Handschriftliche Chronik von 1816-1952 - 1816-1820

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1816

Monat Mai
wurde das Straßenpflaster in der Hintergasse, auch Saugasse genannt, aufgenommen und neu umgelegt. Späterhin, als im Jahre 1826 die neue Knabenschule in dieser Gasse gebaut wurde, erhielt dieselbe den Namen Schulgasse.

Im M Juli
wurde die steinerne Brücke vor dem Schlage am Galgthore abgetragen, und der Graben unter der Brücke aufgefüllt. Der Graben hatte schon lange kein Wasser mehr, und die Brücke war daher ganz überflüssig.

Am 13 November
verunglückte Abends nach 7 Uhr der Diaconus M. Theophilus August Mohring, 52 Jahre alt, ein Wittwer. Er hatte, um diese Zeit vom Gerberplan kommend, durch die Allee am Stadtgraben nach Hause gehen wollen, und war bei der sehr dicken Finsternis, und dem stürmischen Wetter, in den Stadtgraben gestürzt und ertrunken. Er hinterließ 2 erwachsene aber noch unmündige Kinder, einen Sohn und eine Tochter.


 1817

21 Februar
Es waren schon im vorigen Jahre Vorbereitungen getroffen worden, um mit den 3 hiesigen Kornmärkten Viehmärkte zu verbinden. Der erste Viehmarkt wurde mit dem Fasten Markte am 21 Februar gehalten, und war sehr besucht.

Im M April
Die Auffüllung des Schäfergrabens, welcher sich von den Scheunen am Gerberplan gegenüber hinzog, wurde in diesem Jahre beendiget, dadurch aber ein hübsches Stück Land gewonnen, und mit Kirschbäumen bepflanzt. Erhielt die Stadt den Stamm des 1sten Battaillons 32 Landwehrregiments zur Garnison. In denselben Monate wurden die Überbleibsel der der Commune gehörigen alten Ziegelscheune meistbietend verkauft, da es nicht rathsam schien, die Ziegelbrennerei wieder einzurichten. Auch wurde mit dem Planieren der aus Berg und Thal bestehenden Trifft vor dem Viehthore der Anfang gemacht; desgleichen auch Einleitungen zu dem Verkaufe der Zwingergärten außerhalb der Stadtmauern, welche bisher von dem Rathspersonale, und dem Stadtschreiber und Commune Einnehmer, in 8 Abtheilungen, als Dienstgärten benutzt worden waren, getroffen.
Auch wurde eine eigene Commission niedergesetzt, um das Stadt Kriegsschuldenwesen zu regulieren.

Am 27 Juli
bei dem Sonntags Schießen der hiesigen Schützengesellschaft wurden durch die Unvorsichtigkeit des Riemergesellen Haase, eines hiesigen Bürgers Sohnes, dessen Gewehre im Schießstande zu zeitig los ging, zwei Dienstmädchen, das der Kaufmanns Wittwe Behling Johanne Marie Flammigerin von Delitzsch gebürtig, und das des Bäckermeisters Fischer, Christiane Sophie verehelichte Kratzschin aus Mühlau im Erzgebirge, in die Füße verwundet. Beide wurden wieder geheilt.

Am 7 August
hatte der Tagelöhner Kunze ein gewesener Soldat und geschickter Arbeiter das Unglück, beim Richten eines Gebäudes, in einen neu gegrabenen Keller zu stürzen, und beide Arme zu brechen. Im August Monat wurde an die Stelle des verstorbenen Bau Verwalters Preusser der Kürschner Wendt als solcher angestellt.

Am 21 Septbr
reißten Seine Majestät unser Allergnädigster König Friedrich Wilhelm III. hierdurch über Düben nach Berlin.

Am 28 Septembr
hielt der an des verunglückten Mohring Stelle gekommene M. Johann Ernst Volbeding aus Prettin, welcher bisher an der Peterskirche in Leipzig angestellt war, als Diaconus seine Antrittspredigt.

Am 26 Septbr
wurden die Zwingergärten außerhalb der Stadtmauern im öffentlichen Meistgebote für 366 Thaler verkauft.

Im M November
verunglückte der Sohn des hiesigen Bürgers und Beutlermeisters Schneider im Stadtgraben, und wurde erst nach 12 Tagen wieder aufgefunden.

d. 31 October
Am Reformations Jubelfeste wurden Altar und Kanzel in der hiesigen Stadtkirche mit einer neuen Bekleidung von grünem Sammet und goldenen Franzen, wozu der Kosten Aufwand durch freiwillige Beiträge aufgebracht worden war, beschenkt. Das Fest ist zwey Tage mit Früh- und Nachmittags Gottesdienst feierlich begangen worden.


1818

Am 11 März
Abends nach 7 Uhr brach Feuer aus in einem dem Fleischermeister Richter und dem Tuchhändler Kühne, jedem zur Hälfte, gehörigen Stalle. Das Feuer wurde bald gelöscht, und der Schaden war nicht bedeutend.

6 April
Am 9ten Dezbr 1817 war der Commandeur des 32. Landwehr Regiments Oberst Graf von Schönburg, hier in Garnison stehend gestorben, und am 6ten April 1818 traf dessen Nachfolger Major von Rathenow hier ein.

Im M August
wurde unter Leitung des Consistorialraths Neander aus Merseburg die Vereinigung der Gottesacker Prediger Stelle mit der des 2ten Diaconus bewirkt; auch wurde das Beichtgeld abgeschafft, und statt desselben als Entschädigung bewilligt, dem 1ten Diaconus 275 Thaler und dem 2ten Diaconus 175 Thaler jährlich. Dieser jährliche Bedarf soll durch freiwillige Beiträge aufgebracht werden. In demselben Monate wurde auch die Tabaks Fabrik Frosch und Limburger, in dem Eckhause der Vieh- und Todtengasse, in der Vorstadt, etablirt.

Am 23 Septbr
reißten Seine Maj. unser Allergnädigster König, Friedrich Wilhelm III von Berlin kommend hierdurch nach Aachen.

Im November
wurde der an dem Wege nach Beerendorf zu befindliche der Stadt gehörige Galgen mit höherer Genehmigung abgetragen, und aus den Materialien im öffentlichen Verkaufe die Summe von 35 Thaler 9 Silbergroschen gelößt.


1819

Am 14 Februar
wurde auf Freibergs Saale in der Adler Apotheke am Markte ein Maskenball gehalten, welcher der Armenkasse 34 Thaler 20 Silbergroschen einbrachte.

Am 1 April
trat bei Verwaltung des Stadt Regiments eine neue Ordnung der Dinge ein. Justiz und Polizei Verwaltung wurden getrennt, jedoch das Vorsteher Amt von beiden Verwaltungszweigen in einer Person, in der des Bürgermeisters Schulze, bisherigen Stadtrichters, vereinigt. Die beiden vorherigen Bürgermeister Großschopf und D. Ideler wurden jener mit 100 Thalern, dieser mit 60 Thalern jährlich pensioniert Der letztere verzichtete vom 1ten Januar 1830 darauf, wodurch die Commune bis zu seinem Tode (1842) 755 Thaler gewann.

Am 28 April
stürzte sich die Ehefrau des armen Handarbeiters Schladitz in der Grün­straße aus Melancholie in den Brunnen ihres Hauswirthes Lochner und ertrank.

Im M. Mai
wurde eine zweite Tabaks Fabrik von dem Kaufmann Horn aus Leipzig in der Ritterstraße hier etabliert und der Kaufmann Helm aus Merseburg als Factor selbiger vorgesetzt. Zu Johannis ging der Organist Friessner nach Glauchau. An seine Stelle trat der Organist Risse aus Dresden.

11 September:
Die beiden Thurmspitzen von hiesiger Stadtkirche waren seit langer Zeit baufällig. Es war daher jetzt eine Hauptreparatur derselben durch den Schieferdecker Umbach aus Leipzig bewirkt worden. Am 11ten Septbr hat derselbe auf beide Spitzen der alten Knöpfe und neue Fahnen aufgesetzt. In dem Knopfe des südlichen Thurmes ist mit Beilegung einiger Münzen ein schriftlicher Aufsatz der Geschichte des Tages in eine blecherne und hölzerne Kapsel gethan, und den Lüften anvertraut worden.

Am 21 Novembr
Abends nach 7 Uhr entstand in dem Rathsdorfe Gertitz Feuer, wodurch 6 Gehöfte fast ganz in Asche gelegt wurden. Der Schaden an Gebäuden nach der Versicherung in der Brandkasse betrug 3849 Thaler, der an Mobilien nach einem ungefähren Überschlage 2370 Thaler.


1820

Am 8ten Februar wurde im Lober am Kohlthore der Tuchscherer Geselle Johann Gottfried Schröter 55 Jahre alt ertrunken aufgefunden.

Am 4 April
brannten in dem Rathsdorfe Werben 6 Scheunen und 4 Ställe sämmtlich mit Stroh gedeckt ab. Nahe stehende mit Ziegeln gedeckte Gebäude blieben vom Feuer verschont.

Am 10 Mai
Nachmittags zog südwestlich ein Gewitter auf, welches zwischen 3 und 4 Uhr unsren Scheitelpunct erreichte. Unter starkem Regenguß und Wind entluden sich die Wetterwolken durch einige Blitze mit schwachem Donner begleitet. Es regnete nicht mehr, und man glaubte das Gewitter sey ganz vorüber, als ein heftiger Donnerschlag die Stadt erschreckte. Es hatte in die nördliche Thurmspitze der Stadtkirche ein­geschlagen. Von da war der Blitz auf dem Forste des Kirchdaches hingefahren, und hatte auf dem Dache über dem Altare ein Dohlennest angezündet, woran Sparren und Brett hinter welchen es gebaut war, angebrannt waren. Ein Feuereimer Wasser reichte zu, das Feuer zu löschen. Bey dieser Gelegenheit zeichnete sich der Maurermeister Rose durch Muth und Thätigkeit aus. Der Blitz war bis in die Kirche gedrungen, und hatte dem Altare einigen unbedeutenden Schaden zugefügt.

August
Die Gottesackerkirche ward mit einem Aufwand von 170 Thalern ganz ausgeweißet.

December
An die Stelle des wegen Unzucht durch Ministerialrescript vom 24. August abgesetzten Mädchenlehrers an hiesiger Stadtschule Staufenau, wurde im Monat December der bisherige Mädchenlehrer zu Dommitzsch Wilhelm Zieger angestellt.