Delitzscher Stadtchronik 1207-1990 - Teil III - 1500-1539
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Delitzscher Stadtchronik -1500-1539
(Quelle: Delitzscher Stadtchronik von Johann Gottlieb Lehmann; ausgewählt durch Hans-Jürgen Moltrecht, Teil III, 1500-1539, hrsg. vom Kreismuseum Delitzsch, 2. Auflage 1991)
Einführung
Das vorliegende Heft der Veröffentlichungsreihe umfaßt die Jahre 1500 - 1539 der Delitzscher Chronik. Es setzt damit die bereits 1963 und 1965 in erster Auflage erschienenen Teile fort. Der interessierte Leser findet hierin eine Vielzahl wertvoller, bisher unveröffentlichter Angaben, die beweisen, daß Delitzscher Einwohner an der widersprüchlichen gesellschaftlichen Auseinandersetzung zu Beginn des 16. Jahrhunderts teilnahmen. Die Jahre nach 1500 gehören mit zu den entscheidendsten der deutschen Geschichte. In dieser Zeit wurde die erste frühbürgerliche Revolution in Europa politisch und ökonomisch eingeleitet. Sowohl an den nationalen Aspekten der ersten Etappe, die gegen das römische Papsttum gerichtet war, als auch am Beispiel der sozialen Aspekte der zweiten Etappe, die sich im Bauernkrieg gegen die feudale Ausbeutung des Adels richteten, zeigte sich die aufbegehrende Kraft des Volkes. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt der kapitalistischen Entwicklung wurden in Deutschland die Bedingungen für wesentliche soziale Veränderungen geschaffen.
Die Erscheinungen der frühbürgerlichen Revolution kündeten sich in den Jahren vor 1500 an. Danach spitzten sich die Widersprüche zwischen Adel, Klerus, Bauern, Bürgern und besitzlosen städtischen Schichten immer mehr zu. Das äußerte sich besonders zwischen dem Adel und den Bauern. Aber auch innerhalb einiger Schichten traten im Zusammenhang mit der sozialen und wirtschaftlichen Differenzierung Spannungen auf, die zur Krise dieser feudalen Gesellschaft führte. Diese veränderten Beziehungen verschiedener Schichten zueinander resultierten aus den neuen ökonomischen Erscheinungen in Deutschland, die man als Anfänge der kapitalistischen Produktion bezeichnet. Sie lassen sich besonders im sächsischen Bergbau, in der Textilerzeugung, der Metall- und Holzverarbeitung, im Hüttengewerbe und im Buchdruck nachweisen. Für Delitzsch ist nurdie finanzielle Beteiligung am Bergbau bekannt. Versuche frühkapitalistischer Produktion auf anderen Gebieten liegen erst aus der Mitte des 16. Jh. vor. Diese ökonomischen und sozialen Triebkräfte wirkten unterschiedlich auf die städtischeBevölkerung. Während das Patriziat und die reichen Zünfte an der kapitalistischen Produktion profitierten, waren ärmere Handwerker und besitzlose Schichten daran nicht beteiligt. Neben diesen neuen kapitalistischen Kräften bestanden noch viele alte feudale Vorrechte. Mit ihnen übten der hohe und niedere Adel zu Beginn des 16. Jahrhunderts mit unverminderter Intensität ihren Einfluß auf die städtische Entwicklung aus. Die herrschenden patrizischen Geschlechter wehrten sich zwar wiederholt gegen Übergriffe kleiner Feudalherren aus den Rittersitzen der Umgebung, konnten ihnen aber zu bestimmten Anlässen die öffentlichen Plätze und städtischen Gebäude nicht verwehren. Diese Auseinandersetzungen zwischen Adligen und Delitzscher Bürgern waren zuerst vorwiegend wirtschaftlicher Art. Nach 1517 wandelten sie sich in offene Fehden, bei denen 1520 der Bürger Hans Nossig getötet wurde. Vier Jahre später sah sich die Stadt sogar genötigt, bei Adelshochzeiten verstärkte Wachen aufzustellen, um Morde zu verhindern.
Den immer höher werdenden finanziellen und militärischen Forderungen der sächsischen Landesherren konnte sich die Stadt nur in wenigen Fällen entziehen. Dabei wirkten die Bürger 1504, 1514, 1518, 1519 und 1520 immer offener diesen außerordentlich hohen Verpflichtungen entgegen. Hinzu kommt, dass die unteren, von der Regierung ausgeschlossenen Handwerkerschichten nach Mitbeteiligung am Rat strebten und die Gewährung größerer Rechte für die Zunftgenossen forderten. Auch die besitzlosen Handwerksgesellen, Tagelöhner und Knechte misstrauten den finanziellen und wirtschaftlichen Handlungen des Rates sehr, so 1503, 1517, 1519 und 1520. Die Auseinandersetzungen zwischen der Gemeinde und dem Rat nahmen ab 1517 immer ernstere Formen an. Im gleichen Jahr wird in der Chronik als Aufwiegler und Wortführer gegen den regierenden Rat Hans Lippert genannt, der vom Amtmann gefangen genommen wird. Er wurde wieder freigelassen, trat 1519 erneut in Erscheinung und musste darauf 1520 die Stadt verlassen. Die Ereignisse des Jahres 1525 werden in der Chronik durch ein Zitat des Chronisten erwähnt, das über die Schlacht bei Frankenhausen, die von den durch Fürstenheere erschlagenen 6500 Bauern und ihre Anführer Thomas Müntzer und Hans Pfeiffer berichtet. Daraus geht auch hervor, daß keine Delitzscher Bürger auf seiten der Fürsten teilnahmen, sondern ihren Verpflichtungen nur in finanziellerForm nachkamen. Dagegen stellte die Stadt 1518, entsprechend einem herzoglichen Befehl, ohne Zögern 30 Bürger gegen die Bewaffneten des Adligen Franz von Sickingen. Eine andere Angabe von 1525 läßt schlußfolgern, wie stark die Unruhe der ländlichen und städtischen Bevölkerung gewesen sein muß, wenn der Jahrmarkt Petri Pauli in Delitzsch so außerordentlich stark besucht war. Die vorliegende Chronik spiegelt somit den beträchtlichen Teil der nationalen und sozialen Auseinandersetzungen dieser Periode wider, wenn sie auch nicht zweifelsfrei die Stellung aller Teile der Delitzscher Bürgerschaft zu beantworten weiß.
Wie sehr die Städte der Umgebung im Bauernkrieg progressive bürgerliche Elemente beherbergten, wird daran erkennbar, daß aufbegehrende Leipziger Bürger mit den Patriziern größere Auseinandersetzungen hatten. In Eilenburg wurden wichtige Schriften Thomas Müntzers gedruckt und von dort in die deutschen Lande verbreitet. Der Weg der Reformation seit Martin Luthers Thesenanschlag in Wittenberg 1517 ließ sich vor dem regionalen Hintergrund nicht vollständig verfolgen. Hierfür fehlten beim Chronisten die örtlichen Bezüge. Doch sind häufig Verbote des Luthertums und Verfolgungen der Anhänger, besonders 1531, erwähnt. Am 9. Juni 1539 erschien dann der herzogliche Befehl zur Einführung der Reformation. Die ganze Widersprüchlichkeit der Entwicklung, die zur Fürstenreformation führte, soll hier unberücksichtigt bleiben, da diese Fragen in der Chronik nur eine Randerscheinung darstellen und auch für die Stadtentwicklung von untergeordneter Bedeutung sind. Der Schwerpunkt der Veröffentlichung liegt vorwiegend auf der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklung von Delitzsch. Dabei spielen die Krise der feudalen Gesellschaft und der Große Deutsche Bauernkrieg eine besondere Rolle. Das rege Interesse vieler Delitzscher an dieser Veröffentlichungsreihe hoffen wir mit dieser Chronik weiter zu fördern. Den Schulen soll es eine Hilfe für die Behandlung heimatgeschichtlicher Thematik sein.
1500
Sechs Fußknechte, die auf Befehl mit zwei Pferden nach Friesland zogen und ein halbes Jahr ausblieben. kosteten der Stadt 156 Rh. Gulden. Den ausgeschriebenen Ablaß des Jubeljahres suchten in Rom auch einige hiesiger Gegend und ging unter anderen des Rates alter Diener, Hans Krause, nachdem er über sein Vermögen verfügt hatte, dahin. Der Rat mußte 1200 Rh. Gulden von Heinrich von Kuneritz, Anna und Clara dessen Schwestern, zu Crossen gesessen, für den Herzog aufnehmen. Er sicherte nun zwar der Stadt in einer Schrift im Falle die Rente, die ihm von der Stadt gebühre, nicht ausreiche, die Verzinsung durch Anweisung auf Amt und Kammer, der übermäßige Aufwand aber des niederländischen Krieges machte, daß Amt und Kammer nur selten zahlfähig, die Stadt mithin allein belastet war. Die Vikare der Altäre des heiligen Kreuzes und Trinitatis, Iodocus Houener und Wenzel Zolke, liehen dem Rate 160 Rh. Gulden und stifteten von den Zinsen Messen an dem Altare des Kreuzes. Die 100 Gulden des Kreuzaltares fielen bei der Reformation dem Gotteskasten zu und die Stadtkasse zahlt die Zinsen der Kirche noch (1852); die 60 Gulden des Trinitatisaltares aber kamen mit sämtlichen Einkünften dieses Altares als Commende Trinitatis an den Rat und bildeten einen ansehnlichen Stipendienfonds, der aber im Dreißigjährigen Kriege verloren ging. Bei Hans Lenz, Nr. 161 der Hallischen Gasse, kam Feuer aus, das aber sogleich unterdrückt ward. Der Herzog Johannes zu Sachsen holte seine Braut Sophie, des Herzogs Magnus zu Mecklenburg Tochter, die mit ihrem Vater und ansehnlichem Gefolge hier ankam, feierlich ein. Man gab Ritterspiele auf dem Markte und bewaffnete Bürger begleiteten sie bis Eilenburg. Man baute eine neue Fischbank. In Gertitz erhing sich der Sohn des Gutsbesitzers Krabbes und ward von dem Scharfrichter vergraben. Der Scheffel Weizen galt 6, der Roggen 2 1/2, der Hafer 2 1/3 Gr.
1501
Da der bisherige Stadtschreiber Heinrich Wolfram, seit 1496 auch Ratsherr, als nun amtierender Bürgermeister das Stadtschreiberamt nicht mehr verwalten konnte, so übertrug man es dem Schrie eines hiesigen Bürgers, dem Conrad Heller, welcher von 1482 ab in Leipzig studieret, 1487 das Baccalaureat erlangt und sich in Geschäften des Rates bereits tüchtig bewiesen hatte. Das im Hause der Nossigin ausgebrochene Feuer ward bald gelöscht; Bitterfeld aber erhielt durch B r a n d großen Verlust und brachte man reichlich Geld und Lebensmittel dahin. Vom Doktor Pak erhielt die Kirche eine halbe Hufe, die Urban Hausmüller mit 30 Gr. Lehnware übernahm. Dem Maurermeister Balthasar aus Leipzig verdingte man s e c h s E r k e r um die Stadt,und den Umlauf an der Hallischen Brükk e für 7 silberne Schocke bei eigener Kost. Die Stadt borgte für den Herzog 500 Rh. Gulden zu sechs vom Hundert, von dem Dr. med. und Collegiaten des großen Fürsten Collegium Wilhelm Haldenhof in Leipzig und stellte der Herzog am 10. Mai der Stadt einen Schadebrief deshalb aus. Die Schuldurkunde ist vom 22. Juni ausgestellt. Überdies ward auf dem Landtage, an welchem zwei Mitglieder des Rates mit dem Stadtschreiber teilnahmen, dem Reiche und der ganzen Christenheit zugut aufsechsJahreeine ungewöhnlich starke Steuer bewilligt. Auch nahm der Rat 100 Rh. Gulden von dem hiesigen Bürger Stephan Nossig und seiner Ehefrau auf Leibzins.
1502
Ambrosius Forster, welcher 1498 in des Bürgermeisters Miley Hause den Hans Elderlein erschlug, gab in diesem Jahre 10 Rh. Gulden Abtrag. Die Domherren in Halberstadt bannten den Rat wegen rückständiger Zinsen vom Kapitale, welches er für den Herzog erborgen müssen, es erfolgte aber auf Vermittlung der herzoglichen Räte in Halle, wohin ein Domherr aus Halberstadt kam, baldige Absolution. Vier Herren des Rates mit dem Stadtschreiber waren in Döbeln auf herzoglichen Befehl mit anderen Städten wegen des Ungeldes vom Biere, welches auf die zwölf nächsten Jahre verwilliget ward. Auch bewilligte die Landschaft auf dem Landtage in Leipzig; am B. Juni eine Steuer, zwei Gulden vom Hundert auf zwei Jahre und war von hier der Bürgermeister und Stadtschreiber daselbst. Der Herzog borgte 500 Rh. Gulden von Sophie, der Tochter des herzoglichen Rates Dr. Johann von Pak, die der Rat verbürgen, mit sechs vom Hundert verzinsen und deshalb dem Briefe das Stadtsiegel anhängen mußte. Die Zusage der Schadloshaltung erhielt er in einer Zuschrift vom 22. April, die Entschädigung aber konnte bei zu großer Verschuldung nicht gegeben werden. Mit der Anhängung des Stadtsiegels war Pak aber nicht zufrieden, sondern verlangte, daß sich jeder einzelne Bürger der Stadt mit seinen Gütern verbürge, welches aber die Bürger verweigerten, so oft auch der Herzog den Wunsch aussprach, daß man die Notel nach Paks Verlangen vollziehen möchte und baldige Rückzahlung zusagte. Mehrere Jahre gingen hin, ehe die Schuldverschreibung zur Richtigkeit kam und die Stadt hatte deshalb manchen Aufwand. Der päpstliche Commissar Martin von Weida richtete hier im Juni mit den gewöhnlichen Feierlichkeiten das Kreuz der Gnade auf und ging nach Weißenfels. Zwei Pauliner Mönche hörten auf Verlangen des Rates 14 Tage der Leute Beichte, und empfingen aus der Stadtkasse 32 Gr. Auslösung. (Am) 16. Juli hob derselbe Commissar die Gnade wieder auf und der Rat lieferte auf Befehl des Herzogs das in den Kasten gefallene Geld mit dem was für Beichtbriefe eingekommen war an den fürstlichen Rentmeister in Leipzig ab. Wie man die in den gleichen Jubel- und Gnadenjahren gesammelten Gelder verwendete, findet man bei Dreyhaupt in der Beschreibung des Saal-Kreises, Tl. 1 S.180, wo die über den Verlauf des Jubeljahres in Halle vom Stadtschreiber daselbst abgefaßte Registratur wörtlich aufgenommen ist und mit diesem Worte schließt: "diese gesamte Gelt ist nye an die Orte gekommen, dazu es gesamlet, besondern vorspeiset, vorpraßet, und von eins teils Slossere damit gebauwet." Der hiesige Müller Kunze Poch kaufte vom Rate die Mühle in Benndorf für zehn neue Schocke und übernahm darauf zwei Schocke jährlichen Zins. Die 500 Rh. Gulden, welche die Stadt dem Michael Roppitzsch aus Torgau, Barbara seiner Tochter und Hans, dessen Sohne schuldete, wurden auf Leibzins gesetzt. Dienötiggeworden Räumung des Stadtgrabens nahmihrenAnfang und kostete in diesem Jahre 27 Schock. Auch legte man den S t e i n w e g der Hallischen Gasse um (110 Ruten) und führte die Schleusen nicht in den Stadtgraben sondern in die Tränke, wodurch man die Verschlämmung des Stadtgrabens vermied. Der Aufwand betrug 18 Schock. Zwei eiserne Türen an den Wandschrank des Gewö1bes (Ratsarchives) fertigte der Meister Balthasar Nober für 2 1/3 Schock. Die Herren des Rates erhielten vierteljährlich aus der Stadtkasse auch 16 1/2 Gr. Opfergeld und ungefähr 30 Gr. an Wein und Bier. Das vor dem Kriebensteinische Haus, den Gasthof Nr. 35, am Markte, kaufte vom Rate, jetzigen Besitzer Benedict Jäger für 135 Gulden. Der Scheffel Roggen galt 3 Gr.
1503
Georg Kirchof von Zaasch tötete den hiesigen Bürger Johann Kramer und gab 20 Gulden Abtrag. Der Erzbischof von Magdeburg und Herzog Georg unterhandelten hier und verehrte der Rat am Viertel Kötzschberger und ein Faß Torgauisches Bier. Die Gemeinde, durch die fortwährenden Auflagen sehr beschwert, vermutete eine Verschuldung des Rates bei Verwaltung des Stadtvermögens und klagte durch den Licentiaten Bernhard Zuckschwert. Es fand sich aber anders und ward der Rat vom Bürgermeister Dr. Wilde in Leipzig und Rate daselbst bei dem Herzog vertreten. Der Amtmann Heinrich v. Pak wollte die Feldbegüterten der Stadt zwingen, die Bestellung ihrer Äcker ausschließlich an Arbeiter aus der Stadt zu verdingen, es ward ihnen aber auf Beschwerde, wenn es in der Stadt an billigen, tüchtigen Arbeitern fehle, auch Landleute zu mieten, vom Herzoge erlaubt. Die Grenzen und Raine zwischen der Paupitzscher und Benndorfer Mark wurden begangen und festgestellt, und acht Söldner auf der Stadt Kosten dem Landgrafen von Hessen zugeschickt. Der Orgelbauer Meister Valentin von Eilenburg erhielt für Besserung beider Orgeln der Stadtkirche 44, für Besserung des Werkes zu Unsere lieben Frauen 10 Rh. Gulden. Ein Organist aus Halle und ein Petersbergischer Mönch prüften die Arbeit, dieser ohne Lohn nur gegen 5 Gr. Auslösung. Der Bürgermeister Wolfram, der Stadtschreiber, der Ratsherr Kirchhof reisten auf Verordnung des Herzogs nach Leipzig, wo man einen Kreis oder Cent einrichtete. Die Städte Leipzig, Delitzsch, Pegau, Zörbig mit den Ämtern daselbst, die Klöster Leipzig, Pegau und Petersberg, der Adel in diesen Bezirken gehörten zu diesem Cente und dieser hatte den Zweck, daß jeder i m Falle eines Aufruhres im Lande zur Hilfe aufsitzen und folgen, bei einem Heereszuge außer dem Lande aber der fünfte Mann gerüstet sein sollte. Zu Hauptleuten dieses Kreises oder Cents wurden Caspar Pflug, Ritter und der hiesige Amtmann Heinrich v. Pak ernannt. Veranlassung hierzu gaben die Edelleute Gersick v. Gutenstein, Hans Molbach, Eberhard Brandstein, Hans v. Guth, Friedrich Hildebrand und andere, welche dem Lande Fehdebriefe zugeschickt und Bischofswerda geplündert hatten. Die von Landsberg veranstalteten eine Betfahrt hierher und erhielten vom Rate ein Faß Delitzscher Bier. Simon Jahn und Christoph Poppe, hiesiger Landknecht, erschlugen auf Rubach Mark den Schirrmeister Hansen v. Schidings (Scheidings) auf Storkwitz, Georg. Durch Vermittlung des Amtmannes Heinrich v. Pak und des Gleitsmannes Thomas Mildener wurde die Sache, weil sich binnen Jahresfrist kein Schwertmagen des Ermordeten, der den Mörder feimte, angab, nachdem man an den Herzog berichtet hatte, in der Maße verglichen, daß der Mörder Jahn 5 Schock an den Rat Abtrag, 8 Schock Mahngeld an die Kirche zur Niederlegung zahlen, 100 Vigilien und Seelenmessen der abgeschiedenen Seele zu Heil und Troste nachhalten lassen eine Achfahrt leisten, das Leibzeichen mit 10 Personen, 10 brennenden Lichtem und 10 Priestern zur Erde bestatten, und ein steinernes Kreuz zu Rubach auf die Stätte, wo die Tat geschehen, setzen; der Gehilfe Poppe aber auf sonderliche Vorbitte des Amtmannes v. Pak, Erich Rabits, Hauptmannes zu Bitterfeld Melchior von Plaussig und anderer ehrbarer Leute, 4 alte Schock Abtrag an den Rat, 2 neue Schock der Kirche zu St. Peter - Pauli als Mahngeld geben, 100 Vigilien und Seelenmessen nachhalten lassen und eine Achfahrt leisten mußte. Otto Spigel zum Neuen Hause (auf Neuhaus) borgte vom hiesigen Kalande 100 Rh. Gulden zu sechs vom Hundert, und verschrieb die Zinsen von einigen Feldbesitzern der Werbeliner Mark. Derselbe Otto Spigel borgte von dem Ratsherren Jacob Feris, in Delitzsch am Petri-Pauli Tages dieses Jahres 100 Rh. Gulden und wies die Zinsen von folgenden Gütern an: 1 Schock Albrecht Klepzig in Gertitz von 1 Hufe auf Weißig Mark, 1 Schock Simon Ibe in Delitzsch von 1 Hufe daselbst, 15 Gr. Glorius Lüdecke und 15 Gr. Matth. Nonschel in Gertitz. Diese Zinsen kamen durch Vermächtnis des Feris und seiner Ehefrau mit 1 Schock 15 Gr., Klepzig und Nonschel, an das Jungfrauen Kloster St. George zu Leipzig und 1 Schock 15 Gr. Simon Ibe und Lüdecke an die Vorsteher des heiligen Kreuzes in Delitzsch. Der Pfarrer wurde beschuldigt. daß er einem Ehemann in Naumburg sein Weib verweigere und als Köchin bei sich halte, es fand sich aber bei der Untersuchung unbegründet und mußte die Angeberin, eines hiesigen Bürgers Weib, ihre Besitzungen verkaufen und die Stadt verlassen nach Ausspruch des weltlichen und geistlichen Gerichts. Die fortgesetzte Räumung des Stadtgrabens kostete 34 Schock und fing man mehrere Fischottern bei dieser Gelegenheit. Auch erneuerte man die Feimstätten in Benndorf, Elberitz, Gerltitz, Gertitz, Rubach, Werben, und bedeckte das Gewölbe auf dem Rathaus mit einem Lehmüberschlag. Die Herren des Rates, welche an hohen Festen mit dem Sacramente gingen (die Decke über dem, die Monstanz tragenden Geistlichen hielten) trugen Kränze, die man ihnen aus der Stadtkasse mit 12 Gr. vergütete.
1504
Auf Befehl des Herzogs zogen 10 Fußknechte an den Rhein, dem Landgrafen von Hessen gegen den Pfalzgrafen am Rhein zu Hilfe. Sie mußten 28 Wochen, jeder wöchentlich mit einem Rh. Gulden besoldet werden. 22 Wochen waren sie mit dem Rate von Leipzig in Frankfurt am Main und 6 Wochen brachten sie auf der Hin- und Herreise zu. Der Aufwand betrug 293 Rh. Gulden 18 Gr. 6 Pfg. und gab der Besitzer eines Brauerbes 1. der Besitzer eines nicht brauberechtigten Hauses 'l, Gulden, der Rat legte aber aus der Stadtkasse noch 121 Gulden 18 Gr. 6 Pfg. zu. Die Zahlung an die Söldner besorgte der herzogliche Rentmeister in Leipzig. Auch verlangte der Herzog, daß der Rat, wahrscheinlich wegen der früher zur Stadt gekommenen Lehngüter, mit einem reisigen Pferde dienen sollte, er bewies aber, daß dieses niemals geschehen sei. Als nun der Herzog hierauf antwortete, daß man für dieses Mal Geduld tragen solle, weil die Reise zu nahe wäre und man nicht anders könne, künftig werde man die Stadt damit nicht beschweren, so sendete man das verlangte Pferd zu der Reise des Herzogs auf den Reichstag. In Krosegk hatte man einen, der geäußert hatte, daß Delitzsch in 14 Tagen brennen sollte, gefangen gesetzt. Der Bürgermeister und Stadtschreiber reisten dahin, es fand sich aber bei der Untersuchung, daß er es nur vom Hörensagen habe und ward er daher nach geleisteten Urpheden freigegeben. Die Zigeuner lehrten Künste gegen das Feuer und erhielten 20 Gr. Häufige Branddrohungen und ausbrechende Feuer bewirkten jedoch Änderungen in der Bewachung und erhielten die vier Nachtwächter, außer dem Jahrgehalte von 8 neuen Schocken, 48 Gr. "daß sie des nachts den Seiger alle Stunden auf den vier Kreuzen der Stadt ausschreien". Auch hielt man 7 Wochen lang besondere Wächter in den Toren wegen der Mordbrenner und warnte Leipzig. Auf dem hohen (breiten) Turme aber richtete man eine Wohnung für einen Hausmann ein, dem man wöchentlich 9 Gr. aussetzte und der Herzog jährlich eine Unterstützung von 4 Schocken aus dem Amte anwies. Früher gingen Bürger der Reihe nach als Wächter auf den Turm, der später angenommene Wächter, zu dessen Besoldung das Brauerbe 1 Gr.. das Pfalhaus 6 Pfg. gab, hatte seine Wohnung in der Stadt. Der erste Hausmann, der durch Blasen eines Hornes Zeichen gab, ward aus Leipzig geholt, blies aber nur kurze Zeit. Durch häufige Regen verdarben die Früchte und Wege, der Amtmann in Zörbig wollte die Straße bei Riede nicht befahren lassen und das Fuhrlohn stieg unerhört. Dem Bischof zu Magdeburg und Herzog Georg, welche hier auf dem Rathause speisten, verehrte man Wein, Kötzschberger Most und halben Zentner Hechte. An die Stelle des bisherigen, unhaltbaren Turmes des Rathauses kam ein neuer, mit Kupfer und Schiefer gedeckt und mit einer neuen G1ocke versehen, welche in Leipzig für 20 Gulden 14 Gr. gegossen ward. In Leipzig kaufte der Rat auch für 8 Gulden einen eisernen Kasten in das Gewölbe (des Archivs), und 14 eiserne Laden an die Fenster des Rathauses fertigte für 5 Gulden ein hiesiger Kleinschmied. In der Hallischen Gasse kosteten 51 Ruten umgelegtes Pflaster 7 Schock, auch ward die Räumung des Stadtgrabens fortgesetzt und fand man vie1e Pfähle, die man auszog und zu dem alten Turme verwendete. Der Rat kaufte von den Tuchmachern in Grimma einen Rähmen, ließ ihn in der Gegend der nachherigen Münze aufsetzen und den Gebrauch von den hiesigen verzinsen. Der kupferne Stadtscheffel, weil er um wenig größer war, ward abgefeilt, alle übrigen Scheffel der Stadt mußten danach gerichtet werden und zum Zeichen der geprüften Richtigkeit brannte man ihnen das Eisen mit dem Löwen auf, welches man zu diesem Zwecke fertigen ließ. Der Rat ließ sich die Leipziger Konstitution der Gerade in Abschrift bringen. Der Gutsbesitzer Nodenschil vermachte der Kirche einen Garten in Elberitz. 266 ganze Biere braute in diesem Jahre die Stadt und betrug das Ungeld davon 36 Schock 35 Gr.
1505
Der Rat mußte sich von neuem für 450 Rh. Gulden, die der Herzog von dem Dr. med. Wilhelm Haldendorf in Leipzig geborgt hatte, verschreiben, und gab der Herzog an demselben Tage der Stadt einen Schadlosbrief. Auch wurden 1000 Rh. Gulden, die man fürden Herzog von dem Jungfrauenkloster in Brehna zu fünf von Hundert erborgte und der Herzog in einem Schadlosbriefe der Stadt sicherte, und nach Leipzig gebracht. Alle diese Versicherungen konnten jedoch wegen der bedrängten Lage der Kammer nur zum kleinsten Teile und erst nach Jahrhunderten geltend gemacht werden, die so lang getragenen Zinsen davon blieben mit den erheblichsten Kapitalen unbezahlt. Für sich borgte der Rat 100 Rh. Gulden von dem hiesigen Bürger Stephan Nossig und dessen Tochter Anna auf Leibzins. Ambrosius Tannenberg erschlug den Blasius Schaefer in der Neustadt und gab an den Rat 3 neue Schocke Abtrag. Vogler, bei dem Feuer auskam, ward mit 30 Gr. bestraft. Ein neuer Hausmann von Giebichenstein. Georg Plaussig, der einen Rechtshandel mit dem Rate vor des Herzogs Räten hatte und sich in Reden gegen den Rat verging, hauptsächlich den Stadtschreiber beleidigt, mußte widerrufen. Drei Männer gaben Heller über den Wert aus, sie kamen in Untersuchung und Gefängnis, aber auf den Bericht an den Herzog nach 6 Wochen wieder los. Der Blitz schlug in den breiten Turm und zerstörte Erker und Dach. Der Schieferdecker erhielt für Ausbesserung 7 alte Schock. Auch bemerkte man eine starke Erderschütterung in der Stadt. Die fortgesetzte Räumung des Stadtgrabens kostete 29 Schock. Martin Schwarze in Schenkenberg vermachte der Stadtkirche 1 Gulden und eine Frau Agathe ihr ganzes Vermögen. In diesem Jahre starb der Ratsherr (seit 1467) Jacob Feris. welcher das Haus Nr. 254 in der Breiten Gasse und Feldgut. welches er besaß, gemeinschaftlich mit seiner Hausfrau geistlichen Anstalten letztwillig beschied.
1506
Am 2. März war eine Ständeversammlung in Leipzig, welche dem Herzog eine außerordentliche Steuer eine gutwillige Hilfe auf 2 Tagezeiten zugestand. Die Art der Aufbringung bestimmte ein gedrucktes Quartblatt so: "Ein jeglicher Mensch, es sei Mann oder Weibsbild, mündig oderunmündig, das eigen Gut beweglich oder unbeweglich, woran das ist, hat, soll sein Gut mit seinem Gewissen achten und würdigen und nach der Wiederung von 100 Gulden 2 Gulden, von 50 Gulden 1 Gulden, von 25 Gulden 1/2 Gulden, welcher Mensch aber nicht 25 Gulden Wert hat, der oder die soll 4 Zinsgroschen geben, und hat einer ein Weib, die nicht eigenes Gut hat, die soll zu geben frei sein. Hat aber ein Mann oder Frau Kinder, die 15 Jahre Alter erreicht, der soll jegliches 4 Zinsgroschen geben. Ein jegliches Gesinde und Dienstbote, der gedingten Lohn hat, soll seines Jahrlohnes den zwanzigsten Teil geben. Handwerksknechte, die nicht Eigentum 25 Gulden würdig haben und um Lohn arbeiten, sollen jegliche 4 Gr. geben. Müßige Leute, die nicht eigenes Gut 50 Gulden würdig haben, auch nicht Handwerk üben oder um Lohn dienen, sollen jegliche einen Gulden geben. Solches Geld sollen Prälaten und Ritterschaft jeglicher von seinen Leuten außerhalb den Amten wohnhaftig, eigentlich mit Fleiß bei seiner Pflicht einbringen und versammeln, und wie das gegeben wird eigentlich verzeichnen und auf angezeigte Zeit überreichen. Desgleichen sollen die Räte in *Städten samt anderen, so dazu verordnet werden solches Geld obberührter Weise auch treulich und fleißig einbringen und in vorgemeldeter Zeit überreichen."!. Der Stadtschreiber Conrad Heller reiste mit 2 Pferden nach Stuttgart zu Dr. Werner Wicke, Prediger und Proriorial, wegen schuldiger Leibzinsen von 1459, 1461 und 1464, die sich bis auf 360 Gulden angehäuft hatten. Er erließ der Stadt 240 Gulden zu Unterstützung des Kirchendienstes und der Armen und kostete die Reise 6 ½ Schock. Der Rat borgte von der.Brüderschaft der Schuhknechte 50 Gulden, die bei der Reformation an den Gotteskasten kamen und noch än die Kirche verzinst werden. Ein neuer Hausmann ward von Schraplau geholt. Der Bürger Stephan Wunschei kam auf Anzeige des Gutsbesitzers Mansfeld aus Klein-Kyhna, daß er an richtig gemessenem Getreide bei der Ablieferung an den Käufer Wunschel und Überschlagung über dessen Scheffelmaß einen Verlust an mehreren Scheffel gehabt habe, der Wunschel mithin des Gebrauches zweier an Größe ungleicher Scheffel verdächtig sei, in Untersuchung. Er leugnete zwar. zwei verschiedene Scheffel zu haben, brachte den richtigen ins Verhör und erbot sich zum Eide, als aber der Bürgermeister von Wunschels Ehefrau heimlich den zweiten Scheffel fordern und diese ihn folgen ließ, so gestand er sein Unrecht und bat um gnädige Strafe. Der Rat entschied nun, daß er die Stadt meiden oder 100 Gulden zahlen sollte und er wählte das erste. Er verließ die Stadt, beschwerte sich aber gegen des Rates Entscheidung und ward dabei von dem Dr. Spigel und Dr. Zech unterstützt. Dem Rate diente der Schöppenschreiber Licentiat Valentin Schmidt und entschied der Herzog für ihn in zwei Urteilen d. J. 1509 und 1510. Der neue Amtmann von Plaussig verweigerte die 4 Schocke, welche der Herzog als Beitrag zu den Lohne des Hausmannes verwilliget hatte und gab sie nur erst auf wiederholten fürstlichen Befehl. Das Schreiben, welches der Rat in dieser Angelegenheit nach Dresden schickte, konnte der Bote, weil man in den Läuften Zeit des Sterbens niemand vorlassen wollte, nur durch Beschenkung der Torwär ter an die Behörde bringen. Diese ansteckende Krankheit war auch hier, doch minder gefährlich als im Oberlande. Der junge Martin List vermachte der Stadt- und Frauenkirche 16 alte Schock 6 Gr. und der Pfarrkirche St. Ulrich in Sangerhausen und U.L. Frauen Brüderschaft daselbst 5 2/3 a. Schock. Facies in Werben brachte Hans Waltern aus Beerendorf in des Rates Gerichte um und ward zu 3 neuen Schocken Buße, jährlich mit einem Schocke zahlbar. verurteilt. Der Rat, welcher wegen drohender Krankheitsnot Teuerung befürchtete, kaufte Roggen, den Scheffel im Durchschnitte zu 2 1/2 Gr. und verwahrte ihn auf dem Boden des Rathauses. Die Räumung des Stadtgrabens, von der Brücke des Breiten Tores bis an die Bastei hinter Dr. Pak (die Gegend wo sich der Graben nach der Mühle wendet), 345 Ruten, ferner von der Bastei bis zur Mühle und von da bis in Kötzschaus Garten, kostete 42 neue Schocke. In der alten Zscherne legte man einen Schuppen zu Leitern und Feuerhaken an. Der neue Rat Schwur auf die Heiligen (Reliquien), die der Küster in einem Kästchen aus der Kirche auf das Rathaus brachte, und dafür 3 Pfg. erhielt. Von 294 Bieren, die man in diesem Jahre brauete, hatte man 40 Schocke 33 Gr. 7 Pfg. 1 Heller Ungeld. Auf eine halbe Hufe und Wiese in Gerltitz Mark, die der Rat von Andreas Prelwitz kaufte. zahlte man 6 1/2 alte Schocke. Barth, in dessen Hause Feuer auskam, ward mit 30 Gr. bestraft. Die Zigeuner, als sie hier durchzogen, erhielten 20 Gr.
1507
George Perrendt (Percent), ein Sattler, welcher im vorigen Jahre hierher gekommen und Bürger geworden war, kaufte in diesem Jahre von Peetzsch das Haus jetzt Nr. 95 des 11. Viertels in der Rittergase (...) und ist der Stammvater der Parreidtischen Familie hiesigen Orts (...). Christoph Poppe, der Landknecht, kaufte vom Rate die Schademühle, jetzt Gartengrundstück im Rosentale, durch welches der Überfall des Lobers geht für 5 Schocke 40 Gr. und 2 Kapphähnen jährlichen Abgabenbeitrag. Der Rat borgte von dem Gelde, welches Dr. Werner Wicke in Stuttgart an seinen Zinsen der Stadt erlassen und zu Besserung des Gottesdienstes beschieden hatte, 30 Gulden, zu 30 Gr. jährlicher Verzinsung. Dem Herzoge, welcher auf den Reichstag nach Costnitz zog, lieh die Stadt ein Pferd zu dieser Reise, welches der Rat in Leipzig kaufte. Auch gab man ihm eine Hilfe von 75 Rh. Gulden. Die 128 brauberechtigten Bürger und 71 unberechtigten der Stadt und Neustadt entrichteten jeder 6 Gr., summarisch 56 Rh. Gulden 18 Gr. und 18 Rh. Gulden und 3 Gr. legte der Rat aus der Kämmereikasse zu. Vor seiner Abreise am 16. Februar verordnete er,wegen besorglicher mutwilliger W i d e r w ä r t i g k e i t die Stadt gehörig mit Wache zu versehen und sich so zu rüsten, daß man auf den Ruf mit der Hälfte der Einwohner zu folgen imstande sei. Der Dr. der Rechte Otto Spiegel auf Neuhaus besaß 7 Hufen, v. Pak auf Doebernitz eine Hufe auf Benndorfer Mark. Diese wurden am B. Juni in Gegenwart der Paupitzscher und Benndorfer Gemeinde, des Rates und jener Besitzer verwählet und die Lage und Größe ihrer Stücke verzeichnet. Man traf Anstalt zu Herstellung des 1505 durch den Blitz beschädigten Breiten Turmes. Zwei Pauliner Mönche aus Leipzig kamen auf das Gesuch des Rates zur Besichtigung und Beratung, auch schickte ein Mönch dieses Klosters, Bruder Paul von Leßnitz einen bewährten Baumeister mit einem Briefe. Der empfohlene Baumeister war Peter Peuckert, ein Maurer, der die beschädigten Erker und ihre und der Spitze Bedachung mit Ziegeln und Kupferblechen herstellte. Man dingte mit ihm um 12 neue Schocke, gab ihm aber mehr. Ein hiesiger Meister Matthias Rüdiger fertigte die Zimmerarbeit. Die drei Räte beschlossen, daß jährlich eimmal zum Heil der aus den Räten und der Gemeine der Stadt Delitzsch verstorbenen Begängnis, Spende und Seelbad auf Kosten des Rates nachgehalten werden sollte und machte man in diesem Jahre den Anfang. Der Aufwand betrug 3 neue Schocke 32 ½ Gr., nämlich 35 Gr. den Priestern. Schulmeister und Küstern, jedem 1 ½ Gr., dem Prediger 2'/2 Gr. Geschenk; 7 ½ Gr. den Priestern zur Collation des Abends; 1 Schock 30 Gr. Für eine Tonne Heringe, 50 Gr. für 10 Schock Brote zur Spende; 30 Gr. dem Bader von dem Seelbade (mußte auch den armen Leuten lassen und koppen - Aderlassen und schröpfen). Der Herzog (Georg) verlangte zu Abzahlung der 20 000 Gulden, die er dem Kurfürsten Friedrich (dem Weisen) und dessen Bruder Johannes schuldete, von neuem 1000 Gulden von der Stadt, zum Neuen Jahres Markte in Leipzig an dasigen Rentmeister zahlbar und er versprach binnen einem Jahre Rückzahlung. Und hat der Rat dem Verlangen durch Aufnahme von Darlehen (im künftigen Jahre wie es scheint) größtenteils genügt. Die Stadt verlangte wenigstens damit, daß sie in ihrem Rechte der Biermeile gegen die Ehrbaren Mannen vom Herzoge kräftigst geschützt ward. Zu den nötigen Bauen nahm der Rat 100 Gulden von Joachim Poetzsch und dessen Ehefrau Walpurgis laut Urkunde auf Leibzins auf, ließ 15 neue Scheffel machen, die alten eichen und schaffte das in der Stadt aufgefundene untüchtige Gemäß mit einem Male ab. Neue Feuerleitern kamen in die Zscherne, auf den Kirchhof und die Schwäne auf den neu gereinigten Stadtgraben zurück. Der Scheffel Hafer I Gr. 8 Pfg.
1508
Zu dem im vorigen Jahre vom Herzog verlangten 1000 Gulden borgte der Rat
1.) 400 Rh. Gulden von dem Bürger Paul Clemen in Leipzig zu 5 vom Hundet Verzinsung. Der Herzog bestätigte die Verpfändung der Stadt Einkünfte und verschrieb sich der Stadt in einer Urkunde vom 5. Januar d. J.
2.) 200 Rh. Gulden von dem hiesigen Bürger Lucas Luppe.
3.) 60 Rh. Gulden von der Stiftung des Dr. Werner Wicke.
Wegen der Kretzschmar in der Meile und des fremden Bieres ward von Caesar Pflug und Georg v. Wiedebach in Leipzig und auch hier zwischen dem Adel und der Stadt verhandelt und des Adels Beschwerden gegen das Privilegium der Stadt zurückgewiesen. Der Gleitsmann hiesigen Amtes, Johann Rudthart hatte 2 Hufen auf Rubach, machte aber auf eine dritte Anspruch, weshalb man der Besitzergreifung zu begegnen heimlich einen Aufseher hielt, bis er mit seiner Anforderung rechtlich zurückgewiesen ward. Derselbe Rudthart, als er im Amtsgeschäfte von Landsberg auf Delitzsch ritt, zog bei Doberstau die zwölfjährige Tochter des Claus Hintzsch, Dienstmädchen ihres Verwandten Peter Man. in Doberstau, welche nahe am Wege Futter schnitt, in den Graben und verübte Notzucht an ihr. Ihr Dienstherr und andere trafen ihn auf der Tat, er entwich aber und ließ ihnen sein Pferd zurück. Der Rat, weil er hier Bürger war, nahm zwar die Klage der Angehörigen an, ihn selbst gefangen, die Sache kam aber auf Verordnung der herzoglichen Statthalter, weil er fürstlicher Beamteter, die Tat an einem Orte amtlicher Gerichtsbarkeit begangen war, der herzoglichen Verordnung von 1506 gemäß, an den Amtmann, welcher in Gemeinschaft angesehener Männer zwischen Klägern und Verklagten einen Vergleich bewirkte, nach welchem er 40 Rh. Gulden der Beschädigten als Aussteuer und sämtliche Kosten zahlte, übrigens aber durch fürstliche Begnadigung seine Freiheit erhielt. Den Orpheden legte er am 31. Oktober dem Rate schriftlich ab. Die Kosten waren, weil der Stadtschreiber mit dem Ratsherren Burgmann nach Dresden reisen und dort sechs Tage verweilen mußte, auch sonst viel Wege und Versäumnisse entstanden, nicht unbedeutend und verehrte der Rat dem Stadtschreiber. der sich bei Bearbeitung dieser Sache ausgezeichnet hatte, nicht nur ein Biret, sondem legte auch seinem diesjährigen Gehalte 3 Rh. Gulden zu. Die Kläger unterstützte Johann Krause beider Rechte Doctor, Nicolaus Oeltzsch, ein Ratsfreund von Halle und Bartholomaeus Lani der Rechte Baccalaureus, den Verklagten Johann v. Pak, beider Rechte Doctor, Heinrich v. Plaussig, Amtmann in Delitzsch und Johann Kern, ein Bürger in Rochlitz. Der zwischen den Parteien abgeschlossene Vergleich ward am 11. Oktober vom Amtmanne und Rate zugleich ausgefertiget. Auf dem Landtage in Dresden und einer Städteversammlung in Leipzig den 10. Oktober verwilligte die Stadt dem Herzoge von neuem e i n e H i I f e von 600 Gulden in vierjähriger Lieferung , 150 Gulden jährlich und legte der Rat in diesem Jahre dem Ausgebrachten der Bürger 40 Gulden zur Erfüllung der Summe bei. Für die Stadt Düben, welche durch Feuerverunglückte, brachte man Geld aus, schickte auch Bier dahin. Dem Ratsherren Gregor Bomer ward zu seiner Hochzeit ebenfalls ein Viertel Torgauer Bieres verehrt. Für eine Goldwaage bezahlte man 4 Gr. und für ein Bierseil von 20 Klaftern 23 Gr. 3 Pfg., 14 neue Pfennige für die Klafter.
1509
Der Gutsbesitzer Facies von Werben erschlug Hans Waltern von Benndorf, es ward aber auf die gewöhnliche Art vermittelt und erhielt der Rat 3 Rh. Gulden Abtrag. Thomas Herbst und Lorenz Richter mordeten den Schmiedeknecht Urban Andreae bei der Nacht und wurden durch den Nachrichter Lorenz aus Leipzig mit dem Schwerte hingerichtet. Er empfing 30 Gr. für die Hinrichtung und 20 Gr. als ein Forderer - Ankläger bei dem peinlichen Gericht. Der Rat kaufte viel Roggen und Hafer vorrätig und bezahlte den Scheffel mit 23 Pfg. Der geräumte Stadtgraben ward mit Fischen besetzt - Aufwand 6 Schocke 35 Gr. Auch nahm der Rat von der Stadtkirche ein Darlehn von 100 Rh. Gulden zu 5 vom Hundert Verzinsung, die Urkunde aber ward erst 1513 ausgestellt. Ein Lachs, den man verehrte, kostete 30 Gr. 46 Schock 20 Gr. 5 Heller betrug das Ungeld dieses Jahres, der vierte Teil der Abgabe dieses Namens vom Biere, welche der Stadtkasse zugute ging.
1510
Die Streitigkeiten der Stadt mit den Besitzern der Rittergüter wegen der Biermeile verursachten mehrere kostspielige Reisen zu dem Herzoge, welcher endlich der Stadt die Einziehung eines Strafgeldes von 6 Gr. für jedes Faß fremden Bieres, das man innerhalb der Meile träfe, zusprach und dem Amtmann, sich danach zu achten Befehl gab. Der Stadt diente in dieser und anderen Rechtssachen Caesar Pflug und der Ordinarius Lindemann aus Leipzig, denen man deshalb ansehnliche Geschenke gab. Der Rat hatte das Termineihaus der Minoriten in Leipzig (jetzt Nr. 108 der Badergasse) an sich gebracht und bestimmte es, nachdem es erneuert, der Garten mit einer Mauer umgeben worden, zur Wohnung des Stadtschreibers, deres auch in diesem Jahre bezog. Christiane Stentzschin genannt von der Schweinitz, die unter dem Vorgeben, daß sie die fallende Sucht habe, in den Häusern bettelte, niederfiel und bei dieser Gelegenheit stahl, ward mit Gefängnis bestraft und des Fürstentums verwiesen. Vier Gesellen wurden von einer ledigen Dirne der Notzucht beschuldigt, kamen aber nach fünfwöchentlicher Haft, weil sie die Schuld ablehnten, auf herzoglichen Befehl los. Mit Martin Rapsilber, der viel Frevel in der Stadt tat, gab es Händel vor dem Erzbischofe in Halle, von welchem der Rat zu gütlicher Handlung gefordert ward. Die Reinigung des Stadtgrabens von Schilf und Rohr übemahm der Müller für 1 Rh. Gulden 22 Gr. jährlichen Lohn. Von Dr. Johannes v. Pak, herzoglichem Rate, welcher in diesem Jahre starb, kamen an hiesige Kirchen 4 Rh. Gulden Vermächtnis. Auch stiftete er das Lehn St. Anna, welches im folgenden Jahre durch Vertrag mit dem Rate zustande kam. Zum ersten Male kommt bei Ablegung der Kämmerei Rechnung ein R a t s - essen vor, welches die jedesmalige Bürgenneisterin besorgte und dafür 2 neue Schocke in die Küche erhielt. Auch hielt der Rat in der Nähe der Schenkstube eine Peilickentafel und gab bei Hochzeiten den Ratsmitgliedern und ihren Angehörigen in der Regel ein Viertel Torgauer Bieres zum Geschenk. Die Glockenzieher belauteten in diesem Jahre 23 Donnerwetter und erhielten dafür 19 Gr. 3 Heller.
1511
Der herzogliche Rat Dr. Johann v. Pack (Bruder des Hauptmannes Heinrich v. Pack und Vater des Otto, Philippus und Johann) stiftete, wie im vorigen Jahre schon bemerkt durch Zuschlagung von Erbzinsen und Lehen der Dörfer Zwebendorf, Droyssig, Reisen, Siedersdorf, Schwaetz, Golm, Pfaffendorf, Reinsdorf u. a. den Altar der heiligen Anna in hiesiger Stadtkirche und kaufte zu künftiger Wohnung des Altaristen von den Erben des vormaligen Bürgenneisters Heinrich Wolfram eine wüste Hausstelle am Mühlwege, zu welcher jedoch der Wolfram eine zweite anstoßende Wüstung nur benutzt hatte, die der Rat, alsman den Bau beginnen wollte, nicht folgen ließ. Die Packe beschwerten sich hierüber bei dem Herzoge, die Sache aber ward dahin vermittelt, daß die Packe noch 10 Gulden für die zweite Wüstung an den Rat zahlten und dieser nun den ganzenRaum aller städtischen Lasten frei überließ,nurdie Gerichte, oberst und unterst sich vorbehielt. Die Übereignungsurkunde ist vom 10. März d.J. ausgestellt und sind darin die gewöhnlichen Abgaben, von denen man die Besitzung freiließ, Tribut, Renten, Zinsen, Steuern, Heerfahrt. Schoß, Wache, namentlich aufgeführt. Der erste Vikar des Altares war der Pfarrer in Doebernitz Andreas Foerster, und bewohnte das neue Haus des Lehns. Der Rat hatte diesem Lehen von einem geborgten Kapital an 20 neuen Schocken jährlich 1 neues Schock zu zinsen, die jährlich von den Dörfern zu hebenden Erbzinsen aber betrugen 20 Rh. Gulden, und kam das Gesamtvermögen des Altares 1561 nach dem Tode des letztbelehnten Altaristen, des Domherren Herman Hammer in Wunen, an den Gotteskasten hiesiger Stadt, dem es von den Revisoren 1539 zugeschrieben war. Das Haus des Lehns, jetzt Nr. 221 des letzten Viertels. ward 1562 an den Bürger Elias Treintzsch für 300 Gulden von den Kirchenvorstehern verkauft, ungeachtet es von einem Sturme sehr beschädigt war. Der Herzog Johannes zu Sachsen übernachtete hier auf seiner Reise zu dem Erzbischofe zu Magdeburg und verehrte der Rat ein Viertel Torgauer Bieres. Die Rittergutsbesitzer beschwerten sich von neuem über die Bierausfälle der Stadt, der Herzog gab aber zu Aufrechterhaltung des Privilegium der Stadt dem Amtmanne strengen Befehl. Der Gleitsmann stach den Altaristen des Altars Trinitatis, Martin Moller, in den Arm, woran er starb und ward deshalb die Stadt mit Interdict belegt. Die Vorsteherder Brüderschaft des heiligen wahren Leichnams, Bastian Sander und Glorius Lenz borgten vom Hospitale 11 neue Schocke 20 Gr. zu einer Tafel (Bilderaufsatz) zu der Ehre Gottes auf den Altardes heiligen wahren Leichnams allhier in der Pfarrkirche. Der Rat kaufte Stephan Wunschels Haus am Markte für 40 neue Schocke und verkaufte es um denselben Preis an Anton Fleischer, sonst Hüter genannt. Die Prozeßkosten, die er dem Rate zu erstatten hatte, betrugen 4 neue Schocke und gingen an der Kaufsumme ab. Der Gleitsmann aus Leipzig hatte hier Untersuchung mit Bettlern und Dirnen, die man auf Gesuch des Amtmannes daselbst hier gefänglich eingezogen hatte. Die ausländischen, geringhaltigen Münzen wurden im Kurfürsten- und Herzogtum verboten, die im Umlaufe abereingewechselt. DerHauptwechsel fürhiesige Stadt war Leipzig und brachte der Rat die hier eingewechselten Münzen dahin. Bei des Ratsherren Peter Koechener Begräbnisses gab man für 2 Gr. Semmeln. Der Altar Trinitatis ward dem Pfarrer in Lissa, Georg Böttcher, einem geborenen Delitzscher, vom Rate verliehen und der Official erlaubte ihm die Verwaltung bis auf des Rates Widerruf.
1512
Die Tuchmacher gaben vom Stück Tuche, das sie an den Rähmen des Rates schlugen, 8 Pfennige. Sander Kunz, ein Bürger auf dem Damme, verbüßte den Ehebruch mit 2 neuen Schocken. Die Edelleute verklagten die Bürger, welche bei den Schenken ihrer Gerichtsbarkeit nach fremden Biere suchten, der Amtmann erhielt aber fürstlichen Befehl, diese Klagen zurückzuweisen. So wurden auch die Städte Torgau, Eilenburg, Schmiedeberg und Dommitzsch, auf einem Vorbescheide in Naumburg vor des Kurfürsten und des Herzogs Räten, mit ihrer Beschwerde, daß Delitzsch ihr Bier innerhalb der Meile um Delitzsch verbieten wolle, nach gehörter Verteidigung des Rates zur Ruhe gewiesen. Das Mühlgerinne ward zur Sicherung der Fische mit einem eisernen Gitter verwahrt. Am 15. Juni folgten die Bürger zu Pferde und Fuß dem hiesigen Hauptmanne Hans v. Dieskau gegen die Feinde des Bischofs von Merseburg, Wilhelm Rider und andere, welche die Untertanen des Bischofs beschädigt hatten. Die zu Fuß wurden auf Wagen gefahren und nahmen dem Feinde 11 Pferde und 8 Mann im Harnisch. Die Harnische verkaufte man für 15'/2 neue Schocke und nahm das Geld 1514 zu der Steuer, die Panzerhemden oder Schürzen behielt man zum Andenken und noch befindet sich eine derselben im Ratsarchiv. Bei ihrer Rückkunft gab man ihnen zur Ergötzlichkeit ein Faß Delitzscher Bier. Das baufällig gewordene Frauenhaus (Bordell) schon im 14. Jh. da und neben der Terminei der Leipziger Dominikaner in der Holzgasse gelegen, ward auf dieser wiederholtes Bitten nicht auf der alten, sondern auf einer von dem Besitzer der Baderei, Ambrosius Wirth, für 3 1/2 neue Schocke erkauften Stelle, in der Badergasse wiedererbaut, wo es erst 1529 ein Ende fand und abgebrochen ward. Der Rat erhielt früher zu dessen Baulichkeiten von der Wirtin eine Abgabe, in der Regel wöchentlich 2 Gr. und gestattete zwar den Frauen Zugang in den Häusern, bestrafte aber mit 3 Schillingen den, welcher sie nach Glockenzeit bei sich behielt. Der Name Frauenhaus war der neuere, sonst kommt es auch in Urkunden und Rechnungen unter dem Namen: Claustrum, Novum Claustrum, Prostibulum, Domus meretricum, Kloster, neues Kloster, Hurhaus, Freihaus, Muhmenhaus ... vor. Das freie Leben der fürstlichen Diener bei oft mehrwöchentlicher Anwesenheit der Herrschaften war vielleicht Ursache, daß man der Unschicklichkeit einer Einrichtung so roher Zeit Nachsicht gab. Der Kurfürst Joachim zu Brandenburg legte in Frankfurt an der Oder eine Warenniederlage. Stapel, an und hielt in der Absicht, den Ort als Messestadt auf Kosten Leipzigs zu heben, die nach Leipzig handelnden Kaufleute mit ihren Waren an. Er gab vor, daß er das von einigen Königen in Böhmen, ja Kaisern, bestätigte Marktrecht der Stadt Breslau durch Vergleich mit dieser Stadt an sich gebracht habe, was aber niemand glaubte, auch nicht zu erweisen war. Der Herzog Georg bat daher erst um gütliche Abstellung und drohte, als diese nicht fruchtete mit der Reichsacht, worauf die Sache unterblieb. Hierauf bezieht sich des Herzogs schriftliche Aufforderung an hiesigen Rat vom 12. August, über die Straße durch Schlesien nach Delitzsch sofort bei den Altsassen Erkundigung einzuziehen und durch den Überbringer der Zuschrift oder förderlichst an die Kanzlei zu berichten. Auch mag ein gedruckter Befehl des Herzogs vom 4. September eine allgemeine Bereitschaft zu möglichem Kampfe und die Anordnung einer Prozession zu Erhaltung des Friedens enthaltend, damit in Verbindung stehen. Bezüglich auf diesen Befehl kaufte der Rat Büchsen, Pulver und Blei, die Schützen übten sich und erhielten eine neue Schießmauer, auch beschaffte man vorsorglich Roggen für 18 neue Schock. Der Kurfürst Friedrich, Herzog Johannes, dessen Bruder und Herzog Georg erließen gemeinschaftlich eine gedruckte Ordnung, Leipzig am 11. Oktober, welche den Obrigkeiten die strengste Aufsicht auf Verbrechen überhaupt, insbesondere aber Aufsuchung, Verfolgung und Bestrafung der Umschweifer, Landesbeschädiger, Befehder... zur Pflicht machte und mit harter Strafe, Leibes und Gutes, jeden, hohes und kleinen, geistlichen und weltlichen Standes bedrohete, den Übeltäter oder Mißhändler nicht ergriffe, verfolgte oder ihnen wohl gar Vorschub leiste und förderlich sei.
1513
Ein hiesiger Bürger Hasse zog die Witwe des vormaligen Bürgermeisters Wolfram mit Übergehung des Stadtgerichtes vor das geistliche Gericht und ward, weil er dadurch gegen seine Bürgerpflicht gehandelt hatte, mit Gefängnisstrafe belegt. Er beschwerte sich deshalb bei dem Officiale zu Leipzig und dieser belegte die Stadt mit Interdict. Wegen dieses Interdicts hatte man kostspielige Reisen nach Dresden und Halle und schickte der Herzog zu den Unterhandlungen vor dem Erzbischofe und zu des Rates Verteidigung den Ordinarius Dr. Johann Lindemann von Leipzig, auch von seinem Geburtsorte Eisleben dahin, welcher dann bewirkte, daß das Interdict, unter der Bedingung der Freigebung des Hasse am 23. April zurückgenommen ward. Der Stadtschreiber Heller, welcher in dieser Angelegenheit nach Dresden reisete, beschädigte sich daselbst durch einen Fall den Fuß so, daß er 14 Tage daselbst zubringen und mit dem Stadtwagen abgeholt werden mußte. Während seiner Abwesenheit und Abhaltung versah in wichtigen Amtsvorfällen auf Gesuch des Rates der Baccalaurius Caspar Bomer aus Leipzig, den Dienst. Die Schützen hatten einen silbernen Vogel an silberner Kette, welchen der, der den besten oder Königsschuß tat, bei dem Schützenessen als Auszeichnung trug. Dieser silberne, auch mit des Rates Wappen bezeichnete Vogel ward dem Vorsteher Valentin Kluge gestohlen, der Dieb auch in Dommitzsch ergriffen, da sich aber dieser der Sache nicht annahm, so tat es der Rat, führte den Prozeß gegen den Dieb, fuhr zur Hinrichtung selbacht mit sechs Pferden dahin, bestritt den Aufwand mit 3 neuen Schocken 48 Gr. - behielt aber zur Entschädigung den Vogel, welcher für 2 neue Schocke 2 Gr. verkauft und das Geld der Stadtkasse gegeben ward. Übrigens erhielten die Schützen vom Rate 30 Gr. zum Vogelschießen und jeden Sonntag ein Hosentuch für 7 ½ Gr. Zu Abzahlung alter Kapitale borgte der Rat 100 Rh. Gulden von den Vorstehern des heiligen Kreuzes. Wickischer Stiftung, 50 Rh. Gulden von den Vorstehern der Lesemesse und der Bruderschaft der Ackerknechte und 50 Rh. Gulden vom Altare Jacobi. Die Altaristen der beiden letzteren mußten für die Zinsen wöchentlich, einer um den anderen eine Seelmesse für das Geschlecht des Stifters Simon Rosenkranz oder Lange halten und fielen diese Kapitale nach der Reformation der Kirche zu. Otto Spiegel auf Neuhaus zerstörte die Grenzmale auf Benndorfer Mark und verglich man sich zwar mit ihm vor dem Oberhofgerichte, verklagte ihn aber von neuem, als er den Vergleich nicht hielt und verlangte von demselben Gerichte ein Urteil, nach welchem dem Gegner die Störung der Malhügel zwischen Paupitzscher und Benndorfer Mark bei einer ansehnlichen Pön untersagt ward. Der Redner (Advokat) des Rates, welcher die Sache im Oberhofgerichte vortrug, erhielt für seine Mühe 21 Gr., die Sporteln im Oberhofgericht betrugen 42 Gr. Das Urteil aber kostete 7 Gr. 3 Pfennig. Die Schüler führten das Spiel von den Heiligen drei Königen auf und bekamen zur Ergötzlichkeit 1/4 Bier. Der Herzog Johannes war hier mit dem Erzbischof von Magdeburg und beiden verehrte man Torgauisches Bier. Der Herzog holte seine Braut ein, Margarethen, des Fürsten Woldemar zu Anhalt Tochter, mit der er am 13. November in Torgau vermählt ward. Auch die fürstliche Famlilie von Anhalt übernachtete hier und erhielrvom Rate Verehrung. Die Witwe des Dr. Johannes v. Pak Brigitta, nahm auf das Hochzeitsfest ihrer Tochter, Sophie, welches in der Stadt gefeiert ward, vom Rate 4 Eimer Frankenwein. Der Herzog forderte in einem Ausschreiben am 20. Oktober die Stände zum 2. Dezember nach Leipzig und bewilligte man ihm den Zehnten Pfennig von allen geschenkten Getränken auf vier Jahre. Der Versuch des Rates diese Tranksteuer, zu Vermeidung der Eide, auf etwas Gewisses zu bringen, weshalb man zwei Male nach Dresden reiste, mißlang, doch bot der Herzog später die Annahme eines Äquivalents selbst an. Diese Steuer veranlaßte auch eine Erneuerung des Schenkgemäßes, welches nach dem Leipziger umgegossen ward. In Gertitz erhing sich der Nachbar Poetzsch, welchen der Henker abschnitt und begrub. Der Scheffel Samenroggen galt 2 Gr.
1514
Das Kloster des Petersberges hatte zinsbare Güter unter des Rates Gerichtsbarkeit. Der Probst zog die Besitzer dieser Güter wegen Zinsrückständen vor das geistliche Gericht und erschien nicht, als er von des Herzogs Räten zur Rechtsermittlung vorgeladen ward, wendete sich vielmehr beschwerend gegen dieses Verfahren an den päpstlichen Stuhl und bedrohte die Stadt mit Interdict. Hierauf gab der Papst Leo am 7. Oktober in einer Bulle zwar dem Thesaurarius, Canonicus Sebastian v. Plathe und dem Probste des Neuenwerkes in Halle Auftrag in der Sache zu entscheiden, verbot aber die Anwendung des Interdicts gegen die Stadt und deren Bürger ohne besonderen päpstlichen Auftrag. Die herzoglichen Statthalter wiesen aber die Einmischung des geistlichen Gerichts im Schreiben an den Probst des Petersbergischen Klosters zurück und behaupteten, die Entscheidung gehöre für das weltliche Gericht, wohin sie auch durch neue Vorladungen gezogen und da entschieden ward. Die Schützen hatten den Kranz erhalten, es ward daher ein großer Schieß oder Schützenhof angestellt und der Rat gab den fremden, dazu eingeladenen Schützen ein Faß Torgauisches Bier. Als bald nachher ein ähnlicher in Düben gehalten ward, fuhr der Rat die hiesigen Schützen dahin. Der hiesige Amtmann hatte sich bei den herzoglichen Statthaltern beklagt, daß das Maß, nach welchem die Untertanen Getreide lieferten, mit dem Amtsmaße nicht treffe, und er damit beim Verkaufe oder Überschickung des Getreides nicht bestehen könne, weshalb diese dem Rate Auftrag gaben, das im Amte vorrätige Getreide, durch zwei solches handelsverständige Bürger mit einem rechten Maße oder Scheffel messen und alles in ein gar ordentliches Verzeichnis bringen zu lassen, welches der Rat auch bewirken ließ. Auf dem (am) 12. April ausgeschriebenen und 8. Mai abgehaltenen Landtage in Leipzig bewilligten die Stände zu dem Friesländischen Kriege, den der Herzog in diesem Jahre persönlich mit großem Aufwande führte, eine Hilfe - Steuer, Prälaten, Ritterschaft von 100 Gulden ihres Vermögens 2 Gulden, die Städte in Summe 24 000 Gulden. Sie mußten in zwei Terminen dieses Jahres entrichtet werden und kam ein Betrag von 720 Gulden auf hiesige Stadt. Der Rat lieferte nun den ersten Termin mit 360 Gulden richtig ab, die Ausbringung der zweiten Hälfte aber, welche man überdies noch vor dem Termine zu haben wünschte, fand bei den Bürgern Schwierigkeit, daher brachten die Statthalter die Aufnahme eines Darlehns in Vorschlag und gaben Zusicherung, daß es später von der Tranksteuer wieder abgelegt werden könne. Mit Mühe fand er Gläubiger und kaum war die Summe beschafft, als man auf die Einzahlung des Tranksteuer Zehenten drang und für ein gleichgroßes Bedürfnis künftigen Jahres unterm 10. Dezember auf den 2. Januar 1515 einen neuen Landtag ausschrieb. Der Gehalt der Ratsherren erhöhte sich wegen größerer Versäumnisse und wurde dem Bürgermeister zu 2 Schocken 1 Schock 20 Gr. jedem Mitgliede des Rates zu 1 Schocke ebensoviel zugelegt. Schwangere Mädchen, vorzüglich Mägde erhielten vom Rate durch den Frohn einen Schleier, den sie tragen und sich des Kranzes und anderer jungfraulichen Auszeichnungen enthalten mußten. Ein solcher Schleier kostete 4 Gr. und wird dieser Sitte noch einige Jahre gedacht in den Rechnungen, wo das Geld vereinnahmt und verausgabt ward. Die Fischerei in dem Stadtgraben gab in diesem Jahre 20 Schock Ertrag. Der Pfarrer und Commisarius Mr. Christoph de Hubitz (Haugwitz) starb. schenkte der Kirche 40 Gulden zu einer großen Memorie, die jährlich gehalten werden sollte und fand im Chore der Stadtkirche vor dem Predigerstuhle sein Grab, wo auf dem Decksteine sein Name mit wenigen bezeichnenden Worten noch sichtbar, das meiste aber vertreten ist. Ein neuer Hausmann kam von Merseburg. Die Kirche kaufte das Brauhaus des Hans Ogeler, hinter der Schule für 40 Gulden.
1515
Zu den 20 000 Gulden, welche die Städte auf dem Landtage in Leipzig am 2. Januar d. J. willigten, hatte Delitzsch 700 Gulden zu geben und zahlte sie in zwei Terminen Fastnachten und Ostern größtenteils mit Darlehen, die man auf Leibzinsen nahm. Jacob Reuter, des Rates laufender Knecht, ein Ehemann, ward in seinem Hause mit Jacob Ziegelstreichers Weibe nackend im Bette gefunden. Man nahm beide gefänglichanund ließ sie gebunden mit einem Strohwische zur Stadt ausleuchten, doch ohne Staupenschlag oder einiger Leib Pein, dazu aber schwören, die Stadt ewig zu meiden und sich am Rate und gemeiner Stadt nicht zu rächen. Christop Grasshof, der den Kämmerer Goetzschelwitz schmähte, ward mit 35 Gr. bestraft. Ambrosius Wirth verkaufte die Badstube, die alte Badstube genannt, in der Badergasse an Wolf Sturm und Barbara, dessen Eheweib. Bei Vortragung dieses Kaufes erschienen die Vorsteher des Gotteshauses St. Peters und Pauls und bewiesen, daß die Kirche von dieser Badstube jährlich 1 silbernes Schock erbliche Zinsen, auch 2 alte Schocke oder 40 silberne Gr. und ein Seelbad jährlich wiederkaufsweise zu fordern und auf dieser Besitzung stehen habe, zu welcher jährlichen Zinszahlung und Leistung sich denn auch die Käufer verbindlich erklärten. Mehrere starben an einer gefährlichen Krankheit und unter anderen auch die Notare Heinrich Beyer und Peter Hartmann, von denen ein kleines Vermächtnis an die Kirche kam. Kirchhof und Leichhaus wurden vom Weihbischofe reconciliieret. Der Stadtgraben vom Hallischen Tore bis hinter die Brücke des krummen (breiten) Tores ward geräumt und hielt 12 Acker 43 Ruten.
1516
Andreas Schreiber von Pirna und seine Gesellen verwundeten auf Rubacher Mark einen Mann von Chemnitz, Franz, tödlich und gaben 4 neue Schocke Abtrag. Mit Martin Rapsilber, welcher das Haus am Markte (Nr. 168 des III. Viertels) angenommen hatte und wahrscheinlich aus Mutwillen oder Trotz einen Schweinestall an den Markt bauen wollte, gab es deshalb einen neuen Rechtshandel, den aber die herzoglichen Räte gegen ihn entschieden, wie denn zu gleicher Zeit vom Herzog jede Ungeschicklichkeit derart für die Zukunft streng untersagt ward. Eine Dirne, Luna genannt, aus Olbersdorf (Albrechtsdorf) bei Knauthain, Glorius Siner daselbst Tochter, welche ihr Kind heimlich umbrachte, ward vom Nachrichter in Leipzig lebendig begraben und kam ihr Rock an die Kirche. Auch fand man eine Frau tot in dem Stadtgraben und erhielt der Abdecker für Ablösung des Leibzeichens 5 Gr. Zu einem Schützenhofe in Meißen lud der Rat daselbst in einem Schreiben an den hiesigen sechs tüchtige Schützen. Auf herzoglichen Befehl vom 4. Juli mußten 10 Fußknechte der Sadt am 24. d. Monats in Salza eintreffen, von wo sie unter einen Hauptmann gestellt, nach Friesland zogen. Ihre Rüstung bestand aus einem Hinter- und Vorderteile, Haube und Armschienen, langen Spießen, und kostete dem Rate 8 Schocke. Bei ihrem Abschiede war eine singende Messe und dann eine Mahlzeit. In diesem und folgenden Jahre baute man mit dem Vorrat des Hospitals und mit freiwilligen Beiträgen des Rates, der Gemeinde, und der Umgegend statt der kleinen, veralteten Hospitalkapelle die noch jetzt stehende Hospitalkirche, zu welcher am 17. August, wie der eingemauerte Denkstein im Pfeiler neben der Eingangstür zeigt, der erste Stein gelegt ward. Die Vorsteher des Hospitales Joachim Pretzsch und Andreas Schroeter gaben bei Legung dieses Steines den Gewerken 1 Faß Torgauisches Bier. Der Pfarrer und Commisarius Mr. Wilhelm Pathyner berichtete an die höhere geistliche Behörde, daß sich das Bild der heiligen A n n a (Mutter der Maria), welches auf dem Platze vor der Marienkirche in einem Gehäuse stand, wundersam bewegt habe und trug darauf an, daß an derselben Stätte eine Kapelle zu ihrer Ehre erbaut werde. Der Rat aber, welcher wünschte, daß statt dieser Kapelle die baufällig gewordene Marienkirche hergestellt werden möchte, wußte durch den herzoglichen Kanzler Dr. Johannes Kochel so an den Herzog zu bringen, daß er das Bild der heiligen Anna mit sonderlicher Ehrerbietung in die Marienkirche zu tragen befahl und verordnete, daß wenn jemand in dieses Bildes Namen etwas zu bauen dächte, dieses an dem nun angewiesenen Standorte des Bildes geschehe, was denn auch bei dem vorhabenden Neubaue der Kirche erfolgt und dem Chore der Name: Kapelle der heiligen Anna gegebenward. Ein Schüler hiesiger Stadt, aus Leisnig gebürtig, ward auf Gesuch des Leisniger Rates, weil er an einem Priestermorde teilgenommen haben sollte, gefänglich eingezogen und sollte gemartert werden - er war aber unschuldig und kam los. Die Leisniger versprachen zwar den Rat wegen des Aufwandes schadlos zu halten, zahlten aber nichts und man erließ ihnen die Schuld. Auf dem Landtage in Leipzig verwilligte man den Zehnten vom Getränke wieder auf acht Jahre. Der Scheffel Roggen galt 3 Gr.
1517
Der Pfarrer und Kapellan, welche das Bild der heiligen Anna in die Marienkirche trugen, erhielten vom Rate acht Kannen Wein Verehrung. Heinrich Krause im Rosentale verbüßte den Ehebruch mit 2'/, Schock und eine Frau, welche ein zinnernes Kännchen stahl, ward nach fünfwöchentlichem Gefängnis verwiesen. Die zweite Glocke der Kirche, jetzt Seigerschelle, wurde im vorigen Jahre in Halle mit einem Zusatze von Metall umgegossen, in diesem Jahre vom Weihbischof getauft und aufgezogen. Der Aufwand betrug 44 Schock 14 Gr. 6 Pfg. Der Meister empfing 9 Schock 27 Gr., der Bischof für die Weihung 4 Schocke. Die Kirchenvorsteher gaben ein Mahl, baten Gevattern und erhielten 8 Schocke 25 Gr. 3 Pfg. Patengeld. Ihr Guß ist gelungen und hält sie, was darauf bemerkt ist, 47 Zentner an Gewicht. Es war anhaltende Dürre und das Landvolk, welches in einer Betfahrt mit Kreuzen hierher kam, ward mit Bier vergnügt, vom Landesherren aber wegen steigender Teuerung die Ausfuhr des Getreides streng untersagt. Der Rat, welcher die von Jahr zu Jahr sich mehrenden Abgaben aus der öffentlichen Kasse nicht mehr bestreiten konnte und die Bürger in Anspruch nahm, ward von diesen wegen vermuteten Unordnungen verklagt, es kamen zur Untersuchung herzogliche Räte, in deren Gegenwart derRat die Kämmereirechnung ablegte und vollständig gerechtfertigt ward. Aufwiegler und Wortführer war der Bürger Hans Lippen, den auch der Amtmann gefänglich halten ließ. Auf gedrucktem Befehl des Herzogs, daß das Land von Mordbrennern bedroht sei und man deshalb möglichste Aufsicht haben, die Verdächtigen einziehen und bestrafen solle, wurden die Tore stark besetzt. Auf einer Wiese bei der Stadt fand man ein Kind, welches der Rat einer Frau in Gertitz zu erziehen gab. Ein neuer Hausmann von Jessen.
1518
Der Herzog nahm ein Darlehen, 500 Rh. Gulden, den Gulden zu 21 Gr. meißnisch gerechnet, zu 6 vom Hundert Verzinsung, von dem Nonnenkloster in Brehna und mußte der hiesige Rat sich durch Mitversiegelung durch Schuldverschreibung für Kapitel und Zinsen verbürgen. Auch verbürgte sich der Rat für 100 Rh. Gulden, die der hiesige Amtmann George v. Bendorf von demselben Kloster am 26. April lieh. Die a1te Frauenkirche ward mit Genehmigung des Erzbischofs abgebrochen und am 18. April zu der neuen mit der St.-Annen-Kapelle vereinigten, der erste Stein gelegt nach der Schrift über dem Marienbilde am Pfeiler neben dem Haupteingange der Kirche: Anno dni M CCCCC XVIII Sontag mia dni ist der erste stei gele it. Der Rat schenkte zum Anfange des Baues einen ganzen Brand Mauersteine seiner Ziegelscheune und die Vorsteher den Gewerken bei Legung des ersten Steines ein Faß Bier. Im Mai war hier ein Schützenhof mit Büchsen und Armbrüsten. Der Rat gab zum Preis, hohen Gewinne, zwei Ochsen, die er in Zerbst für 4 Schock 25 Gr. kaufen ließ und den fremden Schützen ein Faß Torgauisches Bier. Ein Bürger Stephan, aus Leipzig, hielt während der Schießzeit ein Glücksspiel um zinnerne Gefäße und gab für Erlaubnis und Bude 5 ½ Schock. Auch schenkte der Rat ein Faß Torgauisches Bier den Minoriten in Leipzig, als sie das gemeine Kapitel in ihrem Kloster hielten und ebensoviel dem Stadtschreiber Conrad Heller zu seiner Hochzeit. Otto Spiegel, Ritter und Besitzer von Neuhaus wollte die Pfarre in Benndorf, weil sie von ihm zu Lehn rühre, zu Paupitzsch schlagen und eine kleine Union machen, welchem der Rat widersprach. Man hatte deshalb einen Tag vor dem Erzbischof zu Halle, der dem Spiegel ungünstig war. Da er es nicht durchsetzen konnte, gab er vor, der Rat hätte zugesagt, die Pfarre in Benndorf zu bauen, brachte die Sache vor den Official, dem sie aber durch den Herzog abgefordert und durch diesen verglichen ward. Der Herzog verlangte abermals 1000 Gulden von der Stadt durch Vermittlung des Amtsmannes und stellte der Rat zwar vor, daß man wegen großer Verschuldung der Gemeindegüter auf neue Darlehen nicht rechnen könne, von der öffentlichen, nur noch den Namen tragenden Kasse so wenig, als von der durch Abgaben entkräfteten Bürgerschaft zu erwarten sei, beschaffte aber doch auf herzogliches Schreiben mit vieler Mühe das geforderte Geld. Auf die im Jahre 1513 und 1514 auszubringen gewesenen Hilfsgelder zum Friesländischen Kriege, der 1300 Gulden, war man, weil die Kämmereikasse erschöpft, 60 Gulden schuldig geblieben, diese wurden in einem Befehl vom 28. August nachgefordert und dabei ausgesprochen, daß dieses Hilfsgeld nicht von dem öffentlichen, sondern von dem Privatvermögen der Bürger zu erheben gewesen sei. Auf herzoglichen Befehl vom 26. September mußten 30 Bewaffnete mit Wagen von hier dem Landgrafen Philipp von Hessen gegen Franz von Sickingen zu Hilfe am 11. Oktober in Salza eintreffen und von da mit anderen weiterziehen. Der Rat ließ Brettchen machen, auf welchen man die Taxe des Fleisches verzeichnete. Die Stadtmauer von der Pfarre bis zu der Zwingerpforte hinter der Dr. Pakin, Doktorei, ward mit Bruchsteinen durch den Maurer Benedict aus Leipzig untermauert und mit 11 Pfeilern versehen.
1519
Die Güter der in diesem Jahre gestorbenen Witwe des Bürgermeisters Heinrich Wolfram waren dem Rate, der Kirche und dem Kalande verpfändet. Man verkaufte sie öffentlich und erhielt der Rat 11 Schock 30 Gr., die Wolfram vor 12 Jahren bei seinem Tode der Kämmereikasse schuldig blieb, zurück; die Kirche aber verkaufte die Hufe auf Rubach, welche ihr die Wolfram 1514 für 800 Gulden verpfändet und auf den Todesfall besäet oder unbesäet, wie man sie fände, verschrieben hatte, für 130 Gulden an Andreas Luppe und verwendete das Geld zu der neuen Orgel. Heinrich Krause im Rosental verbüßte den wiederholten Ehebruch mit 5 Schocken und Nicolaus Meiffert, auch ein Ehemann, den seine Magd wegen Schwängerung verklagte, ward, ob sie schon vor der Ausführung starb, weil er nicht schwören wollte, mit 2 Schocken bestraft. In Podelwitz nahm man dem Kretzschmar fremdes Bier weg, weshalb sich Wilhelm von Haugwitz, dem Podelwitz gehörte, bei dem Herzog beschwerte. Der Rat, welcher dem herzoglichen Befehle vorigen Jahres zufolge, die Hilfsgelder von der Bürgerschaft einziehen wollte, fand bei dieser großen Widerstand , Hans Lippert, ein Wortführer derselben, weigerte sich sogar des Schosses und ward ihm deshalb durch Öffnung der Türe die Hilfe getan. Man berichtet deshalb an den Herzog in Weißenfels. Der Bischof von Hildesheim, Johannes, ein Herzog von Lauenburg, überfiel in der Karwoche die Herzoge von Braunschweig, Erich den Älteren, Heinrich den Jüngeren und dessen Bruder, Wilhelm den Älteren, mit 1200 Pferden und 8000 Landsknechten und hauste, da diese nicht gerüstet waren, in den genommenen Städten fürchterlich. In Beziehung auf diesen Überfall und in Besorgnis, daß nach dem am 12. Januar d. J. erfolgten Tode des Kaisers Maximilian mehrere Unordnungen und Gewalttätigkeiten im Reiche um sich greifen möchten, bot der Herzog die gesamte Bürgerschaft zur Kriegsbereitschaft auf. Wenige Tage darauf erschien ein zweiter herzoglicher Befehl, nach welchem sich 25 Mann mit Büchsen, Spießen oder Hellebarden versehen, in Freyburg einfinden und mit den daselbst anwesenden Hauptleuten weiterziehen sollten. Diese 25 Mann, welche mit anderen dem Herzog Erich von Braunschweig zu Hilfe geschickt wurden, waren Söldner, die man in Leipzig anwarb und von hier mit Waffen versah. Sie entwichen aber in dem Braunschweigischen und kamen ohne Waffen zurück, daher man sie gefänglich annahm, an den Herzog berichtet und von diesem am 12. Juli den Bescheid erhielt: (sie gebührlich zu bestrafen). Zu gleicher Zeit kam ein anderes Schreiben des Herzogs vom 9. Juli, in welchem die Stadt, Bürger, Einwohner und Verwandte, zu Fuß zwei Teile mit Spießen, ein Teil mit Büchsen und guten starken Heerfahrtswagen, zur Bereitschaft (bei Tage und Nacht zu ziehen, unser Land und Leute, und euch selbst vor übriger Gewalt zu schützen) aufgeboten ward. Auf den Bericht aber wegen der von den Bürgern verweigerten Hilfsgelder erhielt der Rat eine Verordnung, durch den Amtmann, an den sie gerichtet war: daß ein jeder von einem Gebrau einen halben Gulden, aber die, so nicht brauen, einen halben Gulden von hundert Gulden Wert geben sollen. Dieser Befehl ward der Gemeine in Abwesenheit des Amtmannes durch den Gleitsmann Nicolaus Wagner vorgehalten und demgemäß von 152 Bieren, die man vom 10. August bis Ende des Jahres braute, 76 Gulden oder 26 Schock 36 Gr. erhoben. Die Stadt hatte Wetterschaden, auch starben viele an einer im Lande sich verbreitenden gefährlichen Krankheit, weshalb die Steuer nicht in Leipzig, sondern in Pegau abgeliefert ward. Der Hausmann, welcher wöchentlich 10 Gr. erhielt, starb und konnte man in zwölf Wochen keinen anderen erlangen, weil man den Lohn zu erhöhen nicht imstande war.
1520
Der Rat verkaufte das 1510 an sich gebrachte und zur Stadtschreiberwohnung bestimmte Termineihaus der Minoriten, welches dem nun verheirateten Stadtschreiber nicht räumlich genug, wohl auch zu abgelegen war, Nr. 108 der Badergasse an Hieronymus Weber für 8 Schock, 8 Gr. jährlichen Schoß und 2'/Wächtergeld. Der Chor der Frauenkirche ward unter Dach gebracht und die eine Seite derselben aufgeführt. Die Vorsteher nahmen dazu vom Rate 28 600 Mauersteine, der Rat erließ ihnen aber die Zahlung für 600 Stück, weil das Gotteshaus fast arm war. Die Edelleute in Delitzsch, Friedrich und Thilo von Schenkenberg, Christoph und Otto Schidingen von Schenkenberg (auf Woelkau), Wolf von Pak, der Jüngere auf Döbemitz und Otto von Pak daher, auch ein Jünger von Plaussig befehdeten die Bürger und beleidigten sie in und außer der Stadt mit Wort und Tat. Sie verfolgten und verwundeten nicht nur Erwachsene, sondern auch Schulknaben. Den Rektor der Schule jagten sie mit bloßer Wehr vom Rathause bis in die Schule, wo er sich nur durch schnelles Zuschlägen der Türe rettete. Namentlich mißhandelte Wolf von Pak den kranken Bürger Hans Nossig, der sich zu den Ärzten nach Leipzig fahren ließ, auf der Straße und hieb ihn, wiewohl sein Weib weinend für ihn bat und ihn deckte, mit der flachen Klinge so, daß er wenige Tage darauf in Leipzig starb. Auch schoß er viermal mit einer Handbüchse (Pistole) unter die, die in der Kreuzwoche mit Kreuzen nach Döbemitz zogen (eine Betfahrt hielten). Die Veranlassung zu diesen Unbesonnenheiten ist nicht klar. Thilo von Schenkenberg schützte eine Beleidigung seines Vaters vor; es war aber wohl Groll über die Begünstigung der Städte und immer mehr eingreifende Beschränkung der ritterlichen Freiheit, die leider in Zügellosigkeit ausgeartet war. Die Bürger hielten sich lange ruhig, endlich aber griffen sie zur Wehr und ward in einem Exzesse Friedrich von Schenkenberg, der dem Bürger Martin Rapsilber eine Wunde beigebracht hatte, von dem Bürger Peter Hüter gleichfalls verwundet und gefänglich genommen. Hierüber beschwerte er sich zwar bei dem Herzog, dieser nahm aber das Benehmen dieses Herren sehr mißfällig auf und ward die Sache durch Zuziehung mehrerer Amtleute und Stadträte zwar vertragen, des von Pak Knecht aber, welchereinen armen Schüler verwundet hatte, auf Befehl des Herzogs nach Rochlitz auf den Turm gebracht. Hans Beck zu dem Haine, der Vater des berühmten Orgelbauers Esaias Beck zu Halle und Halberstadt, baute im Sommer dieses Jahres die große und kleine Orgel der Stadtkirche und erhielt 230 Gulden an Arbeitslohn, die Gesamtausgabe betrug gegen 500 Gulden. Das größere Werk stand auf der Abendseite und hatte die Bälgekammer im Turme, das kleinere an der Mitternachtsseite, zu dessen Bälgen ein Verschlag unter dem Dache der Kreuzkapelle eingerichtet war. Blasius Poritzsch, ein unruhiger Bürger, der sich vom Rate gedrückt, und sein väterliches Vermögen durch nachlässige Verwaltung desselben verkümmert glaubte, und deshalb unbegründete Beschwerden und Prozesse führte, mit welchen er durchfliel, zog nach Kalbe und beredete den dasigen Amtmann Simon Hak, daß er von hiesigem Rate kein Recht erlangen könne, ihm Haus, Hof, Geld und Kühe wider alle Billigkeit vorenthalten würde, selbst gegen herzogliche Verordnungen, weshalb dieser für ihn sich verwendend hierher schrieb, um Antwort bat, zugleich aber auch, im Falle einer wirklichen Rechtsverweigerung bemerklich machte, wie er in seines gnädigen Herrn Gerichten die hiesigen Bürger ebenfalls im Rechte aufzuhalten verpflichtet sei. Ein gleich unruhiger Kopf, Lippen, der auch die Stadt mied, hielt sich auf dem Vorwerke Badrina auf und man bat schriftlich den Otto Spiegel auf Neuhaus, daß er ihn dort als einen der Stadt Oberünstigen nicht halten möchte. Der Jahrmarkt der Stadt, welcher bisher Sonntags nach Himmelfahrt Mariä gehalten worden war, wo man ihn wegen der Ernte weniger besuchte, ward auf Bitte von dem Herzoge auf den Sonntag nach Allerheiligen verlegt. Es war hier Gewohnheit, daß die Witwe, wenn sie wieder heiratete, ihren Mann mit allen ihren Gütern begaben ließ, starb sie dann bei Leben dieses Mannes, so hatten ihre Kinder erster Ehe kein Mutterteil. Diese Gewohnheit wurde durch herzogliche Verordnung vom 29. Oktober aufgehoben, und festgesetzt, daß den Kindern erster Ehe bei Wiederverehelichung der Witwe der dritte Teil ihres Vermögens zum Mutterteile nach ihrem Tode gegeben werden mußte. Auch soll nach dieser Verordnung Gerade und Heergeräte auswärts nur an die folgen, mit denen die Stadt in sonderlichen Verträgen steht. Der Licentiat Otto von Pak, ein Eingeborener, Sohn des Johann v. P., war mit seiner Gattin hier und erhielt den Ehrenwein. Durch Caesar Pflug ward festgesetzt, daß der Scharfrichter in Leipzig von den Städten jährlich einen gewissen Sold erhalten solle und gab ihm hiesige Stadt jährlich 48 Gr. Bei diesem herzoglichen Rate beschwerte man sich gegen den hiesigen Amtmann, welcher auf dem Steinwege vor dem hallischen Tore der Gerichtsbarkeit des Rates Eintrag tat, auch weigerte man sich gegen ihn, die Verschreibung des Herzogs von Adelloff von Hain über 2000 Gulden bürgschaftlich zu vollziehen. Eine herzogliche Verordnung untersagte den guten Montag der Handwerker und Lohn an heiligen Tagen ohne Arbeit. Maurern und Zimmerleuten wurde nur ein Lehrjunge erlaubt und dessen wöchentlicher Lohn auf 9 Gr. bestimmt. Der Official in Halle erlaubte sich von neuem, Bürger in weltlichen Händeln vor das geistliche Gericht zu ziehen, weshalb man sich an den Herzog und höhere geistliche Behörde zu wenden genötigt sah. Die Schützen schossen eine neue Karrenbüchse und zwanzig Hakenbüchsen an und erhielten ein Viertel Bier. Eine Dirne stahl aus der Bittafel der Frauenkirche 2 oder 3 Gr., ward gestäupt und verwiesen. Mit dem Paken und Spigeln hatte man Grenzberichtigung in der Spröde und warf einen Malgraben auf. Man braute 319 Biere und erhielt also nach 1/2 Gulden von jedem Gebräude, 55 Schocke 50 Gr. von den nichtbrauenden aber, welche von Hundert Gulden des Wertes ihrer Güter ebenfalls ½ Gulden zu geben hatten und zu 2555 Gulden geschätzt waren, vier Schocke 28 Gr. 3 Pfg. und von 17 Personen, die Hauptgeld geben mußten, zu 2 Gr., 34 Gr. nach herzoglicher Verordnung Kassenbeitrag. Aus der diesjährigen Fischerei löste man 18 Schocke 25 Gr. und besetzte den Stadtgraben wieder mit 30 Schocken Karpfen, die man von Caesar Pflug nahm. Wegen des Rückzuges der Kriegsleute, die unlängst zu Roß und Fuß nach Preußen gezogen waren, daß sie für Geld und ohne Geld notdürftig beköstigt, aber nur eine Nacht behalten werden sollten, erschien eine herzogliche Verordnung am 16. Dezember d. J. An der noch herrschenden bösartigen Krankheit starben der Bürgermeister Joachim Pretzsch und die Ratsherren Hans Nossig und Matthias Gotzlitz.
1521
Der Official zum Neuen Werke in Halle zog von neuem den Bürger Heinrich Riemer bei höchstem Banne in weltlichen Sachen vor das geistliche Gericht. Der Rat lehnte sich dagegen auf und berichtete an den Herzog, der aber bereits nach Worms zum Reichstage abgegangen war. Auf die Verhandlungen der herzoglichen Räte wollte der Off icial, vorgebend, daß man mit der Justizpflege säumig sei, den Bann nicht abstellen, es geschah aber sogleich, als der Herzog und Erzbischof vom Reichstage zurückgekommen war. Der Bürger Johann Rügezelt hatte den Kindern zum Spiele einen bleiernen Pfennig gemacht, welcher dessen kleiner Sohn ohne sein Vorwissen ausgegeben. Man reiste ungewiß, wie man die Sache behandeln sollte zu Caesar Pflug nach Pegau, Freiburg und hatte, von großem Gewässer aufgehalten, um ein geringfügiges Ding beschwerlichen Aufwand. Der im vorigen Jahre erwähnte Blasius Poritzsch verklagte nun, um nichts unversucht zu lassen, den Rat bei dem Freien Stuhle zu Wolkmers in Westphalen und der Freigraf erließ sogleich die schriftlichen Vorladungen. Dieser Handel war der beschwerlichste. Der Herzog, den man in Dresden persönlich anging, gab zwar sofort dem Probste zu St. Thomas in Leipzig Auftrag, in einer Johibitionsschrift den Rat mit Bezug auf die päpstlichen Privilegien abzufordern und dieser lieferte sie auch, die sichere Anbringung fand aber ungemeine Schwierigkeit. Man wußte, daß der Überbringer einer solchen Schrift in Wolkmers unwillkommen und gefährdet war. Der erste Bote, den man mit Mühe erhielt, übertrug daher vor Wolkmers, dessen harte Toruntersuchungen er fürchtete, die Übergabe einen Bürger dieser Stadt und kam, als dieser dem Pfarrer nicht heimisch, andere Geistliche zur Annahme nicht willig fand, unverrichteter Sache zurück. Erst dem Zweiten gelang es, als Geistlicher verkleidet, dem Pfarrer die Schrift zur Expedition beizubringen, worauf denn das weitere Verfahren eingestellt ward. Die Schützen hatten ihre Übungen bisher vor dem breiten Tore, links in der Vertiefung neben der Allee, wo jetzt ein Fahrweg nach den Scheunen am Hirtenhause führt und daselbst ein eigenes Schützenhaus. Es ward ihnen aber zu größerer Bequemlichkeit und Sicherheit der Raum zwischen dem Wachhause des Hallischen Tores und der Hospitalkirche angewiesen und jenes Haus im Sommer dieses Jahres hierher gebracht. Ein Mann, der im Kruge zu Zschernitz einen Totschlag verübt hatte, flüchtete in die Stadt und als man ihn greifen wollte, auf den Kirchhof. Hier hielt man ihn fest und berichtete an den Erzbischof. Statt des nicht mehr haltbaren Rathausturmes führte der Zimmermeister Jacob von Leipzig einen neuen auf. Er hatte 33 Ellen Höhe über dem Dache, sechs Windbrüche, gedeckt von Kupfer und Schiefer, eine eiserne Spille mit Wetterhahn, Kränzchen und sieben vergoldete Knöpfe. Der Rat war Patron des Altares der heiligen Katharina, es entstand daraus ein Gezänk zwischen Rat und Geistlichen. Durch Unvorsichtigkeit entstand in der Grünstraße Feuer, wodurch mehrere Hausbesitzer verunglückten. Nach Pfingsten war ein Schützenhof in Kemberg, wohin der Rat die hiesigen Schützen fahren ließ. ManließdenQuell des heiligen und Gertitzer Tonnen Brunnen (vielleicht auch Tonius-Antons-Brunnen) räumen und durch einen Röhrmeister untersuchen, ob er nicht durch Röhren in die Stadt zu leiten wäre, der aber beider Lage zu niedrig fand. Zu gleicher Zeit erneuerte man die verfallenen Gerichte , Galgen auf Gerltitz, Gertitz und Rubach und gab den Arbeitern außer reichlichem Lohne auch noch ein Viertel Bier. Die hiesigen Handwerker hatten sich der vorjährigen Verordnung des Herzogs wegen des blauen Montags und anderer Mißbräuche nicht gefügt, daher am 10. August d. J. ein wiederholter schriftlicher Befehl an den Rat mit dem drohenden Schlosse: "Und ist hirumb nochmals unser ernster Beger, Ir wollet unserm vhorigen Befehl nach, Nymants guthen Montag, noch die heyligen tage in der Woche zuuor lohnen, oder vorlohnet zu nhemen zu lassen, und sonst demselben gentzlich nachkommen, dan wo solchs von ymandts durch ewre Nachlessigkeit ader Zusehung vbergangen, So gedencken wir euch darumb ernstlich zu straffen, das ist vnsr gentzliche Meynunge." Aus dem Nachlasse der Witwe des Sebastian Sanders (1518) Catharina, empfing infolge ihres am 20. Januar d. J. errichteten Testamentes
1. die Stadtkirche alles zinneme Gefäß;
2. die Frauenkirche alles Silberwerk, die Ringe, eine rauche Mütze, das lederfarbne Chamlet, Koller, und 23 Rh. Gulden, welche die Vorsteher ihr schuldig hätten;
3. der Altar Trinitatis 100 Rh. Guden mit der Verfügung, daß der Altarist für die Zinsen freitags eine Messe halten solle;
4. 60 Rh. Gulden der Rat zu einer jährlichen großen Memorie. Diese 60 Rh. Gulden borgte der Rat lt. Schuldurkunde vom 2. Oktober 1521 und verzinset sie noch an die Kirche, an welche sie bei der Reformation überbringen.
Wegen der Unruhen im Reiche erschien am 18. September vom Schlosse Schellenberg aus ein neues Aufgebot der Bürgerschaft, sich mit Harnisch, Geschütz und anderem, das zum Kriege und Feldzuge not ist, gerüstet und zum Abzuge bereit zu halten. Der Krieg des Kaisets (Carl V.) mit Frankreich, der Einfall der Türken in Ungarn und die wiederaufgenommene Fehde des Bischofs in Hildesheim, der deshalb in Reichsacht fiel, war Anlaß dieses Aufgebotes. Am 22. Oktober erließ der Herzog die neue gedruckte Feuerordnung, die , für ihre Zeit vortrefflich, allen späteren zugrunde liegt. Sie enthielt das Beste, was die städtischen Willküren in dieser Beziehung boten und war daher ein dem Volke befreundetes Gesetz. Der vierte Abschnitt derselben wörtlich so lautend: "Intern so bald der glockenschlack geschieht, aber das geruckte gehort, sollen die, so in dem virtel, darinne das feuro auffkommen, gesessen, auch die Monche, Handtwergksgesellen, Zimmerleuthe, Tagelohner, Schuler, brawer, bader, freye Frawen, und alle mussige lewthe, mit exten, eymern, schussen. vassen, kannen, und andern zur where dinstlich, und keyner mit ledigen Henden, stracks zum fewer lauffen, und dasselbige getrewlich und fleyssiglich leschen und wehren helffen"; ist wegen Zusammenstellung verschiedenartiger Persönlichkeiten bemerkenswert. Infolge dieser Verordnung schafften der Rat 100 lederne Feuereimer zum Aufhängen im Rathause und Rollwagen zu Fortbringung der Leitern und Haken an. Der Rat mußte die ihm gekündigten Kapitale der Stiftung des Dr. Euderitzsch, in Leipzig und der Nonnen zu St. Georg in Glauche vor Halle, 980 Rh. Gulden in Summe zahlen (1475, 1487 und 1498) und borgte dazu 140 Rh. Gulden von dem Vicare des Altares Trinitatis, Georg Böttcher, aus der Stiftung der Witwe Sander; 60 Rh. Gulden von der Gesellschaft der neuen Brüder aus derselben Stiftung; 100 Rh. Gulden vom Vicare des Altares der heiligen Anna, Ulrich Stössel; 80 Rh. Gulden von den Vorstehern des heiligen Kreuzes in der Pfarrkirche; 100 Rh. Gulden von Hans Winter und 400 Rh. Gulden von Walpurgis, Joachim Pretzsch Witwe. Die ansteckende Krankheit voriger Jahre findet sich auch in diesem. Es starben unter anderem hier der Kämmerer Johann Kirchhof, George Küster und der Prediger Peter; in Leipzig aber ward deshalb, wie man hier bemerkte, das Oberhofgericht ausgesetzt.
1522
Seit dem Reichstage in Worrns (1521) war Lutherder Held des Tages. Sein Wort ging durch die Länder und fand, wie überall auch hier erfreulichen Anklang. Der Nimbus geistlicher Anmaßung erblich, die schriftmäßige Predigt erhob sich über den Meß- und Altardienst und das Volk bezeigte durch Zurückhaltung der Opfer und Stiftungen, daß die Zeit der Altäre, des unfreien, erwerbgünstigen Kultus vorüber sei. Dem Landesfürsten selbst war Luthers Streben, solange es ihm ein kecker Schulwitz, eine der Politik dienliche Pflanze schien, behaglich, erbitternd aber, als es ein mächtiger Baum die weltliche Aufsicht überstieg. Argwöhnisch gegen den gebeugten Adel und das belastete Volk bangte ihm um das Diadem. Regent und Reformator war nach seiner Ansicht eins. Er trat daher, den Geist der Bewegung verkennend, und zürnend auf der Geistlichen unwirksame Wissenschaft, gegen des Fürsten wägende und des Volkes Würde hebende Mönchlein zwar mit fürstlichen, der Zeit aber höchst mißlichen Waffen auf. Acht und Aberacht, Feuer und Schwert gegen Licht und Recht, welch ungleicher vergeblicher Kampf! Doch kämpfte er ihn beharrlich, kämpfte noch lebensmüde und verriet erst sterbend, wieviel er dem Luthertume gewonnen gab. Zuerst erschien nun gegen Luther ein gedruckter Befehl. Die Stadt mußte 25 Fußknechte für den Landgrafen von Hessen auf vier Wochen versolden. Der Amtmann in Zörbig George Anger besorgte die Ausgaben und ward, weil er nicht Rechnung legte, bei dem Herzog verklagt. Auf Verordnung des Herzogs gab die Stadt den auf dem Reichstage dem Kaiser verwilligten Beitrag zu dem Krönigszuge gegen Rom und Türkenkriege, nach der Quittung des herzoglichen Rentmeisters George von Widebach 94 Gulden oder 32 Schock 54 Gr. Thilo v. Schenkenberg bedrohte die Stadt von neuem (1520) mündlich und schriftlich, mußte aber von Cäsar Pflug bei Schuldbuße und höchstem Landrechte Ruhe geloben. Der Maurer Georg Weidemann aus Leipzig führte ein Stück Zwingermauer vom krummen (breiten) Tore an gegen Süden neu auf und deckte ringsum die alte. Auch ließ man den verschlämmten Graben um die Vorstadt, von der Wasserrinne hinter Hans Ruthards Scheune bis jenseits der Abdeckerei herstellen, den Wasserlauf, den die Vorfahren bei Ankaufung der Hausmühle für 150 Gulden an sich brachten, auch den Gertitzer oder Rubacher Bach von seiner ersten Quelle ab räumen und verwendete zum Besten der Stadtmühle viel Geld darauf. Zu gleicher Zeit wurden zwei neue Hecken, eine bei dem Kälberstalle (in der Kohlgase nach dem Graben zu), die andere zwischen dem Schloß- und Stadtgraben hinter der Pfarre angelegt. Zwei Auswärtige gaben für die Erlaubnis des Spieles: Schwarz und weiß am Ablasse Petri Pauli 35 Gr. Thomas Mildecke und Nicolaus Moller aus Ilmenau, die an diesem Jahrmarkte mit falschen Karten spielten, kamen in Haft und Untersuchung. Die Leipziger Schöppen erkannten auf Staupenschlag und Landesverweisung, die Magdeburger, daß man sie nach Diebsrechte strafen sollte. Der Herzog entschied erst für das Magdeburger, später fürdas Leipziger Urteil und dieses wurde an ihnen auch vollstreckt. Dienstags nach Petri Pauli mordeten Caspar Bank aus Leipzig und Blasius Zeller aus Halle, Balthasar Hüfnern, wurden in Emsdorf ergriffen und auf Geständnis in peinlicher Frage mit dem Schwerte hingerichtet. Das Urteil, welches ihnen peinliche Fragen zuerkannte, kostete 21, das zweite Todesurteil 42 Gr. In dem Hause des Peter Kluge kam Feuer auf des nachts, ward aber durch die Nachbarn und Nachtwächter sogleich gelöscht. Zu dem Bauaufwande dieses Sommers nahm der Rat von Johann Kaufmann, Domherrn und Besitzer der Präbende Sancti Laurentii in der Stiftkirche zu Wurzen ein Darlehn von 100 Rh. Gulden in Golde und der Herzog gab mit der Bedingung, daß es binnen dreien Jahren zurückgezahlt werde, seine Bewilligung. Der Schulmeister (Rektor) Baccalaurius Johann Zimmerer aus Pirna gebürtig, predigte zur Schule heraus, ward auf herzoglichen Befehl gefänglich eingezogen, kam aber nach drei Wochen auf Bürgschaft los und blieb im Amte, weil man seine Entschuldigung, es sei eine Ermahnung an die weggehenden Schüler gewesen, gelten ließ. Des Herzogs Verordnung den 9. April an den Rat, Aufsicht zu haben, daß jeder in der heiligen Zeit (Karwoche) nach Gebot der heiligen christlichen Kirche Beichte und das Abendmahl nehme - bei Strafe, kam nicht zeitig genug. Am Viehtore fand man ein weggesetztes Kind, welches der Rat erziehen ließ. Der Garten im Rosenthale, früher die Schademühle mit 5 Gr. Lehngeld kam von Christoph Poppe an Paul Ausbund und ein neuer Hausmann von Döbeln. In des Rats Keller verschenkte man 81 Faß Torgauisches und 6 Faß Freibergsches Bier, die Stadt aber braute 309 ganze Biere und betrug die Abgabe davon an die Commun, nach 1 ½ Gulden vom Gebräude 54 Schock 4 1/, Gr. Das Vermögen der Nichtbrauenden ward zu 1700 Gulden abgeschätzt und brachte, nach 1/, Gulden vom Hundert mit 38 Gr. Hauptgeld von 19 Personen 3 Schock 36 Gr. 4 Pfg. 1 Heller. Der Scheffel Roggen galt 3 ½ Gr. Die Besorgung der Kirchenuhr, bisher Sache des Küsters, übertrug man dem Schlösser (Kleinschmiedte) und schaffte zwei neue Peilickentafeln an. Aus dem Rate starben Ambrosius Werdt, Ratsherr seit 1495 und Andreas Schröter, seit 1509. Dieser, ein wohlhabender Besitzer des Eckhauses am Markte (Nr. 164) stiftete 50 Gulden für geistliche Zwecke.
1523
Der Bau an der Frauenkirche, längere Zeit wegen mangels an Geldvorrat unterbrochen, ward fortgesetzt. Die Vorstehernahmen 15 000 Stück Ziegel vom Rate und dieser erließ ihnen den vierten Teil ihres Wertes. Der Zimmermeister von Leipzig, welchen man den Graben um die Vorstadt, in der Meinung eine Mühle daselbst anzulegen, besichtigen ließ, stimmte zwar dafür, der Bau unterblieb aber, weil er für den Nutzen zu kostspielig schien. Durch häufige Regengüsse verdarben die Wege, daher denn der Rat die zu einem Schützenhofe geladenen Schützen nach Pegau fahren ließ. Den gereinigten Graben um die Vorstadt besetzte man mit Fischen und brachte deshalb die beiden hinter der Frauenkirche liegenden lang nicht benutzten und durch das Eindringen des Viehes zu Pfützen gewordenen Hälter wieder in tauglichen Stand. Beide wurden geräumt und mit Hecken gegen das Vieh gesichert, auch legte man am Ausfluß des ehemaligen Mühlgrabens der Hausmühle in den Lober (des kleinen am Gerberplane liegenden Wasserlaufs), damit die Tränke am Viehtore nicht Mangel an Wasser leide, im Sommer trockner Jahre zur Stauung einen Damm. Der Kaiser verlangte zu Fortsetzung des Türkenkrieges eine neue Türkensteuer. Die Stände versammelten sich deshalb in Leipzig, bewilligten sie aber nur für den Fall, daß sie sämtliche Reichsstädte treffe und gleichmäßig verteilt sei. Der Amtmann Hans v. Pak machte als Besitzer des Rittergutes Laue Ansprüche auf drei Höfe des verwüsteten, der Commun gehörigen Dorfes Gerltitz und einige Hufen der Gerltitzer Mark drei Hufen, jegliche mit 3 Feldern und in jedem Feld 8 ½ Acker. Er hatte daher schon im vorigen Jahre geschnittenen Hafer des Rates einbringen lassen und es entstand ein weit aussehender Rechtsstreit, der aber durch das Oberhofgericht in Altenburg, Cäsar Pflug und Wolf v. Weissenbach durch Rezeß vom 9. Juni verglichen ward. Jetzt (im 19. Jh.) befinden sich von den damals abgetragenen Ackern nur noch neun bei dem Rittergut Laue, die übrigen sind an mehrere vererbt. Nach dem Laueschen Steuerkataster vom Jahre 1777, in welchem diese drei Hufen und ihre Besitzer genau angegeben sind, betragen sie 66 Acker, also nur 1 1/Z Acker weniger, als damals zugemessen worden ist. Der jungen Frau des Amtmannes Hans v. Pak schenkte der Rat einen silbernen Becher und dem Rector Zimmeler, welcher des Bürgermeisters George Treu Tochter heiratete, ein Faß Torgauisches Bier. Auf dem Rathause wurden neue Stände für die Tuchmacher angelegt und für die Waage neue Zentnergewichte angeschafft. Sie bestanden aus kupfernen, mit Blei gefüllten Hülsen und wog jede Hülse 26 Pfund. Von der diesjährigen Fischerei hatte die Commun 15 1/2 Schock und von 329 gebrauten Bieren 57 Schock 34 Gr. 6 Pfg.
1524
Tietz v. Scheydingen auf Schenkenberg, welcher mit anderen Edelleuten frü- her schon Unfug in der Stadt getrieben hatte, kam am Abend des Neuen Jahrestages, wo er von neuem im Stadtgebiete frevelte, den Schäfer in Döbemitz, den Bürger Ambrosius Schmidt und des Rates Diener schlug und verwundete, in des Rates Haft. Die Sache ward jedoch tags darauf durch den Amtmann Hans v. Pak in der Maße, daß der von Scheydingen zum Dienste des Rates, wenn er es verlange 14 Tage lang einen ziemlich gerüsteten reisige Knecht auf seine Gefahr stelle und des Gefängnisses wegen schriftlichen Urpheden leisten, gütlich verglichen und ein Rezeß darüber ausgestellt. Auf die Beschwerdeschrift des Pfarrers, Baccalarius Hermann Hammer, daß die gesetzten Opfertage, Gestifte und Almosen zum Gottesdienste wie vor Alters nicht mehr gehalten würden, er folglich zwei Kapellane, einen Prediger und den Schulmeister mit Kost nicht mehr versehen könne, befahl der Herzog unterm 14. Januar dem Rate, da er an sich schon zur Unterhaltung der Geistlichkeit verpflichtet sei, zu veranstalten, daß ihm das Gebührliche auch an Opfer, dazu man verbunden, gereicht und gehalten werden. Der Landgraf Philipp zu Hessen führte die mit ihm 1523 vermählte Tochterdes Herzogs Georg, Christine am 23. Januar in seine Heimat und der Rat stellte auf fünf Wochen vier Pferde zu dem folgenden Gerät. Der Graben um die Vorstadt ward an den Stellen, die das Wasser beschädigt hatte mit Pfählen und eichenen Pfosten befestigt, der Schutz hinter der Abdeckerei verändert, ein neues Flutbette gemacht und das Gerinne hinter Ruthardts Scheune (die erste am Stadtgraben bei dem Gerberplane) erneuert. Die Schützen erhielten neue Schießwände zum kurzen und weiten Ziel. Der Vikar des Altares St. Annä, Ulrich Stößel, welcher am 30. Mai d. J. starb, beschied in seinem Testamente unter anderen der Frauenkirche 100 Rh. Gulden, die er auf dem Rathause stehen hatte zu Fortsetzung des Baues, der Stadtkirche 20 Gr., seine Bücher, Kannen und Schüsseln und 88 Gulden. In Naumburg war ein Schützenhof und kurz darauf ein gleicher in Wittenberg, zu welchen der Rat hiesigen Schützen ein Reisegeld gab. Die Schwester des Hauptmannes Hans v. Pak, Anna und Otto Spiegel zum Neuenhause hielten hier Hochzeit und weil dabei viel Edelleute waren, verstärkte man die Wachen, verehrte aber jener eine Kufe, diesem ein Faß Torgauisches Bier. Mit 10 ½ Gr. bestrafte man das verbotene Würfelspiel. 14 Bürger im Harnisch bewachten am Jahrmarkte Petri Pauli (im Ablaße) die Tore . Die Diener des Rates, bisher grau und braun gekleidet, erhielten leberfarbenes Gewand, welches noch Anfang des 18. Jahrh. ihre Abzeichnung war. Von 330 in diesem Jahre gebrauten Bieren bezog die Gemeindekasse 57 Schock und 45 Gr. Eine Elle Leinwand galt 7 ½ Pfg., ein Ries Papier 17 ½ Gr. An die Stelle des abgegangenen Schulmeisters, Rectors Johann Zimmler, kam der Baccalaurius Petrus Walter, ein Voigtländer. Ein harter Winter, der noch im späten Mai Teiche und Flüsse mit Eis bedeckte, verursachte eine Mißernte und das Getreide überstieg den doppelten Wert.
1525
Es war Teuerung und verkaufte der Rat aus seinen Vorräten den Scheffel Roggen an Einheimische für 6, an Fremde für 7 und 7 ½ Gr. Die Stadt Jeßnitz im Anhaltischen hatte ein großes Brandunglück. Sie verlor nach der Anzeige des Rates daselbst, vom dritten Osterfeiertage d. J. all ihr Geld und Gut und erhielt von hier auf ihr Bittschreiben eine ansehnliche Steuer. Die Spiegel auf Neuhaus trugen beim Rate an, daß er statt der ihm zustehenden Zinsen von der Mühle in Benndorf andere von ihnen nehmen und in die Verlegung der Benndorfer Pfarre nach Paupitzsch seine Einwilligung geben möchte. er wies aber beides zurück, das letztere darum, weil die Pfarrer in Benndorf mit Zinsen und Einkommen zu Versorgung eines Pfarrers, der die Leute alle Sonntage und heiligen Tage nach christlicher Ordnung mit Amt versehe, genugsam begabt, darüber auch neulich erst durch den verordneten geistlichen Richter zum Neuenwerke vor Halle rechtlich entschieden worden sei. Der Herzog übernachtete hier auf seiner Reise nach Dessau und die Stadt verehrte dem Gefolge zwei Küfen Torgauisches Bier. Die Tore waren bei seiner Anwesenheit mit bewaffneten Bürgern besetzt. Am 5. Mai starb der Kurfürst, Friedrich (der Weise), in Lochau noch nicht 63 Jahre alt und ward in der Schloßkirche zu Wittenberg am hohen Altare beigesetzt. Auch hier feierte man auf Veranlassung sein Gedächtnis. Zu dem Bauernkriege in Thüringen und am Harz mußte die Stadt 25 Fußknechte einen Monat lang mit 100 Gulden lohnen, stellte aber aus der Stadt keine Mannschaft. Die Heerfahrt fand im Mai statt und hat der damalige Stadtschreiber folgendes darüber angemerkt: "Herfartgelt vnserm gn. Herrn Herczogen Georgen zeu Schüssen ... zcu dem Zeuge so sein F. G. wider die vffgestanden vorsammelten Bawern, die ein pfaffe Munczer vnd ein monch pfeiffer gnant als ire obersten beweget hatten awffzcusthen, that, wen sie sein Gn. in das lant zcu Doringen das zcu irobern zogen, die sein Gn. darnider legete, und der bey 6 ½ Thawßent vor franckehawsen irschluch(erschlug), auch die stete Molhowßen und Franckenhawßen die ynen hulffe und vorschobe gethan zcu abetrag und gehorsam brachte und die selbigen beide ire obersten den pfaffen und möchh fing und vor Molhawßen (Mühlhausen) entheupten liß, und gaben nachfolgende summa seiner F.G. zcu vorerunge darmit vns sein F. G. des selbigen Zcuges vorschonte und heime ließ nemlich hundert gulden macht an muncze XXXV schoch." Der Jahrmarkt Petri Pauli war so besucht, daß die Schenkkrüge und Kannen für die Biertrinker nicht ausreichten, sondern töpferne Gefäße vom Markte gebraucht werden mußten. Da man in den Sommermonaten nicht braute, so hatte man für diese Zeit Winterbiere in vielen Kellern vorrätig, man fand sie aber am Schluß des Marktes sämtlich ausgeschenkt. Die Irrung zwischen dem Rat und Amt wegen der Gerichtsbarkeit auf dem Damme und in drei Häusern der Vorstadt, welche im vorigen Jahre hoher Entscheidung vorgetragen wurden, verglich in diesem der Amtmann in Leipzig, Andreas Pflug in der Maße, daß der Rat der Gerichte auf dem Damme vom Hallischen Tore an bis an die hölzerne Brücke, das Amt aber über die drei Höfe in der Neustadt haben solle, welchen Vergleich denn auch der Herzog in (einer) Urkunde bestätigte. Eigentlich hatte das Amt von diesen drei Höfen, welche der von Crostewitz dem Amte abgetreten hatte nur die Lehn, die Ämter aber erweiterten gern ihre Gerechtigkeit. Zur Bezeichnung der ihm auf dem Damme zugestandenen Gerichtsbarkeit setzte der Rat zwei Sandsteine, einen rechts am Ausgang der Hospitalbrücke den anderen links am Anfange der damals hölzernen jetzt steinernen Brücke (später die Mansfeldische genannt), welche er in Halle für 2 Schock fertigen und mit des Rates Secret und der Jahreszahl 1525 bezeichnen ließ. Beide Steine bestehen noch (1852) und galten bis in die neueste Zeit als die Scheidung amtlicher und städtischer Gerichtsbarkeit. Der hier gefänglich gehaltene Glorius Fleischer war auch des Kardinals und Erzbischofs zu Magdeburg Rat Adolph vom Hain und dessen Mutter Geld schuldig (150 Gulden für Wolle) und der Kardinal, welchem man vorgestellt haben mochte, daß der Rat gegen den Schuldner nachsichtig sei, wendete sich deshalb schriftlich an den Herzog. (Dessen) Schrift kam zwar hier an, der Rat konnte aber, weil der Schuldner zwar nicht güterlos, die Zahl der Gläubiger aber (meistens Edelleute) übergroß, bei dem besten Willen den Anforderungen nicht genügen und es kam ihm gewiß sehr gelegen, daß der Gefangene mit Hilfe unbekannter Freunde das Gefängnis durchbrach und entwich. Erbrach unter drei Mauern des sehr festen unterirdischen Gefängnisses in den anliegenden Keller des Johann Ruthardt Nr. 67, welchen er offen fand. Die Diener Paul Götze und Heinrich Bene kamen zwar in Haft und Untersuchung, es konnte aber nichts auf sie gebracht werden. Hans Hoyer von Plauen, welcher dem Herzoge als Reisiger, Trabant, in dem Bauernkriege gedienet hatte, geriet hier in Delitzsch, wo er angeblich auf Besuch, und mit dem Schulmeister und Cantor auf dem Ratskeller war, mit des Rates Dienern in Streit, wurde von ihnen mit Wehr angegriffen, übermannet und gefänglich angenommen. Er hatte die vor dem Rathause sitzenden Diener beschimpft, mit Wehr angegriffen und verwundet, ward aber nur einen Tag gefänglich gehalten nach geschworenem Urfrieden, in welchem er sich zum Abtrag jedesmal zu stellen versprach, auf Bürgschaft des hiesigen Schulmeisters (Rectors) Baccalaurius Petrus Walter entlassen. In diesem Urfrieden wird er als Baccalaurius aufgeführt. "Orfriden Johannes Hoyers von Plawen Baccalarii. "Er wollte bei dieser Balgerei 14 Gulden in Golde, den Lohn seines Kriegsdienstes aus dem Ärmel verloren haben und behauptete, daß dieses Geld von einem Bürger aufgehoben und einem der Diener in den Ärmel geschoben worden sei. Der Rat hörte nun zwar den Knaben, den er deshalb als Zeugen aufführte, die Aussage war aber unzureichend und so konnte ihm zu dem angeblichen Verluste nicht geholfen werden. Deshalb beschwerte er sich nicht nur von Leipzig aus bei dem Herzog, sondern ward auch der Stadt abgesagter Feind und schickte dem Rate einen Fehdebrief zu, weshalb er denn vom Herzog im folgenden Jahre als ein Landesbefehder geächtet ward. Indessen machte dieser Handel, der sich erst in den dreißiger Jahren beruhigte, wegen besorglicher Feueranlegung viel Unruhe und Kostenaufwand. Der Bau an der Frauenkirche ward wieder vorgenommen, auf dem Rathause die große Stube getäfelt, gemalt, das Gewölbe des Archivs mit Kalk übergossen und in den Graben an der Pforten Schleuse, damit der aus der Stadt kommende Schlamm den Graben nicht verunreinige, ein großer Kasten gesetzt. Da in diesem Jahre mehrere Leibzinsen abstarben, setzte man die bisherige Communalabgabe 10 1/: Gr. von jedem Biergebräude und ebensoviel vom Hundert des Vermögens Nichtbrauender auf 9 Gr. herab. Auf dem Ratskeller verschenkte man in diesem Jahre 261 Eimer 36 Kannen Wein und wird dieser anscheinend starke Verbrauch dadurch erklärlich, daß der inländische Weinbau verbreiteter war, die Kanne Franken-, Kötzschenbergerund Jenaer Weines 10 Pfg., Alant 1 1/Z Gr. galt, eine weite Umgegend von hier ihr Bedürfnisnahmund der Landadel seine Festlichkeiten nach alter Sitte in der Stadt beging.
1526
Der Stadtschreiber Conrad Heller starb Anfang des Jahres. Die Kirche erhielt aus seinem Nachlasse das ihr letztwillig beschiedene neue Schock und seine Stelle erhielt der bisherige Stadtschreiber in Zörbig Balthasar Költzsch, dem man das gemietete Vicariatshaus des Lehns Jacobi, welches der Inhaber Conrad Stapfel, Pfarrer in Zschortau, nicht brauchte, Conrads Pfaffenlehn am Mühldamme zur Wohnung gab. Rechnungen und gerichtliche Verhandlungen dieses neuen Beamteten zeigen sich nicht nur durch deutliche sprachrichtige Schrift, sondern auch durch geschickte Fassung, Ordnung und gelegentliche Aufnahme merkwürdiger Ereignisse auf das Vortreffliche so, daß man ihn den besten Arbeitern seines Faches dieser Zeit unbedenklich beizählen kann. Mit dem Fischbedarfe der Fastenzeit ward die von fischreichen Gewässern entblößte Stadt und Umgegend an den Wochenmärkten durch fremde Fischhändler, namentlich mit Heringen versorgt. Das Stättegeld dieser Märkte wird daher oft nur als Heringsgeld berechnet und ist besonders der Wochenmarkt sonnabends vor Invocavit durch Einträglichkeit des Stättegeldes ausgezeichnet. Der Andrang des Landvolkes an diesem Tage und die Gewohnheit, daß man sich gelegentlich für die lange Entbehrung sinnlicher Genüsse in jeder Beziehung gütlich tat und etwas aufgehen ließ, verursachte, daß man für häufig gesuchte Bedürfnisse auch anderer Art fremden Krämer Zugang erstattete und ein Markt entstand, der unter dem Namen Heringsmarkt bald für einen Jahrmarkt galt und endlich auch dazu erhoben ward. Hans Spiegel auf Zschepen und Heinrich Maschwitz auf Selben, welche im vorigen Jahre Kretzschmar errichtet hatten, mußten sie auf Befehl des Herzogs, bei dem sich die Stadt beschwerte, wieder abstellen. Der fürstliche Gleitsmann Conrad Herold hatte 1461 die Besitzung des Bürgers Jacob Finis am Viehtore unter des Rates Gerichtsbarkeit, für das Amt gekauft, die Schäferei des Amtes dahin verlegt, der Rat jedoch die Gerichtsbarkeit daran nicht aufgegeben, welche ihm das Amt jetzt streitig machte. Aus Achtung vor dem Herzog gab er seine Ansprüche, wie er es im vorigen Jahr hinsichtlich dreier Häuser in der Vorstadt getan hatte, für immer auf, wogegen ihn aber auch der Herzog gegen alle übrigen Ansprüche des Amtes schriftlich sicherstellte. Der Rat erhielt wegen des Fehdebriefes des Hans Hoyer (1525) vom Herzog Antwort und einen Folgebrief, dem gemäß er den Feind Hoyer mit nicht geringem Aufwande durch die Diener und andere suchen und verfolgen ließ, aber nirgends fand, weil er wahrscheinlich nach Böhmen, wo er Freunde hatte, ausgetreten war. Dem Bürgermeister George Treu ward in seinem Rathause das silberne Ratssiegel gestohlen. Man fragte bei dem Herzog, wie man sich bei dem Verlust zu verhalten habe und erhielt Befehl, ein Instrument darüber aufzunehmen, welches denn am 22. Juni durch den Schöppenschreiber Benedictus Sculteti in Leipzig geschah, dem man dafür 32 Gr. gab. Das neue, silberne jetzt noch gebräuchliche Stadtsiegel kostete 1 Schock 10 Gr. und hat 3 '/z Lot an Gewicht. Zu einem großen Schützenhofe in Leipzig, den der Herzog ausschrieb, wurden auch hiesige Schützen aufgefordert und erhielten vom Rate das Reisegeld. Die Spiegel auf Paupitzsch, welche im Werbener Gerichte jagten, mußten von dem bei ihnen gefundenen, angeblich auf ihrem Gebiete erlegten Wilde dem Rate die Hälfte abgeben. Die Amtleute von Merseburg und der Rat zu Weißenfels, welche hier ihren Feind, Meckteke rechtlich fördern und brennen ließen, erhielten vom Rate 8 Kannen Wein und soviel Torgauisches Bier Verehrung; auch gab man der Bürgerschaft, welche dabei im Harnisch erschien, ein Viertel Bier. Wegen derZinsen des fürden Herzog geliehenen Halberstädtischen Kapitales, welche jährlich 100 Gulden betrugen und der herzogliche Kammermeister in Leipzig zahlen sollte, hatte man mehrere kostspielige Reisen, erhielt aber nichts und so fielen sie der Stadt zur Last. Auf dem Landtage in Leipzig ward dem Herzog der Zehnt vom Getränke von neuem auf acht Jahre bewilligt. Da bisher diese Tranksteuer durch das Wein- und Bierschenken der Geistlichen, die sich jeder Abgabe entzogen, verkürzt worden war, so befahl der Herzog in einer Verordnung, den 26. November, welche die Zeit und Art der Einrechnung dieser Steuer bestimmte, zum Schluß noch ausdrücklich. Berger aus Zschortau, der in das gemeine Frauenhaus eindrang mit gezogener Wehr und den Weibern Töpfe zerschlug, gab 20 Gr. Strafe und ebensoviel das Handwerk der Schneider, welches sich ihres Innungsbriefes wegen gegen den Rat betrug; Hans Unmuth aber, welcher aus dem Fenster eine Büchse abschoß, ward mit der Lauke bestraft. Ein Paar Reitstiefeln, deren sich der Rat auf Reisen bediente, kostete 22 Gr. und 10 Gr. der eichene Kasten ins Gewölbe, den man mit Eisen beschlagen ließ.
1527
Der Bürgermeister Johann Schmidt (Ratsherr seit 1497 und von 1506 ab Bürgermeister) starb kurz vor dem Antritt der Regierung und der Kämmerer Johann Seiler trat mit herzoglicher Genehmigung in das Amt. Der Sohn des Verstorbenen, mit dem Vater gleichen Namens, war Stadtschreiber in Penig und legte am 14. März des Vaters Rechnungen ab. Bei Abnahme dieser Rechnungen, der Kirchen, St. Nicolaus und des Hospitales, in Gegenwart des Pfarrers und der drei Räte vergnügte man sich mit 36 Kannen Wein und 60 Kannen Torgauer Bieres, beides 2 Schock 1 Gr. am Wert. In der Badstube des Wolf Sturm der Badergasse kam durch Unvorsichtigkeit Feuer aus, welches er verheimlichte und deshalb mit 30 Gr. Strafe belegt ward. Darüber aufgebracht drohte er dem Rate und sollte nun die Stadt meiden, blieb aber auf vieles Bitten, gab 1 Schock 20 Gr. Buße und übernahm jährlich 15 Gr. Schoß und 2'/2 Gr. Wächtergeld. Die große Feuersbrunst, welche nach einer Frankischen, von Peccenstein entlehnten, Nachricht beinahe die ganze Stadt verzehrt haben soll, ist eine Erdichtung. Das Feuer beschränkte sich auf dieses einzige Haus. Die Tore wurden am ersten Fastenmarkte noch mit acht Nebenwächtern besetzt, weil viel Volk hier war und auch über Nacht blieb. Der Herzog befahl am 24. Februar, wegen der Unruhen im Reiche und angrenzenden Ländern (Ungarn) mit 15 wohlgerüsteten Mannen zu Fuß, Bürgern oder wohlbekannten, mannhaften und zum Kriege geschickten Leuten, die wie zuvor geschehen (1519) nicht entlaufen, auf den Ruf in Bereitschaft zu sein, dem Obersten, Burggrafen Hugo von Leisnig zu folgen. Da diese Bereitschaft auf einen noch ungewissen Zug den Städten sehr beschwehrlich war, so verordnete er den 12. April, daß man die Anwerbung und Besoldung der verlangten Mannschaft einstellen und wenn man sich ja der Söldner für den Fall versicherte, ihnen doch kein Wartegeld geben sollte. Gregor Höppner von Beerendorf, erstach am Osterabende in der Neustadt am Steinwege einen ledigen Gesellen Matthäus Wiedemann, von Kolmitz bei Oschatz mit dem Brotmesser, flüchtete, ward aber von den Gerichtsdienern bei der Ziegelscheune ergriffen, in das Amt, von diesem aber an den Rat geliefert, mit dem Schwerte hingerichtet und der Leichnam begraben. Den Bürgern, welche bei der Hinrichtung im Harnisch erschienen, gab man ein Viertel Bier. Der Dr. Otto v. Pak war in des Herzogs Geschäften hier und erhielt eine Verehrung an Wein und Bier. Mit den Spiegeln auf Neuhaus hatte man neue Händel wegen Grenzüberschritten bei Bendorf, wo sie Oberländer, Wiesenkabeln und Schaftrift in Anspruch nahmen. Der Amtmann in Leipzig, Andreas Pflug erhielt vom Herzog Auftrag zur Untersuchung. dessen Ausspruch auch für den Rat günstig ausfiel. Der Rat von Halle empfing hier Verehrung an Wein und Bier und zog mit mehreren hiesigen vornehmen Bürgern nach Torgau zu den Festspielen, mit welchen die Heimführung der Gemahlin Herzogs Johann Friedrich, Sibylla, eine Tochter des Herzogs zu Cleve am 6. Juni, beehrt ward. Die Badstube der Kirche (1497) von welcher der Pfarrer jährlich 1 Schock bezog, war seit mehreren Jahren wüste, und der Pfarrer führte, um sich für den Verlust zu entschädigen, die Steine weg. Dem Ankaufe des Amtmannes Hans v. Pak, an dessen Freigut (die Doctorei) sie stieß, widersprach zwar der Rat, der Erzbischof gab aber in einem Decrete vom 21. Juni, unter der Bedingung, daß das Kaufgeld dem Pfarrvermögen zuwachse, seine Einwilligung. Der Rat zahlte 750 Rh. Gulden, Kapital des Bürgers Martin Leubel in Leipzig zurück, und nahm 400 Gulden neue Darlehne, 300 Gulden von den hiesigen Ratsherren Martin Rapsilber, Peter Fürstenberg, sonst Landsberg genannt, Valentin Burkmann und 100 Gulden von der Stadtkirche, die heute noch der Kirche zu verzinsen sind. Man nahm einen Priester, der eine strafbare Handlung beging, gefänglich an und berichtete an den Erzbischof. Die in dessen Abwesenheit stellvertretenden Räte verlangten die Ablieferung desselben nach Halle und verwiesen, daß man den Gefangenen zur Ungebühr länger als 24 Stunden behalten (habe). Michael Ludwig, auch Ausbund genannt, traf eine Frau auf des Pfarrers Acker mit entwendetem Hafer, gab vor, daß er vom Pfarrer zur Aufsicht und Pfändung beauftragt sei, versprach aber sie loszulassen, wenn sie seinen Willen täte, drückte sie nieder, entblößte sie, konnte aber, weil sie sich wehrte und schrie, die Tat nicht vollbringen und ging davon. Er kam deshalb in Untersuchung und da er in peinlicher Frage die beabsichtigte Notzucht eingestand, so erkannten die Schöppen in Leipzig: "ihm nicht Gnade zu beweisen, so möchtet ihr (der Rat) ihn mit dem Schwerte strafen lassen von Rechts wegen". Der Grund, warum ihm der Rat nicht verzieh, ist unbekannt. Er ward am 24. September mit dem Schwerte hingerichtet und der Leichnam in der Stille beerdigt. Der Zehnt vom Getränk gab Anlaß, daß sämtliches zinnern Schenkgemäß in Leipzig nach dem Leipziger umgegossen ward. Zugleich führte man das Leipziger Fleischergewicht ein und erkundigte sich, wie man es daselbst mitdemGewicht beimVerkauf der Butter und des Lichtes hielt. Das Getreidegemäß eichte man ebenfalls und brauchte Wicken dazu. Die mutwilligen und ungehaltenen Weiber zu stillen, ließ man für 22 Gr. zwei Bußtocken machen. Es waren zwei hohle, hölzerne flaschenähnliche Gefäße, die man den Weibern, welche an Markttagen wiederholt ärgerliches Gezänk trieben, umhing, und sie durch den Diener auf dem Marktplatz umführen ließ. Thomas Belzig, der seinen ehelichen Stand mit einem freien, gemeinen Schlafweibe hinter der Badstube bei dem gemeinen Frauenhause befleckte, kam insGefängnis und nur auf des Amtmannes und vieler Leute Bitte gegen 3 Schock Buße los. Die Schützen erhielten zu einem Schützenhof in Schkeuditz vom Rat Reisegeld. Der Gutsbesitzer Jacob Stephan von Dölsdorf legte 60 Gulden beim Rate nieder und gab die Zinsen zum Besten der Stadt. Wegen der Wiedertäufer verordnete der Herzog (am) 13. Dezember (einen Steckbrief gegen) eine große Anzahl Schwärmer, Laien und Handwerker im Fürstentum Thüringen und Hessen (... ) an den Rat zu Delitzsch. Peter Nudnick überfiel den Pfarrer zu Döbernitz, Ambrosius Rüst, bei nächtlicher Zeit auf der Elberitzer Mark mit Gewehr und verbüßte es mit 40 Gr. Dreiundachtzig Stück Harnische und Hellebarten,die zum Teil am Jahrmarkt Petri Pauli im Gebrauche gewesen, ließ der Rat durch einen Kesseler reinigen, welcher dafür 40 Gr. Lohn empfing. Die bisher vernachlässigte, fast verachtete, durch Luther aber zu Ehren gebrachte und verherrlichte Predigt ward auch hier Bedürfnis und da der Pfarrerwegen Ausfalls der Opfer und Spenden, wie er versicherte, einen Prediger nicht erhalten konnte, so beschloß derRat, die Einkünfte des reichlich dotierten Altares Trinitatis, dessen Patron er war, hauptsächlich auf das Predigeramt, daneben aber auch auf Unterstützung Studierender und hilfsbedürftigen Armen,zuverwenden,wasihnendennauchvon geistlicher und weltlicher Behörde gestattet ward. Der Vikar des Altares, George Böttcher, die gute Absicht des Rates ehrend, verzichtete auf das widerrufliche Amt und übergab den 1511 erhaltenen Acces; behielt aber die Wohnung in dem Hause des Lehns (neben dem Lehne Jacobi auf dem Mühldamme) welches baulich erhalten und 1537 des Stadtschreibers Dienstwohnung ward. Von nun an verwaltete der Rat das Lehn und die Berechnung darüber kommt in den Kämmereirechnungen unter dem besonderen Kapitel: Commende Trinitatis vor. Infolge der 1518 und 1525 stattgefundenen Verhandlungen über die Pfarre in Benndorf verwaltete der nun genannte Georg Böttcher das Pfarramt daselbst. Die Gebrüder Otto und George Spiegel auf Neuhaus widersprachen aber und verlangten schon im vorigen Jahre, daß der Rat den Einwohnern Abgabe an Böttcher zu entrichten untersagen solle, in einem Schreiben dieses Jahres aber, den Untertanen zu gebieten, sich den von ihnen gewählten Pfarrer nicht zu widersetzen. Antworten auf dieses Schreiben finden sich nicht und es bleibt ungewiß, ob der Rat vor der Reformation seinen Patronatsanspruch abgegeben hat. Die Dörfer Benndorf und Werben erhielten neue Gefangenenstöcke. Der Rektor, Baccalaureus Peter Walter, war im vorigen Jahre in den Rat gewählt worden und erhielt seine Stelle Johann Brunner, auch Arnsdorf genannt.
1528
Der Herzog befahl von neuem den 17. Januar, die, welche dem Mißverstande des hochwürdigen Sacramentes Leibes und Blutes Christi abhängig, dem armen einfältigen Volke ihre unchristliche Meinung mit Predigten, Reden, Disputieren, oder sonst durch Bücher und Schriften, so wider Gottes Wort, zu verdammlicher und beschwerlicher Verführung einbildeten und aufdrängen, gefänglich anzunehmen, keinem außer dem ordentlichen Pfarrer, Prediger und Kapellanen Predigten oder andere gottesdienstliche Handlungen zu gestatten, am allerwenigsten Versammlungen, Wirtschaften, Kindtaufen, Gastladungen zu dulden, die nicht vorher gemeldet und hinlänglich beaufsichtigt sind, bei Vermeidung ernster Strafe. Dieser Befehl muß am Rathause und an der Pfarrkirchtür angeschlagen, auch sonntags nach der Predigt und in den Gemeindeversammlungen vorgelesen werden. Die Dörfer Benndorf und Werben erhielten neue Gefangenenstöcke. Der Rektor, Baccalaureus Peter Walter, war im vorigen Jahre in den Rat gewählt worden und erhielt seine Stelle Johann Brunner, auch Arnsdorf genannt. Der Dörfchenmüller Pouch schlug den Pfarrer in Schenkenberg Wolf Eichmann auf dem Stadtgraben hinter der Doctorei mit der flachen Klinge über den Kopf, daß er ungesund ward und büßte 30 Gr. Ebenso viel Strafe gab Hans Drache, welcher gegen des Rates Verbot in der Neustadt eine Gastung anlegen wollte. Hironymus v. Kanitz auf Dalwitz frevelte in der Ratsstube und der Rat ließ ihn zum Abtrage durch den Amtsverweser in Eilenburg vorladen. Ein Fuhrmann erfuhr ein Kind des Bürgers Georg Priorau und ward, weil man an den Herzog berichtete, 14 Tage mit Wagen und Pferden angehalten. Auch erschlug Matthäus Fischer den Einwohner Caspar Schaue aus Beerendorf und verbüßte den Totschlag mit Geld. Am Donnerstag vor Pfingsten zündete der Blitz Schneubers Scheune, ohne weiter zu schaden und erhielten die Knechte, welche das erste Feuergerät brachten, 8 Gr. Im Sommer d. J. machte man den ersten Versuch, Dachziegel zu brennen, wozu man bisher die hiesige Erde nicht tauglich hielt. Der Herzog ließ den Rat vor umherschwärmenden Reitern warnen, die sich kampffertig gegen den Fürsten auflehnten. Man verstärkte daher die Tor- und Turmwachen und versah sich mit Schießpulver. Der untereTeildes Breiten Turmes war ein hohes gewölbtes Gefängnis, in welches die Gefangenen mit einer Winde durch eine Öffnung von oben gelassen wurden. Georg v. Honsberg auf Schweren quittierte den 9. Oktober für seine Gattin dem Rat über 500 Rh. Gulden Kapital, für welches die Stadt verpfändet war. Seit 1526 hatte man auf Verfolgung des Hans Hoyer viel Geld nutzlos verwendet, man erhielt nun vom Herzog einen neuen Folgebrief, zugleich aber auch ein Schreiben des Nicolaus Peter v. Schönbrunn, eines böhmischen Edelmannes, welcher sich zu einem Vertrag mit ihm erbot. Man braute in diesem Jahre 402 Gebräude Biere und verschenkte 173 Eimer Wein und 99 Faß Torgauisches, Mittweidaisches, Freibergisches und Belgernsches Bier. Rheinischen Wein und Alant bezog man von Leipzig.
1529
Am 24. Februar verhandelte man hier über das im vorigen Jahre von Hieronymus v. Kanitz, auf Dalwitz auf dem Rathause getriebene Ungebührnis mit dem Probst vom Petersberge, Johannes v. Kanitz und anderen ehrbaren Mannen, welche die Sache durch Vergleich beendeten. Die Magd des Matthäus Friedrich, welche in Verdacht kam, geboren zu haben, ward durch die Wehmütter und zwei Bürgerfrauen untersucht,welchen man eine Kanne Wein zur Vergnügung gab. Hans Schöne ermordete den 29. Mai den Ambrosius Rein auf dem Schießplatze bei der Vogelstange. Der Küster von Schenkenberg Nicolaus Bestecher, in Vollmacht der Witwe des Ermordeten und der Hedwig Krause von Mittelbersdorf bei Großenhain überwies wegen ihrer Armut die Acht dem Rate. Dieser Mord gab Gelegenheit zu einer neuen Streitigkeit mit dem Amte wegen der Gerichtsbarkeit vor dem Viehtore bei der Vogelstange, bei dem heiligen Brunnen und weiter bis an den Lober, welche jedoch am 2. Septemberverglichen und dem Vergleiche gemäß die Grenze am 15. dieses Monats in Gegenwart des Amtmannes, des Gleitsmannes, der Landschöppen und des Rates durch Mahlsteine gesichert ward. Auch mit Wolf v. Pak auf Döbemitz geriet man wegen einer Trift auf Elberitz Mark in einen Prozeß vor dem Oberhofgerichte, welches dem Probste zu St. Thomas in Leipzig zu Abhörung der Zeugen Auftrag gab. Der Feldbesitzer Fiedler hatte im Kosebruch der Hutung zum Nachteile Weizen und Hafer gesät, welchen der Rat wegeggen ließ. Die Bürgerschaft des I. Viertels war dabei im Harnisch zugegen und erhielt ein Viertel Bier. Zu gleicher Zeit beschwerte sich der Pfarrer Hermann Hammer wegen Entziehung der Opfer durch lutherisch Gesinnte und man hatte deshalb den 24. August vor dem Amtmanne mit ihm Verhandlung. Veranlassung zu dieser Beschwerde gab vielleicht der Bürger Sander Schuster, welcher den Pfarrer in der Kirche schmähte, das Weihwasser verschüttete und deshalb mit einer Buße von 21 Gr. belegt ward. Den Schützen ließderRateine neue Ziegelmauer auf dem Anger errichten und gab ihnen zu dem Schützenhofe in Eilenburg 48 Gr. Reisegeld. Sie verlangten zwar, das Peter Hüter, welcher sie Bösewichter und Hümpler geschimpft hatte, nach ihren Privilegien bestraft werden sollte, doch nahm der Rat auf diese keine Rücksicht. Das gemeine Frauenhaus (1512) ward niedergerissen und die bisher geduldete Gesellschaft der Freifrauen aufgelöst. Der Kaiser verlangte wegen der Vorschritte der Türken in Ungarn ein Aufgebot und der Herzog befahl unterm 16. Juli, sich zu rüsten und zum Feldzuge bereit zu halten. Die Stadt stellte hierauf 35 Trabanten, 5 Brauerben, 8 Nichtbrauende in der Stadt, 10 in der Vorstadt, jede dieser Klassen einen. Zu ihrem Solde auf 3 Monate gab der Brauende 2 Gulden 8 Gr. 5 Pfg., der Nichtbrauende in der Stadt 1 ½ Gulden, der Vorstädter 1 Gulden 4 Gr. 5 Heller. Bei ihrem Abzuge erhielten sie ein Viertel Bier. Der in Leipzig zugerüstete Heerwagen kostete 6 Schock 18 Gr. Das Heer zu unterhalten, ward auf dem Landtage in Leipzig den 3. November eine Vermögenssteuer bewilligt, die auch nach dem Rückzuge des Feindes abgeliefert werden mußte. Jeder mußte sein Vermögen, bei Verlust desselben richtig nach Schocken berechnet, angeben, man nahm das Vermögen der Kirchen, Klöster, Stifter und Brüderschaften, ihre Vorräte an Kleinoden und barem Gelde in Anspruch und erlaubte nicht, daß die von Adel, welche von den Zinsen ihrer Güter den sechsten Teil geben sollten, ihre Schulden in Abzug brächten. Die Schocke betrugen hier im I. Viertel 2,399 Schock 3 Gr., II. Viertel 3,481 Schock 55 Gr., III. Viertel 3,971 Schock, IV. Viertel 2,786 Schock 50 Gr., Neustadt 680 Schock 30 Gr., Rosental 44 Schock 20 Gr., Gertitz 675 Schock 10 Gr., Werben 413 Schock 50 Gr., Benndorf 267 Schock 30 Gr., summarisch 14,949 Schock 8 Gr. Eine Hufe auf Rubach, Gertitz, Elberitz war 35, eine Hufe auf dem Sande 10 und eine auf Weissig 14 Schocke abgeschätzt. Die Steuer wurde nach 8 Pfg. vom Schocke in drei Terminen bezahlt und kam hinzu 2 Schock 36 Gr. von ledigen nicht abzuschätzenden Personen, 2 Schock 7 Gr. 2 Pfg. l Heller vom Gesinde, vom Schocke ihres Lohnes 1 Gr., 14 Schock 56 Gr. 6 2/6 Pfg. von den Ratsgütern, 1 Schock 15 Gr. vom Hospitale, 1/4 Schock 55 Gr. 2 Pfg. 1 1/3 Heller, weil man das auf Rüstung verwendete in Abzug bringen durfte.Auch ward die Erhebung des dritten Termins wegen der Teuerung bis 1532 verschoben. Zugleich mußte ein Verzeichnis der heiligen Gefäße der Kirche eingegeben werden und fand sich in der Pfarrkirche 1 großer Kelch übergoldet v.2 ½ Pfd.,einer desgleichen 1 ½ Pfd. ¼ ,einer desgleichen 1 Pfd., der Schusterkelch übergoldet 1 Pfd. Weniger ½ Viertel, 1 Kelch übergoldet 1 Pfd. Weniger ½ Viertel, einer desgleichen l 3/8 Pfd., zwei zu l ½ Pfd., einer zu l 1/4 Pfd., drei zu 1 7/8, sechs Pacificale mit den Crystallen 1 Pfd., drei kleine Monstranzen mit Crystallen 2 Pfd., ein Straußenei mit Crystallen 1 7/8 Pfd., zwei Ampollen mit Crystallen 1 ½ Pfd., ein großes silbernes Kreuz übergoldet mit den Crystallen 11 Pfd., zwei Viatica mit den Crystallen 3 Pfd., eine große Monstranze mit Crystallen 12 Pfd., ein Antependium mit Crystallen 3 Pfd.; Summe alles Silberwerks: 50 ¾ Pfund. Unserer lieben Frauenkirche: Ein großer Kelch 1 ¾ Pfd., ein Kelch 1 Pfd., einer desgleichen 1 1/8 Pfd., an Pacificalen ½ Pfd.; Hospital: ein Kelch und Pacificale 1 Pfd., ein silbernes Kreuz mit Crystallen l ½ Pfd. Das Verzeichnis ausgestellt von dem Pfarrer Hermann Hammer, von den Bürgermeistern und Vorstehern der Kirche. Der Stadtschreiber erhielt in diesem Jahre außer den 3 Schocken 20 Gr. für sein Gewand auch noch einen Reithut (6 Gr.), ein Reitkleid, (von 14 Ellen grauen Tuche, Chemnitzer Kämmler) bestehend aus Rock, Kappe, Streiflingen, der Rock mit Borden besetzt und gelbem Futter. Andem breiten Turme bautemaneine steinerne Wendeltreppe , Wendelstein. Der Maurer Georg, ein Polierer und ein Helfersknecht arbeiteten 2 ½ Woche daran und empfing der Meister 20, der Polierer 16 und der Helfersknecht 10 Gr. wöchentlichen Lohn. Der Rat ließ in Benndorf Holz zur Ziegelei hauen. Auf Bitte führten es die Ratsdörfer mit 24 Wagen in die Ziegelei und gab man ihnen Essen und zwei Viertel Bier. Im Einverständnis mit dem Kurfürsten von Sachsen erließ der Herzog den 9. Oktober das Mandat gegen wucherliche Kontrakte und verordnete, daß bei Einklagung solcher Forderungen nichts als das Kapital berücksichtigt werden, der Gläubiger des wöchentlchen, fünf von Hundert übersteigenden, Zinses verlustig gehen sollte.
1530
Der Scharfrichter aus Leipzig ließ einen Dieb Hans Richter, welcher ihm ein Pferd gestohlen hatte, den 10. Februar mit dem Strange hinrichten. Die Bürger. welche dabei im Harnische erschienen, erhielten vom Rate 20 Gr. Der Markt wurde durch bezahlte Tagelöhner gekehrt. Vom Amtmanne Hans v. Pak, welcher als Amtmann nach Torgau ging und hier den Amtmann Michael von Kreischau zum Nachfolger hatte, kaufte der Rat den 23. Mai folgende vom Landesherrn zu Lehn rührende Zinsen und Güter im Dorfe Gertitz, in Gertitzer und Weissiger Marke, mit anderen in der Nähe der Stadt: 1 Schock Erbzins, jährlich, vom Zolle in Delitzsch (...). Es waren Zinsen, die der Rat als er vom Fürsten den Zoll, Marktzoll, Geleite empfing, übernehmen mußte, Zinsen von Kapitalen, die der Fürst geliehen und an den Zoll (telonium) gewiesen hatte, daher in den ältesten Rechnungen: "Census, qui dantur de telonio." 30 Gr. und 5 Hühner, Glorius Fleischer, von einem Garten am Gertitzer Fußsteige; 20 Gr. von einem Garten gegen Gertitz, Melchior Nauwerk; 10 Gr. von eine Hufe auf dem Sande, Gall Kötzschke; 15 Gr. von einer Hufe auf Robitz Mark, Hans Mansfeld; 20 Gr. von einer Hufe auf Gertitz (Gertitz-Kertitz-Mark), Martin Rapsilber; 10 Gr. von einer Hufe auf Weissig, derselbe; 15 Gr. von einer Hufe daselbst, Matthäus Friedrich und Benedict Müller; 1 Schock und 16 Hühner vom Haus, Hof und einer Hufe auf Gertitz, Anton Strauß, in Gertitz; 45 Gr. und 8 Hühner von Haus, Hof und einer Hufe auf Gertitz, Matthäus Hofmann; 45 Gr. und 8 Hühner von Haus, Hof und einer Hufe auf Gertitz, Matthäus Nodenschiel; 27 Gr. von 1 1/Z Hufe auf Weissig, derselbe; 15 Gr. von 1/2 Hufe daselbst, derselbe; 10 Gr. von 1/2 Hufe daselbst, Nicolaus Meurer; 10 Gr. von ½ Hufe daselbst, Nicolaus Walmann; 15 Gr. von 1/Z Hufe daselbst, Lamprecht Klepzig; mit allen Nutzungen, Freiheiten, Triften, Würden, Gerichten und Gerechtigkeiten ganz frei, ohne einigen Ritterdienst, oder andere Beschwerungen, für den Kaufpreis von 452 Gulden 4 Gr. 8 Pfg. oder 158 Schocke 16 Gr. 8 Pfg. und ward vom Herzog am 25. Oktober 1532 damit beliehen. Mitbelehnte des von Pak waren Wolfram (Wolf) v. Pak, auf Döbernitz„ Heinrich v. Pak, Domherr und Christoph v. Pak, Bruders Söhne, welche darauf verzichteten. Man handelte auch um die Amtsschäferei, der Kauf kam aber nicht zustande. Jacob Stephan von Dölsdorf gab zu den 60 Gulden (1526) noch 40 Gulden dem Rate zur Verwahrung und nahm auch davon keine Zinsen. Er bestimmte die 100 Gulden seinem jüngsten Söhne beim Eintritte seiner Volljährigkeit und diesem zahlte sie der Rat 1537. Die Barfüßer, Minoriten, aus Leipzig predigten, weil der Pfarrer keinen Prediger finden konnte, während des ganzen Jahres und erhielten aus der Commende 1 Schock 45 Gr. Die große Nässe im Vorsommer verdarb Heu und Getreide. Das Getreide stieg zu ungewöhnlich hohem Preise und der Rat ließ von seinen Vorräten den Bürgern 461 Scheffel Roggen zu 7 und 825 Scheffel desgleichen zu 6 Gr., etwas unter dem gangbaren Werte, ab. Stephan Volkmann erschlug Jacob Dittmannen von Dölen zwischen Klepzig und Zwebendorf; der Totschlag wurde den 17. August in hiesigem Amte vertragen und gab der Täter außer 8 Neuschocken Mangeld an des Entleibten Vater und 8 Schocken an das Amt, 6 Scheffel Weizen zu Gebäck für Arme hiesiger Stadt. Von Glorius Fleischer am Markte, dem Besitzer des Gasthofes Nr. 62 kaufte man ein Stück Hof mit Stall für 18 Schock 6 Gr. zu Anlegung einer neuen Gasse. Es ist die n e u e Z s c h e r n e, die aus der alten in der Richtung von Mitternacht gegen Mittag in die Holzgasse (damals Judengasse) führt. Die Häuser der selben Nr. 29, 30 und 31 entstanden 1532 und 1534 und erhielten als Baubegünstigung die Braugerechtigkeit. Die übrigen Pfahlhäuser waren anfänglich Miethäuser der Besitzungen Nr. 35, 36 und 37 und wurden später erst abgebracht. Der Bürger Benedict Prelwitz hatte mit der Schwester seines verstorbenen Weibes Gertrud Bortig von Köttlitz bei Mühlberg, die er ehelichen wollte, vertrauten Umgang. Die Ehe mit ihr ward ihm aber untersagt, da er seinen Umgang mit ihr nicht verhehlte, kam er in Untersuchung und ward mit ihr zur Staupe geschlagen. Erbeschwerte sich zwarbei dem Herzog gegen die Verweisung, fand aber, wie es scheint, kein Gehöhr. Sein Anführen, daß eine solche Verehelichung im Kurfürstentum Sachsen allenthalben im Gebrauche sei und sonder der Seelen Gefahr dort christlich und wohl geschehen möge, er daher in der Meinung gestanden, daß es auch hier der Fall wäre, mußte freilich seinem Anliegen bei dem Herzoge eher hinderlich als förderlich sein. Auch starb der Leipziger Bürger Johann Schlauditz, welchem der Rat bedeutende Leibzinsen zu geben hatte. Man setzte, da sie nun wegfielen, die bisherige Abgabe vom Biere an die Commun von 9 auf 7 Gr. herab. Der Prozeß mit Wolf v. Pak wegen der Viehtrift und Gerichtsbarkeit auf Elberitz kostete bereits 14 Schock 35 Gr. und schwebte in zweiter Instanz. Der Hundehitzler (Hundeschläger) erschlug 22 Rüden, welche zum Teil Leute beschädigt hatten und erhielt vom Stück 3 Pfg. Lohn. Die diesjährige Fischerei im Graben gab 21 Schock 25 Gr. Ertrag. Für die Gerichtsstube ward ein Corpus iuris in Leipzig gekauft.
1531
Am 25. März nachts 12 Uhr erstach der Ratsherr Peter Döring seinen Freund und Gevatter Jacob Jäger in dessen Hause Nr. 96 mit dem Brotmesser und flüchtete. Der Mord ward vertragen und empfing unter anderen auch die Communkasse 6 Schock. In den Osterferien suchte der Ordinarius Dr. Breitenbach und Dr. Metzsch aus Leipzig den Rat mit Wolfen v. Pak, wegen der Trift auf Elberitz hier zu vergleichen, der Vergleich kam aber nicht zustande und ward darauf der v. Pak vor dem Hofgerichte in Rochlitz in die Kosten der zweiten Instanz verurteilt. Simon Nitzschmann, Clemens Kirchhof und Anton Zimberg hatten das Abendmahl nach katholischem Brauche am Osterfeste, wie der Herzog 1522 und wiederholt befohlen, nicht angenommen und kamen deshalb bei hiesigem Amte in Haft, wurden aber auf Bürgschaft der hiesigen Bürger Peter Naumann, Matthäus Findeisen, Ambrosius Wagner, Hans Schmidt, Michael Sterze, Ulrich Kirchhof, unter der Bedingung, daß sie wegen ihres Vergehens Absolution des Pfarrers suchten und das Abendmahl nach altem Brauche in einer Gestalt nähmen, nach Ostern freigelassen. Es mußte auch Eustachius Zschabernack für seine Mutter, welche das Abendmahl zu Brehna in beider Gestalt genommen, nachdem sie die Absolution des Pfarrers empfangen und das Abendmahl nach altem Brauche zu nehmen versprochen harte, wegen möglicher Strafe mit 10 Schocken bürgen. Den Einwohern in Lehelitz, Chrostewitz und Leynau, welche ebenfalls das Abendmahl in beider Gestalt zu verschiedenen Malen in Hohenleina genommen hatten, ward das Land verboten. Sie sollten Haus, Hof und Güter räumen, fanden aber auf Vorbitte unter der Bedingung Gnade, daß sie Absolution bei ihrem ordentlichen geistlichen Richter suchten, sich dem alten Kirchenbrauche gehorsam bewiesen und den nach Hohenleina zu entrichtenden Zins und Decem bis Pfingsten in das Amt lieferten, welchen herzoglichen Befehl ihnen der Amtmann am 1. Mai bekannt machte. Es ist nicht zu bezweifeln, daß des Herzogs Verdruß über die Vergeblichkeit seiner vorjährigen Anstrengungen, das Reich hinsichtlich der Lehre nach seiner Ansicht zu einigen und den Beifall, welche die Augsburgische Confession erhielt, zu besserer Handhabung des erwähnten Edicts und Befehles strenge Verordnungen gab. Bisher war wenigstens keine Untersuchung der Art vorgekommen, ungeachtet die Nähe der kurfürstlichen Ortschaften Brehna und Hohenleina, wo das Luthertum heimisch war, zu Vergehungen der Art häufige Gelegenheit bot, eine Nachsicht, die man vielleicht den milderen Ansichten des Pfarrers und vorigen Amtmannes v. Pak, welche später dem neuen Cultus huldigten, zu verdanken hatte. Das Getreide stieg mit jedem Monat und galt der Scheffel Roggen kurz vor der Ernte 18 Gr. Da aber diese eine der reichlichsten und von dem günstigsten Wetter begleitet war, so sank es schnell und hielt man den Scheffel Roggen um Jacobi wieder für 5 Gr. feil. Während dieser Teuerung hatte man strenge Aufsicht auf Bäcker und Fleischer. Man entwarf eine Bäcker- und Höken-Ordnung nach der Leipziger, führte das Leipziger Gewicht ein, bestrafte den geringsten Mangel am Gebäck mit 10 Gr., ebenso den Verkauf ungeben. geringen Fleisches, die Fleischerinnung aber, welche sich derTaxe nicht fügen wollte, sondern drohte, das Schlachten einzustellen, mit 12 Schock und den Garkoch Stephan, ihren Aufwiegler, mit 2 Schocken besonders hoch. In Halle hatte ein dort Unbekannter geäußert, daß Delitzsch binnen 3 Wochen in Feuer aufgehen sollte, man hatte ihn aber nicht erlangen können. Auf Nachricht von da stellte man am 15. Mai auch in den Vorstädten Wächter an und gab ihnen mit den übrigen in der Stadt gleichen Lohn. Am 2. Mai zogen auf des Herzog Befehl 68 Bürger mit den Amtleuten nach Löbnitz, um einen reisigen Knecht, den schwarzen Merten auszuheben, der aber daselbst nicht zu finden war. Den B. Juni früh um I Uhr brach in Martin Nagels Haus neben der Doctorei (Nr. 217) Feuer aus und brannten zwei Häuser bis auf die gewölbten Stuben nieder. Bald darauf am Tage Petri Pauli. den 29. Juni nachmittags zwischen 6 und 7 Uhr entstand abermals Feuer in des Schwarzfärbers Hause der Neustadt, dem Brunnen und Graßhofs Scheune gegenüber, doch brannten, weil schnelle Hilfe kam, von zwei Häusern nur die Dächer weg. Veit Bemdorf von Kattersnaundorf. welcher das erste Sturmfaß brachte und zwei Tagelöhner. die sich beim Löschen besonders auszeichneten, erhielten den festgesetzten gewöhnlichen Lohn. Am 21. Juli ward Hans Schlesier mit dem Schwerte hingerichtet. Im Anfange des August erschien ein Komet im Zeichen des Krebses, erst vor dem Aufgange der Sonne, später nach dem Niedergange, durchlief die Zeichen des Krebses, Löwen, der Jungfrau und verlor sich in der Waage am Ende des Monats, nach dem er von Bartholomäi an sichtlich schwächer geworden war. Der Rat verkauft die Wiesen am Stadtgraben, hinter Elberitz und bei dem Heiligbrunnen, den Acker zu 7 und 8 Schocken. (...)Summarischer Betrag: 124 Schock 12 Gr. 10 Pfg. Der Steinweg in der Neustadt ward umgelegt und ein Stück eingestürzte Stadtmauer hinter der Terminei (in der Holzgasse, der Zscherne gegenüber) wiederhergestellt. Die Ankunft des Kurfürsten zu Sachsen, Johannes, der auf den Fürstentag nach Nordhausen zog, ward angesagt. Man empfing den wegen seiner Biederkeit auch hier geliebten Fürsten, als er am 25. November mit Gefolge eintraf, auf das ehrlichste. Die Bewirtung geschah durch den Amtmann, der Rat ließ auf dem Markte eine Küche aufschlagen, versorgte die Dienerschaft und verehrte ein Faß Torgauisches Bier. Erblieb über Nacht, auch bei seiner Rückkunft, wo dieselbe Verehrung wiederholt ward. Dabei ließ man polizeiliche Vergehen nicht unbeachtet und zog den zur Strafe, der sich von den Holunken (Troßbuben, von dem Böhmischen Holemka genannt) in der Küche zu verbotenem Spiele verleiten ließ. Überhaupt zeigte sich in diesem Jahre die Polizei regsamer als je, wozu wie es scheint, die Teuerung, das wiederholte Brandunglück und der Mißbrauch protestantischer Freiheit des Pöpels Gelegenheit gab. Man bestrafte, wie schon bemerkt, die Bäcker und Fleischer wegen leichten Gewichts und ungeber Ware, den Verkauf schlechten Bieres mit 40 Gr., das Aufstellen von Holz und Reißig in der Nähe der Brauhäuser mit'/, Gulden, die Entweihung des Sabbaths durch Gäste setzen und Spiel mit 40 Gr., die unterlassene Reinigung der Gassen vor den Sonn- und Festtagen mit 5 Gr. und das überhandnehmende Lästern Gottes und seiner Heiligen mit dem Halseisen, welches zu größerer Beschämung an der Kirche befestigt war. Für die Richterstube kaufte man den Sachsenspiegel und brachte für die Bücher ein Pulpet dahin. An die Stelle des Amtmannes Michael von Kreischau trat in diesem Jahr noch Heinrich von Gruenrod.
1532
Ein Mann aus Eisleben meldete, Gregor Poritzsch (ein Sohn des Blasius Poritzsch 1520) habe unter dem Vorwande, daß sein Vater vom hiesigen Rate Rechtshilfe verweigert worden, in Eisleben gedroht, in Gemeinschaft eines anderen, Delitzsch zu Pfingsten anzustecken, konnte aber über seinen Aufenthalt keine sichere Nachricht geben. Der Rat zahlte 1100 Gulden, welche er der Sonnenwaldischen Stiftung schuldete, an den Rat in Torgau, als Patron, der das Geld hierin Empfang nahm und Quittung leistete. Der Böttcher Innungsgesetze wurden gegen Erlegung von 2 Schocken, von neuem bestätigt und jedem Meister, der feil hielt, ein jährlicher Bankzins von 4 Gr. auferlegt. Am 10. Mai, nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr kam in der Kohlgasse bei dem Wagner Ambrosius Krebs, dem Kälberstalle gegenüber (Nr. 272) durch Verwahrlosung F e u e r aus und brannten bei großer Dürre und starkem Luftzuge von Südost binnen einer und einer halben Stunde nach dem breiten Tore zu, 24 Hofstätten aus dem Grunde weg. Das Feuer war so heftig, daß sich auch die nächsten Häuser in der Holzgasse der Stadt mehr als einmal entzündeten und nur mit größter Anstrengung zu retten waren. Die beim Löschen Tätigen erhielten Geld, Semmeln und Bier. Der Kämmerer Thomas Kötzschkau, Ratsherr seit 1508 und Besitzer des Hauses Nr. 80 starb den 23. Mai. Um diese Zeit hatte man Handlung mit dem von Schleinitz wegen eines Knaben, den das Pferd erschlug. Den 30. Mai waren des Herzogs Räte in fürstlichen Geschäften hier, denen man die gewöhnliche Verehrung gab. Am 16. Juni hielt man einen Schützenhof in Düben, wo man für die besten Schützen zwei Ochsen, einen beim Vogel, den anderen beim weiten Ziel aussetzte. Die Delitzscher Schützen zeichneten sich dabei besonders aus und brachten einen Ochsen, 7 Ellen Kartek, gelben Atlas und andere Kleinode, auch sechs Fähnlein zurück. Man war der Meinung, daß die große Glocke der Frauenkirche mit der großen der Stadtkirche in einem richtigerem Klangverhältnisse stehe, als die im Jahre 1516 umgegossene und 1517 getaufte neue, gab daher diese dahin und hing jene zum Johannisfeste in der Stadtkirche auf, wo sie sich noch befindet. Beide Glocken der Frauenkirche kamen jedoch, weil der Bau dieser Kirche unvollendet blieb, später (1544) in die Stadt. Friedrich Landwehr von Halle, welcher am Jahrmarkte Petri Pauli, ohne des Rates Erlaubnis auf dem Damme eine Bude aufschlug und mit blinden Würfeln um Gefäße von Zinn spielen ließ, verbüßte es mit 48 Gr.. Am 2. Juli erließ der Herzog ein Aufgebot zur Rüstung und Bereitschaft gegen die Türken, von denen man fürchtete, daß sie aus Ungarn über Mähren und Schlesien hier einbrechen möchten. Das Mittagslauten (vom Herzog befohlen) besorgte hier der Unterküster Gregor, dem der Rat zu dem, was er von der Kirche empfing, ein Paar neue Schuhe gab. Vom 28. August bis 6. Dezember war ein Komet, dem vorjährigen ziemlich gleich, sichtbar, welcher früh zwischen 3 und 4 Uhr aufging und seine Strahlen gegen Mittag kehrte. Am 2. Oktober hatten die Räte des Kardinals und Erzbischofes von Magdeburg; des Kurfürsten zu Sachen, Johann Friedrich und der alten Stadt Magdeburg hier eine Zusammenkunft. Der Rat verehrte ihnen 30 Kannen Wein und Torgauisches Bier, dem Kurfürsten, Markgrafen Joachim von Brandenburg, der auf seiner Reise mit Gefolge hier übernachtete ein Faß Freiburgisches Bier und schlug man auf dem Markte ein Küche auf. In dem Hause des Peter Jäger brach durch Vernachlässigung am 28. Oktober abends Feuer aus, welches man sogleich löschte und den Besitzer mit 21 Gr. bestrafte. Der Rat ließ an den verkauften Loberwiesen Bäume und Gestäude behauen, gestattete aber den Besitzern, unter der Bedingung, daß sie den Lober reinhielten und so oft es nötig räumten, die künftige Nutzung. Für die Beleihung mit den Pakischen Zinsen und Gütern (1530) zahlte der Rat 7 Schock 52'/,Gr. Lehngeld, 2 Schocke 6 Gr. für den Lehnbrief und 3 Gr. für die Siegelkapsel Die drei Bauern in Gertitz aber lösten ihren Hofdienst ab gegen 16 Gr. jährlichen Zins. Auch machte man eine neue Ordnung wegen der Hausarmen und Bettler. Sie erhielten Blechzeichen, welche sie bei Reichung des Almosens vorzeigen mußten und ein Bettelvoigt 10 Gr., welcher Aufsicht führte, daß bei der Aufteilung keiner verkürzt ward. Ferner verteilte man an die Bedürftigsten zum ersten Male graues, selbwachsenes Kämmeler Tuch, wozu man 1 Schock 20 Gr., die Zinsen der 50 Gulden, Stößelscher Stiftung verwendete. Der religiöse Zwist und Kampf, verbunden mit der Härte der Unterdrückung, erzeugte hauptsächlich bei dem weiblichen Geschlecht Geistesschwächen und Verirrungen. Man war genötigt, sie zu versorgen, vielleicht auch nur gegen die Verweisung zu sichern, und ward deshalb vor dem Hallischen Tore, dem Hospitale gegenüber ein eigenes kleines Haus für sie, das Schwärmerhäuschen aufgeführt. Auch baute man ein neues Mühlgerinne. wozu man 38 der schönsten Eichen aus der Spröde nahm. Zum Gebrauch der Gerichtsstube ward das Angelus Buch über die Justituten für 1 Schock angekauft. Das Verdrehen der Jungfrauen im Tanze bestrafte man mit 5 und 10 Gr.. 462 Biere, die man in diesem Jahre braute, gaben der Kommunkasse zu 7 Gr. eine Einnahme von 53 Schocken 54 Gr., der Wert der übrigen betrug 885 Schock. Die Ziegelscheune lieferte 69 700 Ziegel. Fremde bezahlten für das Tausend 1 Schock, die Einheimischen 30 Gr..
1533
Den 1. Mai waren die herzoglichen Räte hier und gingen zur Besichtigung des Altenhofs. Am 8. Mai desselben Monats brach durch Unvorsichtigkeit Sebastian Futterschneiders in dem Eckhaus der Grünstraße, an Arvalis Breite, Feuer aus. Der Wind wehte stark von Osten, die meisten Einwohner der Stadt waren auf der Leipziger Messe, die Stadt stand daher in großer Gefahr, doch gingen nur 8 Hofstätte verloren, was man der ungewöhnlichen Anstrengung der Löschenden zu verdanken hatte. In der Schule ward ein Knabe so hart gestäupt, daß er kurz darauf starb. Man erholte sich deshalb Rat bei dem Schöppenschreiber in Leipzig, der dem Rat auch in anderen zweifelhaften Fällen beirätig war. Dieses geschah im Jahre 1531 von dem Cantor Leonhard Engelberger, die Sache ward aber, weil der Vater des Knaben, der Barbier Dietrich starb, erst jetzt vertragen. Der Vertrag wurde dadurch erleichtert, daß man ungewiß war, ob der Tod notwendige Folge der Mißhandlung gewesen sei. Engelberger verließ sein Amt und studierte in diesem Jahre in Wittenberg. Anfang des Juli erschien abermals ein Komet gegen Mitternacht, ging abends nach 10 Uhr auf und ward bis zum 1. August gesehen. Er war größer als die seit zwei Jahren bemerkten und deckte mit dem Schweife viele Sterne. Man machte einen Versuch zur Anlehnung einer W a l k m ü h 1 e und kaufte in Bitterfeld einen W a I k s t o c k. Im Sommer ward die Stadtmühle mit bedeutenden Kosten umgebaut, zugleich aber auch der Stadtgraben von der Mühle bis zum Schlosse, 196 Ruten haltend. geräumt. Die Arbeiter erhielten 162 Ruten mit 5, und 24 Ruten, wo der Schlamm tiefer lag, mit 6 Gr. bezahlt. Der Rat kaufte die Elberitzer Mühle mit Garten, Wiese und Gehölz für 100 Gulden von Hans Liebmann und zahlte in diesem Jahre 21 Schock. Die Schützen wurden vom Rate in Wittenberg zu einem Schützenhof geladen. Es gingen 6 Schützen dahin und gab ihnen hiesiger Rat 40 Gr. Reisegeld. Auch Düben hatte am Lorenztage ein Schützenfest. An die Armen verteilte man in diesem Jahre für 2 Schocke 2 Gr. Tuch und verwendete 1 Schock 20 Gr. Zinsen von 100 Gulden. Stiftung der Witwe Sebastian Sanders und Simon Rosenkranzes und 42 Gr. dergleichen von 40 Gulden Stiftung der Lucas Nossigin, darauf. Mit Hans Hoier sollte man vor dem Herzoge verhandeln, er erschien aber nicht, auch mit Blasius Poritzsch hatte man noch zu schaffen und in dem Prozesse mit Pak auf Döbernitz erschien ein Endurteil, dessen Inhalt nicht angegeben wird. Eingesetzte messingene Gewichte kaufte man in Erfurt, eine Geldwaage kostete daselbst 2 Gr. und 18 Gr. ein Ries Glauchisches Papier. 432 Biere braute die Stadt und aus des Rates Keller verschenkte man 139 Fässer, meistens Torgauisches und Freiburgisches Bier. Der Garkoch bewirtete den Rat zweimaljährlich nach alter Gewohnheit.
1534
Am 27. Januar starb Oswald Holzmüller, Ratsherr seit 1524 und am 1. Februar Johann Grob, ebenfalls Mitglied des Rates seit 1531, früher Gleitsmann hiesigen Amtes, ein geborener Franke und nach dem Zeugnis des Stadtschreibers Költzsch ein gelarter, stiller und frommer Mann. Der Herzog befahl am 1. März Adolphen v. Hayn die 2000 Gulden, für welche die Stadt bürgte, zu kündigen und wurden sie am Leipziger Michaelis Markte von der Kammer ausgezahlt. Der Kardinal und Erzbischof von Magdeburg meldete dem Rat unterm 23. April seine Ankunft. Er traf am 4. Mai ein und hielt mit dem Kurfürst Johann Friedrich hierTageleistung. Der Rat beköstigte das Gefolge und verehrte ein Faß Torgauisches und ein Faß Freiburgisches Bier. Der Herzog beschied den 18. April die Stände zu einer Beratung nach Leipzig auf den 11. Mai. Man besprach sich über die Religion und die Stände versprachen dem Herzoge, wenn ihm bei den aufrührerischen Zeiten etwas zustoßen sollte, mit Leib und Gut beizustehen, auch sich gegen die alte Religion und Ordnung christlicher Kirchen als Gehorsame christlich zu bezeigen. Die Hauptsacheaberwardie Bewilligung des Zehnts vom Getränke, weil die alte Bewilligung zu Weihnachten ablief und man bewilligte ihn von neuem auf sechs Jahre. Die Abgeordneten des Rates waren Lucas Gelicke, Valentin Stock und der Stadtschreiber Balthasar Költzsch. Der Pfarrer Hermann Hammer führte wegen des Verfalls der Opfer beim Herzog Beschwerde und mußte sich dabei über die Ursache, die Verminderung der Kommunikanten und Vernachlässigung der Begräbnisgebräuche nach alten Ritus erklären. Der Rat, welcher zur Verantwortung gezogen ward, entschuldigte sich zwar, daß er in dieser Beziehung noch keinen Befehl erhalten habe und beklagte sich zugleich über den Pfarrer, daß er unfleißig im Amte sei, namentlich für das Predigtamt nicht genüglich sorge, erhielt aber Verweise und strenge Befehle, in deren Folge der Bürgermeister und Hospital Vorsteher Jacob Winkler unnachsichtlich verwiesen ward. Der Pfarrer Hermann Hammer, der Verdrießlichkeiten und Quälereien müde, ging nach Wurzen, trat mit den Reformatoren in Verbindung, verehelichte sich und gelangte endlich nach vielen Verfolgungen des Bischofs zu Meißen bei der Reformation der Stadt Wurzen zu einer Domherrenstelle und dem Pfarramte Körlitz, wo er bei einer Amtsrevision das beste Zeugnis erhielt und daß man an ihm einen reinen betagten Mann gefunden besonders zu bemerken für nötig hielt. Er besaß hier auch das Lehn Anna und die Hälfte des Hospitallehns, Fabian und Sebastian, von welchem ihm die Einkünfte, nach dem Ausspruche der Visitatoren, bis an sein Ende, welches am 13. Mai 1561 erfolgte, gegeben werden mußten. An seine Stelle als Pfarrer trat hier Wolfgang Lungwitz, gebürtig von Kalenberg. Die Tochter des Bürgers Mansfeld, welche man wegen lutherischen Gebrauches des Abendmahls verwiesen hatte, kam heimlich zu dem Vater, der wegen ihrer Aufnahme mit 40 Gr. bestraft ward. Am Lorenztage war ein Schützenhof in Magdeburg, an dem auf Zuschrift dasigen Rates vier hiesige Schützen teilnahmen. Ein gleiches Schützenfest stellte man am 6. September hier an und schenkte der Rat den fremden Schützen Wein und Torgauisches Bier. Bei dem Bürger Hennig Krüger entstand den 24. Oktober abends über dem Spiel Streit und Schlägerei, in welcher Nicolaus v. Scheidingen, der einen Partei, von einem Ratsdiener der anderen, getötet ward. Auf Befehl des Herzogs ward die Sache zwischen mehreren Adligen und dem Rate, welchem der Schöppenschreiber Benedict Sculteti, aus Leipzig, beirätig vertragen, des Rates Diener kamen in Haft und der Wirt Krüger, dem man das Spiel zum wiederholten Male untersagt hatte, gar 10 ½ Schock Strafe. Andreas Behrwald, von Broda verbüßte den Ehebruch mit 5 Schock und 2 Fuhren und Hans Landsberg mit 4 Schocken, unbeschadet des Strafgeldes an den geistlichen Richter. Einheimische und Fremde führten aus hiesigem und kurfürstlichen Lande soviel Getreide weg, daß Mangel und eine geschwinde Teuerung entstand. Der Herzog verbot daher unterm 2. November Aufkauf und Ausfuhr bei Strafe des Verfalls der Ladung und Belohnung des Entdeckers und Anzeigers mit dem vierten Teile des Weggenommen. Nur Zeugnisse der Obrigkeiten schützten dagegen, doch waren sie auf mäßige Quantitäten beschränkt und standen unter strenger Aufsicht der Gleitsleute und Zöllner vornehmlich an den Grenzen. Dieser Befehl zeigte sich ungemein wirksam und war Ursache, daß namentlich der Roggen in einem mäßigen Preise gehalten ward. Ein heftiger Sturm, den 25. November, richtete an Privat- und öffentlichen Gebäuden großen Schaden an, namentlich zerstörte er das Dach des Rathauses, das mit bedeutendem Aufwande umgedeckt werden mußte. An demselben Tage erhielt der Rat einen schriftlichen Verweis, daß er die ergangenen Münzverordnungen schlecht beachte, den Umlauf, fremder, verbotener Münze erlaube, wenigstens nicht genüglich bestrafe, unter Androhung schwerer Ahndung für jede künftig erwiesene Nachlässigkeit. Landsberg, welches man für einen offenen Flecken hielt, fing an Bier zu brauen und suchte es sogar in die nächsten Dörfer zu bringen. Der hiesige Rat, welcher glaubte, daß es nach seinen Privilegium diesem Orte nicht zukomme und auf Anfrage folgendes Schöppenurteil erhielt: "Vnser freundlich Dinst zcuvor, Ersame Weyse besonderr güthe freunde, Vf ewerr an vns gethane Frage Sprechen wyr Scheppen zcu Leyptzk vor Recht, wue die Kretzschmar zcum Landesberge vormals selbst nit gebrawet, auch das Fleck des orts keyn Stadtrecht hat So haben sie nit fug von Newes Brawtzeugk, und Brawhewsser zcu ertzäugen, und uvzurichten, und Ir möget Inen das, auß kraft ewres Stadtrechtes, und privilegium mit Rechte weheren von Rechtswegen, zcu vrkundt mit vnserem Insiegel vorsiegelt. Scheppen zcu Leyptzk." Landsberg beschwerte sich nun bei dem Herzog über diesen Eingriff in seine Rechte und der hiesige Amtmann von Grünrode zog am 13. Juli auf fürstlichen Befehl den Handel in gütliches Verhör. Die Verhandlung ist im Amtsbuche vom Jahre 1507 ... Bl. 108 niedergeschrieben und lautet wörtlich: "Vff heut Suntag am Tage Heinrici im 34 Jahr ist der Rat von Delitzsch mit samt den vom Lanczberge vor mir Heinrichen von Grünroden, zcur tzeit amptmann zcu Delitzsch erschienen, nach dem sich die vom Lanczberge eyner newkeit brawens halben mith einem freien Keller Wein und Bier zu schenken auffzurichten haben vnterstehen wollen, welchs dem Radt obgemelt nicht hat lidelich sein wollen, haben Inen auch hirmit nichts eynreumen wollen, Sunder diß vor verflissung eynes Jares früst geweret und ist den von Lantzberg ufgelegt anhaldung mit irer beweisunge beim Landesfürsten zu thun, doch mitler Zceit sich des zu enthalden." Es kam aber auf den Bericht des Amtmannes unterm 29. November gegen die Erwartung hiesigen Rates an den Amtmann zur Bekanntmachung an die Parteien folgender herzoglicher Bescheid: "Georg von Gots gnaden Herzogk zu Sachsen ... Lieber getrauer, Nachdeme unsere rethe die von Landtsberg und der radt zu Delitzsch des Bierbrauens halben sich nit haben vortragen mogen, So begeren wir, Du wollest dem radt berürter stadt Delitzsch anczeigen, das wir gar nit vor billichen erachten mögen, das sie den von Landtsberge das brauen werden solten, Darumb wirdest du den gedachten von Landtsperge erlauben, das sie Bier zu Irer nodtdurfft in dem flecken brauen und schenken, doch vff das landt nit vorkauffen, noch sich Ire Erbherren damit vorlegen lassen. Sonntags nach Catharine, Anno .... XXXIIII." Dieser Bescheid ist in dem angezogenen Amtsbuche BI. 110 eingetragen und dem Rate abschriftlich zugefertigt worden. Der Stadtschreiber hat aber nicht umhin gekonnt. seine Unzufriedenheit darüber auf dem Schöppenurteil mit diesen Worten zu bemerken: "Vrtel l die von Lantzberg des brawens halben belangende, welchs vns vnser G. H. Hertzog George vndergedruckt, und vns mit ihnen zw rechte nicht wollen kommen lassen." Gegen die Wiedertäufer, die sich hauptsächlich bei den Frauen Anhang zu verschaffen wußten, erschien unterm 23. Dezember zum öffentlichen Anschlag ein strenger Befehl. Diese Verbrecher sollten auf Geständnis oder Überführung ersäuft, wo das nicht möglich, mit dem Schwerte hingerichtet, ihre Güter konfisziert, und denen, welche sich bei Untersuchung dieser Verbrechen auszeichnen, der dritte Teil davon gegeben werden. Schöppen - und andere Gerichtsstühle wurden zugleich dahin zu erkennen angewiesen. Der Prediger, Priester Peter Körner, erlangte das Bürgerrecht und kaufte seiner Mutter Gerade vom Rate für 14 Schocke. Er stammte zwar aus der alten hiesigen Körnerschen Familie, war aber hier nicht geboren, sonst hätte ihm das Bürgerrecht unentgeltlich gegeben werden müssen. Er hatte in Wittenberg studiert und versah früher auch das St. Annenlehn.
1535
Der Amtmann verließ hiesiges Amt und Heinrich v. Bünau kam in die Stelle, welchen der Amtmann von Zörbig einwies. Die herzoglichen Räte untersuchten hier die Münzgebrechen und verehrte man dem Kanzler, der sie begütigte (den Rat entschuldigte) in 5 Talerstücken 2 Schock. Zugleich unterhandelte man um ein Aequivalent für den jährlichen Getränke Zehent. Der Herzog verlangte 112 gute Schocke in drei Terminen zahlbar, doch mit der Bedingung, daß das Bier, welches auf das Land verkauft würde, nach wie vor den Zehent vom einzelnen Fasse fortgeben müsse und der Amtmann in Radeberge, George v. Krellwitz erließ deshalb an den Rat unterm 26. Februar eine Zuschrift. Hans Spiegel in Leipzig und der Bürgermeister Egidius Morch daselbst baten den Rat um Sicherheit für Hans Spiegel zu Zschepen, welcher hier an der vorjährigen Schlägerei, wo der v. Scheiding blieb, teilgenommen haben sollte. Nach dem Osterfeste berichtigte man mit dem Amtmanne die Grenzen im Rosentale und an dem Auswurfe des Grabens bei der Grünstraße, welche Sander Spieler, Besitzer des Gartens der ehemaligen Schademühle und Schönherr in der Grünstraße, am Graben hinter der Scharfrichterei, merklich überschritten hatte. Die Verhandlung mit Sander Spieler ist im Amtbuche v. J. 1535 wörtlich so eingetragen: "Der Rath zeigte an, daß Sander Spieler seinen Zaun zu weit auf Raths Grund und Boden gesetzet und auch einen Weg, welchen man hir zuvor zur Gemeinde gebraucht, verzäunet und vermacht habe - es kam also Amt und Rath in dessen Hofe zusammen und ward entschieden, daß Sander Spieler den jetzigen Zaun stehen lassen und wenn derselbe Zaun vergehet, so soll er ohne des Rathes Wissen und Erlaubnis auf dieselbe Stelle keinen anderen setzen. sondern wie ihm ein ehrbarer Rath anzeigen wird, einen andern Zaun setzen. Wo es aber vorfiele, daß ein ehrberer Rath den Graben bauen und ausführen wollte lassen, so soll der Rath Macht haben, denselben Zaun hinwegzunehmen und den Auswurf soweit ihnen derselbe zuständig wegzustechen und zu seinem Nutz zu gebrauchen. Auch so hat Sander Spieler bewilliget, einem Rathe oder der Gemeinde die Pforte zu jeder Zeit, so oft es vonnöten, zu öffnen und hindurch gehen zu lassen." Zu gleicher Zeit war auch eine Grenzbeziehung in der Spröde, wo man mit Otto v. Spiegel in Badrina streitig war. Die jungen Bürger und Bürgersöhne, die man nach alter Gewohnheit dazu zog, erhielten Bier zur Ergötzlichkeit. Am Pfingstdienstage, den 18. Mai, entstand zu Eilenburg in einer Scheune Feuer und brannten binnen zwei Stunden Pfarrkirche, Rathaus, Marstall und 99 Häuser weg. Der hiesige Rat schickte sogleich 50 Scheffel Roggen aus seinem Vorrate dahin, auch ward eine ansehnliche Collekte in der Kirche und Stadt ausgebracht. Auch hier entzündete sich die Schmiedesse des Blasius Richter und Holzwerk über dem Backofen des Franz Schmidt, das Feuer ward aber sogleich unterdrückt und Richter, der es später als die Nachbarn beschrien hatte, mit 50 Gr. bestraft. Der im vorigen Jahr hier abgegangene und in Boma wieder angestellte Schulmeister Johann Brunner, welcher aus seiner hiesigen Amtsführung noch Gehaltsansprüche besonders an das Amt machte, klagte in diesem Jahre und der Amtmann in Leipzig zog die Sache ins Verhör. Das Amt hatte den Rektor, weil er mit den Schülern den Meßdienst in der Schloßkapelle besorgte, täglich zu beköstigen. Wie es derzeit dieser Pflicht nachkam und auf welche Rangstufe man da diesen, wegen seiner Tüchtigkeit gerühmten Mann stellte, darüber gibt sein Schreiben an den Rat merkwürdigen Aufschluß: "Meine freundliche willige Dienste bevor allezeit. Ersame weise günstige lieben Herren, Es trifft sich itzund in meinem Abscheiden also zu, daß ich noch allererst muß mit Hadern und Gezänke wider allen meinen Willen und Begierde mein sauerverdientes Lohn einmahnen, und mit hin und her rennen und laufen ja mit Unkost Versäumniß und der Leute Ungunst gleich in duplo, und auf ein Neues dasselbe wieder verdienen. Nun wohlan, hab ichs diese siebenthalb Jahr aneinander denn sowohl ausgericht bei denen von Delitzsch, daß ich also abgefertigt muß werden, so sey es recht ja immerdar, und bleibe recht, und werde nimmermehr unrecht (wo es E. W. also erkennen Ist huc der supremus Juppiter). Und du lieber Joan Prunner mußt dich selbst trösten, dieweil du hast albereit einen Fl. oder 34 zu Delitzsch dich verziehen, welche dich ja so sauer sind angekommen als vielleicht diese aussenstehende Schuld seyn mag, so greif es nur redlich an, und ergib dich dem Unglück gar auf sein Kampffeld, beiß dich mit ihm eben wohl, wer weiß wie das Glücksrad sich wende, und wer zuletzt Ritter möchte werden; Nam, (nisi spe frustrer) malum qui fortiter patitur, post potitur bonum. Aber mit diesem seines Weges, wir wollen zur Sache greifen. Ersame weise günstige lieben Herren, mir ist ungezweifelt, E. W. tragen noch in frischem Gedächtniß, wie oft ich mich gegen E. W. mündlich beklaget habe, Nachdem je die 15 alten Schock, so da länger denn bei 20 Jahren aus dem Amte anstatt der Präbendorum und fürstlichen Gestifte Gottesdienstes, als Metten, Vesper und Hochmeß unwidersprechlich alle und itzliche halbe Jahre der Schule gebrechet, nun allererst bei dem gestrengen und vesten Herrn Heinrichen von Grünrode wiederum in präbenda verwandelt mußte werden; wie dieselbige mir eine Zeitlang so schmähelich, gering, säuisch, ungenießig und ungesund geschickt sind worden, daß ich verursachet war, dieselben mehr als einmal E. W. zu Hause zu schicken, und besehen zu lassen. Denn da man geben sollte, wie vor Alters, auf zwo Personen, da gab man jetzt kaum auf eine Person. Wo man sollte gespeiset haben von des Hauptmanns Tische, da ward der Schule ein sonderliches Küchhl aufgerichtet, daraus man das ganze Jahr über speiset, ungesalzen und ungeschmalzen, Konfent und Waßersuppen, Schweine Schwarten Fleisch und was von den Bachen der Säue schmerckelt und garstig abgeschnitten für die Hunde und Katzen sollte gedeihen, mußte die auf der Schul mit Liebe annehmen, und nicht wohl dawider mucken, obgleich schon Maden in den Schüßeln umher schwammen eines halben Finger lang. Ja daraus man gab Erbeis angerichtet, daß einer hätte müßen sieben (mit Züchten) über die Zunge werfen, wo er sie hätte wollen ansehen, oder davon eßen, Item Haidegrütze und Hierse dergleichen fast, wie den auch das andere Zugemüse in lauterem Wasser ohne Salz und Schmalz, ich weiß nicht soll ich sprechen gesotten, oder gebraten, denn so man es auf die Schüsseln anrichtet, so lag es wie eingeknetenerTeig oderLeim, schimmernd und gleißend, es wäre es mit Nasenschmalz überzogen. Ey ein überaus liebliches und niedliches Bißlein! Was sage ich von Kutteln und Kaldaunen, der werthen Speise! Sie schmecken auch wohl, wenn sie nur mit Wasser begossen, und das Fett daran geliefert war. Mit dem Fleisch, das doch sonst auf der Schule ein seltsames Leckerbislein, war überaus gut, wenn es nur durch die Köchin den Gischt und Schaum um sich her hatte liegen, eines halben Messers dick. Aber darüber behält man wohl weitere Klage in der Feder, denn es ward dazumal nicht viel frischen Fleisches gespeiset. Die Küche mit der Köchin, günstige Herren, wäre wohl beßer abzumalen, aber ich muß auch Papier für den Kellner und den Becken behalten, sonsten wo es an diesen Mangel trüge, so müßte sie ungelobt überlauffen und verschwiegen bleiben. Der Kellner oder Schenke zu Schloß, weise Herren, beweiset sich eben redlich und wohl, denn ob er wohl nichts eine Weile geben wollte, so schicket er dennoch täglich auf itzliche Malzeit eine Kanne sauren kanichten Konfentes voll herab. Wollten die Locaten (seines Bedünkens) denselbigen nicht trinken, so mochten sie mit den Gänsen zu Weine gehen. Desgleichen der Becker ließ auch nicht gebrechen. Er gab von einer sonderlichen Hitze und Schuß (ich halte aber es mußte den Hunden oder dergleichen Thieren gebacken seyn) Brod an der Gestalt wie grobe, schwarze Erde, an der Materie aus Kleien und Komspreuen, an den anderen Qualitäten weich, daß man wohl einer Axt hätte dazu bedurft, wo man es hätte wollen geniessen. Ja unschmacksam war es auch nicht, ohne allein daß es entweder mäusefräßig, oder gar schimmlicht für uns kam. Aber was mache ich viel dieser Worte? sintemal ich es E. W. oftmals zu Hause habe laßen tragen, und zu Bekräftigung mehrerer Wahrheit selbst ansehen, daß E. W. wohl wissen, wie ich hierin der Wahrheit nichts abbreche. Summa, die lieben präbenda mit Laub, waren so gut, daß ich, wollte ich anders gesunden Leib erhalten, mußte um mein Geld andere Speise kaufen, und diese unter weilen des Custodis Schweinchen vortragen lassen. Nicht weiß ich, ob sie auch der Locat, den ich auf diese Zeit hatte, allezeit gegessen,.oder nicht, das weiß ich aber wohl, da er zur Zeit (ist mir recht am Tage Nativitatis Mariä) den Präbendarienknaben mit einem Töpchen kalter Kaldaunen zur Köchin wieder aufs Schloß geschickt, im Namen daß er sie bäte, ihm denselben zu wärmen, und auch dieweil ein sehr großes Fest wäre dermaleins doch auch ein Stücklein Gebratenes schicke, da brachte der Knabe dafür herab Franzosen und weiß nicht was mehr; es ward ihm auch gesagt, er sollte fürder gar nicht wieder kommen, präbenden zu holen, oder man würde ihm anders ausweisen. Günstige liebe Herren, auf solche Antwort wie sollten wir uns arme Gesellen halten? Wir mußten uns in die Kost verdingen, und E. W. ansorgen, wes wir uns sollten fürder halten. Indes aber verweilet sichs, daß Ostern nahe herbei kommen, und beide Gesellen Cantor und Locat der präbendorum halben am meisten abziehen, und ich armer müßte einen Knaben oder 60 mit lesen, horen, schreiben, singen, beides zu Chor und Schul vorstehen, Vesper, Complet, Messe, Salve, der über die Maße genugsam alda singen und ausstehen ... Auch ersame weise Herren, auf die Ostern, da der itzige Amtmann an und Kreutzsch (Kreyschau) abzog, ward die Präbenda lang hernach bis nach Pfingsten nicht gegeben also, daß ich auf Verhoffnung ich würde vom Schloße ohne Widerrede dieselbe wiederbekommen, dem abziehenden Cantori bei 3 1/, alten Schocken hinaus mußte geben. Ich habe aber bis anher noch nichts können bekommen, bitte derwegen abermals freundlich, E. W. wolle solches an meinen Gnädigen Herren gelangen laßen, Sintemal der Hauptmann sich erboten, alles zu geben, was seine fürstlichen Gnaden ihm befehlen werden, Bitte abermals dienstlich E. W. wolle mich erfahren laßen, daß ich zu Delitzsch günstige Herren habe." In diesem Schreiben wird übrigens noch gesagt, daß der Stadtschreiber, als oberster Schulmeister den Schulmeister aufzunehmen und zu enturlauben Macht habe und diese Macht ihm vom Rate gegeben sei. Der Rat zahlte die 400 Gulden, welche er für den Herzog bei dem Bürger Clemens, 1498 in Leipzig geborgt hatte und bezog nun die 20 Gulden Zinsen jährlich aus der Silberkammer. Auch löste er die 1450 bei hiesiger Ackerknechtgesellschaft aufgenommenen 32 Schock 20 Gr., deren Zinsen an die Lesemesse kamen, wieder ab. Dazu borgte er aber 150 Gulden von Marcus Burgmann und 100 Gulden von Paul Moller, hiesigen Bürgern. Peter Landsberg aber trat die Zinsen von 100 Gulden dem Rate geliehenen Kapitale dem Hospitale ab. Die Steinwacken, welche dem durch das Feuer verwüstete Kälberstalle in der Kohlstraße, zum Grunde lagen, wurden weggebracht und mit zu der Mauer am krummen (breiten) Tore verwendet, zu der man noch gegen 12 000 Stück Mauersteine brauchte. Der Rat ließ die zwei kleineren silbernen Becher des Rathauses umarbeiten und bezahlte dem Goldarbeiter 2 Schock 40 Gr.; kaufte eine neue eiserne Kasse in das Gewölbe und in die Gerichtsstube den Richterlichen Klagspiegel, den Laienspiegel, die Kaiserliche Halsgerichtsordnung und der Stadt Worms Ordnung. Den Predigtstuhl versah der Pfarrer Lungwitz selbst und der Rat zahlte ihm aus der Commende 3 Schock 20 Gr. Bei der Prozession am Fronleichnamfeste errichtete man, wie auch früher geschehen eine Laube von Maien, unter welcher der Pfarrer bei dem Umzuge mit der Monstranz stille (Station) hielt. Eine ähnliche aber größere Laube baute man vor dem Rathause am Ablasse Petri Pauli für die Trinker, die die Schenkstube nicht aufnehmen konnte. Der Gutsbesitzer Balthasar von Selben erschlug den Lamprecht Enthrich vor Paul Mollers Scheune in der Nähe des Kohltores und flüchtete. Ein Schock 3 Gr. zahlte der Kaland jährlichen Zins von 60 Gulden, die ihm der Rat auf Bitte geliehen hatte. Auch den Gleitsmann Lorenz Eckart hatte der Rat im vorigen Jahre 100 Gulden zum Hausbau in der neuen Zscherne vorgestreckt.
1536
Die Rittergüter beschwerten sich von neuem über den Bierzwang der Stadt und hatte man deshalb am 5. Januar in Leipzig Vorbeschied. Die von Gollm kamen den 26. Mai in Prozession (auf einer Kreuzfahrt) hierher und erhielten ein Viertel Bier. Den 28. Juli ließen die Herren von Starschedel einen Bauer aus Polenz bei Brandis, Ambrosius Hentzschel. welcher seinem Bruder Gall Hentzschel ein Pferd, 12 Gulden, 15 Gr. am Werte entwendet hatte, mitdem Strange hinrichten und gab man den jungen Bürgern, welche dabei im Harnische erschienen, für 20 Gr. Bier. Am 9. August, nachts zwischen 12 und 1 Uhr zog von Nordwest ein furchtbares Gewitter mit Hagel über die Stadt und nahm seinen Weg über Wölkau nach Eilenburg. Der Hagel, von ungewöhnlicher Größe und Gestalt, vernichtete Feldfrüchte, Obstbäume, Dächer und Fenster, doch nur auf einem schmalen Sriche so, daß Weißig, ein Teil der Elberitzmark und der Kosebruch verschont blieben. Man baute im Sommer dieses Jahres die kleine Schenkstube des Rathauses, den Keller mit Lauke, das Schützenhaus vor dem Hallischen Tore, legte auch das Pflaster der Breiten und Hallischen Gasse um. Tür- und Fensterstöcke der Schenkstube waren von Sandstein und ein Fremder, Meister Balzer, dem man 3 Schock 51 Gr. Lohn, Wohnung und Kost gab, malte sie. Zu diesem Bauen borgte man vom Bürgermeister Paul Moller 50 Gulden, zahlte aber dagegen dem Jungfrauenkloster St. Georg zu Leipzig die von der hier geborenen Anna Schebe dahin gekommenen 100 Gulden ab, und erhielt durch Abtretung von Andreas von Reibitz, auf Greppin 250 Gulden, die ihm Ernst v. Schönfeld zu Löbnitz schuldete und dafür das Dorf Döbern verpfändet hatte. Weil es auch an tauglicher Ziegelerde fehlte, so kaufte der Rat für 50 Gulden von Paul Moller die vor dem Galgtore neben der Ziegelscheune am Stadtgraben gelegene, der Kirche lehnende Breite, welche noch zu den Stadtgütern gehört und den Namen Ziegelbreite behalten hat. An 14. Oktober übernachtete hier Markgraf Georg von Brandenburg, dem man einen Eimer Wein Verehrung gab. Die Tuchmacher (Wollenweber) erhielten neue Innungsartikel und zahlten 2 Schock. Ein Kramer Rosenthai aus Leipzig bewilligte für die Erlaubnis, seine Warenfässer hier einsetzen zu dürfen, jährlich 26 Gr. und der Müller zu Nauendorf gab den Wegezoll oder Pflastergeleite jährlich überhaupt 1 Gulden. Ein Kramer Rosenthai aus Leipzig bewilligte für die Erlaubnis, seine Warenfässer hier einsetzen zu dürfen, jährlich 26 Gr. und der Müller zu Nauendorf gab den Wegezoll oder Pflastergeleite jährlich überhaupt 1 Gulden. Ambrosius Rein, der in der Vorstadt eine Gastnahrung trieb, ward, weil der Vorstadt dieses Gewerbe nicht zukam, mit 20 Gr. Strafe belegt; l Schock 15 Gr. aber büßte der Schafmeister Clemen, aus Döbernitz, welcher nachts auf dem Markte ein Zetergeschrei anrichtete, wozu ein Streit mit Gregor Fogeler Anlaß gab. Das kleinere, silberne Ratssiegel, welches man wegen Unbequemlichkeit des größeren machen ließ, kostete 1 Schock 3 Gr. und 42 Gr. ein gebundenes Buch, welches die deutschen Justituten, das Lehnrecht, die Reichstagsabschiede, die Goldene Bulle und andere kleinere Schriften enthielt, zum Gebrauch in der Gerichtsstube. Die Ziegelscheune liefert ein diesem Jahre 89000 Steine,davonverkaufte man 11 800 an Auswärtige, das Tausend für 1 Schock, 63 000 an Heimische für ½ Schock und 14 200 verbrauchte man zu den Bauen der in diesem Jahre zum Teil neu aufgeführten öffentlichen Gebäude.
1537
Den B. Februar war ein Landtag in Oschatz und am 2. Mai ein zweiter in Leipzig, wo dem Herzog auf Verlangen der Zehente auf Lebenszeit, auch eine Hilfssteuer vom Landbau (...) verwilligt ward. Der Stadtschreiber Költzsch bemerkte bei dem Eintrage der dabei gehabten Kosten: Gott behüte ferner vor weiter Beschwerung. Ein Hauptgegenstand war auch die Sicherstellung künftiger Regierung seines zweiten, blöden Sohnes (Herzog Georg ältester Sohn hatte auch Neigung zum Trunk) und die Reformation der Klöster. Auf des Herzogs Aufgebot zur Rüstung war am 10. Juni Heerschau der Bürgerschaft. Ausgerüstet zählte man zu Roß: 34 in der Stadt; zu Fuß: 97 in der Stadt, 29 in der Vorstadt. Das Dorf Gertitz stellt 6, Werben 4, Benndorf 2 Geharnischte zu Fuß. Der Herzog schrieb aber wieder, daß er des Fußvolkes nicht benötigt sei, der Dienst zu Roß aber werde angenommen. Hierauf hielt man 18 Pferde bereit und die Hakenschützen zum Abgange fertig. Bei der Heerschau hatte man einen Trommelschläger, für die Abgehenden eine neue Fahne von 60 Ellen Zindel, in welche des Rates Wappen mit Pariser Seide genäht war und die Bürgerschaft erhielt eine Kufe Bier. Der Adel hielt am Tage Petri Pauli wieder seinen Tanz auf dem Rathause, der seit einigen Jahren unterblieben war und nahm vom Rate Torgauisches Bier. Von dem früher gewöhnlichen Stechen auf dem Marktplatze findet sich seit vielen Jahren keine Nachricht mehr und es ist zu vermuten, daß es bei den bedenklichen Unruhen zwischen Ritterschaft und Stadt auf Befehl des Herzogs unterblieben ist. Im Sommer baute man die Bastei hinter der Doctorei (im Zwinger gegen Mitternacht), die Hallische Brücke von Wacken, Bruch- und Mauersteinen, mit Bohlen und Pflaster belegt, den Steinweg am Loberteich gegen die Mühle (völlig ausgeglichen und geordnet ward dieser Teil der Stadt erst 1579) und füllte und pflasterte das Loch vor dem Mühlteich, welches noch von der alten, innerhalb der Stadt gelegenen Mühle geblieben war. Auch ward die Commende Trinitatis bedeutend gebessert, um ein Stockwerk erhöht und für den Stadtschreiber, der das Haus zur Dienstwohnung hatte, mit einer besonderen Schreibstube versehen. Auch räumte man den Stadtgraben vom Hallischen Tor bis zum breiten. Er hielt 1242 ½ Ruten und kostete die Räumung, die Rute zu 5 Gr., 103 Schock 32'/Z Gr. Überdies erhielt der Teichmeister Andreas Wagner 15 Scheffel Korn und 10 Ellen Tuch, die Elle zu 5 Gr. Der Gesamtaufwand betrug 124 Schock 15 ½ Gr. Ferner wurde das von der Beutnerin 1490 gekaufte Holz auf Gerltitz bei der Spröde mit einem Aufwande von 3 Schocken und 4 Scheffeln Korn gerodet. In dem Hause des Bürgers Jacob Landsberg entstand eine Schlägerei, er wollte den Schiedsmann machen, erschlug unvorsichtig den Erasmus Krinisch und verbüßte die Tat mit 2 Schock. Auch erschlug Sebald Günther, Weidemann zu Döbernitz, auf Elberitzmark einen Bauer von Döbernitz, flüchtete und ward in die Acht erklärt, der Einwohner Bartholomäus Mewes in Gertitz aber, welcher sich erhing, vom Abdecker abgeschnitten und vergraben. Am 7. Dezember entzündete sich die Feueresse des Rathauses in der kleinen Trinkstube ohne Gefahr; sie ward aber höher gebaut. Auch vermehrte man die Zahl der ledernen Feuereimer unter dem Rathause um 28 Stück. Der Winter zwischen 1537 und 1538 war außerordentlich mild. Das Wasser fror nicht. Schnee fiel nur selten und nur in geringer Masse, blieb auch über einen Tag nicht liegen. Man bestrafte den Baumfrevel durch Beschälung mit 40 Gr., Bürger, die Edelleuten und Krügern auf dem Lande Malz bereiteten mit I Schock; Melchior Nauwerken, der in der Vorstadt Bier verzapfte mit 24 und das Herumlaufen der Gänse und Hühner mit 4 Gr. Unter den Fremden, die Verehrung erhielten, war auch der Fürst von Anhalt. Den Flurschützen gab man für 12 Wochen 1 Schock 4 Gr. Lohn, den herzoglichen Trompetern aber, welche schon seit mehreren Jahren den Rat z u m neuen Jahre anbliesen, 20 Gr. 29 ½ Schock gab die diesjährige Fischerei Erlös, 98 450 Stück Mauerziegel lieferte die Ziegelscheune und von 451 gebrauten Bieren hatte man die gewöhnliche Einnahme, vom Biere 7 Gr. 1 Scheffel Samenkorn galt 4, ein Scheffel Hafer 2 1/2 Gr.
1538
In der Mitte des Januar erschien nach Sonnenuntergang im Zeichen der Fische ein Komet mit ziemlich großer Ausstrahlung. Am 7. Juni ward die Stelle des abgegangenen Amtmannes, Heinrich von Bünau, auf Droysig, Wolf v. Nismitz durch den Ordinarius Dr. Breitenbach aus Leipzig eingewiesen. Von diesem v. Bünau kaufte der Rat die zwei Windmühlen vor der Stadt, am Anger, zwei Jahre vorher von ihm neu gebaut, am 30. Juli für 350 Gulden oder 120 Schock 30 Gr. mit allem Zubehör. Der Kauf wurde in Glesien geschlossen, welches Rittergut er auch besaß. Vom 12. Mai bis 20. Juni war es ungewöhnlich heiß und dürr. Feuerkugeln von solcher Größe, daß sie am Tage sichtbar wurden, fielen häufig nieder. Mittwochs nach dem Pfingstfeste zeigte sich eine solche Kugel eines Scheffels groß, vormittags 10 Uhrjenseits der Ziegelscheune nach Werben zu, und zersprang in Gegenwart vieler Zuschauer. Auch wurden dergleichen in Schmiedeberg, Kernberg, Wittenberg, Eilenburg und sonst gesehen. Den 30. Mai fing man schon an, die Wintergerste zu schneiden. Darauf folgte schnelle Teuerung und stieg der Roggen und Weizen bis 18, Gerste bis 14, Hafer bis 10 Gr. der Scheffel Delitzscher Maßes. Die Lehn von den lehnpflichtigen Landungen war lange zurückgeblieben. Der Rat hielt also einen Lehnstag und erhielt 22 Schock 31 1/2 Gr. Lehnware. Ein Viertellandes Garten gab 4, die Hälfte oder ein Achtel 2 Gr.; eine Hufe auf Elberitz, Gertitz, Rubach hatte 1 Schock Lehnware und 20 Gr. Zins. Die übrigen Grundstücke entrichteten gleich viel Zins und Lehn. Den herzoglichen Räten Dr. Kammerstadt, Dr. Breitenbach und Dr. Fachs, welche in fürstlichen Angelegenheiten nach Zerbst reisten und hier übernachteten, bewies man die gewöhnliche Verehrung, Wein und Torgauisches Bier. Polizeilich wurde unter anderen gestraft das Schmiedehandwerk, weil es einen Mitmeister hinter dem Rücken des Rates in Strafe nahm mit 1 Schock; Abitzsch aus Grimma, der in des Rats Schenkstube mit einem Kännchen nach dem Kapellan Fabian schlug mit 48 Gr.; der Schulmeister, welcher sich auf dem Tanzboden mit einer Jungfrau verdrehte, mit 5 Gr. Hans Fiedler aber, welcher seine Dienerin zur Unzucht verleiten wollte, von dieser aber mit List aufgehalten ward, bis sein Eheweib hinzu kam, mußte es mit 5 Schocken verbüßen und Matthäus Kohl, der den Rat wörtlich beleidigte mit 20 Gr. Eine Frau wurde am 9. November zur Staupe geschlagen. Im Rosentale drei Hälter, welche man durch einen Tagelöhner reinigen ließ. Die äußerste Brücke vor dem Hallischen Tore ward von dem Steinsetzer neu belegt; in der Spröde ein bedeutender Vorrat von Brettern geschnitten. Ein Sandseiger auf das Rathaus kostete 10 1/2 Gr.
1539
Am 9. Mai kaufte der Rat das Termineihaus der Leipziger Dominikaner in hiesiger Judengasse (später Holzgasse), für 350 Gulden oder 122'/ Schock. Sie bedachten zu rechter Zeit den nahen Verlust, und da der Kauf vor Aufhebung des Klosters geschlossen war, so konnte die Anfechtung desselben durch den Amtmann auf Befehl des Herzogs nicht von Folgen sein. Wolfgang Schirrmeister, der Prior, trat zum Protestantismus über und ward in Leipzig 1543 Dr. der Theologie, der Licentiat Balthasar Müller aber ging noch in diesem Jahre nach Würzburg. Den 9. Juni erschien des Herzogs Heinrich erster gedruckter Befehl, ein wiederholtes Verbot des Gebrauchs fremder Münzen. Diesem Befehle lagen zwei kleine gedruckte Zettel bei. Der eine von drei Zeilen,verordnete die Bekanntmachung obigen Befehls an die Gemeinde, der zweite aber enthüllte in vier Zeilen: "Ir woldet auch der Geistlichkeit mit euch vormelden und anzeigen, das sie das Sacrament des Abentmals Christi nicht anders dann in beider gestalt reichen und geben, Vnd das Sacrament einer gestalt zu geben sich enthalten, Das ist vnsere gentzliche meynung," den Anfang hiesiger Reformation. Der Rat war nun eifrig um die Besetzung des ledigen Pfarramtes (Pfarrer Wolfgang Lungwitz starb am 17. März) besorgt, reiste wiederholt zu der Äbtissin nach Weißenfels, verwarf aus triftigen Gründen den sich eindrängen wollenden Pfarrer von Schenkenberg und verlangte von ihr die Überlassung eigener Wahl. Die Wahl fiel nun auf den hier geborenen Simon Kotwitz, man suchte dessen Anstellung bei dem Herzog nach und erhielt, nachdem der Empfohlene von Luther geprüft und mit einem ehrlichen Zeugnis versehen worden, die landesherrliche Bestätigung durch die Visitatoren. Zugleich ward Clemens Werner, früher Lesemeßler und seit 1522 Lecturist am Altare Katharina, welchen der Rat zum Diakon wählte, als solcher von den Visitatoren bestätigt und behielt seine Wohnung in dem Hause des Lehns. Der Pfarrer in Dresden Dr. Petrus Eysenbergk, beliebt bei dem Herzog Georg, hatte ein geistliches Lehn zu Landsberg auf dem Berge (in dasiger Kapelle) eine Pfründe, welche ihm jährlich 52 Gulden einbrachte, diese ward ihm vom Herzog Heinrich in einer Verordnung lebenslänglich zugesichert. Am 28. Juli abends 6 Uhr stieg durch ungewöhnliche Regengüsse der Lober zu einer nie erreichten Höhe, schlug an vier Stellen über den Wall in den Stadtgraben,zerrißdas Gerinne gegen die Terminei (dieSchleuseinder Hintergasse durch die Stadtmauer in den Graben führend), beschädigte daselbst die Mauer und warf endlich die steinerne gewölbte Brücke am breiten Tore nieder. Auch die Mühle hatte stark gelitten und war längere Zeit ungangbar. Die Brücke ward für den Augenblick von Holz hergestellt und schenkte der Herzog dazu zehn eichene Stämme, bis zum Winter aber mit einem Aufwande von 25.000 Steinen wieder gemauert und gewölbt. Die an vielen Stellen durchwühlten Ufer des Stadtgrabens konnten nur mit großer Anstrengung in Ordnung gebracht werden, weil wegen häufiger Regengüsse dieses Jahres der Lober selbst um Weihnachten noch in bedeutender Höhe stand. An einer gefährlichen ansteckenden Krankheit, wahrscheinlich Folge der Teuerung und vorjähriger übermäßig trockener, diesjähriger ungewöhnlich feuchter Witterung, starben hier 740 Personen. Die Krankheit begann um Pfingsten und endete um Weihnachten, war aber im August am heftigsten. Dabei erhielt sich die Teuerung und galt fortwährend der Scheffel hiesigen Maßes Weizen 18 Gr., Roggen 16-18 Gr., Gerste 13 Gr., Hafer 10 Gr. Den Einwohnern der Stadt verkaufte der Rat 130 Scheffel Roggen um einen geringeren Wert. Die Visitatoren in Meißen, Justus Jonas, Dr. Melchior v. Creytzen Amtmann zu Colditz und Leißnig, Dr. Georgius Spalatinus, Caspar v. Schönberg zu Reinsberg und Rudolph v. Rechenberg waren in hiesigem Amte und richteten, weil ihr Aufenthalt kurz war, nur das Nötigste, die deutsche Messe und den Schulunterricht hauptsächlich durch Anempfehlung des Katechismus ein. Die Visitationsartikel unterm B. August ausgefertigt wurden dem Rate wenige Tage darauf zugestellt. Die Visitationsartikel überbrachte mit einem Schreiben der Visitatoren vom 19. August Mr. Egidius Seitz, früher hier Prediger, welchen man im Namen des Herzogs unweigerlich als Oberdiakon annehmen sollte. Der Rat entschuldigte sich aber, daß er schon versehen sei und gab dem Überbringer ein Reisegeld. Die Hauptrevision und Ordnung des Gotteskastens wurde bis auf gelegenere Zeit verschoben. Aus viel bewegenden Ursachen ward der Pfarrer zu Leipzig (Pfeffinger) als Superintendent für hiesige Stadt und Umgegend angestellt. Mit herzoglicher Erlaubnis legte der Rat auf Gerltitz eine Schäferei an. Er zog dabei zwei gut unterrichtete Schafmeister zu Rate und baute im Laufe dieses Sommers noch ein Wohnhaus für den Schäfer, einen Schafstall, legte einen Brunnen an und umzog das Ganze mit einem Graben von 166 Ruten. Das hiesige Geschütz wurde durch einen Büchsenmeister aus Freiberg untersucht, das Untaugliche zerschlagen und zum Umguß nach Freiberg abgeführt. Auch gab man 44 Gulden für 100 Spieße aus. Am 13. November war ein Landtag in Chemnitz, wo man den Zehenten auf zehn Jahre bewilligte. Die Abgeordneten von hier brachten eine Kopie der schriftlichen Verhandlung und hatten 15 Gulden 32 Gr. Aufwand. Donat Beul und sein Weib, welche Diebe begünstigten, wurden nach eingeholtem Schöppenurteil mit Ruten gestäupt. Der Maler Balzer in Leipzig malte auf vier Tafeln die Strafe des Baumfrevels, welche Tafeln der Rat, an Säulen befestigt, öffentlich ausstellen ließ. Aus der Commende (Trinitatis) erhielt zum ersten Male Thomas Berger, eines hiesigen Bürgers Sohn 1 Schock 45 Gr. Stipendium. Der Rat verkaufte das kleine Breitchen hinter dem Holze zu Elberitz, zwischen den Wiesen und Äckern gelegen, an Hans Becker für 3 Schock 4 Gr. jährlichen Erbzins, mit dem Vorbehalte, daß er einen Weg an der Wiese lassen soll, auf welchem jeder zu dem Seinen kommen kann. Dem für die Windmühlen angenommenen Müller baute man auf dem Anger aus dem Grunde ein Wohnhaus. Der Platz war eine mit Knochen der Tiere angefüllte Vertiefung, den man erst räumen und ausgleichen mußte. Schindanger. Der Rat kaufte von Hans Schwaben in der Vorstadt den großen silbernen Becher mit runder Decke und vergoldeten Reifen 30 Lot weniger ein Quäntchen am Gewicht, für 5 Schok 12'/, Gr., das Lot zu'/, Gulden gerechnet. Auch schaffte er für die Herren, welche über Land reisen mußten eine Zündbüchse, mit zwei Pulverflaschen und einen Partisan oder Fuhrspieß, für Reisende zu Pferde, an. Das Läuten bei Gewittern, welches man bisher fortgesetzt hatte. ward untersagt. Der K a 1 a n d, dessen Vermögen bei nächster Revision dem Gotteskasten zugeschlagen wurde, hatte in diesem Jahre den Pfarrer in Zaasch, Ambrosius Stahl und den Bürger Johann Krug zu Vorstehern, nahm noch an dem Versammlungstage den Pfarrer Simon Lingke in Kyhna als neues Mitglied auf und bestand aus folgenden Personen: I. Geistliche: Simon Strobart; Ambrosius Stahel; Wolfgang Eichmann; Clemen Werner; Georg Kannengießer; Simon Beher; Heinrious Erwasser; Simon Lincke; Conrad (Nepfel) von Zschortau; beide Barfüßer; Egidius Preusse; Capellanus (Fabian). II. Weltliche: Bürgermeister Stock; Stadtschreiber; Rapsilber, Andreas Fischer; Hans Görr; Thomas Gorre; Matthäus Schönbeber, Hans Bendorf; Marcus Koch; Hans Krug; beide Schulmeister, alt und neu; Cantor; Organista; Küster; die Präbender. III.Weiber: Die Stockin; Stadtschreiberin; Georgin; Krügerin; Schneuberin; Berendorferin; Krugin; Schulzin; Baccal. Seilerin.