Gebäude, vielmehr ging der Bau an der Kirche und anderen öffentlichen Neubauten ruhig fort. Als die Ketzer bei Wurzen waren, lagen die kurfürstlichen Hofleute hier. Außer dem Hussitischen Heereszuge gab es aber auch in der Nähe Fehden. Man folgte, als zu Püchau Pferde geraubt wurden, hielt zu Queetz und Brehna und war in der Warte zu Landsberg. Zwei nahm man bei Kyhna gefangen.

Den Ackerknechten schenkte man eine Tonne Bier am Fronleichnahmsfeste. Durch den Ankauf der nahen Sadelhöfe und Vorwerke Elberitz, Rubach und Überlassung deren Äcker an die Bürger entstand zuerst hier Feldwirtschaft und zu besserer Betreibung derselben traten diese ackerbesitzenden Bürger mit anderen Ackerwirten in der Nähe in Verbindung, bildeten eine Gesellschaft - Brüderschaft - nach eigener bestätigter Ordnung und nannten sich die Gesellschaft der Ackerknechte, dies ich in Feuersgefahr und bei öffentlichen Bauten in der Regel durch Tätigkeit auszeichnete und daher vom Rate oft Geschenke erhielt. Die Pake versuchten abermals in dem neuen Graben um die Vorstadt zu fischen, wurden aber verklagt und behielten durch schiedsrichterliche Entscheidung Unrecht. Der Jahrmarkt gab 7 Schock Stättegeld. Der Kirchenvorsteher und Ratsherr Friedrich Brauer (ein Schnitthändler und Ratsherr von 1397 -1429) starb in diesem Jahr und vermachte der Kirche 10 Schock zum Bau. Die Kirche kaufte das Brauhaus des Leuttich und erhielt zum ersten Male die Ketzer und besetzte stark Türme, Tore und Basteien.einen Brauzins von 1 Schock 35 Groschen. Viel Holz und Steine zur Kirche - 13 000 Stück gab hiesige Ziegelscheune.

1430
Man baute stark an der Befestigung, an den Bollwerken, Graben, Wällen, Terrassen, hauptsächlich suchte man die Vorstadt zu sichern. Im Haine und Aldinhofe ward Holz geschlagen, auch bezog man viel Bauholz aus der Torgauer Heide. Den Bau leitete Erich Schilling. Auch versah man sich mit Gewehren. Der Büchsenmeister Berthold goß 2 neue Tarrasbüchsen - man kaufte große und kleine Handbüchsen, viel Pulver und Stoff zu dessen Bereitung, Salpeter usw., 20 Schock Pfeile und 11 1/2 Wage Pech zu einem Brei gegen die Ketzer und besetzte stark Türme, Tore und Basteien. Dieser Bau, ohne vorherige Erlaubnis, mußte bei dem Fürsten durch den Marschall versöhnt werden und hatte man deshalb doppelte Reise nach Weißenfels. Die Hussiten zogen von Plauen, welches sie am 25. Januar genommen hatten, durch Meißen und verheerten Städte und Dörfer - kamen aber nur bis Oschatz und wendeten sich nach Bayreuth. Eine Heerfahrt nach Hoyerswerda ward abgewendet - man zog aber nach Meißen, wo der herzogliche Koch den Nachbarn gütlich tat mit Speise. Auch hatte man Folgen nach Glebitzsch, mit dem Kurfürsten auf den Abt von Dobrilug, nach Hainichen und als den Oschatzem Pferde genommen wurden. Man zahlte für den Fürsten 83 Schock 20 Groschen an die Stadt Magdeburg auf Anweisung. Auch mußte sich die Stadt gegen Hans, Heinrich und Otto Spiegel für 1500 Gulden für den Fürsten verbürgen. Zur Bestreitung der vielen Ausgaben borgte man 45 Rhein. Gulden vom Kaland, 10 Schock vom Spitalmeister, 63 Schock 20 Groschen von der Kirche und 100 Rhein. Gulden vom Altar Katharina und wurden die Zinsen (aus Freundschaft) auf die ersten 3 Jahre erlassen. Man verkaufte an den Stadthof bei dem grauen Mönche, ein Haus der Kommun in der Badergasse, wo die Minoriten in Leipzig ihr Termineihaus hatten, und die zwei Gerltitzer Glocken, die größere für 5 Schock, an die Kirche in Schenkenberg, die kleinere für 1 Schock 30 Groschen an die hiesige Kirche.Franze, der in diesem Jahre starb, vermachte der Kirche 8 Schock zu einem Fenster. Die Badestube der Kirche kaufte Hans Schindfessel für 22 Schock. Das Bild der Jungfrau mit dem Pfeil (die Flucht nach Ägypten vorstellend) ward nach Leipzig zur Ausbesserung gefahren. Die Kirche nahm wieder vom Rate einen Ofen Ziegel - 25 000 Stück.

1431
Am 6. Februar ward einer mit dem Strange hingerichtet, einer verbrannt, wozu der Rat 3 Schock Gerten gab. Bei Hans Gerber und der Gassyn Feuer beläutet, doch ohne großen Schaden - jedes 1 Schock Strafe. Man arbeitete auch in diesem Jahre stark an der Befestigung - bat bei dem Herzoge in Leipzig um Holz zum Zwinger - kaufte dazu für 23 Schock. Zimmerleute und Maurer erhielten gegen 100 Schock. Eine neue Steinbüchse von 3 1/4 Zentner wurde gegossen - überdies für Pulver, Blei, Schwefel, Salpeter 41 Schock ausgegeben. Zu den Büchsen brachte man 15 Schock 48 Groschen aus und gaben Geistliche und Bader zu dem Bau 5 ½ Schock freiwilligen Beitrag. Die Heerfahrt nach Bautzen zum neuen Jahre kostete 58 Schock, die zu Petri Pauli nach Böhmen 56 Schock. Eine nach Torgau zu Mittfasten und eine in der Fronleichnahmswoche ging nicht vor sich. Überdies hatte man Nachfolgen zu Lichtmeß auf Zörbig, Bonifacii auf Ostrau und Wettin mit einem Verlust von 13 Schocken an Pferden. Auch hielt man auf der Straße auf die Briefträger. Um den Aufwand, den man durch allgemeine Beiträge nicht bestreiten konnte, zu decken, borgte man 110 Rhein. Gulden von den Dominikanern in Leipzig und 60 Schock von Bethmann, Hermann Westfal, Peter und Margarethe Koethener. Zu dem Ratsessen (jährlich jedesmal am 27. Juni) bat man die umgesessenen Edelleute, Hofleute, Räte, auch den Haupt- und Gleitsmann. Am 7. November huldigten zwei aus dem Rate und vier aus der Gemeinde dem Landgrafen Ludwig von Hessen zu Leipzig. Das Konzept des Huldbriefes des Rates und des Landgrafen Bestätigung der Stadtprivilegien ist von diesem Tage gestellt. Vater (Ratsherr) war in Giebichenstein bei dem Erzbischof um eine Glocke und in anderen Geschäften.

1432
Am 22. Januar eine Bete und Steuer von 166 Schock 40 Groschen nach Altenburg. In diesem Jahre und den beiden folgenden waren lange harte Winter, die Frühlinge und Sommer aber naß, wodurch Bäume, Gras und Getreide verdarben und große Teuerung entstand. Durch stete Regen und Wolkenbrüche ergossen sich die Flüsse und zerstörten Brücken und Ortschaften in großer Zahl. Der Ratsherr Conrad Root, welcher zu dem Kurfürsten nach Altenburg wollte, blieb wegen großen Wassers längere Zeit in Leipzig und Ratsherren, die mit Bestätigungsbriefen des neuen Rates von da kamen, mußten aus derselben Ursache sechs Tage in Lindenau liegen bleiben. Man arbeitete auch in diesem Jahre noch stark an der Befestigung und kaufte viel Holz in der Torgauer Heide, in Löbnitz, Schnaditz und Wellaune, welches man auf dem Markte zurichtete und meistens an dem Zwinger verbrauchte. Drei Steinbüchsen, zwei Wall- oder Tarrasbüchsen (diese beiden am Gewicht von 4 Zentner 3 Stein 3 Pfund, am Wert 16 Schock 58 Groschen, das Pfund Metall zu 2 Groschen gerechnet) wurden gegossen und sonst für Pulver, Blei, Stein- und Eisenkugeln, auch anderes Gewehr bedeutende Ausga­ben gemacht. Diese Waffen gehörten auch der Kommun - die brauberechtigten Bürger mußten sich auf ihre Kosten bewaffnen. Die Vorbereitung zu einem Heereszug nach Wittenberg, der aber unterblieb, kostete 8 ½ Schock. Den Schützen (meist allen brauberechtigten Bürgern) gab man im Juni ein Essen. Die Adligen der Stadt und Umgebung hatten hier einen Hof und schenkte ihnen der Rat zu diesem Feste ein Faß Bier. Man erhielt einen Findling 14 Tage auf öffentliche Kosten. Die Wollenweber erhielten am 6. Dezember Bestätigung ihrer Innung und Gebräuche für 11 Schock. Am Weinschank hatte man in diesem Jahr 26 Schock 54 Groschen 8 Pfennig Gewinn und gaben die, denen man zum Weinschenken Erlaubnis gab, vom Faß 3 Groschen. Für den Chor der Kirche arbeitete in diesem Jahr der Zimmermann Henze Hunger das Gehölz zum Dache und Turme. Es wurden Formen zu den Fenstern gehauen, Fenster gemacht, wozu Glas und Bilder von Halle und Leipzig kamen. Die Fenster waren mit Schilden und Bildern versehen und kostete ein Fenster 10 Schock. Sperling in Leipzig erhielt allein für zwei Bilder 3 Schock 20 Groschen. Die Formen hieb Johannes, der Maurer, Sohn des Martin. Auch wurde die Orgel durch Albert de Kemnitz gebessert. Zu diesem Bau schenkte Jacob Ohme, ein Bruder des Ratsherrn Paul Ohme, 6 Schock 20 Groschen. Claus Lemann war Spitalmeister - Peter Kirchhof und Bastian Spetener Vorsteher der Kirche zu Gerltitz und Hans Wolkow Vorsteher der Elenden. Sie legten ihre Rechnungen den Räten ab.

1433
Die Fürsten waren am 3. März hier- Friedrich und Sigmund und am 26. d. Mon. verschrieben sie die Stadt an Friedrich und Hans von Hoym, Gebrüder, mit anderen für 1500 Schock in Golde. Die Stadt mußte sich als Selbstschuldnerin verbürgen und der Stadt Siegel an den Schuldschein hängen. Sie versprachen aber, die Stadt der Bürgschaft ohne Schaden zu entledigen. Eine gleiche Verpfändung der Stadt geschah am 18. April an den gestrengen Fritzsche und Caspar von Bendeleubin, alten Kristan (Christian) von Wiczeleubin und Hanse Rabyle zu Pouch für 950 Rhein. Gulden. Die Stadt konnte aber die Walpurgis fällige Jahrrente zu den Zinsen in Abzug bringen. Die Bete und Steuer aber zu Walpurgis an Betrage 166 Schock 14 Groschen - mußte eingeliefert oder auf Anweisung ausgezahlt werden. Am 22., 23. und 24. Juni regnete es unaufhörlich und so stark, daß die angeschwollenen Flüsse großen Schaden anrichteten. Seit Menschengedenken waren so heftige Regengüsse nicht gefallen. Der neue Hauptmann Hans Gorlicz kam an, der bisherige Stadtschreiber aber, Johann Ortrand, ward als solcher nach Borna verschrieben, man wünschte ihn jedoch zu behalten und hatte deshalb mit dem Rate zu Borna, auch vor dem Fürsten, Verhandlungen. Ende August geschahen wieder feindliche Einfälle, wie es schien von Anhalt aus. Hans von der Heyde und andere gaben Warnung, auch meldete der Schäfer die Feinde. Die Bürger folgten am 1. September nach Zörbig, Greppin, Gatersleben, auch zogen vier Schützen nach Dippoldiswalde, den Schützen gab man Essen am 23. Oktober. Die Schwester des Fürsten hielt Hochzeit, wahrscheinlich in Leipzig und mußten die Betten von hier dahin abgefahren werden.

Der Ratsherr Paul Ohme (von 1423 an) starb in diesem Jahre und vermachte der Kirche 5 Schock 40 Groschen - Martin Ackermann 3 Schock, desgleichen Friedrich Raspe 10 Schock Böhmischer Groschen. Der Kirche gab auch der Paul Ohme ein Seelbad, eine Tonne Heringe und ein halbes Fuder Brot für 1 Schock 13 Groschen. Der Chor der Kirche ward gerichtet und durch den Schieferdecker Michael in Halle mit 43 Zentner Schiefer belegt. Er erhielt für seine Arbeit von Oculi bis Miseric. Domini gegen 10 Schock Arbeitslohn. Das Türmchen auf dem Chor, in welchem die Meßglocke hing, erhielt einen vergoldeten, mit Stacheln versehenen Knopf. Das Holz der Bedachung kostete 19 Schock. Die Fenster bestanden aus weißem, gefärbtem und Bilderglas, 920 Scheiben koste­ten 2 Schock 55 Groschen und die Glaser Berthold und Christoph erhielten für ein Fenster mit vier Bildern und vier Schilden 10 Schock ohne die Windeisen. Ein Bildhauer in Leipzig versah das Häuschen mit Kreuz und Bildern für 6 Schock 10 Groschen. Die Speise zu einer Glocke ward nach Jena gebracht. Die alte Wehemutter erhielt Petri Pauli Bier. Das Bergfried in Rubach kauften die Altarleute (Kirchräte) zu Zwochau für 3 Schock 40 Groschen - der Galgen daselbst ward erneuert. Nicolas Pruczschkenhain und Hans Duerkorn waren Wegemeister (hatten die Aufsicht über die Straßen und besorgten die Besserung mit Hilfe des Zolles) legten ihre Rechnung vor dem Rate und behielten in diesem Jahre 17 Schock 27 Groschen 3 Pfennig und l'/2 Mark Silber Vorrat. Der Scheffel Korn hiesigen Maßes galt 10, der Scheffel Hafer 5 Groschen, 1 Schock Stroh 7 Groschen. Man findet in diesem Jahr zum ersten Mal die Ausgabe an die Zigeuner - Cziganen - mit 12 Groschen.

1434
Der Erzbischof zu Magdeburg geriet mit der Stadt Magdeburg wegen eines Turmes, den die Stadt im Jahre 1429 gegen die Hussiten auf des Domkapitels Freiheit, wo die Stadt unverwahrt war. baute, in Fehde. Die Stadt Halle half den Magdeburgern und mehrere Fürsten bemühten sich vergebens, diesen verderblichen Zwist zu schlichten. Der Erzbischof verband sich endlich mit dem Kurfürsten zu Sachsen wider die Stadt Halle, und überließ diesem das Schloß Giebichenstein für 30 100 Gulden, welches der Kurfürst mit 300 Pferden besetzte und darauf Halle zur Unterwer­fung aufforderte. Sie unterwarf sich aber nicht, daher im künftigen Jahre ein Feldzug des Kurfürsten gegen sie. Man baute viel an dem Zwinger und Damm in der Nähe des Hospitals, auch ward der Breite (Eilenburgische) Turm mit Schiefer gedeckt und mit Knöpfen versehen - ein Kahn auf den Graben angeschafft und in Rubach Baustätte Wall und Graben ausgeglichen. Der Stadtschreiber Ortrand brachte Briefe und Privilegien der Stadt in ein Verzeichnis, übergab sie und ging nach Borna den 14. Februar mit dem Solde bis Ostern. Während seiner Abwesenheit versahen Nicolaus Grymer und der Diakon Kottebas (Job.) das Amt. Man hatte um Ortrands willen mit dem Rate zu Borna einen Tag vor dem Fürsten. Um Petri Pauli zogen die Herzöge, der Kurfürst Friedrich und dessen Bruder Sigmund zu dem Kaiser nach Ulm und gab Delitzsch 10 Schock zu den Reisepferden nach Leipzig. Vom 15. Juli an regnete es fünf Tage und fünf Nächte und vom 26. Juli wieder vier Tage und drei Nächte. Elbe, Mulde und Saale stiegen zu einer ungewöhn­lichen Höhe und in Eilenburg stand am 27. das Wasser in der Kirche bis an den hohen Altar. Die Schuhmacher ließen ein Kirchenfenster machen für 20 Gulden. Im Oktober Anstalt zu der Heerfahrt nach Halle - Aufwand 5'/, Schock. Wegen der Teuerung kaufte der Rat Korn und ließ es den Armen um den billigsten Preis. Es galt aber der Scheffel Roggen Delitzscher Maßes 12, der Scheffel Hafer 6 Groschen - die Scheffel wurden untersucht und ausgeglichen. Am 10. Oktober erhielten die Bäcker ihren Innungsbrief. Am 18. November ward die Stadt von den Fürsten für 3000 Gulden an Friedrich und Hans von Hoym verpfändet und für 600 Gulden an Abraham - Jude in Leipzig. Einer, namens Punzel, ward versucht (gemartert), Georgen von Liebenwerde die Hand abgehauen und George Hans wegen Diebstahls mit dem Strang bestraft. Am Torgauer, Delitzscher und Zerbster Bierschanke im Ratskeller gewann man in diesem Jahre 88 Schock 26 Groschen 5 Pfennig.

1435
Am 1. Mai rückten die Delitzscher Bürger aus und stießen zu dem Heere bei der Wartenburg neben dem Giebichenstein. Sie brachen eine Mühle und waren bei der Beschießung von Halle. Am 4. Mai kam es jedoch zur Sühne zwischen dem Erzbischof und den Städten Magdeburg und Halle, hauptsäch­lich durch des Markgrafen von Brandenburg und Bischofs von Merseburg Be­mühung. Zu diesem Heereszug, der viel Aufwand verursachte, ward auch eine große Steinbüchse für 14 Schock gegossen, man führte mehrere große Büchsen - auch den Büchsenmeister Lucas Polner, einen Barbier und Koch mit sich. Überdies hatte man Folgen nach Zwochau, als die Pferde vor Baldisdorf geraubt wurden, nach Zörbig, Alsleben und Dornburg. Der Stadtschreiber Ortrand kam zurück von Borna und trat sein Amt mit einer Zulage von 2 Schocken jährlich wieder an. Die Koeppin ließ dem Rate ihren Hof bei dem Heiligbrunnen auf - sie übergab ihn durch Lehnsauflassung. Das Land zu Rubach wurde vermessen - der Hauptmann von Krosigk geholt. Aus Grumpolds Testament empfing die Kirche 5 Schock 20 Groschen. Die Wand bei dem Bergfried an dem Weingarten der Frauenkirche ward hergestellt - eine Ausgleichung der Gräber vorgenommen. Der Organist erhielt von nun an jährlich 40 Groschen, der Küster 30 Groschen Lohn. Am 13. Dezember ward die Stadt von den Fürsten Friedrich und Sigmund für 2500 Gulden an Hans und Otto Spiegel verpfändet. Waldhof sprach böse Worte vor den Frauen und Jungfrauen im Tanzhause, verbüßte es mit 8 Groschen. Des Herzogs von Braunschweig Harfner gab man 3 Groschen - dem Rat zu Leipzig 10 Schock auf den Sold gegen Böhmen.

1436
Eine Heerfahrt den 10. Februar kostete 53 Schock (gegen die Böhmen) eine andere nach Dohna, wohin man mit 20 Trabanten (Söldner, welche in diesem Jahre zum ersten Male vorkommen) ging, nur an verlorenen Wagen und Pferden 32 Schock. Es hielten sechs Schützen von hier den 18. März in Dresden, sechs zu Schoenebach 4 Wochen, sechs Trabanten den 16. Oktober in Pirna, kosteten in zwei Wochen 5'/Z Schock. Übrigens hatte man auch Folgen in der Nähe nach Landsberg und Halle. Sigfried von Schoenfeld auf Löbnitz richtete hier seiner Schwester Hochzeit aus, wozu der Rat gebeten war und Bier verehrte. Lininus Oelsleger und andere Bürger waren bei einem Stechen in Brandis, hatten Pfeifer bei sich, die der Rat mit 1 Schock bezahlte. Albrecht von Lindenau, welcher diese Bürger dort sehr gut aufgenommen und bewirtet hatte, erhielt daher, als er hier her kam, wällischen Wein zur Verehrung. Ein Schock 40 Groschen gab der Maurer Martin Pacht für den Weingarten der Frauenkirche. Philipp Feind schenkte 21 Schock 20 Groschen zu der mitternächtlichen Mauer des Schiffes der Kirche und Martin und Johannes, sein Sohn, erhielten sie meistens zu Lohn. Auch im folgenden Jahr machte er der Kirche mit 6 Schocken ein Geschenk. Das Vorwerk zu Rubach. vier Acker haltend, ward zu halben und Viertels - Ackern ausgegeben, der Acker zu 40 Groschen. Den Baumgarten daselbst erhielt Caspar Gottschalk für 40 Groschen. Der Rat kaufte auch von Hans Raspe den Hof für 12 Schock.

1437
Am 10. Januar gingen 10 Wappner nach Brehna. Dietrich von Miltitz war Hauptmann in Delitzsch. Leipziger Wappner zogen am Lätare-Sonntag nach Landsberg, vier Schützen von hier zu Pfingsten dahin und zu Johannis gingen hiesige Wappner mit 10 Wagen an diesen Ort. Am 12. Mai ein Fürstengebot (Aufgebot) in Leipzig. Trinitatis war der hiesige Rat zu Landsberg in dem Thedinge des Fürsten gegen die Stadt Halle und Magdeburg. Es gab eine Heerfahrt nach Saalfeld und eine nach Weida mit einem Aufwande 30 Schock - auch zahlte man 76 Schock für den Fürsten, die man vom Juden Abraham aufnahm. Der Glaser Christoph fertigte 2 Kirchenfenster für 12 Schock. 2 Schock 20 Groschen kosteten die Bilder eines Fensters, 700 Stück Scheiben 2 Schock 20 Groschen. Altar und Kirche wurden vom Suffragan geweiht, welcher 4 Schock 30 Groschen erhielt. Derselbe weihte den Kirchhof und erhielt für die Briefe darüber und Indulgenz 20 Groschen. Der Pfarrer Nicolaus Czye in Kölsa starb und gab man für graues Tuch zur Verteilung an die Armen (Seelgerät) 1 Schock 45 Groschen. Der Bürgermeister Conrad Welchow machte sich ansässig und erhielt das Bürgerrecht unentgeltlich. Den Schützen gab der Rat ein Essen den 5. Juni, auch ließ er eine neue Zielstätte machen und waren die Pfeifer des Bischofs von Halberstadt und des Herzogs Wilhelm bei dem Schützenfest. Caesarius, Pfarrer in Hohenleina, hier geboren und ein Stiefsohn des Matthaeus Marschalk, verkaufte die von seiner Mutter Katharina angefallenen zwei Erben mit Garten in der Burgstraße an den Rat.

1438
Die Bürger nahmen teil an der Heerfahrt nach Plauen im März nach Frauenstein den 15. Juni und in das Land Böhmen den 22. Juli. Diese 3 Heerfahrten kosteten der Stadt 124 Schock und suchte man bei dem Landvogt vergebens Milderung. Außerdem hatte man Folgen mit dem Hauptmann nach Landsberg, Zörbig und Alsleben mit einem Aufwande von 12 Schocken. Der Kaiser ging mit einem Heer nach Böhmen und besetzte Täbor, gewann aber nicht viel. Bei dem Rückzug des Herzogs (Kurfürsten) nach Meißen überfielen ihn und den Herzog von Braunschweig die Böhmen, sie wurden aber am 23. September bei Sulmitz geschlagen, ließen 3000 Tote auf dem Platz und 2000 Gefangene wurden in die meißnischen Städte verteilt, von welchen auch hiesige Stadt einige zur Verwahrung erhielt. Ihr Anführer Wilhelm von Sternberg geriet ebenfalls in Gefangenschaft. Albrecht besetzte hierauf Prag und die ihm treu gebliebenen Städte und begab sich nach Schlesien. Der Markgraf Albrecht von Brandenburg ward Anführer des kaiserlichen Heeres, ging nach Polen und verheerte es. Zu diesem Zuge nach Böhmen befahl der Kurfürst am 18. Juni dem Rate, auf den Ruf bereit zu sein mit 40 gewappneten Schützen, versehen mit Handbüch­sen, Armbrüsten und anderen guten streitbaren Wehren, guten Streitwagen mit starken Pferden, 2 Steinbüchsen mit Büchsenmeister, Steinen, Pulver und anderen Bedürfnissen auf 2 Monate, Stätte und Futter sollte ihnen gelegt und angewiesen werden. Einführungder Czyse, eine Abgabe vom Warenverkaufe, nicht wie einige wollen, eine Personensteuer. Man war deshalb in Leipzig und Altenburg. Ein neuer Kirchenseiger kostete 9 Schock 28 Groschen.

1439
In diesem Jahr war ein großes Sterben, die Teuerung aber hörte auf. Das Sterben fing in der Ernte an und dauerte bis Ende des Jahres. Die Kranken fielen in einen dreitägigen Schlaf und kämpften, wenn sie erwachten, mit dem Tode. Der Kurfürst Friedrich geriet mit dem Bischof Burkhard von Halberstadt in Fehde, berannte Heckstaedt und erstürmte es am 22. Juli. Die Stadt wurde geplündert, die Bürger gefangen und Graf Volrad von Mansfeld am 25. damit beliehen (gegen 5000 Gulden). Von da zog man nach Aschersleben, es kam aber zur Sühne und mußte der Bischof 33 000 Gulden in Terminen geben und dafür die Städte Halberstadt, Quedlinburg und Aschersleben verpfänden. Die hiesigen Bürger, welche am 18. Juni ausrückten, waren bei der Erstürmung von Heckstaedt und kostete diese Heerfahrt der Stadt 37 Schock. Die Kirche verkaufte ihnen den Sprengkessel zur Heerfahrt für 12 Groschen 3 Pfennig. Dabei gab es noch Folgen nach Landsberg und Brehna. Der Küster Petrus hatte den Weinberg der Frauenkirche für 1 ½ Schock in Pacht. Philipp Feind gab 78 Rheinische Gulden zum Kirchenbau, desgleichen Peter Snydewind 60 Rheinische Gulden um sein eigenes Gedächtnis. Man borgte auch zum Kirchenbau 114 Rheinische Gulden von den Domini­kanern in Leipzig und 50 Rheinische Gulden von der Margarethe Krügerin. Henze Hunger, der Zimmermann, und Nicolaus Tischer erhielten für Zuberei­tung des Dachholzes der Kirche 59 Schock 27 Groschen 3 Pfennig. Das Holz kostete 15 Schock 2 Groschen und der Schiefer, welcher zur Bedeckung angeführt wurde, 1230 Zentner, 88 Schock 40 Groschen. Delitzsch erhielt einen neuen Hauptmann. 16 Schock der Jahrrente, die an Andreas Brambalg, Claus Bulen und Wilken Houbpen in Wittenberg bisher bezahlt wurden, wies der Fürst am 3. Mai an Berndt vom Rode (Schenken) und Hans Hallis, Bürger in Delitzsch, mit deren Darlehn man die Wittenberger auszahlte.

1440
In diesem Jahr ward das Kirchengebäude vollendet und am 12. Juni das Kirchendach gehoben und gerichtet, worüber man 2 Wochen zu­brachte. Das Dach erhielt einen Turm (Spitze) mit Knopf und Busch. Die Ackerknechte (Acker habende Bürger) fuhren die zugerichteten Eichen aus der Goitzsche unentgeltlich an - 18 Mann brachten in einer Woche Holz und Schiefer auf die Kirche. - Zum Dach brauchte man außer den im vorigen Jahre erkauften 1230 Zentner Schiefer noch 63 1/2 Zentner für 4 Schock 35 Groschen. Hans Zoerbig, der Schieferdecker, erhielt für Deckung des Daches und des Turmes, für Bekleidung des Giebels und der Pfeiler, auch Ausbesserung der übrigen Dächer, 40 Schock schildigter Groschen und 54 Groschen Trinkgeld, für Deckung der Kapelle 1 Schock 7 Groschen 3 Pfennig. Der Maurer Johannes aber, welcher noch 10 Ruten am Giebel gemauert hatte, 15 Schock. Alben, Humerale, Altartücher, Korporale und anderes wurden in Merseburg geweiht. Zwei rote Fahnen von Seide und vergoldetem Silber kosteten 16 Schock 15 Groschen. Das Positiv wurde in die Orgel gebracht. Die Monstranz für 4 Schock 55 Groschen umgearbeitet. Eine Agende 1 Schock. Der Maler erhielt für Erneuerung eines Kruzifixes und für das Anstreichen der Fahnenstä­be 1 Schock 4 Groschen. Die Altarleiste aber kostete 22 Schock 32 Groschen an Silber, Gold und Arbeit. Am 25. Juli war der Kurfürst hier und am 26. geschah die Ankündigung der Heerfahrt nach Magdeburg. Die Magdeburger fanden den Vertrag von 1435 lästig, suchten Änderung, die man ihnen nicht zugestehen konnte und kamen dabei in Verdacht heimlicher gegen Meißen gerichteter Unterhandlungen mit den Böhmen. Die Sache ward aber durch die Tätigkeit mehrerer fürstlicher und geistlicher Personen am 1. August in Eisleben gütlich beigelegt. Auch am 29. November ward eine Heerfahrt nach Wittenberg vorbereitet und verursachte die Magdeburger, und diese der Stadt einen Aufwand von 50 Schock. Dabei unterhielt man noch Trabanten in Dresden und zahlte 8 Schock 17 Groschen 3 Pfennig für sie. Die Schuhmacher erhielten einen Nachtrag zu ihrem Innungsbrief. Der Rat hatte auch vor dem freien Stuhle zu tun, wahrscheinlich in einer Geldangelegenheit mit Küdorf, die in folgendem Jahre entschieden ward und ein Mord, den des Hauptmanns Knecht Hermann beging, verursachte Reisen nach verschiedenen Orten auf Kosten der Stadt.

1441
Am 26. März erhielten die Schmiede ihren Innungsbrief, kostete 20 Groschen. Der Bischof in Merseburg und Marschall Hans von Maltitz bemühten sich, die streitige Sache der Stadt mit dem Bürger Küdorf in Halle, welche von diesem vor das geistliche Gericht und freien Stuhl gezogen worden war, der Stadt bedeutende Kosten und den Bann zugezogen hatte, hier zu enden, und gab man ihnen 10 Rheinische Gulden Verehrung. Der Offizial in Halle gab den Endbescheid und brachte die Stadt aus dem Bann, Johann Molitor gab das Geld für Küdorf, welches wahrscheinlich zu Aufbringung der fürstlichen kriegerischen Bedürfnisse erborgt worden war. Am 2. April ward der Rat nach Leipzig, wegen der Heerfahrt gegen den Markgrafen zu Brandenburg, geboten. Am 1.November war eine Städteversammlung in Leipzigwegen der Placker (Raubschlösser) und anderen Sachen, woran auch Abgeordnete des hiesigen Rates teilnahmen. Auch waren zwei Abgeordnete in Torgau wegen der Artikel vom Gesinde und den Handwerkern (hohen Gesindelohnes und der Handwerker auf den Dörfern). Die Herzöge Friedrich und Wilhelm borgten von Hans und Ludwig Waltheim, Gebrüder, ihrer Mutter Ilse und Schwester Catharina 650 Rheinische Gulden mit jährlichen 40 Rheinischen Gulden Verzinsung, und die hiesige Stadt mußte sich dafür verschreiben. Die Zinsen sollte sie von der Jahrrente nehmen, den Zuschuß aber der fürstliche Geleitsmann im Amt vom Geleite wiedererstatten. Die drei Trabanten in Dresden kosteten auf ein halbes Jahr 15 ½ Schock. Otto Spiegel, auf Badrina, hielt in der Stadt seine Hochzeit und verehrte ihm der Rat 2 Faß Torgauer Bieres. Man hatte auch eine Folge auf Brehna mit einem Aufwande von 2 Schocken.

1442
Die zwei Trabanten, die man durch das ganze Jahr in Dresden unterhielt, kosteten 21 Schock 38 Groschen. Um den Jahrmarkt, der in der Mitte des Augusts gehalten wurde, zu verlegen, war Berthold Schenke und Schoene Simon zweimal bei dem Herzog. Das Kapital des Kalandes und der Dominikaner in Leipzig ward abgezahlt.

1443
Hans Dorn, bei dem Feuer ausbrach, ward mit 18 Groschen bestraft. Die Heerfahrt nach Lützelburg kostete der Stadt 14 ½ Schock. Die Kirchenvorsteher Nicolaus Kramer und Martin Koerner berechneten und behielten 134 Schock 23 Groschen 7 Pfennig Vorrat. Der Ratsherr Andreas Vater erhielt für den Verlust, den er in den Heerfahrten an Pferden und Waffen erlitten hatte, auch für seine Dienste 22 ½ Schock Vergütung und Lohn. Andreas Arndt wurde geköpft. Der Henker erhielt 15 Groschen und für das Schwert (Mordwehr) 4 Groschen - auch wurde dem Schäfer vom Henkersknechte die Hand abgehauen. In Bitterfeld war ein großes Feuer und gab man aus der Ratskasse 2 ½ Schock (zu Brot) den Verunglückten.

1444
Bei Sander Prus und Haeppner kam Feuer aus und lohnte und verzehrte der Rat 2 Schock 16 Groschen 1 Pfennig. In der Neustadt ward ein neuer Brunnen angelegt. Wegen der neuen Münze war man in Leipzig und erhielt die neuen Satzungen. Es wurden alle fremden Münzen, die Böhmischen Groschen ausgenommen, verboten, und neue Groschen, große und kleine Pfennige, auch Heller geschlagen, sämtlich mit dem Landsbergischen Schilde bezeichnet. Die Groschen mit dem Meißnischen Helmaufsatz, daher man sie "Judenköpfe" nannte. Gegen die vorige Münze standen sie wie 6 gegen 5 -denn ein Schock schildigter Groschen glich nach der Rechnung 50 "Judenköpfen". Zwei Kruzifixe kamen über die Stadttore in die Gehäuse. Klitschmar kaufte vom Rat Raspens Hof, bei dem grauen Mönche (bei dem Termineihause der Minoriten in der Badergasse) für 14 Schock. Man hatte auch Theding mit Hermann Pak, welcher den Rubacher Weg beeinträchtigte.

1445
Der Stadtschreiber Ortrand hatte Hochzeit und verehrte ihm der Rat ein Faß Torgauer Bieres. Wegen der Teilung (des Kurfürstentums) waren Ritterschaft und Städte vom 27. August an in Altenburg und Leipzig tätig - zwei Ratsmitglieder hiesiger Stadt waren am 30. November 13 Tage auf dem Fürstentage in Halle - und bei ihrer Rückkunft las man den drei Räten und Innungen die Fürstenbriefe vor. Am 28. Dezember huldigten vier Ratsherren und vier Bürger dem Kurfürsten Friedrich, an den die Stadt in der Teilung gekommen war. Wegen des Gerichtes in Elberitz hatte man einen D i n g t a g mit dem Paken, in gleichen einen Theding mit denselben Paken und hiesigem Pfarrer um den Sichelzoll. Der Stadtschreiber und mehrere Mitglieder des Rates zu Leipzig waren für die Stadt an diesem Dingtage hier, der Rat löste sie mit 1 Schock 40 Groschen aus der Herberge und verehrte ihnen einiges Wildbret - welches durch den Leipziger Rat mit einem Gegengeschenk an Elsasser Wein ausgeglichen wurde. Einem Mönche, den man nicht betteln ließ, gab man 4 Groschen. Der Rat kaufte das Häuschen der Bürgerin, am Kirchhofe, für 3 Schock 42 Groschen und bestimmte es zur Wohnung des Lesemesslers.

1446
Am 12. April erhielt der Pfarrer in Delitzsch, Herman Westfal, vom Erzbischofe Friedrich zu Magdeburg Auftrag, als erzbischöflicher Kommissar in den unter magdeburgischer Diözese gelegenen meißnischen Landesteilen gerichtliche Sachen in erster Instanz zu verhandeln. Der Kurfürst hatte zu Erleichte­rung der Untertanen darum nachgesucht. Die Stadt sollte 1000 Gulden Steuer geben und waren deshalb drei aus dem Rate und vier aus der Gemeinde in Torgau. Die fürstlichen Briefe des Herzogs Wilhelm an hiesigen Rat überreichten Abgeordnete des Rates dem Kurfürsten in Leipzig. Der Kurfürst bestätigte auf geschehene Huldigung in einem Briefe die Freiheiten und Rechte der Stadt. Am 14. August war der Kurfürst im Kloster zu Neuen Werke in Halle, wo er wegen der Huldigung des Erzbischofes zu Magdeburg und der Stadt Halle als Burggraf verhandelte und sühnte am 29. Dezember aber mit dem ganzen Hofstaate in hiesiger Stadt. Es gab eine Heerfahrt nach Pasewalk mit 42 Schock, eine nach Thüringen mit 54 1/2, Schock Aufwand. Auch zogen Schützen nach Merseburg, kehrten aber bald zurück. Die große Büchse des Kurfürsten wurde mit sechs hiesigen Pferden von Wittenberg nach Leipzig gefahren. Man hatte daneben Folgen, in deren einer der Bürger, Nicolaus Becker, blieb. Der neue Hauptmann war Strohbart. Alte und Kranke, die an den Heerfahrten nicht teilnehmen konnten, gaben Geldbeiträge gegen 7 Schock. Das Lauten der Glocken gegen Wetter kommt in diesem Jahre zum ersten Male vor und wurden die Lauter aus der Kasse des Rates bezahlt. Auch bildete sich in diesem Jahre oder kurz vorher eine neue Brüderschaft, aus Gelehrten bestehend, für den Gesang der Kirche. Sie kommen in diesem Jahr unter den Namen Korales, Korsenger vor, nennen sich aber einige Jahre später: "Die neuen Brüder" - "Die Gesellschaft der gelartin Burger, der heiligen Dreifaltig­keit, des heiligen Leichnams und unserer lieben Frauen - innige neue Gesellschaft des wahren Leichnams Jesu Christi und der hochgelobten Jungfrau Maria" und noch später "Stabulisten", "Constabeln". Ihnen gehörte der ziem­lich gut dotierte Altar Trinitatis - der aber im Jahre 1527 in eine Kommende überging, welche der Rat verwaltete und die Einkünfte zu Besserung des Predigtamtes, zu Stipendien für Studierende der Stadt und Armenunterstützung verwendete.

1447
Um Minderung der im vorigen Jahre verlangten 1000 Gulden Steuer machte man viele vergebene Reisen und lieferte sie in Terminen, vom 2. Februar ab, an den fürstlichen Kammermeister Balthasar von Arras unverkürzt. Man borgte hierzu und den Kriegsbedürfnissen 120 Gulden vom Stadtschreiber Ortrand und seiner Wirtin Margarethe auf Leibzins, 300 Gulden von Johann Hallis, 300 Gulden von Otto Kalb, 300 Gulden vom Geleitsmanne Conrad Rost und 300 Rheinische Gulden vom Altare der neuen Brüderschaft (Trinitatis), worüber aber die Urkunde erst 1463 ausgestellt ward. Die hiesige Stadt hatte eine Heerfahrt nach Altenburg - am 6. Januar einen Zug von 33 Schützen nach Leipzig, am 6. Februar einen gleichen von 20 Schützen nach Lützen und am 2. Mai nach Pegau - mit einem Aufwande von 66 Schocken. Der Schützenmeister kam von Borna. Durch den Hauptmann Strobart erhielt man einige Erleichterung und verehrte ihm deshalb 2 Faß Torgauer Bieres. Den 16. April waren die Städte in Meißen versammelt. Die Scharren (Fleischbänke) wurden mit Schindeln gedeckt - und Wassergefäße an den Brunnen, auch lederne Eimer angeschafft. Matthaeus Oelsleger gab 1 Schock Strafe wegen Ehebruchs. Wegen der Lesemesse war man bei dem Erzbischof zu Magdeburg, und in Halle und Leipzig wegen der Acht. Die Lesemesse unterhielten die Ackerknechte, und der Geistliche, der sie versah (Lesemessler), hatte zur Wohnung ein Häuschen auf dem Kirchhofe, die nachherige Wohnung des dritten Schullehrers.

1448
Der Ratsherr Martin Koerner und der Bürger Caspar Lenz waren den 24. März in Grimma wegen des Aufsatzes der Vormundschaft und am 5. Juni wegen Heischung der Landwehr in Meißen. Am Himmelfahrtsfeste, den 2. Mai, versammelte sich die Gemeinde in der Kirche wegen der neuen Steuer von 2000 Gulden, die für den Kurfürsten ausgebracht werden sollte. Man suchte Geld in Halle, Leipzig, Wurzen, versetzte die Monstranz und erhielt endlich 320 Gulden von D. Stephan Hüfenerin Leipzig, aus Prettin gebürtig, 130 von den Dominikanern in Leipzig, 120 vom Nonnenkloster daselbst, 300 von Martin Schindel, 60 vom hiesigen Ratsherren Moritz Becker auf Leibzins, 300 von Hans Porsdorf. Trotz des vorjährigen Vertrages entspann sich zwischen den fürstlichen Brüdern neuer Zwist, man rüstete sich von beiden Seiten - sechs Schützen gingen von hier im Juni nach Altenburg - das vierte Viertel der Stadt und die Neustadt am 22. Juli nach Hoyerswerda. - Drei Viertel am 24. August nach Diedendorf und am 22. September ward die Bürgerschaft abermals mit der Glocke wegen der Heerfahrt gerufen. Diese Heerfahrten kosteten der Stadt über 100 Schock und waren überdies außerhalb der Stadt Wachen aufgestellt und alles gegen einen Überfall vorbereitet. Das Stadtschreiber- und Schulmeisteramt war getrennt und hielt der neue Schulmeister (Rektor) Nicolaus (Arnoldi aus Grünenberg), der vorher Rektor in Grimma war, seine erste Messe. Er war für seine Zeit ein gelehrter Mann, Mitglied des Kalandes und später Pfarrer in Zaasch. Die Diäta der Kirchenbibliothek ist von ihm geschrieben, er gab sie im Jahre 1467, seinem Todesjahre, mit 104 Rheinischen Gulden als Vermächtnis hiesiger Petri Pauli Kirche und der Kaland beging sein Gedächtnis in der Fastenzeit. Das Hospital kaufte einen Garten und zwei Wiesen, an der Gemeinde Kertitz gelegen, von Hans Lichtenberg für 10 Schock schildigter Groschen und brauchte sie bis 1546, wo sie vererbt wurden. Auch in diesem unruhigen Jahre errichtete man im Jahrmarkte Petri Pauli die gewöhnliche Birkenlaube vor dem Weinhause - der Schenkstube des Rathauses.

1449
Durch die Grafen von Schwarzburg, die sich bei Teilung vererbter Güter veruneinigten und befehdeten, gerieten auch die fürstlichen Brüder, wie sie von dem einen oder anderen Teile um Hilfe angesprochen wurden, in neue Kämpfe. Den Landgrafen Wilhelm unterstützte dieses Mal der Markgraf Albrecht von Brandenburg mit starker Mannschft, die Besitzungen des Stifts Naumburg und Zeitz, die Gegend um Altenburg, Rochlitz, Torgau, Chemnitz wurde verheert, Frankenberg und Lichtenwalde angesteckt, auch Freiberg (mit Ausnahme des Schlosses) besetzt und die Bergmannschaft aufgewiegelt, es gelang jedoch dem Kurfürsten, die Brandenburger mit einem Schlage wehrlos zu machen, und Herzog Wilhelm, allein zu schwach, zog sich nach Thüringen zurück. Die Annäherung der im südlichen Deutschland furchtbar gewordenen Pest erlaubte keinen neuen Angriff, doch blieb man gegenseitig in völliger Rüstung. Zu diesem Heereszuge stellte die Stadt am 5. März eine Woche lang acht Trabanten, am 18. Juni zehn Trabanten, am 1. August sechs Trabanten, am 14. September auf zwei Tage acht Schützen und am 10. Oktober auf fünf Wochen acht Trabanten mit einem Aufwande von 60 Schocken nach Nebra. Sechzig Wappner, die nach Borna aufgeboten waren und am 11. November aufbrachen, kamen jedoch bald zurück. - Dagegen zogen am 6. September zwanzig Trabanten und neunzig Ende dieses Monats auf 3 1/2 Wochen nach Wittenberg. Auch führten die Knechte des Rates acht Tage lang Holz aus der Lochauischen Heide zu der Brücke bei Wittenberg. Bei Augustin Steinberg und Peter Pfeil kam Feuer aus, beide wurden bestraft und einer, der sich beim Löschen verbrannt hatte, ward auf öffentliche Kosten geheilt. Am 29. März entließ der Erzbischof den Pfarrer in Gerltitz (Gerlitz), Nicolaus Thomae, seines Amtes, weil der Ort ganz wüst war - und diente er als Vikar in der Stadt. Man hielt eine Prozession gegen die Pest und gab den Mönchen 8 Groschen Opfergeld. Die Herren von Gera, Heinrich Reuss und Griffogel, Landvogt zu Sachsen, waren hier und erhielten den Ehrenwein.

1450
Die fürstlichen Brüder gerieten abermals aneinander und da der Landgraf Wilhelm von den Brandenburgern und Böhmen unterstützt wurde, die des Kurfürsten Länder von zwei Seiten angriffen und unmenschlich hausten, des Kurfürsten Kriegsobersten in Thüringen Rache suchten, Gleiches mit Glei­chem vergalten, so trat für die Untertanen beider ein Zustand ein, dessen Schrecklichkeit in der Geschichte Sachsens kein Beispiel hat. Sechzig Dörfer Thüringens brannten im Juli an einem Tage nieder und in Gera, welches am 16. Oktober von den Böhmen erstürmt wurde, brachte man weit über tausend Einwohner und Fremde in der Kirche, wohin sie sich geflüchtet hatten, selbst auf den Stufen des Altars um. Diese schändliche Tat empörte allgemein und der Kaiser, vom Kurfürsten von Mainz angeregt, befahl den Brüdern sogleich, bei Strafe der Reichsacht, Friede zu halten und ihre gegenseitigen Ansprüche der Entscheidung der schon zwei Mal in der Sache tätig gewesenen Fürsten zu unterwerfen. Dieses wirkte, man unterwarf sich den Schiedsmännern, Äuße­rungen unverkennbarer Bruderliebe des Kurfürsten aus der Zeit der heftigsten Erbitterung, dem Landgrafen Wilhelm von redlichen Männern vorgetragen, erweckte Gegenliebe und es kam zu völliger Aussöhnung, zu unaussprechlicher Freude des in jeder Beziehung aufs Äußerste gebrachten Volkes. Auch hiesige Stadt, wiewohl sie von feindlichen Anfällen verschont blieb, hatte ungemein Verluste durch Rüstung, Sicherungsanstalten, Heerfahrten, Notsteuern und Vorschüsse an den Fürsten. Die Einrichtung des Geschützes allein kostete gegen 60 Schock.

Im Septemberund Anfang Oktober, wo die haufenweise das Land durchziehen­den Böhmen die Umgegend bedrohten, und die Stadt von Leipzig aus Warnung erhielt, suchte man Rettung bei dem Kurfürsten in Meißen, Hilfe durch Mannschaft, weil ein großer Teil der Bürger abwesend im Heere war, in gleicher Absicht ging man nach Halle (wegen der Mordbrenner), wiewohl vergebens, doch fand man einige Unterstützung durch die Landbewohner und Bürger der kleineren offenen Städte, die sich mit ihrer besten Habe hierher flüchteten und an der Befestigung gegen Kost arbeiteten. Ein Baumeister aus Altenburg leitete den Bau und Maurer aus Leipzig förderten ihn. Man erhöhte die Mauern, den Damm am Hallischen Tore, versah den Schützengraben mit einem neuen festen Tore, bohlte den Graben um die Vorstadt aus und glättete ihn. Von Zwickau holte man Waffen und Pfeile und drei Tarrasbüchsen (Schirmbüchsen, Wallgeschütz) wurden in Leipzig gekauft. Den Zwinger richtete man nach dem Wittenberger ein, den man besichtigen ließ. Auf den Türmen und der Kirche, auch außerhalb der Stadt hielt man starke Wachen (wegen der Feuerschösse) und diese brachten zwei gefangene Thüringer ein. In die Heerfahrt zogen siebzig Trabanten am 15. Juni nach Thüringen, dreiund­dreißig am 29. desselben Monats nach Belzig mit einem Aufwande von 80 Schocke. Der Zug dieser Trabanten mit dem Kurfürsten von Wittenberg nach Leipzig und von da nach Thüringen kostete der Stadt 155 Schock, der von vierunddreißig Trabanten in der Mitte des Juli auf Gera 15'/2 Schock, und weit mehr noch die Heerfahrten am 16. Oktober nach Rochlitz und am 22. desselben Monats nach Pegau. Übrigens gab es auch mit dem Hauptmann Folgen nach Zörbig, und man brachte daher am 28. Oktober eine Notsteuer und Notgeschoß von 274 Schocken 16 Groschen aus. Dem Kurfürsten mußte man 1000 Gulden ausrichten und diese nach Anweisung der Kurfürstin und kurfürstlichen Räten in Altenburg abliefern. Sie wurden mit Mühe erborgt und wies zwar der Kurfürst am 23. Juni der Stadt 15 Schock von Zörbig, 11 Schock von Bitterfeld und 2 Schock von Brehna zur Verzinsung an, sie gingen aber, ungeachtet sich der Bürgermeister Erasmus von Zörbig und Conrad von Bitterfeld verbindlich erklärten, nicht richtig ein und Delitzsch trug die Last, für die es allein verbindlich war. Zörbig zahlte richtig, Brehna aber blieb aus und für Bitterfeld trat später Dommitzsch ein. Auch mußte der Rat für 3000 Gulden, welche der Kurfürst vom Bischof Johannes in Merseburg borgte, Bürgschaft leisten und die Schuldurkunde besiegeln. Am 4. Mai war der Kurfürst mit seinem Hofstaate und im Juni der Bischof von Merseburg in hiesiger Stadt, auch erhielt Crunz von Kaufungen am 4. Oktober den Ehrenwein. Nicolaus Rochlitz, alter Prediger der Stadt, gab dem Rate 100 Schock alter Groschen, und dieser bestimmte sie nach dessen Willen der Lesemesse, und gab jährlich 7 Schock alter Groschen Zinsen dahin. Rochlitz starb in diesem Jahre. Die Reichen, welche an den Heereszügen nicht teilhehmen konnten, und die. die nicht 12 Wochen außen waren, mußten Geld geben, womit man die Vorstädter und armen Handwerksleute, die ihre Zeit aushielten, unterstützte.