Handschriftliche Chronik von 1816-1952 - 1841-1850
Beitragsseiten
1841
Am 11 Januar
starb nach 47jähriger Amtsführung der Archidiaconius M. Morgenstern, 77 Jahre alt.
Sup. Foerster.
Am 2ten Februar traf unser neuer Superintendent Förster aus Lützen hier ein. Es fuhren ihm einige vierzig Personen in 16 Kutschen bis Lemsel entgegen. Am 7 Februar hielt er ohne Probe seine Antritts Predigt mit allgemeinen Beifall und Nachmittags fand ihm zu Ehren ein großes Mittagsmal in dem Gasthofe zum goldenen Ringe statt. Magistrat und Stadtverordnete holten ihn früh halb 9 Uhr in seiner Wohnung ab, und führten ihn zur Kirche. Tags darauf wurde ihm die Wohnung sowie das Pfarr- und Ephoral Archiv übergeben. Am 7ten d. M. schenkte Jemand der Stadtkirche ein schwarz polirtes Crucifix mit vergoldetem Christusbild.
Der strenge und lange anhaltende Winter machte mehrmalige Unterstützung der Armen mit Holz nöthig. Es wurden unter die Armen vertheilt am 24ten Decbr 1840 4 Klaftern, am 13ten Januar 1841 3 ½ Klafter am 5ten Februar 4 Klafter und am 9ten Februar 1841 3 Klafter Brennholz. Der Graf von Hohenthal Döbernitz hatte dazu 4 Klaftern gegeben.
Am 21 Februar
Nachmittags ertrank die 9jährige Tochter des Tagelöhners Weiske beim Spielen am Wasser des großen Schutzes. In Folge des am 5ten März und f. eingetretenen Thauwetters war hier 6 Tage lang großes Wasser, was eine sehr seltene Erscheinung hier ist, da das große Wasser gewöhnlich nur 1 bis 2 Tage anhält. Es wurde durch das große Wasser die Schaafbrücke weggerissen.
Die Holz Auction
am 16ten Januar gab einen Ertrag von 452 Thalern 13 Silbergroschen. Es war aber das Deputat Klafter Holz für die Knabenschule nicht auf dem Holzschlage gewonnen worden und mußte dasselbe für 93 Thaler 15 Silbergroschen erkauft werden.
Am 18ten Februar
wurde der Diaconus Walcker zum Archidiaconus und am 17ten Juni der Cand. Baltzer aus Hohenleine zum Diaconus erwählt. Mit Anstellung dieser beiden Geistlichen wurde die im Monat August 1818 geschehene Fixierung des Beichtgeldes wieder aufgehoben. Das Beichtgeld wurde wieder in seine frühere Gestalt d.h. in eine freiwillige Gabe des Beichtenden an seinen Beichtvater verwandelt vom 1ten October 1841 ab. Mit dieser Veränderung war auch eine neue Gehalts Regulierung dieser beiden geistlichen Stellen verbunden, und um diese zu erleichtern wurde das Amt des Katechismus Predigers dem Archidiaconus und das des Hospital Predigers dem Diaconus mit überwiesen. Die Amtstitel für beide Geistliche wurden dahin festgestellt Katechismus Prediger und Archidiaconus, Diaconus und Hospital Prediger. Das Gehalt für die erste Stelle wurde auf 395 Thaler 12 Silbergroschen 6 dinarium, das für die zweite auf 334 Thaler 27 Silbergroschen 2 ½ dinarium festgestellt, wobei das Beichtgeld nicht mitgerechnet ist. Der Herr pp Walcker trat sein Amt den 1ten August und der Herr pp Baltzer das seinige den 1ten Septbr 1841 an. Beide wurden am 5ten Septbr eingeführt.
Im Monat April
riß der Magistrats Assessor und Kirchen Vorsteher Meißner das von seinem Vater geerbte Wohnhaus am Markte nieder, um es verschönert wieder neu aufzubauen. Das neue Haus wurde gerichtet am 23ten Juni und von dem Eigenthümer bezogen am 16ten Novbr. Es ist dieses Haus jetzt das geschmackvollste an unserem Marktplatze. Beim Abtragen des alten Hauses wurden in der Küche von den Arbeitern mehrere Gold und Silbermünzen gefunden, wohl weit über 50 Thaler am Werthe.
Am 9ten Mai
wurde die Wahl von 3 neuen Candidaten zum Schiedsmanns Amte vorgenommen. Es wurden zu Candidaten gewählt von der Bürgerschaft der Bürgermeister Securius der Stadtverordneten Vorsteher Kretzschmar und der Kaufmann Tiemann. Aus diesen dreien wurde von der Stadtverordneten Versammlung der erstere zum Schiedsmann erwählt. Er wurde als solcher verpflichtet am 6 Juli. Sein Vorgänger war der Postcommissarius Päßler.
Die Kirschverpachtung am 26 Mai 1841 gewährte 88 Thaler 16 Silbergroschen.
Am 8 Juni
warf ein heftiger Sturm 4 Pappel und 1 Acazie in der Allee um die Stadt um.
In der Kohlgasse wurden während des Sommers zwei neue Hinterhäuser mit Ausgängen nach der Allee zu gebauet, nämlich von dem Beutlermeister Teubner und von dem Töpfermeister Weise.
Am 18ten Juli
war ein heftiger Orkan durch einen großen Theil von Europa. Bei uns warf er auf dem Felde viele Mandeln durcheinander, zerbrach und schüttelte die Obst Bäume. Dem ohngeachtet wurden die diesjährigen Pflaumen wenige Tage darauf für 192 Thaler verpachtet.
Am 27ten Juni
starb der Landrath von Pfannenberg auf Storckwitz 52 Jahre alt und 18 Tage. Als interims Verweser wurde der Reg. Ref. von Schönfeldt hierher gesendet. An die Stelle der zu Anfange des Monats März vom großen Wasser weggerissenen Schaafbrücke welche nur für Fußgänger eingerichtet war wurde eine größere zum Fahren taugliche Brücke gebauet. Zu diesem Baue gab der Stadtmüller Trommler 25 Thaler und der Pachter des Commungutes Amtmann Küster leistete die Fuhren. Der Bau geschah im Monate August.
Am 10 Septbr
beehrte uns der Regierungs Präsident aus Merseburg Herr von Krosigk mit seinem Besuche.
Am 12 Septbr
wurde das Bibelfest gefeyert, und am 24ten Septbr wurde auf hiesigem Rathhause Kreistag gehalten und dem Vorsitze des Landraths von Leipziger zu Bitterfeld, um die Wahl von 3 Candidaten zum Landraths Amte vorzunehmen. Es wurden gewählt der Regierungs Referendar von Pfannenberg der Reg. Ref. von Schönfeldt und der Lieut. von Bosse.
Am 4ten Octbr
warf Maximilian Meyer, ein Oeconom aus Bitterfeld aus bösem Willen bei dem hiesigen Land und Stadtgerichte mehrere Fenster ein.
Am 17ten Octbr
wurde die Wahl von neuen Stadtverordneten und Stellvertretern vorgenommen. Es wurden gewählt zu Stadtverordneten der Chirurgus Große der Instrumentenmacher Moritz der Seifensieder Karl Held und der Leineweber Schönbrodt, zu Stellvertretern der Huthmacher Schumann der Schneidermeister Kreutzer der Tischlermeister Blanke der Gastwirth Sänger. Die Einführung der neu Gewählten geschah am 18ten Octbr. und wurden sodann von der Versammlung der Kaufmann Haacke zum Vorsteher zu dessen Stellvertreter der Seifensieder Held, zum Protocollführer der Stadtmusicus Hofmann und zu dessen Stellvertreter der Leineweber Schönbrodt gewählt. Der Provinzial Stempel Fiscal Reg. Rath Schenk aus Mühlhausen hielt im Herbste Stempel Revision.
Am 12 Novbr
wurde von dem erwähnten Straßenbauverein – bestehend aus folgenden Mitgliedern Dr. Gerber, Kühne sen., Wilhelm Kühne, Becker, Tiemann, Krause, Bier, August Schmidt sen., Friedrich Gottlieb Schmidt, Christian Friedrich Schmidt, Friedrich Held Chirurgus Große Gastwirth Fröhlich und Posthalter von Bunau – die neue Leipziger Straße mit dem Pflaster Gleitshause als vollendet an die Commun übergeben, und von der letzteren übernommen. Einige Wochen darauf wurden die noch rückständigen 500 Thaler aus der Kämmereikasse an den Verein gezahlt.
Am 30ten Novbr.
erhing sich aus Melancholie auf dem Oberboden ihres Vaters ein junges Mädchen Wilhelmine Becker. Der Vater ist Stellmachermeister und wohnt in der Rittergasse.
Am 22ten Decbr.
wurde der Leineweber Poppe in seinem Hause und neben ihm sein Kind ein Mädchen von 5 ½ Jahren erhängt gefunden. Er hatte erst sein Kind und dann sich selbst erhängt.
Im Monat
December wurden von der Regierung zu Merseburg die beiden Renten welche die hiesige Stadt Commun jährlich mit 200 Thalern für das Pflastergeleite vom Viehthore bis zum Kohlthore und mit 12 Thalern für den Salzschank bezog, abgelöset, und wurden dafür 5300 Thaler gezahlt. Es wurde dieses Geld zur Tilgung der Stadt Schulden verwendet.
Vorstadt Schule
Schon im vorigen Jahre war der Bau eines neuen Schulhauses in der Vorstadt zur Sprache gekommen. Die Stadt Commun und die Commun Grünstraße hatten sich gemeinschaftlich den Bau ausführen zu wollen vereiniget. Der Bau begann im Monat März 1841.
1842
Am 14 Februar 1842 wurde der Bau eines neuen Schulhauses in der Vorstadt abgenommen, und nachdem während des Sommers 1842 die Schul Utensilien angeschafft worden waren, wurde die neue Schule zu Michael 1842 feierlich eingeweihet.
Am 16 Februar
kam der evangelische Bischoff Dr. Dräsecke aus Magdeburg in unsere Stadt, um unseren neuen Superintendenten Förster einzuführen. Die Einführung geschah am 18 Februar. Darauf war Synode, und um 2 Uhr Nachmittags ein Diner im Gasthofe zur goldenen Weintraube. Am 20ten Februar war Kirchen Visitation, und am 21 Februar früh 10 Uhr, machte der Bischoff dem versammelten Magistrate und Stadtverordneten auf dem Rathhause einen Vortrag über das hier Gefundene. Er war zufrieden.
Am 20 März
stürzte das Hintergebäude des Schlossermeisters Losse mit Werkstätte, in der Zscherngasse ein. Die alten zum Theil abgestorbenen oder vom Winde beschädigten Acazien vor dem Gottes Acker wurden zum Ausroden verkauft, und an deren Stelle neue angepflanzt.
Ziegelbrennerei
Der Zimmermeister Krause und der Kaufmann August Schmidt hatten sich zur Einrichtung einer Ziegelbrennerei vor dem Halleschen Thore vereiniget. Die Vorbereitungen dazu waren schon im Monat September 1841 getroffen worden. Am 28 Juni 1842 wurde der erste Brand gemacht, welcher nicht sonderlich ausfiel. Die folgenden Brände waren besser. Zwei Jahre vorher hatte derselbe Zimmermeister Krause vor dem Viehthore auf einem von der Commun erpachteten
Braunkohlenfabrik
Grundstücke neben Barths Gasthofe zur Weintraube eine Braunkohlenfabrik errichtet, wozu die Kohle von Bitterfeld hergeholt wurde. Bis jetzt aber fehlt es diesem Unternehmen noch an dem erwünschten Absatze seiner Waren.
Hasserts Herrmanns und Vogels Baue
Der Justiz Commissarius Hassert hatte im vorigen Jahre aus Poserns Concurse den Bauplatz am Kohlthore gekauft und im Herbste 1841 ein Stallgebäude auf demselben aufgeführt. In diesem Jahre 1842 erbauete derselbe auch noch ein stattliches Wohnhaus daselbst. Der Bau begann im Monat April und zu Michael zog der Erbauer in sein neues Haus. Der Tuchscherer Herrmann in der Holzgasse erbauete ein neues Hintergebäude und der Bäckermeister Vogel in seinem Zwinger an der Pforte einen neuen Holzstall.
Am 18 April
starb die Rector Wittwe Kretzschmar hier, welche der Armenkasse ein Legat von 100 Thalern vermacht hatte. Ihr Haus am Markte kam an den Kaufmann Friedrich Schmidt, welcher dasselbe wesentlich veränderte und verbesserte, und eine Schnitthandlung darin anlegte. – Eine Kirchencollecte für das neue evangelische Bisthum zu Jerusalem, welche in diesem Monate gesammelt wurde, brachte 30 Thaler ein. – An dem Wege nach Zschernitz bei Burgmann Garten wurden Saure Kirschbäume Stück gepflanzt, von der Commun.
22 bis 26 April
Die wackeliche Fahne auf der südlichen Spitze unseres Stadtkirchthurmes wurde wieder festgedreht von dem Ziegel und Schieferdeckermeister Fritzsche von hier. Kostet 19 Thaler 15 Silbergroschen. Als hierbei der Thurm Knopf wieder aufgesetzt wurde, fiel die darin befindliche blecherne Büchse heraus und herunter auf das Pflaster. Die Blechbüchse wurde verbogen und die darin steckende hölzerne zersprang. Beiden Schäden wurde schnell wieder abgeholfen und der Knopf nochmals aufgesetzt.
Die neue Leipziger Straße
wurde von dem Verein zur Erbauung derselben mit Birken bepflanzt. Auf jeder Seite stehen 62 Stück.
Die Brauerei
wurde von neuem auf 6 Jahre an den Brauer Derbfuß verpachtet. Jedoch nur für 655 Thaler jährlich. Vorher gab er Thaler jährlich.
Am 21 April
wurde von dem Landrathe von Leipziger ein zweiter Kreistag hier gehalten um 3 Landraths Amts Candidaten zu wählen, da die erste Wahl am 24ten Septbr 1841 für ungültig erklärt worden war. Der Referendar von Pfannenberg hatte wieder die meisten Stimmen
Mai
Von der Aachener Feuer Versicherungs Gesellschaft wurden der hiesigen Stadt 175 Thaler als Geschenk überwiesen, um dafür einen Wasser Zubringer anzuschaffen. Der bisherige hiesige Landwehr Bataillons Commandeur Major Ehrhardt wurde als Oberstlieutnant nach Neu Ruppin versetzt und an dessen Stelle kam der Major Beczwarzewsky.
Schnellpost
Am 1 Juni hörte die seit dem Jahre 1824 bestandene Schnellpost, welche zwischen Berlin und Leipzig täglich zweimal hier durch ging, auf, in Folge der Eisenbahn Verbindung welche zwischen Berlin und Leipzig über Trebbin Jüterbogk Wittenberg Coswig Dessau Halle entstanden ist.
Gemäße
Die alten kupfernen Scheffel und Kannenmaaße, welche durch die erfolgte Reduction dieser Maaße auf Preußisches Gemäß ganz überflüssig geworden waren, wurden am 28 Juni 1842 für 29 Thaler 24 Silbergroschen 3 dinarium öffentlich verkauft.
Am 2 Juli
schlug der Blitz in die auf dem Hofe des Commungutes stehende Linde, ohne zu zünden.
Parreidts Gartenhaus Kretzschmers Seitengebäude Webers Haus
Parreidts Erben ließen ihr dem Tiermannschen Zwinger gegenüberliegendes Gartenhaus fast neu herstellen. Der Gürtlermeister Kretzschmer, Kirchenvorsteher untermauerte sein Seitengebäude. Das Wohnhaus der Wittwe Weber Nu 71 in der Süßmilchgasse ging verloren. Der Kaufmann Schmidt am Markte Nu 70 kaufte dasselbe, riß es nieder, und bauete auf dieser Stelle ein Seiten Gebäude zu seinem großen Hause.
Am 27 Juli
starb früh 9 Uhr der hiesige berühmte Arzt und Jubel Doctor, Dr. Carl Friedrich Gottlieb Ideler, fast 77 Jahre alt.
Am 28 Juli
zog der Rector habstitutus an hiesiger Stadtschule Stützer aus Nebra gebürtig bisher Rector in Mücheln, hier ein, und wurde den 8 August in sein Amt eingeführt. Er ist ein junger kräftiger, in seinem Fache sehr geschickter Mann. Er hat außer der freien Wohnung jährlich 186 Thaler 9 Silbergroschen 2 dinarium und der rector emeritus Ahner bekommt einen Emeriten Gehalt von 200 Thalern jährlich.
Carthon
Der bisherige erste Polizeidiener Marktmeister und Gefangenenwärter Carthon war am 9 Juli gestorben. An dessen Stelle kam der bisherige zweite Polizeidiener Heyme, und in dessen Stelle kam der von dem Landwehrstamme entlassene Gefreite Hunoldt, welcher wie sein Vorgänger zugleich Armen Voigt ist. Beide wurden am 25ten August verpflichtet.
Dem neuen Landrathe Hl Referendar Arthur von Pfannenberg zu Ehren war am 26 August von der Erholungs Gesellschaft in dem Gasthofe zur goldenen Weintraube ein Mittagsmahl veranstaltet; am 4ten Aug. hatte derselbe sein Amt angetreten.
Im September wurde die Feldseparation auf Gertitz Mark beendiget.
Die diesjährigen Kirschen wurden für 83 Thaler 12 Silbergroschen und die diesjährigen Pflaumen für 251 Thaler verpachtet. Zu Ende September als der Stadtgraben der Fischerei wegen abgelassen war, wurde die hölzerne Uferbefestigung am Stadtgraben vor der Pforte erneuert. Desgleichen wurde das neue Pflaster von dem Halleschen Thore bis zur Hospitalbrücke vollendet.
Abendmahls Kelch
Der Dr. Ideler jun. machte unserer Stadtkirche ein Geschenk mit dem großen silbernen Fest Pokale, welchen sein verstorbener Vater bei seinem Doctor Jubilär geschenkt bekommen hatte. Es soll als Abendmahlskelch benutzt werden, und hat der Schenkgeber noch eine silberne, inwendig vergoldete,Patena als Hostien Teller beigefügt. Werth 110 Thaler. Gewicht 57 Loth; Höhe des Kelchs 12 Zoll sächs. Maaß.
Am 16 Octbr
wurde die Wahl neuer Stadtverordneter und Stellvertreter vorgenommen. Es wurden gewählt, zu Stadtverordneten der Riemer Pritker, der Sattler Wecke der Kaufmann August Schmidt, der Beutler Christoph Teubner, zu Stellvertretern der Maurer Meie der Seifensieder Gottlieb Held, der Tischler Walther und der Weißgerber Kitzing. Die Einführung der neu Gewählten geschah am 21 Octbr. und wurden der Kaufmann August Schmidt zum Vorsteher der Posamentirer Querl zu dessen Stellvertreter der Stadtmusicus Hofmann zum Protocollführer und der Leineweber Schönbrodt zu dessen Stellvertreter gewählt. Der mit dem Fischer ............................. abgeschlossenen Pacht über die Fischerei im Stadtgraben wurde vom 1ten November ab wieder auf 6 Jahre verlängert.
Das alte Vorstädter Schulhaus welches durch die Erbauung der neuen Vorstadtschule entbehrlich geworden, wurde für 131 Thaler zum Abtragen verkauft. Die Unternehmer Meie Haacke und Große haben aber Schaden daran gehabt.
Der Seilermeister
Schöltz aus Lemsel kaufte das Hildebrandtsche Haus an der Ecke der Leipziger Gasse, und richtete es zu einem Seilerladen ein.
Am 30ten December
wurde dem Verein zur Besserung der entlassenen Strafgefangenen die obere Etage des Pfortenwärter Hauses überwiesen um darin eine Arbeits Anstalt zu errichten. Auch wurde zur Heitzung der Arbeitsstube 1............................... Holz und 1 Reishaufen aus dem diesjährigen Holzschlage bewilliget. Es ist aber diese Arbeits Anstalt sehr wenig benutzt worden, indem die entlassenen Sträflinge, welche hier Beschäftigung finden sollten, das Stillsitzen nicht vertragen konnten, und nicht zur Arbeit kamen. Die Anstalt ging daher bald wieder ein.
1843
Der Winter war nicht streng, was für die Armen zumal bei der geringen Ernte im vorigen Jahre eine große Wohlthat war. Es wurde Holz Braunkohlensteine und Brod unter die Armen vertheilt. Die Holz Auction auf dem diesjährigen Holzschlage in der Spröde gewährte einen Ertrag von 473 Thalern 28 Silbergroschen. Zur Anschaffung der Deputathölzer, welche nicht alle auf dem Holzschlage gewonnen werden konnten, mußten noch 174 Thaler 9 Silbergroschen aus der Kämmereikasse aufgewendet werden.
Die Brodvertheilung
an die Armen belief sich in den beiden Monaten Januar und Februar 1843 auf 623 Stück jedes zu 2 Silbergroschen. Auch Saamenkartoffeln wurden angekauft um den Armen damit zu Hülfe kommen zu können.
Am 2ten März
starb der alte treuverdiente Küster Johann Christian Klickermann. Zu seinem Nachfolger wurde der Civil Super................... und Kassen Assistent bei dem hiesigen Land und Stadtgerichte Baumgärtel, vormals Schullehrer in Landsberg ernannt, welcher den 1ten Actbr. sein Amt antrat. Er wurde zugleich mit verpflichtet, in einer hiesigen Schule 12 Stunden Schulunterricht wöchentlich ohne weitere Entschädigung mit zu ertheilen.
Stall bei der Vorstadtschule
Im Monate März wurde der Bau eines neuen Stalles bei der Vorstadtschule unternommen, und für den zweiten Mädchenlehrer Petermann, welcher sich zu verheyrathen beabsichtigte wurde eine Koch Einrichtung an der es in seiner Wohnung noch fehlte, hergestellt. Durch den Neubau der Vorstadtschule wurde eine Vergrößerung für unseren Gottes Acker um ohngefähr 110 Grabstellen gewonnen.
Am ersten Osterfeiertage
wurde von dem hiesigen Singe Verein eine Kirchen Musik aufgeführt und der Ertrag nahe an 30 Thaler der hiesigen Arbeits Anstalt überlassen.
Hühnel giebt seine Schule auf
Der hiesige concessionirte Privat Schullehrer Hühnel gab zu Ostern seine Privatschule auf und die Kinder, 60 an der Zahl, welche diese Schule besucht hatten, wurden der öffentlichen Schule überwiesen.
neuer Brunnen
Im Frühjahr und Sommer wurde der Pachter des hiesigen Commungutes, Amtmann Küster von einem ungewöhnlichen Viehsterben heimgesucht sowohl unter dem Rindviehe als unter den Schaafen. Es wurde daher auf seinen Antrag ein neuer Brunnen gegraben, der alte aber zugefüllt, und wurden ihm 100 Thaler für dieses Jahr an Pachtgeld erlassen. Es waren bis zum 25ten August 8 Stücken Rindvieh gefallen und späterhin fielen noch einige. Es ging daraus hervor daß das Wasser womit das Vieh getränkt wird an dem Sterben nicht Schuld war.
Die Kirschen, die Pflaumen
wurden am 9 Juni 1843 für 130 Thaler und am 27ten Juli 1843 für 178 Thaler verpachtet. Wegen großen Windschadens aber wurden dem Pachter der letzteren 28 Thaler an seinem Pachtgelde erlassen.
Am 17 August
feierte der Tischlermeister Illge sein 50jähriges Meister Jubelfest.
am 15 October
Die Wahl neuer Stadtverordneten und Stellvertreter wurde vorgenommen. Es wurden gewählt als Stadtverordnete der Maurermeister Meie, der Schneidermeister Kreutzer der Seilermeister Teubner sen. und der Orgelbaumeister Löwe, als Stellvertreter der Gastwirth Gottlob Berkner der Schneidermeister Kirchhof, der Lieutenant von Bünau und der Ofenfabrikant Weise. Die Einführung der neu Gewählten geschah am 18ten October, und wurden von der Stadtverordneten Versammlung der Kaufmann August Schmidt zum Vorsteher der Riemermeister Pritker zu dessen Stellvertreter der Leinewebermeister Schönbrodt zum Protocollführer, und der Orgelbauer Löwe zu dessen Stellvertreter gewählt.
Diebstähle
In der Nacht vom 4ten bis 5ten Octbr wurde ein Diebstahl bei dem Bürgermeister Securius und in der Nacht vom 17ten bis 18ten Novbr einer dergleichen bei dem Diaconus Baltzer beide mittelß Einbruchs durch das Fenster begangen. Des Diebstahls sehr verdächtig war der Zimmergeselle Werner welcher deshalb gefänglich eingezogen und inquirirt wurde. der pp Werner war aber nicht zum Geständnisse zu bringen. Die Untersuchung dauerte lange und war bis heute (dem 15 Juni 1844) wo dieses geschrieben wird, noch lange nicht beendiget. Während seines Arrests war der pp Werer dreimal entsprungen. Die beiden erstenmale wurde er sehr bald wieder erlangt. Zum drittenmale aber ist er am 6 Juni 1844 entsprungen und heute noch nicht wieder erlangt.
Ein Comet
Im October erschien ganz unerwartet im Westen ein Comet mit einem langen, matten Schweife.
Sonntagsschule
Am 12ten Novbr 1843 wurde hier eine Sonntags Schule ins Werk gestellt, an welcher der Rector Stützer der Candidat Straßberger und der Maurermeister Göttsching abwechselnd Unterricht ertheilen, der erste in der deutschen Sprache und im Rechnen, der zweite in der Erdkunde und Geschichte der dritte im Zeichnen. Der Unterricht wird sonntäglich Vormittags von 11 bis 12 Uhr und Nachmittags von 3 bis 4 Uhr ertheilt. Die Schule welche vorzüglich auf Handwerksgesellen berechnet ist, ist sehr besucht. Als Unterrichtslocale werden die beiden ersten Klassen der Knabenschule benutzt, und zur Heitzung derselben sind aus der Kämmereikasse jährlich 8 Thaler bewilliget worden.
Pflaster am Galgthore
Im Herbst 1843 wurde auf dem Steinwege von des Kaufmann Haake Hause an bis zum Galgthore eine Strecke von 34 ½ Quadratruthe Straßen Pflaster neu aufgeführt. Es war diese Strecke bisher ungepflastert gewesen. Der Maurermeister Rose hat diese Pflasterung gefertiget. Sie kostet, ungerechnet 12 Ruthen Pflastersteine, welche die Commun vorräthig hatte, 218 Thaler.
Im Frühjahre
wurde 281 junge Obstbäume in den westlich von der Stadt gehörigen Pflanzungen angepflanzt.
Helling
Dem Justiz Commissar und Magistrats Ass. Ernst Gustav Helling wurde am 8ten Septbr 1840 von seiner Gattin geborene Lorenz ein Knabe geboren, Gustav Hugo Adalbert Helling genannt. Als dieser Knabe 1 Jahr alt war schenkte der Vater mittels Schenkungs Urkunde vom 8 Septbr 1841 der hiesigen Vorstadtschule ein Kapital von 100 Thalern wovon die Zinsen mit ¼ zu Prämien für einige Schulkinder mit ¼ zur Unterstützung des Lehrers und mit 2/4 zur Ergötzlichkeit für die Kinder der ersten Abtheilung welche an diesem Tage spazieren geführt werden sollen, bestimmt sind.
Mit Ende des Jahres 1843 schied der unbesoldete Magistrats Assessor Krieger aus dem Magistrats Collegio. Auch war mit Ende dieses Jahres die Wahlzeit des besoldeten Magistrats Assessors Meißner abgelaufen. Es waren daher zeitig genug neue Wahlen eingeleitet und waren gewählt worden von der Stadtverordneten Versammlung zum besoldeten Assessor auf Lebenszeit der obengenannte Meißner und zum unbesoldeten Assessor auf 6 Jahre der Kaufmann August Schmidt. Beide der pp Meißner und pp Schmidt wurden am 1ten Januar 1844 feierlich in ihr Amt eingeführt und resp. vereidiget.
1844
Der Winter war bis zum 8ten Januar sehr gelinde und auch späterhin erreichte er keine sonderliche Strenge. Im Monat Februar wurden gegen 8000 Torf und Braunkohlensteine an die hiesigen Armen vertheilt. Am 30ten Januar starb der Pachter des hiesigen Commungutes, Amtmann Küster.
Februar
Der Bau Inspector Müller hierselbst wurde im Februar in gleicher Eigenschaft nach Merseburg versetzt. Zu dessen Nachfolger wurde der Wegebaumeister Schönewald aus Sangerhausen bestimmt, welcher zu Anfange des Monats Mai hier eintraf. In der Zwischenzeit wurde die hiesige Bau Inspection von dem Bauconductuer Lüddemann aus Eckartsberga verwaltet.
Gregorius
Die Lehrer an der Knabenschule beabsichtigten mit dem Gregorius Umgange eine Aenderung vorzunehmen, und solchen wie sie sagen zeitgemäßer einzurichten. Es wurde dieserhalb mehrfach hin und her geschrieben. Die Sache blieb aber unausgeführt, da bei einer solchen Abänderung ein Ausfall des bisherigen Einkommens davon für die Lehrer zu fürchten war. Auch schon im Ihre 1826 wurde eine Abänderung mit dem Gregorius Umgange von dem Magistrate beantragt, jedoch ebenfalls ohne Erfolg.
Elementarschule am 15 April
Wegen Überfüllung der hiesigen Stadtschulen wurde im vorigen Jahre die Errichtung einer neuen gemischten Elementarschule eingeleitet. Es wurde dazu eine Schulklasse und eine Lehrerwohnung in dem Hause des Böttgermeisters Schumann neben der neuen Knabenschule für 60 Thaler jährlich auf 10 Jahre gemiethet. Als Besoldung für den Lehrer wurden jährlich 120 Thaler aus der Kämmereikasse ausgesetzt, wogegen das in dieser Schule aufkommende Schulgeld, 1 Thaler jährlich für jedes Kind, der Kämmereikasse überwiesen wurde. Als Lehrer an dieser neuen gemischten Elementarschule wurde der Schul Amts Candidat Heinrich Robert Hofmann angestellt, Sohn des vormaligen Stadtmusicus, und wurde derselbe eingeführt, und die Schule eröffnet.
In diesem Frühjahre wurden in den Pflanzungen der Commun 275 Obstbäume und 14 wilde Bäume gepflanzt. Der Monat Mai brachte eine ganz ungewöhnlich große Menge Maikäfer mit sich. Die diesjährigen Kirschnutzungen wurden am 5 Juni für 115 Thaler verpachtet. Der Tischlermeister Krause in der Rittergasse 97 bauete ein neues Seitengebäude, um ein Sarg Magazin darin anzulegen. Der Fuhrmann Schreckenberger kaufte das Haus des Leinewebers Klette zu Anfang der Schulgasse Nz 240 trug es ganz ab, und bauete es neu auf. Der Wassermüller Trommler hat im vorigen Jahre seine Mühle, die hiesige Stadtmühle an den Wassermüller Bretschneider aus Naundorf verkauft und ist nach Eilenburg gezogen.
Der Obersteuer Controlleur Köpke, welcher seit Inkermanns Absetzung, das hiesige Steuer Amt verwaltet hat, wurde am 1ten April pensionirt und die Verwaltung des Steuer Amtes dem Steuer Inspector Meßner aus Zeitz übertragen.
Am 11 Juni
hatte der hiesige Rector substitutus Feodor Stützer mit Jungfrau Clara Irmisch Hochzeit.
Pflastergeleite
Die Erhebung des hiesigen Pflastergeleites in allen 3 Thoren wurde am 12ten Juni auf sechs hintereinander folgende Jahre vom 1ten Januar 1845 ab an den Sattlermeister Ronniger für ein Pachtgeld von 247 Thalern jährlich verpachtet.
16 Juli
Der Lohgerbermeister nachherige Commissionär Fiedler, ein unverbesserlicher Branntweintrinker, welcher früher hübsches Vermögen besessen hatte, erhing sich am 16ten Juli in dem Polizei Gefängnisse wohin er den Abend vorher wegen obdachlosen Umhertreibens gebracht worden war.
Die hiesige
Bibelgesellschaft hielt am 7ten Juli ihr Bibelfest mit Nachmittags Gottesdienst, und vertheilte 70 Bibeln unter arme Kinder.
15 u 16 Juli,
Die sehr ausgetretene Freitreppe vor dem Rathhause wurde von Weißenfelser Sandstein mit einem Aufwande 47 Thalern 6 Silbergroschen neu hergestellt. Die alte Treppe hatte 4 Stufen die neue aber erhielt nur 3 Stufen. Diese Umänderung wurde am mithin in zwei Tagen ausgeführt.
Für 2318 Thaler 22 Silbergroschen 6 Pfennige alte Kapitalien von 1501-1505 pp welche die hiesige Stadt am 21ten Decbr 1841 an die Universität Leipzig zurückgezahlt hatte, sind am 1 Juli 1844, 1073 Thaler 15 Silbergroschen 8 Pfennige Agio und 64 Thaler 12 Silbergroschen 3 Pfennige Verzugszinsen davon noch nachgezahlt worden.
Um die Metten Communion feierlicher zu machen war Einleitung getroffen worden, bei selbiger Gesang mit Orgelbegleitung statt finden zu lassen. Den dabei betheiligten Schullehrern wurde eine Entschädigung, die sie dafür verlangt hatten, von der k. Regierung zu Merseburg abgeschlagen. Dem Calcanten aber wurde am 4ten Juli 1844 von der Kirchfahrt für das Bälgertreten jährlich 2 Thaler aus dem Kirchenvermögen bewilliget.
Dem hiesigen Justitiar Arris Insp. Schulze wurde von Sr Majestät dem Könige der Titel als Justizrath beigelegt. Das ärztliche Personal vermehrte sich um 2 promovirte Aerzte Dr. Pfotenhauer und Dr. Zieger, zwei hiesige Eingeborene. Wir haben jetzt hier sechs promovirte Aerzte einen Chirurg erster Klasse und drei Chirurgen zweiter Klasse.
Das Militärlazareth
wurde aus dem Ordonanzhause in die obere Etage des Pfortenwärterhauses verlegt und am 23ten August dem hiesigen Bataillons Commando übergeben.
Scharlachfieber
Der Sommer war kalt und unfreundlich und brachte das Scharlachfieber, welches mehrere Monate hier grassirte und woran viele Kinder starben.
23 Octbr
Die Wahl neuer Stadtverordneten und Stellvertreter wurde vorgenommen am 20ten October. Es wurden gewählt zu Stadtverordneten der Instrumentmacher Moritz der Kaufmann Dittmar der Kaufmann G.H. Schulze und der Kaufmann Haake, zu Stellvertetern der Tischlermeister Scheiding junior der Fleischermeister Hartig der Sattlermeister Andreas Teubner und der Beutlermeister Karl Teubner. Die Einführung der neuen Stadtverordneten geschah am 23. Octbr und wurden gewählt zum Vorsteher Peisker zu dessen Stellvertreter der Seilermeister Teubner sen. zum Protocollführer der Kaufmann Schulze und zu dessen Stellvertreter der Kfm. Dittmar.
Forsthaus
Die Pachtung des der Stadt Commun gehörigen Forsthauses an der Dübener Straße welche nach pag 80 auf dem pp Tutzschke aus Lehelitz übergegangen, und in welche dieser am 1ten Septbr 1840 eingetreten war, ging im Monat März 1843 auf dem Förster Weihe aus Cossa und von diesem zu Johanni 1844 wieder an den Acronomen Friedrich Kaßler aus Eismannsdorf bei Halle über. Die Pachtsumme von 82 Thalern jährlich blieb unverändert, und die Pachtung wurde dem pp Kaßler auf sein Ansuchen bis zum 1ten Septbr. 1852 verlängert.
22ten Octbr
Die Weißgerberfrau Kitzing verbrannte sich am 22ten Octbr 1844 an dem Feuer unter dem Waschkessel, welches ihre Kleider ergriffen hatte, sehr bedeutend und starb Tags darauf an den Brandwunden.
Feueressen
Zu Ende October wurden auf Kosten des Justiz Fonds in unserem Rathhause zwei neue russische Feueressen erbauet, um den Rauch aus dem Ofen der unten befindlichen Kassenzimmer des Land u Stadtgerichtes, welcher oben sehr belästigte, richtig abzuleiten. Die Justiz Parthei hatte diesen Bau der hiesige Stadt Commun aufbürden wollen, aber die von dem Magistrate dagegen gemachten Vorstellungen hatten zur Folge, daß die Baukosten auf dem Justiz Fond übernommen wurden.
Helling
Am 11ten Decbr 1844 Abends ¾ 10 Uhr starb der unbesoldete Magistrats Assessor Justiz Commissar und Notar Ernst Gustav Helling 48 Jahr 10 Monate 24 Tage alt. Er war ein sehr braver Mann und hatte 10 Jahre lang ein unbesoldetes Stadt Amt aus Liebe zur Stadt verwaltet, würde auch solches mindestens noch 2 Jahre verwaltet haben, wenn ihn der Tod nicht früher abgerufen hätte.
1845
Am 10ten Januar starb der pensionirte Gendarm Stroy den Hungertod. Seine mehrwöchentliche Krankheit hatte darin bestanden, daß er keine Speise zu sich nehmen konnte.
Mit dem 1ten Januar gab der bisherige Pflastergleits Pachter Victualienhändler Hofmann diese Pachtung auf, und es trat als neuer Pachter der Sattlermeister Ronniger ein. Hofmann gab jährlich 213 Thaler, Ronniger aber giebt jährlich 247 Thaler Pachtgeld.
Holzauction
Die Holz Auction in dem Communholze in der Spröde am 28ten Januar 1845 gab einen Erlöß von 419 Thalern 4 Silbergroschen.
Der Winter war sehr streng und besonders gab es viel Schnee. Die Kälte stieg an mehreren Tagen früh bis – 17 Reaum. Noch am 2ten Maerz früh 7 Uhr – 14 R. Zur Unterstützung der Armen wurden 2 Klafter Holz, und 50000 Braunkohlensteine unter selbige vertheilt. Der Graf von Hasenthal Döbernitz hatte dazu 30 Thaler gespendet, und eine in der Stadt veranstaltete Collecte hatte 53 Thaler eingebracht.
Am 13ten März
erhängte sich der Schumachermeister Ziegrich senior.
großes Wasser
Vom 25 bis mit 29 März war großes Wasser in Folge schnellen Thauwetters. Der Lober war bedeutend ausgetreten und ging erst am 30 März in seine Ufer zurück. Die erst seit 4 Jahren neu erbaute Schaafbrücke wurde beschädiget. Einige Dämme vor dem Halleschen Thore wurden durchbrochen, und die Promenade an der Stadtmühle wurde überfluthet.
Am 1 April
verließ der Gastwirth Schaaf seinen verpachteten Gasthof zum goldenen Ring, und zog in den von ihm erkauften Gasthof zum 3 Schwanen, in welchem er die Wirthschaft am 1ten Mai antrat. Er unternahm ansehnliche Baue zur Verbesserung dieses Gasthofes und bauete namentlich einen neuen Saal, Gesellschafts Zimmer und Küche.
Der Apotheker Pfotenhauer und der Beutler Schneider restauriren ihre Häuser. Der Kaufmann Schulze in der breiten Gasse bauet ein neues Seitengebäude.
Magistrats Assessor
An die Stelle des verstorbenen Magistrats Assessors Helling war der Kaufmann Johann Christian Tiemann zum unbesoldeten Magistrats Assessor auf 6 Jahre gewählt worden. Derselbe wurde am 6ten April in das Magistrats Collegium feyerlich eingeführt und verpflichtet.
In der Viehgasse Elzners Hause gegen über ist, um von der Chaussee in die Scheungasse gelangen zu können, eine neue steinerne, anstatt der bisherigen hölzernen Schleuße von der Commun gebauet worden.
Am 3ten August 1844 hatte die hiesige Schützengilde bei Sr Majestät dem Könige um eine neue Fahne als Gnaden Geschenk nachgesucht. In Folge dessen erhielt die Schützengilde mittelst Allerhöchstem Cabinets Schreibens vom 29 März 1845 eine neue Fahne zugesendet. Siekam am 3ten April hier an und wurde am 1ten Mai 1945 am Himmelfahrtstage nach der Nachmittagskirche auf dem Markte feierlich eingeweihet. Der Superintendent Förster hielt die Weiherede.
Zschernitzer Weg
Die Commun Delitzsch hatte auf Anordnung des Landraths vor etwa 2 Jahren den Communications Weg nach Zschernitz gebessert. Weil nach einer alten Straßenbau Tabelle vom Jahre 1763 diese Besserung dem Fiscus obliegt, so bat die Commun, daß ihr die darauf gewendeten Kosten vom Fiscus erstattet werden möchten und stellte, als dieses verweigert wurde, Prozeß gegen den Fiscus an. Der Prozeß ging in zwei Instanzen verloren.
Agio Erstattung von 950 rheinischen Gülden Kapital
Glücklicheren Erfolg hatte ein Gesuch des Magistrats an Sr Majestät den König vom 20 August 1844 um theilweise Erstattung des von der Commun am 1 Juli 1844 an die Universität Leipzig gezahlten Agios auf alte Kapitalien. Zwei von diesen Kapitalien rührten aus den Jahren 1501 und 1505 her und der damalige Herzog hatte der Stadt einen Gutsage Brief für diese Kapitalien gegeben. Das Agio mit 1 ½ Jahr Verzugszinsen, welche für diese Kapitalien gezahlt werden mußten, betrug 711 Thaler 16 Silbergroschen 3 Pfennige und dieser ganze Betrag wurde in Folge des Bittschreibens an Sr Majestät dem König auf allerhöchste Kabinets Order vom 23 Mai 1845 aus der Staats Schulden Tilgungskasse der hiesigen Stadt Commun wiedererstattet, am 20ten Juni 1845.
In der Zscherngasse
wurden zwei neue Wohnhäuser gebauet aus einem Stall Gebäude des Hausbesitzers Graul, das eine bauete der Schumachermeister Ziegrich das andere der pp Graul selbst.
Die Fleischerwittwe
Richter an der Ecke der Rittergasse verkaufte ein Nebengebäude ihres Wohnhauses an die Hebamme Thiele, welche sich ein selbständiges Wohnhaus daraus einrichtete.
Der Tuchhändler
Wilhelm Kühn am Markte erbauete in seinem Hofe ein neues Stallgebäude mit Keller und der Maurergeselle Thier in der Badergasse bauete in seinem Hofe ein neues Seitengebäude.
Die Kirschen
in den der Stadt gehörigen Alleen wurden für 166 Thaler 25 Silbergroschen und die Pflaumen auf dem Anger vor dem Viehthore für 127 Thaler verpachtet. Es gab in diesem Jahre wenig Pflaumen Aepfel und Birn.
Auf dem Forsthause
an der Dübener Straße waren bedeutende Reparaturen nöthig, welche ausgeführt wurden und einen Kosten Aufwand von mehr als 200 Thalern verursachten. Auch wurden dem Forsthaus Pachter Kaßler von seinem diesjährigen Pachtgelde 20 Thaler erlassen.
Die Fahrbrücke
bei der Stadtmühle war in dem Belage sehr schlecht geworden, sie wurde daher ganz neu mit kiefernen Pfosten belegt und Steinpflaster darüber gebracht.
Die Mädchenschule
und die Vorstadtschule wurden neu abgeputzt. In der Stadt Knabenschule wurden die Küchen für Rector und Kantor verändert. In beiden wurden die Rauchfänge weggenommen und Kochöfen eingerichtet, auch ließ der Kantor in seine Hinterstube sich einen Füllofen setzen, wozu ihm Seiten der Commun 12 Thaler bewilliget wurden.
Markt Ordnung
In Folge der neuen Gewerbe Ordnung wurde eine Markt Ordnungfür hiesige Stadt entworfen und nach erfolgter Genehmigung Seiten der Regierung zu Merseburg in Druck gegeben. Unsere Stadt erlangte dadurch den Vortheil, Stättegeld an den drei Viemärkten erheben zu dürfen, und es wurde die Erhebung dieses Stättegeldes auf 3 Jahre für 16 Thaler jährlich verpachtet.
Am 15 August
feierte der hiesige Tischlermeister Jacob, ein ehrenwerther Mann, sein 50jähriges Jubelfest als Tischlermeister. Der Jubilar wurde von seinen Innungs Genossen mit einer silbernen Denkmünze und mit einem unter Glas und Rahmen gefaßtem Gedichte beschenkt.
Am 27 August
wurde der Communications Fahrweg nach Döbernitz mit Zuziehung der anstoßenden Feldbesitzer von neuem regulirt und auf eine Breite von 20 Fuß und an jeder Seite ein Graben von 4 Fuß breit festgesetzt. Im Laufe des Herbstes kam diese Regulirung in Ausführung.
neue Brücke
Der Schankwirth Kretzschmer in der blauen Taube unter Amts Jurisdiction erbauete eine neue Brücke über den Lober damit über solche das bei ihm anhaltende Fuhrwerk in sein Gehöft einzufahren Gelegenheit habe.
Stadtverordnetenwahl
Am 19ten October war die Stadtverordneten Wahl. Es wurden gewählt
a) zu Stadtverordneten der Drechsler Wilhelm Ufer, der Riemermeister Peisker, der Strumpffabrikant Pabst und der Beutlermeister Christoph Teubner, b) zu Stellvertretern der Victualienhändler Hofmann, der Tischlermeister August Krause, der Riemermeister August Haase und der Tischlermeister August Rückle.
Die Einführung der neu gewählten Stadtverordneten geschah am 21ten Octbr 1845 und es wurden gewählt zum Vorsteher Peisker zu dessen Stellvertreter August Teubner, zum Protocollführer Dittmar zu dessen Stellvertreter G. Schulze.
Am 23ten October
feierte der hiesige achtbare Bürger, Strumpfwirker Arndt sein 50jähriges Jubelfest als hiesiger Bürger.
Am 4ten Novbr
starb der hiesige Maurer Meister Göttschling jun. Mitglied der Prüfungs Commission für Bauhandwerker und Besitzer des Gasthofs zum eisernen Kreutze, 32 1/3 Jahr alt. Zu seinem Vermögen war schon bei Lebzeiten desselben Concurs ausgebrochen und der Vater seiner Wittwe, der Lieutenant außer Dienst, Schönberg, vormals Feldwebel hier jetzt Assistent bei der K. Reg Hptkasse in Stettin, glaubte daß seine Tochter mit darin verwickelt seyn würde, und kam kurz vor Weihnachten hierher. Er fand seine Tochter ganz unbetheiligt bei der Sache und die Freude die er darüber hatte veranlaßte ihn den hiesigen Armen ein Geschenk von 4 Louisdor als Weihnachtsgabe zu machen. Dieses Geld wurde am 24ten Decbr 1845 unter 67 Arme an jeden mit 10 Silbergroschen vertheilt. Der Lieutenant Schönberg nahm seine verwittwete Tochter mit nach Stettin zurück.
1846
Spritzenfuhren
Mit dem Spritzenfuhren zu auswärtigen Feuern wurde auf höhere Anordnung mit dem Schlusse des Jahres eine neue Einrichtung getroffen. Es sind nämlich diese Fuhren welche früher von den hiesigen Spannhaltenden Einwohnern der Reihe nach verrichtet wurden – an den Fuhrmann Scharf verdungen worden, jede Fuhre zu 5 Thaler 15 Silbergroschen vom 1 Januar 1846 ab.
Begräbniß Ordnung
Auch trat mit Anfange dieses Jahres eine neue Begräbnis Ordnung ins Leben, welche nach erfolgter höherer Bestätigung gedruckt und an sämtliche Parochianen vertheilt worden war. Einige von den Diaconen und dem Küster gegen diese gedruckte Ordnung gemachte Einwendungen wurden beseitiget.
Der vorjährige Sommer hatte in den ersten Tagen des Monats Juli eine ganz außerordentliche Hitze entwickelt, welche am 9 Juli ein schreckliches Unwetter herbeiführte, und worauf kältere Tage folgten, welche durch ihre lange Dauer sogar dem Reifen und Gedeihen der Früchte hinderlich waren. Diesem Umstande schrieb man es zu, daß die Kartoffeln eine verderbliche Fäulniß zeigten, welche bei der übrigens sehr mittelmäßigen Ernte des vorigen Sommers viel Besorgniß erregten, daß Mangel an Nahrung eintreten möchte. Theils aber fand sich bei vielseitig angestellten Untersuchungen daß diese Kartoffeln, auch wenn sie von der Fäulniß angegangen, noch immer sehr gut zu gebrauchen und der Gesundheit nicht nachtheilig wären, theils schenkte uns der liebe Gott einen ungewöhnlich milden Winter, welcher die Noth der Armen sehr milderte.
Vom 22ten Februar 1846 ab trat Frühlingswetter ein, was bis heute (den 4 März) ununterbrochen angehalten hat, und wobei nur zu wünschen ist, daß nicht späterhin noch Fröste nachkommen mögen. Am 1ten März Abends hörte man Frösche quaken.
Holz Auction
Auf dem Holzschlage Nu 18 war am 12ten Februar Holz Auction, in welcher für 813 Thaler 27 Silbergroschen Holz verkauft wurde. Es war nämlich der Holzschlag fast ganz abgetrieben worden, um wieder gleichmäßig besäet zu werden mit Kiefersamen.
goldenen Hochzeit
Am 3ten Februar 1846 war der Tag der goldenen Hochzeit des Hospital Vorstehers Senator Schmidt. Er war krank und es konnte daher dieser Tag nicht so – wie es die Familie gewünscht hatte – festlich begangen werden. Die Feier wurde verschoben bis zum 9ten Februar wo in dem Barthschen Gasthofe zur Weintraube dem goldenen Ehepaare von seinen Kindern ein großes Festmahl zu 100 und mehr Couverts gegeben wurde. Tags vorher wurde der Polter Abend gefeiert durch ein kleines Lustspiel die Zerstreuten welches die Theilnehmer des Liebhaber Theaters in dem Saale des Gasthofs zum Schwan, in der Gesellschaft zur Erholung aufführten.
Am 18 Februar
wurde der dreihundertjährige Todestag des Dr. M Luther durch Abend Gottesdienst von Nachmittags 5 Uhr ab in der Kirche gefeiert. Die Kirche war angemessen erleuchtet, und ganz voll. Zuerst wurde ein Sterbelied gesungen und dann von dem Superintendant Förster eine Gedachtnisrede auf der Kanzel gehalten. Dann wieder gesungen und nachdem der Archidiaconus Walcker am Altare noch gesprochen hatte, wurde der Gottesdienst um 7 Uhr Abends geschlossen. Nach dem Schlusse wurde von dem Altar des Rathhauses herab das Lied Eine feste Burg ist unser Gott mit Trompeten und Pauken geblasen welches in der Dunkelheit und bei Sternenhellen Himmel einen sehr erhebenden Eindruck machte.
Polizei Verwaltung
Nachzuholen ist hier, daß der Stadt Magistrat von der Polizei Verwaltung über die Grünstraße , welche ihm seit dem Jahre 1819 aufgebürdet worden war, vom 1ten Januar 1844 ab wieder entbunden, und solche dem hiesigen Königl. Rentamte übertragen wurde. Es hatten vieljährige Verhandlungen über die der Stadt Commun für diese Polizei Verwaltung zu gewährende Entschädigung statt gefunden, welche so billig auch die Forderungen Seiten der Stadt waren, - jährlich 24 Thaler – nicht hatten zu Stande gebracht werden können. Der Stadt Behörde ist durch die Entbindung von dieser Polizei Verwaltung eine Erleichterung in sehr verdrießlichen Geschäften geworden und es kann dieselbe nur zum Vortheil der Stadt gereichen, wenigstens hat sich bis heute (den 12ten März 1847) diese Veränderung für die Stadt nur vortheilhaft gezeigt.
Am 23ten Februar
stürzte der östliche Giebel des Armenhauses am Gottes Acker ein, ohne jemanden zu beschädigen. Er war bis 2 Fuß über der Erde von Mauersteinen dann aber von Lehmsteinen aufgeführt, und diese letzteren waren von den vielen Regen erweicht worden.
Ein Stück Stadtmauer
50 Fuß lang an dem Zwinger des Justiz Rathes Schulze, welches der Einsturz drohte, mußte abgetragen werden, und veranlaßte mit Zu Hülfenahme der alten Steine einen Aufwand von 142 Thalern.
In der Münze
wurde das Pflaster erneuert, was besonders wegen der ganz verfallenen Abzugs Rinnen nöthig war. Auch wurden daselbst zwei neue Abzugs Rinnen angelegt. Kosten Aufwand 250 Thaler.
Vom 1ten Januar 1846
ab wurden die vier Lehrer an der Stadt Knaben Schule im Betreff des Schulgeldes und ihres Einkommens für die bisherigen sogenannten Schul Privatstunden fixirt. Jeder Lehrer erhielt jährlich 120 Thaler Fixum, wovon aber die Antheile in Abzug gebracht wurden, welche jeder aus dem Königschen Legate bekommt, nämlich bei dem Rector 10 Thaler, bei dem Cantor 8 Thaler bei dem Tertius 5 Thaler und bei dem Quartus 5 Thaler, so daß das Fixum für den Rector 110 Thaler für den Cantor 112 Thaler für den Tertius 115 Thaler und für den Quartus 115 Thaler beträgt, welches ihnen in monatlichen Theilen aus der Kämmereikasse gezahlt wird, wogegen das Schulgeld nunmehr zur Kämmereikasse fließt.
4 Mai 1846
Schullehrer Haase wurde vom 1 Mai 1846 ab mit einem Ruhestands Gehalte von 66 Thalern , welches zur Hälfte aus der Kämmereikasse gezahlt, zur anderen Hälfte von dem Diensteinkommen der Stelle gekürzt wird, emeritirt, und sein Nachfolger Jost aus Bötzen bei Eilenburg vorher Privat Lehrer in Gräfenhainichen, wurde am 4 Mai 1846 feierlich in sein Amt eingeführt; die Schulkinder hatten aus eigenem Antriebe die Schule mit Blumen freundlich geschmückt, und dem Lehrer eine Kaffee Tasse zum Geschenk überreicht.
Dampf Maschine
Der Tuchscheerer Herrmann hatte zur Anlegung einer Dampf Maschine Concession erhalten, um damit sowohl sein Geschäft als Tucharbeiter zu betreiben, als auch um eine Mahlmühle damit in Bewegung zu setzen. Er hatte schon während des nassen Winters den dazu erforderlichen hohen Schornstein aufbauen lassen. Es mußte jedoch dieser da er aus dem Lothe gewichen war, abgetragen und wieder neu aufgebauet werden. Anfang Mai 1846 wurde die Maschine in Betrieb gesetzt. Leider aber traf ihn schon am 23ten Mai 1846 das Unglück, daß seine kleine 3 ½ jährige Tochter in den Graben stürzte, wo das heiße Wasser aus dem Dampfkessel abfließt, und dabei so sehr beschädiget wurde, daß sie einige Tage nachher an den Brandwunden starb.
Am 26 Mai
reisete Sr Majestät der König von Eilenburg kommend hierdurch nach Halle. Zweck der Reise war die Besichtigung der zur Übung versammelten Landwehr in Verbindung mit dem Prinzen Cart. Unsere Stadt war festlich geschmückt mit Ehren............................, Guirlanden quer über die Straßen herüber und dergl. Auf dem Exerzier Platze war auch die Schützengilde mit aufgestellt.
Am 30 Mai
starb der Senator und Hospital Vorsteher Schmidt, welcher am 3ten Februar 1846 erst noch seine goldene Hochzeit gefeiert hatte. Als Nachfolger in dem Amte als Hospital Vorsteher wurde anfangs nur interimistisch von Neujahr 1847 ab aber definitiv der Kämmerer Weidenhammer angenommen.
Am 10ten Juni
schlug der Blitz Mittags ½ 12 Uhr in den nördlichen Giebel des Braunkohlenschuppens des Gastwirths Barth vor dem Viehthore, Gasthof zur goldenen Weintraube. Es soll an diesem Giebel vielse Erbs Stroh gelegen haben. Es war ein kalter Schlag. Ein Mädchen, welches die Gänse hütend sich an den Schuppen gesetzt hatte, wurde vom Blitz getroffen, aber nicht getödet. Nur die eine Seite ihres Körpers war blau unterlaufen.
Bau Ausführungen neue Vorstadt
Der Stadtmusicus Hofmann bauet ein neues Seiten Gebäude an sein Wohnhaus. Der Strumpfhändler Graul in der Zscherne untermauert sein Wohnhaus und verwandelt sein langes Seitengebäude in mehrere kleine Wohnhäuser, die er dann verkauft, und wodurch das Ansehen dieser Zscherngasse sehr gewinnt. Die Gastwirthe Schaaf und Becker im Schwan und im Löwen vergrößern ihre Räume durch Anbaue. Der Zimmergeselle Schäfer bauet in der Badergasse ein neues Wohnhäuschen auf einem Gartenfleck, den er von dem Korbmacher Hausmann gekauft hat. Der Maurergeselle Bauer führt auf der Pflaumen Plantage vor dem Viehthore ein stattliches Wohnhaus auf, und soll wenn sich mehrere Baulustige finden, auf dieser Plantage eine neue Vorstadt hergestellt werden. Der Färber Möller vor dem halleschen Thore bauet ein neues Färbehaus.
Jubelfeste
Am 8ten Juli wurden 4 Jubelfeste gefeiert. das 50jährige DoctorJubiläum des Kreisphysicus Dr. Ettmüller. Er bekam den rothen Adler Orden 4 Kl.
Die Schützen Jubilaea des Seilermeisters Brade senior des Drechslermeisters Ufer senior und des Tischlermeister Jacob. Zu den drei letzteren hatten sich die Schützengilden von Eilenburg Düben u Bitterfeld auch der Schützen Hauptmann von Zörbig mit eingefunden. Jeder dieser 3 Jubilare wurde auf Kosten der hiesigen Schützengilde mit einer silbernen Denkmünze beschenkt. Die fremden Schützengilden hatten ihre Fahnen und ihre Musikchöre mitgebracht, und die Aufzüge von sämmtlichen Gilden gewährten ein sehr interessantes Schauspiel.
Blitz Einschlagen
In den letzten Tagen des Monats August hatten wir einige Male starke Gewitter. Ein heftiges Gewitter hatte sich am 30 August 1846 Abends gegen 6 Uhr zusammen gezogen. Schon glaubte man, daß alles vorüber sey, als gegen 7 Uhr noch ein heftiger Blitz herabfuhr, welcher das Haus des Daniel Held in der halleschen Gasse traf. Es war ein kalter Schlag, der an dem westlichen Giebel des Hauses herabfuhr, sich dann in dem Hause selbst an mehreren Stellen verbreitet hatte und überall bald mehr bald weniger Spuren der Zerstörung zurück ließ. Auch das Nachbarhaus des Seilermeisters Köckeritz hatte am Dach mehrere Beschädigungen erlitten.
Kirsch u Pflaumen Verpachtung
Die diesjährigen Kirschen in den zur Stadt gehörigen Alleen wurden für 177 Thaler 4 Silbergroschen und die Pflaumen auf der Pflaumen Plantage vor dem Viehthore für 57 Thaler verpachtet. Von dem Bau Platze, welchen der Maurergeselle Bauer auf der Pflaumen Plantage zur Bebauung mit Wohnhäusern von der Commun erkauft hat, wurde die Quadratruthe mit 3 Thalern 26 Silbergroschen bezahlt. Er hat 60 Quadratruthen gekauft, und folglich 232 Thaler bezahlt.
In der Badergasse
wurde ein neuer Brunnen gegraben auf einem Theile von einer wüsten Baustelle, die dem Klempner Meister Krippehne gehört, und welche demselben abgekauft wurde. Es wurde dadurch einem wesentlichen Bedürfnisse der Bewohner der Badergasse abgeholfen. Der Brunnen mit Plumpe kostete 78 Thaler. Dem pp Krippehne wurden statt des Kaufgeldes die auf der Wüstung haftenden Schoß u Wächtergelder jährlich 13 Silbergroschen 1 ½ Pfennige erlassen und ihm eine neue Mauer zur Begrenzung seines Eigenthums aufgeführt.
Rathhaussaal verkleinert
Dem Land und Stadtgerichte wurde ein Stück von unserem Rathhaussaale abgetreten um sich zwei neue Geschäftszimmer einzurichten. Der Bau begann am 1ten Octbr und wurde in einigen Wochen beendiget. Es wurde diese Gelegenheit benutzt um den Rathaussaal neu abzufärben. Auch wurde der schadhafte Frontispitz am Rathhause ausgebessert.
am 18ten October
Die Stadtverordneten Wahl wurde am 18ten October vorgenommen und wurden gewählt a zu Stadtverordneten der Gastwirth Gottlieb Becker der Schneidermeister Kreutzer der Beutlermeister Carl Teubner und der Leinewebermeister Schönbrodt.. b zu Stellvertretern der Kaufmann Hennig, der Seifensiedermeister Dörfel, der Weißgerbermeister Heinrich Teubner und der Leinewebermeister Wilhelm Schladitz. Die am 21ten October neu constituirte Stadtverordneten Versammlung erwählte zu ihrem Vorsteher den Riemermeister Prisker zu dessen Stellvertreter den Strumpffabrikanten Pabst, zum Protocollführer den Kaufmann Dittmar und zu dessen Stellvertreter den Leinewebermeister Schönbrodt.
Elementar Schule
Die Schüler in der gemischten Elementar Schule mußten wegen Ueberfüllung derselben in 2 Abtheilungen getheilt, und die Zahl der Unterrichtsstunden für den Lehrer Hofmann auf 36 wöchentlich vermehrt werden. Da er nur zu 30 Stunden wöchentlich verpflichtet ist, so wurden dem Lehrer für die 6 Stunden mehr 30 Thaler jährlich bewilliget, aus der Kämmereikasse.
Am 30ten Novbr
starb der Hospital Armen und Stadt Wundarzt Große. In dessen Stelle rückte ein der Chirurgus Hesse, welcher am 25 Januar 1847 verpflichtet wurde.
Um armen Kindern
eine Weihnachtsfreude zu bereiten war einige Wochen vor Weihnachten ein Verein hiesiger Einwohner zusammen getreten; dieser sammelte Geld Kleidungsstücke und s.m. ein und veranstaltete am 31 Decbr 1846 in dem Saale zum goldenen Ringe für 184 arme Kinder eine Christbescheerung. Außer einigen nützlichen Gegenstände erhielt auch jedes Kind eine kleine Weihnachtsstolle wozu das Mehl geschenkt worden war. Diese Bescheerung, bei welcher es nicht an Zuschauern fehlte, erhielt dadurch eine höhere Bedeutung daß zuerst ein kurzes Lied aus dem Gesangbuche gesungen wurde. Dann hielt der Archidiaconus Walcker eine Rede, und zum Schlusse wurden noch einige Verse gesungen.
Zur Unterstützung
der Armen in diesem Winter mit Holz und Brod hatte sich ebenfalls ein Verein gebildet, welcher am 28ten Decbr 1846 in demselben Saale eine General Versammlung hielt. Es wurden dabei allgemeine Regeln für die beste Erreichung des vorgesetzten Zweckes aufgestellt, und wurden die zur Ausführung der Sache erforderlichen Personen und Gehülfen gewählt. Die nöthigen Geldmittel wurden durch Collecte von Haus zu Haus und durch öffentlich ausgesprochene Bitten herbeigeschafft. Die Kämmerei Kasse gab 100 Thaler die Hospitalkasse 50 Thaler die Cantoreikasse 25 Thaler dazu.
Eine besondere Industrie der Diebe
zeigte sich in diesem Winter dadurch, daß von mehreren Commun Plumpen die Plumpendeckel so wie auch nicht verschlossene Fensterladen gestohlen wurden. Zwei neue Windmühlen wurden im Laufe des Jahres 1846 aufgeführt, die eine auf Naundorfer Sandmark von pp Freiwald, die andere auf Elberitz Mark von pp Troitzsch.
1847
Der Diaconus Baltzer legte mit dem Beginn dieses Jahres ganz unerwartet sein Amt nieder und ging als Prediger zu der Dissidenten Gemeinde nach Nordhausen. Am 10. Januar Nachmittags hielt er seine Abschieds Predigt, am 17 Januar Abends wurde ihm im Gasthofe zum Schwan von seinen Freunden ein Festmahl gegeben, und am 21 Januar ist er mit Familie nach Nordhausen abgereiset.
Die diesjährige Holzauktion in dem Communwalde Holzschlag Nr 19 hat einen Ertrag von 684 Thalern 7 Silbergroschen gewährt.
Am 25 Januar
starb der Land und Stadtgerichts Director Müller, 65 Jahre alt; die Kirche hat er niemals besucht..
Am 1 März
Nachmittags 4 Uhr entstand Feuer auf dem Gerber Plane in dem Gehöfte des Grenz Aufsehers Haensgen. Es brannte ein Stall in welchem der dort zur Miethe wohnende Gendarm Kahl seine Feuerage aufbewahrt hatte. Das Feuer wurde schnell gelöschet, und der Brandschade am Gebäude auf 73 Thaler 5 Silbergroschen taxirt.
Am 7ten 14ten und 21ten März
sind in Beziehung auf die Wiederbesetzung der hiesigen Archidiaconatsstelle 3 Gast Predigten gehalten worden von dem Pastor Klee in Harburg Diaconus Heineken in ...................................und Pastor Findeis in Groß-Salze. Denn der bisherige Archidiaconus Walcker ist von dem Consistorio zu Magdeburg zum Pfarrer in Großkyhna ernannt worden, in Folge eines von dem Magistrate ausgestellten ....................................Das Consistorium hatte nun die genannten 3 Geistlichen zur Wiederbesetzung des hiesigen Archidiaconats dem Magistrate in Vorschlag gebracht, und nach gehaltenen Gastpredigten wurde der pp. Heineken von dem Magistrate zum Archidiaconus erwählt. Er hat seine Antritts Predigt am 24ten Mai 1847 gehalten und sein Vorgänger war schon zu Ostern 1847 als Pastor nach Großkyhna abgegangen. Auf die gehabten Umzugskosten wurden dem pp. Heineken 50 Thaler von der Kirchfahrt vergütet, welche aus der Kirchenkasse gezahlt worden sind. Zur Wiederbesetzung der durch Baltzers Abgang erledigten Stelle hatten sich 36 Candidaten gemeldet, davon wurden 6 zu GastPredigten zugelassen, und von diesen sechsen wurde der bisherige Rector in Lützen Dr. Burkhardt zum Diaconus und Hospital Prediger von dem Magistrate erwählt. Er hat seine Antritts Predigt am 10ten October 1847 gehalten und 36 Thaler Unzugskosten aus dem Kirchen Arrarier erstattet bekommen.
Der Major Beckzwarzowsky
Commandeur des hiesigen Landwehr Bataillons wurde im Frühjahr nach Halle versetzt, und an dessen Stelle kam der Major von Borcke hierher.
Die Große Theuerung
in diesem Frühjahre, (es kostete im Monat Mai der Berliner Scheffel Waitzen 5 Thaler 15 Silbergroschen Roggen 4 ½ Thaler Gerste 3 Thaler 5 Silbergroschen Hafer 2 Thaler 1 Silbergroschen 3 Pfennige) machte Vorkehrungen nöthig, um den Armen zu helfen und einem wirklichen Mangel vorzubeugen, zumal da in mehreren Städten unserer Nachbarschaft schon Ruhestörungen ausgebrochen waren, und strenge Gegenmaßregeln dadurch nöthig geworden waren. Der im vorigen Jahre zusammengetretene Hülfsverein, der mit Ende des Monats März 1847 seine Thätigkeit eingestellt hatte, sah sich daher veranlaßt seine Wirksamkeit wieder von neuem geltend zu machen, wozu ihm von den Stadtverordneten 500 Thaler aus der Kämmereikasse bewilliget und aus der Dr. Schultzeschen Stiftung für Hausarme 20 Thaler gegeben und auch noch Einsammlungen bei den hiesigen Einwohnern veranstaltet wurden. Auch von dem platten Lande gingen ansehnliche Unterstützungen ein und die Regierung zu Merseburg hatte jedoch nur zur Verwendung für die Grünsträßer Armen, 100 Thaler hierher gesendet, während bei den weit bedeutenderen Summen, welche von unseren Bürgern und aus der Kämmereikasse gegeben wurden, rücksichtlich der Verwendung kein Unterschied zwischen städtischen und grünsträßer Armen gemacht worden war. Es wurde Seiten des Hülfs Vereins besonders dahin gewirkt den Armen wohlfeiles Brod und Kartoffeln, namentlich auch Saamen Kartoffeln zu verschaffen. Die in mehreren Städten ausgebrochenen Unruhen gaben Veranlassung, daß von der Regierung zu Merseburg Commissarien an diese Städte abgesendet wurden. Der Ober Regierungsrath von Hinkeldey kam am 3 Mai 1847 Abends auch hierher und hielt eine Versammlung von Magistrat und Stadt Verordneten unter Theilnahme des Landraths. Letzterer hielt am 4 Mai einen Kreistag, wobei von den Kreisständen für Rechnung des Kreises 20000 Thaler zum Ankaufe von Roggen bewilliget wurden. Von dieser Bewilligung ist jedoch nur bis zum Betrage von 2000 Thaler Gebrauch gemacht worden, und der Verlust, der bei diesem Getreide Einkaufe und Verkaufe für den Kreis entstanden ist, beträgt 493 Thaler 9 Pfennige.
Die sehr gute Ernte
im Sommer 1847 machte daß dieser große Nothstand bald vorüber ging. Im November 1847 kostete der Berl Scheffel Waitzen 3 Thaler 2 Silbergroschen 6 Pfennige Roggen 2 Thaler 2 Silbergroschen 6 Pfennige Gerste 1 Thaler 19 Silbergroschen Hafer 1 Thaler 8 Silbergroschen 9 Pfennige.
Klassensteuer
Um den Armen zu Hülfe zu kommen, wurde von Sr. Maj. dem Könige für die Monate Mai Juni Juli die Klassensteuer in der untersten Steuerstufe erlassen. Die dem schon erwähnten Hülfs Verein zugeflossenen Mittel waren nicht alle verwendet worden; vielmehr waren 266 Thaler übrig geblieben. Es wurde von dem Vereine am 26 Januar 1848 eine Berathung veranstaltet, zu welcher alle Bürger eingeladen worden waren, die aber nur sehr schwach besucht war. In dieser Berathung wurde beschlossen von dem gebliebenen Bestande mit Hinzunahme von 50 Thalern Legat des verstorbenen Kaufmanns Kühne, 15 Thaler von dessen Erben (Betrag der Leichensteuer aus der Schützenkasse) und 3 Thaler vom Archidiaconus Heineken, eine Klein-Kinder Bewahr Anstalt ins Leben zu rufen, und wurden sofort als Vorsteher dieses Unternehmens gewählt: der Superintendent Förster Archidiaconus Heineken Oberlandes Ger Assessor Schulze Magistrats Ass. Kaufmann Tiemann Dr. medianae Gerber und Zimmermeister Krause.
Am 28 Juni Legat
starb der sehr wohlhabende Kaufmann Kühne, welcher außer dem so eben erwähnten 50 Thalern noch ein Legat von 500 Thaler ausgesetzt hatte, um von den Zinsen zu Weihnachten jeden Jahres 6 arme Kinder aus der Stadt und Grünstraße mit warmen Kleidern zu versehen. Die erste Bescherung dieser Art geschah am 25ten Decbr. in dem Hause des Bürgermeisters Securius, dessen Gattin zu der Zeit Vorsteherin des Frauen und Jungfrauen Vereins war, welchem Vereine der Verstorbene das Legat überwiesen hatte. Es wurden 3 Knaben und 3 Mädchen bekleidet.
Gasthof
Der Gastwirth Saenger im weißen Roß verkaufte seinen Gasthof zu Ostern an Seidel aus Eisleben und pachtete auf 6 Jahre vom 1 Januar 1848 bis dahin 1854 die hiesige Stadt Brauerei für 602 Thaler jährliches Pachtgeld. Er nahm sich dazu einen besonderen Brauer an.
Neue Baue
kamen vor: Der Seifensiedermeister Schilling am Markte bauet die obere Etage seines Wohnhauses neu. Der Kaufmann F G Schmidt am Markte bauet ein neues Seiten Gebäude um Wohnungen darin einzurichten. Der Seilermeister Schölz in der Rittergasse bauet einen neuen Stall. Der Victualienhändler Hoffmann übersetzt ein Hintergebäude. Der Schießhauswirth Bernhardt bauet einen neuen Saal, welcher am 15 October zu Königs Geburtstage eingeweihet wurde. Der Windmüller Thormann zur Grünstraße gehörig bauet ein neues Wohnhaus.
Die Kirschen
wurden verpachtet für 155 Thaler, die Pflaumen für 243 Thaler.
Am 3ten August
wurde zum Andenken an das Geburtstagsfest des Hochseligen Königes von der Schützen Gesellschaft ein Lustschießen gehalten, und damit die Feier des 50jährigen Schützen jubelfestes des Lohgerbermeisters Gottfried Elzner verbunden. Letzterer wurde in feierlichem Zuge von seiner Wohnung abgeholt, auf das Schießhaus geführt, und mit einer silbernen Denkmünze beschenkt.
Eine Reparatur am Heiligbrunnen kostete 33 Thaler 15 Silbergroschen und die neue Herstellung der Freitreppe vor der Stadt Knabenschule von Granit 65 Thaler 25 Silbergroschen.
Getreidemarkt
Es wurde versucht den Getreidemarkt in hiesiger Stadt wieder in Gang zu bringen, und wurde der erste derartige Markt am 6 Novbr gehalten. Die Zeit wird lehren ob er wird Bestand haben, oder ob er, wie schon vor etwa 20 Jahren einmal wieder eingehen wird.
Am 17 October
wurde die Stadtverordneten Wahl vorgenommen. Es wurden gewählt, zu Stadtverordneten der Schmiedemeister Zeitz der Victualienhändler Hoffmann der Schneidermeister Gehrmann und der Horndreher Pabst jun. zu Stellvertretern der Goldarbeiter Boettner der Tischlermeister Walther der Kaufmann Naumann und Lohgerbermeister Heinze.
Am 20 October
wurden die Genannten in der Stadtverordneten Versammlung neu eingeführt, und wurden gewählt zum Vorsteher Pabst senior zum Stellvertreter desselben der Drechslermeister Wilhelm Ufer, zum Protocollführer der Gastwirth Becker und zu dessen Stellvertreter der Leinewebermeister Schönbrodt.
Am 3 Decbr
war Kreistag in Delitzsch. Zu diesem kam auch der Dorfschulz Dietze aus Gerbisdorf als Deputirter der Landgemeinde hierher gefahren. Aber durch Umsturz des Wagens nahe bei der Stadt brach er den rechten Oberschenkel und mußte in dem Hause des Korbmachers Schleicher an der neuen Leipziger Straße 6 Wochen krank liegen..
Am 17ten Decbr
Abends wurde ein schönes Nordlicht hier gesehen. Der erste Eindruck, den es auf den Beschauer machte, es müßte ein großes Feuer in der Nähe seyn.
Sakristei
Auf Kosten der Kirche wurde die Sakristei heitzbar gemacht. Das Holz gaben die Geistlichen.
Das Stättegeld
wurde auf 3 Jahre verpachtet und zwar bei Jahrmärkten für 66 Thaler 15 Silbergroschen bei Viehmärkten für 30 Thaler 15 Silbergroschen bei Wochenmärkten für 212 Thaler 15 Silbergroschen jährlich. Auf 6 Jahre wurde verpachtet: Die Garküche für 12 Thaler 15 Silbergroschen der Rathauskeller für 12 Thaler jährlich.
Der Holzschlag
1847/1848 gewährte einen Erlöß von 627 Thaler 19 Silbergroschen.
1848
Am 8ten Januar
früh 7 Uhr – 15 n. Reaum. Der Winter streng.
Am 6ten Januar Nachmittags fand in dem Saale zum goldenen Ringe eine Christbescheerung statt, bei welcher 147 arme Kinder jedes mit einer Stolle, Pfefferkuchen, Aepfeln und Kleidungsstücken, meistens Schuhe, Strümpfe und Pantoffeln beschenkt wurden. Das Fest wurde mit Gesang eröffnet. Dann hielt der Archidiaconus Heineken eine passende Ansprache an die Kinder, und zum Schlusse wurden wieder einige Gesangbuch Verse gesungen. Der Aufwand dieser Bescheerung war durch Einsammlung freiwilliger Beiträge herbei geschafft worden.
Thormann
Ein neuer Uhrmacher, ein Sohn des Windmüllers Thormann etablirte sich zu Anfange des Jahres hier. Es sind nun deren viere vorhanden Ottmer Freiwald Peipelmann und Thormann.
Getreidemarkt
Der im November v. Jh. neu eingerichtete Getreidemarkt ging sehr bald wieder ein. Es wurde nur Weniges zu Markte gebracht, und für dieses Wenige fehlte es an Abnehmern. Ein neuer Beweis, daß in unserer Ackerbautreibenden Stadt ein solcher Markt nicht gedeihen will.
An der im Jahre 1839 erbaueten neuen Straße auf der Mittags Seite der Stadt an welcher Birken standen welche kein Gedeihen finden wollten, wurden im Frühjahr 1848 Süß-Kirschbäume gepflanzt deren Fortkommen glücklicher war. Es würde diese Aenderung schon früher vorgenommen worden seyn, wenn nicht in Rücksicht auf den am 28 Juni 1847 verstorbenen Kaufmann Kühne Senior, der die Erbauung dieser Straße besonders gefördert hatte, dieses verhindert hätte. Man wollte also erst dessen Tod abwarten. Die Birken waren von dem Verein welcher sich Behufs dieses Straßenbaues gebildet hatte, und dessen Pag. 87 Erwähnung geschehen ist, gepflanzt worden. Die Pflanzung der Süßkirschbäume geschah für Rechnung der Commun.
Stempel an der Stadtkirche Januar
Von den 7 Stempeln welche das Fahren mit Wagen bei der Kirche vorbei verhindern sollte und an denen von einem zum anderen starke eiserne Ketten waren, und welche von Heuschkels bis zu Podehls Hause standen, wurden im Januar fünfe weggenommen. Nur zweie blieben stehen um das Fahren zwischen der Kirche und Mädchen-Schule unthunlich zu machen. Diese beiden Stempel mußten aber wegen häufigen Muthwillens, der daran verübt worden war, auch weggenommen werden und mußte man sich damit begnügen 2 Warntafeln die das Fahren daselbst verbieten aufzustellen. In früherer Zeit ist von Heuschkels bis zu Podehls Hause eine Mauer befindlich gewesen.
Privatschule
Der pensionirte Post Conducteur Gaßmann, welcher vor zwei Monaten seine Wohnung hier genommen hatte gab seit Anfang dieses Jahres Unterricht in der französischen Sprache. Er war aber diesem Fache nicht recht gewachsen und die Sache nahm bald ein Ende.
März
In dem Monate März und schon mehrere Wochen vorher waren für die Abgebrannten in Schweinitz 50 Thaler gesammelt worden.
Schlagzieherhaus
Am 15ten März wurde das Schlagzieherhaus am Viehthore, der Commun gehörig in öffentlicher Auction für 220 Thaler an den Seilergesellen Thier verkauft. Dieser ließ das Haus, welches seit 20 und mehr Jahren von dem Pachter des Commungutes als Rumpel-Kammer benutzt worden war, wohnlich einrichten, und bauete ein neues Seitengebäude im Jahr 1849.
am 17ten März
Ein außergewöhnlicher Holzschlag – die Kiefern an der Dübener Straße, bei dem Delitzscher Forsthause – gab in der Auction am 17ten März einen Ertrag von 884 Thalern 27 Silbergroschen.
Öeffentlichkeit der Stadtverordneten Sitzungen
Die Stadtverordneten Versammlung trug auf Oeffentlichkeit ihrer Sitzungen an. Der Antrag wurde höheren Orts genehmiget, und wurden die nöthigen Einrichtungen dazu getroffen. Die erste öffentliche Sitzung wurde am 2ten und die zweite am 167en August gehalten. Zu der ersten hatten sich 4 zu der zweiten 10 Zuhörer eingefunden. Die Theilnahme daran verlor sich sehr bald, und in einigen Monaten war nicht mehr die Rede davon.
Abschaffung des Gregorius Umganges
Einige Mitglieder des Schulvorstandes trugen auf Abschaffung des Gregorius Umganges an. Die Sache wurde mit Zustimmung der Stadtverordneten Versammlung und Genehmigung der Regierung zu Merseburg dahin regulirt, daß die 4 Knabenlehrer ein jeder 15 Thaler jährlich ad dies muneris aus der Kämmerei-Kasse erhielt, der Gregorius Umgang fiel weg, und bei Anstellung neuer Lehrer fällt die Entschädigung ebenfalls aus.
Windmühle
Der Windmüller Kühne, Sohn des verstorbenen Böttchermeisters Kühne bauete eine neue Windmühle auf Elberitz Mark auf einem von dem Kaufmann Christian Friedrich Schmidt erkauften Feldstücke.
Bohrversuche
Im Haine und im Rosenthale wurde Bohrversuche nach Braunkohle gemacht. Sie standen unter der Leitung eines gewesenen Schullehrers Herrmann aus der Gegend von Halle, welcher mit den beiden Gutsbesitzern Ehlicher in Brodau und Merkwitz in Cletzen einen Vertrag dieserhalb geschlossen hatte. Die Bohrversuche an mehreren Stellen gewährten das Resultat, daß in einer Tiefe von 50 u mehr Fuß ein Kohlenlager von 7 bis 14 Fuß Mächtigkeit sich befände. Die ganze Sache schien aber auf Seiten des pp. Herrmann auf Schwindelei hinaus zu laufen, und so vieles Gerede Aufsehen und Schreiberei darüber auch gemacht worden war, so wurde doch gar nichts daraus, und nach Verlauf von 1 ½ Jahren war die ganze Sache wieder vergessen, und mancher betrogen.
Im Frühjahre
wurden über den Gertitzer Bach und über dem Graben an den der Stadt Commun gehörigen Wiesen bei Grabschütz neue hölzerne Brücken erbauet und mit Steinpflaster versehen. Die letztgenannte Brücke war durch die Einzel Verpachtung des Delitzscher Commungutes nöthig geworden. Diese Wiese in 11 Parzellen.
Zu Ostern
waren hier gleichzeitig zwei Seiltänzer Gesellschaften die des pp. Kolter und des pp. Starke. Beide gabe Vorstellungen, die erste vor dem breiten Thore die zweite auf dem Schießplatze, und machten gute Geschäfte. Sie blieben über 14 Tage lang hier und hatten immer vielen Zuspruch.
Der Hofrath Voigt bauete in seinem am Hause befindlichen Garten einen neuen Wagenschuppen und Pferdestall, und der Seifensieder Held in der Halleschen Gasse ein neues Hinter-Gebäude an die Rittergasse anstoßend. Es wurde ihm, gegen angemessene Bezahlung an die Kämmereikasse, erstattet, mit diesem Gebäude an der einen Ecke um einige Fuße heraus zu rücken und wurde dadurch eine Krümmung beseitiget, welche bisher in dieser Gasse an seinem alten Gebäude stattfand. Sein Nachbar der Kaufmann Hennig wird bei einem künftigen Neubaue seines Hintergebäudes in derselben Linie fortbauen.
Am 29ten Mai
erhängte sich die Dienstmagd der Wittwe Böhme, Rosine Lorenz aus Badrina in dem Hause Ihrer Herrschaft.
Neue Baue
wurden unter anderem folgende ausgeführt. Der Fuhrmann Keller an der Stadtmühle hat sein Wohnhaus das alte sogenannte Tuchmacherhaus abgetragen, und hat auf dessen Stelle ein neues massives Wohnhaus aufgeführt. Der Agent Sattler hat seine in der Todtengasse gelegene mit Stroh gedeckte Scheune zur Hälfte abgetragen, und hat auf die dadurch gewonnene Stelle ein neues massives Wohnhaus aufgebauet. Das Strohdach auf der zweiten Hälfte der Scheune hat er im Jahre 1849 abgenommen und in Ziegeldach verwandelt. Der Büchsenmacher Scherell vergrößerte sein Wohnhaus in der Zscherngasse durch einen massiven Anbau. Der Acronom Sigismund Kühne, Nr. 2 in der breiten Gasse, bauete ein neues Stallgebäude in seinem Hofe. Dessen Bruder der Kaufmann Wilhelm Kühne am Markte bauete ein neues Seitengebäude in seinem Hofe. Der Kaufmann Hennig in der halleschen Gasse bauete in seinem Hofe ein neues Niederlage Gebäude. Der Kaufmann Mulertt junior in der Holzgasse richtete sich das von dem Böttchermeister Georgi erkaufte Wohnhaus (Eckhaus an der Leipziger und Holzgasse) zu seinem Handels Geschäft ein, und bezog dasselbe im Herbste. Der Horndrechslermeister Pabst hat in seinem Hause in der Kohlgasse einen Kellerbau ausgeführt.
Die Kirschverpachtung
hat in diesem Jahre einen Ertrag von 193 Thalern 15 Silbergroschen gewährt.
Kreis Chirurgus Dr. Zieger
Am 28. Septbr 1847 starb in Magdeburg, wohin er zu einer Chirurgen Conferenz gereiset war, der hiesige Kreis Chirurgus Danneberg, ein geschickter Wund-Arzt. Dessen Nachfolger wurde der Kreis Chirurgus Christoph Rudloff. Der hiesige practische Arzt und Geburtshelfer, Sohn des hiesigen ersten Mädchen Lehrers Zieger und Schwiegersohn des Magistrats Assessors Meißner, Dr. Zieger 29 Jahre alt starb am 13ten März 1848; desgleichen auch der Kreisphysicus Dr. Ettmüller, Ritter des rothen Adler Ordens 4ter Kl. starb am 25ten April 1848 im 75ten Lebensjahre. Dessen Nachfolger wurde der Dr. med. Gerold aus Acken an der Elbe.
Am 18ten Mai 1848
starb der gewesene unbesoldete Magistrats Assessor Seifensiedermeister Krieger im 67ten Lebensjahre.
Am 21ten Juli 1848 Kirchen Kasse Kretzschmar
starb der besoldete Magistrats Assessor Friedrich August Meißner, ein hiesiger Eingeborener, im 56ten Lebensjahre. Er hatte 29 Jahre lang im Dienste der Stadt gestanden, 7 Jahre als Subaltere, und 22 Jahre als besoldeter Magistrats Assessor. Er verwaltete gleichzeitig das Amt als erster Kirchen Vorsteher und als Verwalter der milden Stiftungs Kassen. Man fand es für rathsam diese Kassen Verwaltungen von dem Amte als Magistrats Assessor zu trennen, weil der Magistrat sowohl Kirchen Inspector und Patron als auch Inspector der milden Stiftungen ist und es daher nicht passen will, daß ein Magistrats Mitglied diese Kassen Verwaltungen selbst führt. Es wurde nun zum Kirchen Vorsteher der bisherige zweite Kirchen Vorsteher Gürtlermeister Friedrich Johann Kretzschmar, und als zweiter Kirchen Vorsteher der Stadt Steuereinnehmer Friedrich August Weidenhammer gewählt und wurden beide als solche am 31ten August 1848 verpflichtet.
Catholy
Die Verwaltung der milden Stiftungskasse aber wurde dem Sparkasse Rendanten Thärigen übertragen und ihm für diese Verwaltung 1/12 p Ct. von dem Kapital Vermögen jeder Stiftung, jährlich, bewilliget. Weil aber auf diese Weise das Einkommen der Magistrats Assessor Stelle ................. Gehalt nur 300 Thaler betrug vermindert worden war, so wurde auf Beschluß der Stadtverordneten Versammlung die Assessor Besoldung auf 400 Thaler jährlich erhöht. Es wurde für diese Stelle der bisherige Bürgermeister in Wahrenbrück Carl August Catholy, ein junger Mann von 30 Jahren erwählt und derselbe am 1ten October 1848 verpflichtet und eingeführt.
Legat
Der verstorbene Meißner hat in seinem Testamente ein Legat von 500 Thalern gestiftet, dessen Zinsen zur Erhaltung der Gottes Acker Kirche verwendet werden sollen. Dieses Legat wirde mit dem im Jahre 1730 zu gleichen Zwecke gestifteten Legate des Dr. Schulze, welches auch 500 Thaler beträgt, gemeinschaftlich verwaltet.
Sparkasse
Vom 1ten October 1848 ab wurde in hiesiger Stadt eine Sparkasse ins Leben gerufen, und zum Rendanten derselben Karl August Thärigen, bisher Schriftsetzer in der Meynerschen Buchdruckerei hierselbst mit 200 Thalern Gehalt jährlich angestellt. Er wurde als solcher am 19ten Septbr. 1848 verpflichtet. Die Sparkasse war, unter Garantie des gesamten Kämmerei Vermögens und der Stadt überhaupt, für Stadt und Umgegend bestimmt, und gab 3 Thaler 10 Silbergroschen Zins jährlich von 100 Thalern folglich 2 Silbergroschen per Thaler. Die Sparkasse gewann vieles Vertrauen. Es kamen größere und kleinere Einlagen von allen Seiten und bis zum 1ten December 1849 waren 52005 Thaler 10 Silbergroschen 6 Pfennige eingelegt worden. Davon waren bis zum 1ten Decbr 49, 10972 Thaler 6 Silbergroschen 6 Pfennige wieder abgehoben, und 39233 Thaler 3 Silbergroschen 10 Pfennige gegen pupillarische Sicherheit theils zu 5 theils zu 4 ½ Procent ausgeliehen worden. Vom 1ten Januar 1850 ab wurde der Gehalt des Rendanten Thärigen auf 250 Thaler jährlich erhöht, und ihm dafür die unentgeldliche Verwaltung der ........................ und Armenkasse mit übertragen.
Bauverwalter
Am 15ten August starb der Bauverwalter Kaufmann im 71ten Lebensjahre. Er hatte am 3ten August sein 50jähriges Schützen Jubelfest gefeiert, und am 6ten August einer Schützen Fahnen Weihe in Eilenburg beigewohnt, und erkrankte gleich nach der Rückkehr von dort. Zu seinem Nachfolger wurde der Riemermeister Peisker mit 50 Thalern Gehalt, jährlich, gewählt, und am 19ten September 1848 verpflichtet.
Kirchendach Reparatur
Die Erneuerung des Daches auf der hiesigen Stadtkirche auf der Mittags-Seite, welche schon seit 2 Jahren vorbereitet worden war, wurde in diesem Jahre ausgeführt. Der Aufwand für diese Kirchendach Reparatur betrug über 1795 Thaler welche von der gesamten Kirchfahrt aufgebracht werden mußten. Der Antheil, den die Stadt Commun Delitzsch dazu beizutragen hatte, 1474 Thaler 24 Silbergroschen 2 Pfennige, wurde aus der Kämmereikasse entnommen, und dadurch den hiesigen Einwohnern eine große Erleichterung gewährt. Die Einziehung der Kosten Beiträge von den übrigen zur Kirchfahrt gehörigen Gemeinden machte viele Mühe und Schreiberei, besonders wegen Storckwitz und wegen der Grünstraße.
Pflaumen
Die diesjährigen Pflaumen auf der Plantage vor dem Viehthore gewährten einen Pachtgeld Ertrag von 361 Thalern.
Am 25ten September
Abends gegen 8 Uhr, brannte eine mit Stroh gedeckte Scheune vor dem halleschen Thore, dem Acronomen Siegismund Kühne gehörig ab. Die Entstehungs Ursache des Feuers konnte nicht ermittelt werden, und war dieses noch die einzige Scheune mit Strohdach vor dem Halleschen Thore, welche bey dem großen Brande im Jahre 1809 am Sonntage Exandi früh 7 ½ Uhr von den Flammen verschont blieb. Im Jahre 1849 bauete der pp. Kühne eine schöne neue Scheune mit Ziegeldache an die Stelle der abgebrannten.
Bei der Stadtverordneten Wahl
am 15ten Octbr wurden gewählt, zu Stadtverordneten: der Kaufmann Mulertt sen., der Strumpffabrikant Pabst sen., der Schneidermeister Balke sen., und der Fleischermeister Pörschmann senior; zu Stellvertretern der Färber Gelpke, der Maurermeister Meie, der Lohgerbermeister Platen, der Gastwirth Merkwitz. Die zuerst genannten viere wurden am 16ten October in die Stadtverordneten Versammlung eingeführt, und wurden gewählt zum Vorsteher der Strumpffabrikant Pabst sen. zu dessen Stellvertreter der Victualienhändler Hoffmann; zum Protocollführer der Gastwirth Becker und zu dessen Stellvertreter der Leinewebermeister Schönbrodt.
Commun Gutes
Zu Juhanni 1848 ging die Pachtung des hiesigen Commun Gutes zu Ende, und fand die Rückgabe desselben am 26ten Juni statt. In deren Folge wurden an die bisherige Pächterin Wittwe Küster zurückgezahlt: 2000 Thaler Caution und 2191 Thaler 19 Silbergroschen 1 Pfennig Entschädigung für Vieh Aussaat usw. Das Gut hatte bisher an jährlichem Pachtgelde gewährt, mit Einschluß der Lehdenfelder 2335 Thaler. Man war schon seit einigen Jahren mit dem Plane umgegangen, bei Erledigung dieser Pachtung das Gut in einzelnen Parzellen zu verpachten, um dadurch einen höheren Pachtgeld Ertrag zu erlangen. Als aber die Sache zur Ausführung kommen sollte, fanden sich Widersprüche im Magistrats Collegis selbst vor, welche jedoch durch Berichts Erstattung an die Königl. Regierung in Merseburg beseitiget und die Einzel Verpachtung genehmiget wurde. Die Vorbereitungen dazu wurden schon im Jahre 1847 getroffen, und der Anfang mit Verpachtung der Lehdenfelder gemacht. Diese waren schon von dem verstorbenen Pachter – Amtmann Küster – in einzelnen Parzellen, mit Genehmigung der Commun, .................. verpachtetworden. Diese Parzellen wurden beibehalten, und die Pächter derselben befragt, ob sie ihre Pachtungen noch auf anderweite 12 Jahr bis zu Johanni 1860, gegen ein erhöhtes Pachtgeld von 2 ½ Silbergroschen für jeden Thaler jährlich beibehalten wollten. Die meisten Pächter nahmen dieses Erbieten an, und die Lehdenfelder wurden demnach für 658 Thaler 3 Silbergroschen 9 Pfennige jährlich von neuem auf 12 Jahre verpachtet, in 32 verschiedene Parzellen. Von den bisherigen Pächtern gaben ihre Pachtungen auf, und traten an deren Stelle andere Personen ein. Um die Einzelverpachtung des Commungutes auszuführen, mußten die dazu gehörigen Felder und Wiesen erst von dem Regierungs Conducteur Zanthier vermessen, und in einzelne Parzellen abgetheilt werden. Felder und Wiesen wurden in einzelne Parzellen, die Schäferei Gerechtigkeit, nämlich die dazu gehörige Hutung und ein Schafstall mit einigem Invetario, an den Ritterguts Pachter, Amtmann Donner in Döbernitz, die der Commun gehörige Scheune theils in zwei Hälften getheilt, theils ganz, und das Gehöfte des Commungutes in zwei Theilen verpachtet. Zu dem einen Theile des Communguts Gehöftes wurden einige Felder mit geschlagen und dem Pachter dieses Theiles die Verpflichtung aufgelegt ein Saamenrind und 1 Hauerschwein für die Bürgern mit zu halten. (Früher waren 2 Bullen auf dem Commungute zur Benutzung sowohl für die Bürgerschaft als für den Pachter gehalten worden, aber durch Verringerung mit den Vieh haltenden Bürgern war man dahin überein gekommen, daß nur 1 Bulle noch gehalten werden solle, da man diesen für ausreichend hielt.)
Auch der Galgen-Platz
vor dem Galgthore, wo früher der Galgen gestanden hatte, ohngefähr 42 Quadratruthen groß, und ein Stück Grabeland auf dem Schießplatze, wurden mit verpachtet. Das Resultat dieser Einzelverpachtung – wozu der Licitatinus Termin auf dem 31 Januar 1848 u. f. angesetzt war, für Felder Wiesen und Scheunen, Schäferei und Communguts Gehöfte wurden etwas später verpachtet, und worüber 65 verschiedene Pacht Contracte, nach gedruckten Formularen ausgefertigt werden mußten in duplo – war: Es wurden erlangt
3163 Th., 25 Sg. Pachtgeld jährlich für Felder und Schäferei
908 Th., 10 Sg. Pachtgeld jährlich für Wiesen
312 Th., 15 Sg. Pachtgeld jährlich für Gebäude
25 Sg. Pachtgeld jährlich für den Galgen Platz
658 Th., 3 Sg., 9 Pf. Pachtgeld jährlich für die Lehdenfelder
5043 Th., 18 Sg., 9 Pf. Summa.
Mithin 2708 Thaler 18 Silbergroschen 9 Pfennige mehr als das frühere Pachtgeld betrug.
Schoß u. Wächtergeld
Vom 1 Januar 1848 ab wurde den Bürgern das Schoß- und Wächtergeld, welches der Kämmereikasse jährlich 386 Thaler 12 Silbergroschen 6 Pfennige einbrachte, für immer erlassen.
Lehmgrube
Um die Lehmgrube am Schenkenberger Wege, der Stadt Commun gehörig, zu vergrößern, da das Commun Feldstück auf dem sie befindlich bald zu Ende ging, wurde die unmittelbar an dieselbe anstoßenden Felder der beiden Einwohner Gallwitz und Lange zu Schenkenberg, zusammen 4 Morgen 121 Quadrat Ruthen haltend tauschweise dazu gebracht, und dagegen dem pp. Gallwitz und Lange, die der Stadt Commun gehörige Feldbreite an der Naundorfer Mühle, 6 Morgen 106 Quadrat Ruthen groß, eigenthümlich überlassen.
Stadtschulden
Am Schlusse des Jahres 1848 betrugen die Stadtschulden 10055 Thaler 12 Silbergroschen 6 Pfennige und besaß die Kämmereikasse an außen stehenden Kapitalien 1300 Thaler freiwillige Anleihe Scheine und 600 Thaler Preußische Staats Schulden Scheine.
Volksaufstand
Die politischen Unruhen, zu denen der revolutionäre Volks Aufstand in Berlin, am 18ten März 1848 die Veranlassung gab haben auch unsere Stadt nicht unberührt gelassen. Es wurden Versammlungen gehalten, Vereine gestiftet, eine Sicherheitswache eingerichtet, allgemeine Volks Bewaffnung beantragt, und dergleichen mehr. Der Magistrat hatte dabei einen schweren Stand; besonders als im November von der aufgelöseten National Versammlung die Steuer Verweigerung beschlossen wurde, um das Ministerium Brandenburg zu stürzen, welches dem democratischen Umtrieben kräftig entgegen trat. Es gehörte viele Vorsicht und Besonnenheit dazuum als Behörde nicht mit in diese politischen Umtriebe hinein zu gerathen, was in mehreren anderen Städten der Fall war. Auch Katzenmusiken und offenbare Widersetzlichkeiten kamen bei uns mit zum Vorschein.
Am 9ten April 1848 Nachmittags 3 Uhr wurde auf unserem Marktplatze eine große Volks-Versammlung gehalten zu welcher sich einige Tausend Menschen eingefunden hatten. Vor dem Rathhause war eine Rednerbühne erbauet, von welcher herab mehrere Volksredner – Oberlandes Gerichts Assessor Schulze, Zimmermeister Krause Dr. Fiebiger u. a. – über verschiedene Gegenstände sprachen. Zu dieser Volks-Versammlung hatten sich auf dem hiesigen Schießplatze die hiesige Schützengilde, die Turner und sämmtliche Innungen aufgestellt, und kamen in festlichem Zuge, mit 2 Musik Chören und 22 Fahnen, auf den Marktplatz gezogen. Es ging alles in guter Ordnung vorüber. Seitdem wurden in geschlossenen Räumen eine Menge Versammlungen gehalten, bei welchen, außer den schon Genannten, auch der Pastor Krüger aus Schenkenberg der Trödelhändler Göbel von hier, Mühlenbesitzer Berke von Benndorf u. a. als Redner auftraten.
Am 6ten August 1848 hielten die hiesigen Handwerker einen festlichen Aufzug mit Musik und brachten dem von der deutschen National Versammlung in Frankfurt am Main zum Reichs Verweser erwählten Erzherzoge Johann ein Lebehoch mit Absingung eines Vaterlands Liedes. Am 21ten und 22ten November 1848 waren die zum hiesigen Landwehr Bataillone gehörigen Mannschaften einbeordert, um eingekleidet zu werden. Die Mannschaften waren aber, in Folge vorher gegangener Aufregung, zum größeren Theile so widerspenstig, daß sie sich nicht einkleiden ließen. Auch diejenigen welche ihre Kleidung schon im Empfang genommen hatten, wurden von ihren widerspenstigen Kameraden gezwungen selbige wieder zurück zu geben, und wurden einem sogar die Kleider vom Leibe gerissen. Die Mannschaften mußten daher entlassen werden.
Am 25ten November rückten nun Infanterie und Kavallerie hier ein, angeblich 400 Mann Füßeliere und 40 Mann Husaren. Die Mannschaften wurden nochmals einbeordert und nun ging die Einkleidung ohne Störung vorüber. Die Räthelsführer wurden zur Untersuchung gezogen, und bestraft.
Am 24ten October 1848 früh fand man an der Postsäule vor dem breiten Thore einen Zeddel angeklebt, mit der Ankündigung: Mittwoch Abend 8 Uhr wird Republik proclamirt. Theilnehmer wollen sich auf dem Markte vorm Rathhause einfinden. A. Besser der Zeddel wurde abgenommen und der Mittwoch Abend ging ganz ruhig vorüber. Die Nachricht, daß von Thüringen und Leipzig her Freischaaren im Anzuge wären, um in die hiesige Provinz einzufallen, gab Veranlassung, daß am 19ten November angeblich 80 Husaren von Düben hierher gezogen wurden, welche theils in der Stadt blieben, theils in das Dorf Brodau gelegt wurden. Das Ministerium Brandenburg behauptete sich, und ihm haben wir die Erhaltung der Ruhe im Vaterlande zu danken. Die bisher üblich gewesenen Prädicate für Behörden: Hoch Hochlöblich Wohllöblich wurden abgeschafft.
Jagd Verpachtung
Eine von den März Errungenschaften war das neue Jagdgesetz vom 31ten October 1848 durch welches die Jagd auf fremden Grund und Boden aufgehoben wurde. In Folge dessen verlor auch die Stadt Delitzsch ihr Jagd Revier, welches zuletzt einen jährlichen Pachtertrag von 84 Thalern 15 Silbergroschen gewährt hatte. Die Jagd konnte fortan nur auf eigenem Grund und Boden ausgeübt werden, und wurde demnach auf den Commun Feldern und Wiesen, sowie in dem Communholze vom 1ten Decbr 1848 ab, auf 3 Jahre für 18 Thaler 15 Silbergroschen jährlich verpachtet. Mithin ein Verlust für die Kämmereikasse von 66 Thalern jährlich.
Wegen politischer Vergehen wurden am 6ten Decbr der Dr. Fiebiger und am 9ten Decbr der Trödelhändler Göbel jun. arretirt und an das Inquisitoriat zu Eilenburg abgeliefert. Der letztere, welcher zu fünf Jahren Zuchthausstrafe verurtheilt ward, war Pachter des Stättegeldes an Wochen und Jahrmärkten. Wegen seiner Arretirung wurden diese Gefälle Erhebungen auf 3 Jahre von neuem verpachtet, und die Kämmereikasse verlor dabei, an beiden Pachtungen zusammen, 68 Thaler 15 Silbergroschen jährlich.
Vergrößerung des Gottesackers
Bei der Vereinzelung des Commungutes wurde der dem Pachter bisher überlassen gewesene Garten am Gottes Acker mit zu dem letzteren gezogen und dadurch der Gottes Acker bedeutend vergrößert. In Gefolge dieser Vergrößerung mußten verschiedene bauliche Einrichtungen vorgenommen werden, welche den Sommer und Herbst bis zum Monat November in Anspruch nahmen. Am Todtenfeste den 26ten November Nachmittags nach dem Gottesdienste in der Gottes Acker Kirche wurde nun diese Gottes Acker Vergrößerung von dem Hl. Sup. Förster feierlich eingeweihet.
d.28ten October
ward der praktische Arzt Dr. Ideler als Hospital und Stadt Armen Arzt mit 50 Thalern jährlichem Gehalt angestellt.
1849
Am 4 Januar, 25 Januar und 22 März 1849 fanden drei Holz Auctionen in dem Communholze statt, welche einen Ertrag von resp. 135 Thalern, 276 Thaler 6 Silbergroschen und 494 Thaler 2 Silbergroschen gewährten.
Der schon erwähnte Kleiderhändler Göbel junior wurde zur Verbüßung einer 5jährigen Zuchthausstrafe am 15ten März von Eilenburg aus hierdurch nach Halle transportirt. Nach dem Beschlusse der Stadtverordneten Versammlung wurde, vom 1 Januar 1849 ab, den Steuerpflichtigen die bisher von ihnen mit erhobene Tantieme von dem Kavallerie Verpflegungsgelde erlassen, wodurch die Kämmereikasse einen Verlust von 25 Thalern 9 Silbergroschen 11 7/8 Pfennige jährlich erlitt.
Dr. Fiebiger
Der schon erwähnte Dr. Fiebiger wurde gegen 1000 Thaler Caution der Untersuchungshaft bei dem Inquisitoriate in Eilenburg entlassen, und kam am 24ten März 1849 wieder hierher zurück..
Straßen Schilder
Im Monate Mai wurde die Stadt mit Straßen Schildern versehen, und waren dabei die alten Benennungen beibehalten worden. Auch wurden Vorbereitungen getroffen, um Stadt und Vorstadt mit Straßen Laternen zu erleuchten. Die Fertigung derselben wurde dem Schlossermeister Bier junior als Unternehmer übertragen. Der Vorfertiger war aber hauptsächlich der Klempnermeister Luckian. Es wurden theils Hänge Laternen theils Pfahl Laternen angeschafft und am 15ten October, Königs Geburtstag wurden die Laternen zum ersten Male angezündet. Der Aufwand für die Laternen, 39, betrug gegen 400 Thaler. Es wurden 3 Laternenputzer angestellt, und für jede Laterne jährlich 1 Thaler für Anzünden Putzen usw. bezahlt. Der Antrag zum neuen Jahre einen Gratulations Umgang in der Stadt halten zu dürfen, wurde den Laternenputzern abgeschlagen. Der Oelbedarf und Laternenputzerlohn dürfte jährlich gegen 400 Thaler kosten. Diese Laternen Angelegenheit machte dem Magistrate viele Mühe.
Cholera Epidemie
Im Monate Juli stellte sich die Cholera bei uns ein. Sie hat viele Opfer verlangt, und manches Familienglück ist dadurch getrübt worden. Ihren Höhepunkt hatte sie zu Anfang des Monats September erreicht, und ihr Ende zu Anfang des October. Die Zahl der daran Erkrankten betrug 141, der daran Gestorbenen 42. Unsere Äerzte hatten dabei sehr viel zu thun, zumal da zwei derselben Dr. Bertram und Dr. Pfotenhauer, jener als Bataillons Arzt, dieser als Compagnie Arzt mit dem Landwehr-Bataillone abwesend waren. Bei Behandlung der Kranken hat sich bei dieser Gelegenheit unser Hospitals und Armen Arzt Dr. Ideler ausgezeichnet. Von den an der Cholera Verstorbenen wollen wir erwähnen, am 23 Juli die Leichenwäscherin Schladitz an deren Stelle bald darauf die Wittwe Geyer angestellt wurde, am 6 August die Ehefrau des Bürgermeisters Securius, deren Mann in Wittekind im Bade war, und der seine Gattin, als man ihm von deren gefährlichen Erkrankung benachrichtigt und ihm am 6ten August früh einen Kutschwagen nach Wittekind geschickt hatte, um nach Hause zu kommen, als Leiche wieder sah. Ferner der Instrumentenmacher Moritz, die Ehefrauen des Uhrmachers Ottmer und des Mädchen Lehrer Zieger. Der letztere verheirathete sich einige Monate nachher wieder mit der Wittwe des Chirurgus Danneberg.
Die Zahl der in diesem Jahre Verstorbenen betrug im Ganzen 197. Für Arme Kranke wurden in diesem Jahre aus der Hospital-Kasse58 Thaler und aus der Armen Kasse 68 Thaler für Arzneymittel bezahlt. Ein Messerschmied Dudenfing aus Leipzig ließ sich in Delitzsch nieder. An der Dübener Straße vom Forsthaus bis zur Furthbrücke wurden an beiden Seiten von der Stadt Commun italienische Pappeln gepflanzt.
dritter Mädchenlehrer
Auf Anordnung der Regierung zu Merseburg mußte ein dritter Mädchenlehrer hier angestellt werden. Es waren dazu schon im vorigen Jahre Vorbereitungen getroffen, und war im Ordonanzhause eine Schulklasse und Lehrer-Wohnung eingerichtet worden. Als dritter Mädchenlehrer wurde Eduard Keller aus Halle, bisheriger Lehrer an der Bürgerschule in Halle, mit jährlich 175 Thalern festem Gehalt, und freier Wohnung, angestellt, welcher sein Amt am 16ten April angetreten hat. Die Wohnung gefiel aber dem pp. Keller nicht, und auf sein Ansuchen wurden ihm von der Stadtverordneten Versammlung jährlich 30 Thaler Miethzins Entschädigung bewilliget, seine Dienstwohnung aber an den Grünsträßer Polizeidiener Jahn für 20 Thaler jährlich vermiethet. In Folge von Kellers Anstellung wurde der erste Mädchenlehrer Zieger mit 400 Thalern jährlich fixirt, und dem zweiten Mädchenlehrer Petermann eine jährliche Gehalts Zulage von 10 Thalern bewilliget. Auch wurde in den beiden ersten Mädchen Klassen, so wie in den 4 Klassen der Knabenschule das Schulgeld auf 4 Silbergroschen monatlich vom 1ten Mai ab von jedem Schulkinde erhöhet. Die Erhöhung fand Anfangs vielen Widerspruch, der aber nicht berücksichtigt werden konnte, weil die Opfer welche die Kämmereikasse für die Schulen, durch Fixirung der Lehrer usw., übernommen hatte zu bedeutend waren, als daß man nicht dafür hätte sorgen sollen, daß der Kämmereikasse, zu welcher das Schulgeld von dem Schulgeld Einnehmer abgeliefert werden mußte, einige Entschädigung dafür zu Theil werde.
Barthel
Unser Rector Stützer Substitut, wurde als Rector nach Bitterfeld berufen, und ging den 1ten April dahin ab. Zu dessen Nachfolger wurde der bisherige Rector zu Mücheln Barthel gewählt welcher, ebenfalls als Rector substitutus, denn der emeritirte Rector Ahner lebet noch, sein Amt antrat am 4 Juni 1849. Sein jetziges Gehalt war ohngefähr 175 Thaler und freie Wohnung. Der Emeritus bekommt 200 Thaler. Während der Vacanz in den Monaten
April und Mai 1849
hat der Candidat Knauth, vorher Hauslehrer in Zschepen, das Rectorat als Vicarius verwaltet, gegen ein Honorar von 4 Thalern wöchentlich.
Neue Baue
Der Magistrats Assessor Kaufmann Thiemann hatte schon vor anderthalb das Haus der verwittweten Gerichtsdirector Hildebrandt in der Holzgasse für 3750 Thaler gekaufet, war aber in seinem Hause am Markte, bei der Kirche wohnen geblieben. In diesem Jahre aber verkaufte derselbe sein früheres Haus an den Kaufmann Lindenhahn aus Quering gebürtig für 4050 Thaler, bauete in seinem neu erkauften Hause ein neues Statt und Wirtschafts Gebäude nahm in dem Wohnhause mehrere bauliche Veränderungen vor, und bezog dasselbe am 1 Juli 1949.
Der Fuhrmann Scharf kaufte in der Todtengasse eine mit Stroh gedeckte Scheune von der Wittwe Dittmar, trug diese ganz ab, und erbauete eine neue mit Ziegeldach.
Der Klempnermeister Winckler hatte schon im vorigen Jahre an der Stadtmauer bei Pfotenhauers Zwinger ein neues Wohnhaus aufgebauet. Ihm folgten in diesem Jahre der Strumpffabrikant Pabst welcher einen Schuppen, der Schneidermeister Gehrmann der ein Wohnhaus, der Zimmergeselle Franke und der Victualienhändler Hoffmann welche jeder einen Schuppen ebenfalls an der Stadtmauer bei Pfotenhauers Zwinger erbaueten. Der Fuhrweg, der zwischen der Zscherne und diesen neuen Gebäuden hinführt, wurde gepflastert und durch zwei neue Gebäude, welche im Jahre 1850, von dem Drechslermeister Petzsche ein Schuppen, und von dem Sattlermeister Ronniger ein Wohnhaus, ebendaselbst ausgeführt wurden, entstand eine neue Gasse, welche den Namen Mauergasse erhielt.
Die Baustellen zu allen diesen Gebäuden waren den Bebauern nur laasweise gegen Entrichtung eines Laaszinses überlassen worden. Nachher aber im Jahre 1850 wurden sie mit Genehmigung der Regierung zu Merseburg den Bebauern als Eigenthum überwiesen gegen Entrichtung eines jährlichen Erbzinses an die Kämmereikasse. Der Lohgerbermeister Elsner in der Viehgasse hat die obere Etage seines Wohnhauses abgetragen und neu gebauet. Der Schmiedemeister Naumann aus Sausedlitz hat das Fleischermeister Richtersche Haus in der Rittergasse gekauft, und eine Schmiede Werkstatt darin eingerichtet. Auch in der Viehgasse ist von dem Schmiedemeister Hasfurt eine neue Schmiede eingerichtet worden. Die Frau Hofräthin Voigt bauete ein neues Gartenhaus in ihrem Zwinger und der Dr. Gerber ein neues Gewächshaus in den Garten hinter seinem Schuppen in der Rittergasse. Für die Kirschen Verpachtung wurden in diesem Jahre 208 Thaler 15 Silbergroschen, für die Pflaumen auf der Plantage 352 Thaler und für die Pflaumen im Rosenthale 25 Silbergroschen gelöset.
Ein der Commun gehöriger bisher nutzlos gewesener Platz zu Ende der ersten und zweiten Scheunengasse vor dem breiten Thore, der Wohnung des Chirurgen Rathmann, Scharfrichtereibesitzer, gegenüber, ist dem letzteren gegen Entrichtung eines jährlichen Laaszinses von 2 Thalern 15 Silbergroschen zur Benutzung als Gartenland, bis auf Widerruf überlassen worden. An dem Stadtgraben Ufer hinter der Kohlgasse wurden von den dort wohnenden Hausbesitzern und einigen anderen Personen kleine freundliche Gärten angelegt, und mit Stacketen umgeben. Für diese Gärten müssen, da Grund und Boden der Commun gehörig, jährliche Laaszinsen an die Kämmereikasse gegeben werden und ist Grund und Boden nur auf Widerruf, jedoch nicht unter 20 Jahren überlassen worden. Die Promenade erhielt dadurch ein recht freundliches Ansehen, und die Commun wurde die kostspielige Unterhaltung der Barrieren los, und bekam jährlich einige Thaler Laaszins.
Bürgerwehrgesetz
Um das Bürgerwehrgesetz vom 17ten October 1848, abermals eine März Errungenschaft, in Ausführung zu bringen, wurden auch bei uns die vorgeschriebenen Liste aufgestellt, Compagnie Bezirke eingetheilt, Hauptleute Zugführer Feldwebel usw. gewählt auch schon einige Exercier Uebungen vorgenommen. Es wurde jedoch die weitere Ausbildung des Bürgerwehr Instituts höheren Orts bald wieder zurückgenommen, und war alles vergebliche Mühe und Arbeit und Kosten Aufwand gewesen.
Justiz Organisation, Rathhausausbau
Durch die Aufhebung der Patrimonial Gerichtsbarkeit und die damit verbundene Justiz Organisation, welche mit dem 1 April 1849 ins Leben trat, wurde das zeither hier bestandene Land und Stadtgericht in ein Kreis Gericht verwandelt, und dessen Umfang, gegen früher, vergrößert. Da die benachbarte Stadt Bitterfeld sich viele Mühe gab auch ein Kreis Gericht in seine Mauern zu bekommen, und sich erboten hatte die dazu erforderlichen Locale neu zu bauen und unentgeldlich herzugeben, so mußten auch wir uns dazu verstehen Opfer zu bringen und es wurde daher unser Rathhaus mit noch 2 Etagen übersetzt und wurden dem neuen Kreis Gerichte die zweite und dritte Etage im Rathhause unentgeldlich überwiesen und der Magistrat bezog die bisher von dem Land und Stadtgerichte benutzten Räume in der unteren, ersten, Etage des Rathhauses. Dieser Rathhaus-Vergrößerungsbau wurde am 2ten Juli 1849 begonnen. Er wurde auf Rechnung ausgeführt unter specieller Aufsicht des Bau Inspectors Schönwald, welchem dafür eine Gratification von 100 Thalern bewilliget wurde. Der Sparkassen Rendant Thärigen fungirte als Bauschreiber dabei, und bekam 30 Thaler für seine Mühe. Der Bau kostete 10000 Thaler, welche zum größten Theile aus der Sparkasse zu 4 ½ p Ct geborgt wurden. Die vierte Etage des Rathhauses und die Räume im Seiten Gebäude blieben der Commun vorbehalten. In der ersten Etage des Seitengebäudes wurden zwey Zimmer zu Stadt-Krankenstuben mit vier Betten zweckmäßig eingerichtet und dadurch einem dringenden Bedürfnis abgeholfen. Der Kreisphysicus Dr. Gerold ging mit der Idee um eine landwirtschaftliche Schule hier zu errichten, und dazu die Räume in der vierten Etage zu benutzen. Es wurde auch dieserhalb Bericht erstattet; allein die Sache fand aus triftigen Gründen hoheren Orts keine Unterstützung und unterblieb.
Krankenstube
In dem Hospitale wurden die Krankenstube und der Betsaal mit einem Kosten Aufwande von mehr als 250 Thalern neu eingerichtet, und der Saal am 17ten Septbr durch den Hospital Prediger Dr. Burghardt wieder geweiset.
Michaelis Examina
Die hiesigen Diaconen hatten auf Abstellung der Michaelis Examina angetragen. Der Magistrat war diesem Antrage entgegen, und die K. Regierung hat für Beibehaltung dieser Schulprüfungen entschieden.
kleiner Stadtgraben
Die nothwendig gewordene Schlämmung des kleinen Stadtgrabens wurde in der Art ausgeführt, daß, nachdem das Wasser abgelassen, und der Schlamm sich gesetzt hatte, einzelne Parzellen quer über den Graben abgetheilt wurden. Der in diesen Parzellen befindliche Schlamm wurde von mehreren Unternehmern, unter der Bedingung der Herausschaffens auf eigene Kosten meistbietend verkauft und dadurch noch 15 Thaler für die Kämmereikasse gewonnen. Auf der Promenade vor dem breiten Thore, Schulzens Zwinger gegenüber, wurden 16 Pappeln für 51 Thaler 21 Silbergroschen stehend, unter der Bedingung des Stammrodens in öffentlicher Auction verkauft.
Stadtverordneten Wahl
Am 14ten Octbr bei der Stadtverordneten Wahl im Schaafschen Saale wurden gewählt, zu Stadtverordneten der Kaufmann Mulertt Sen. der Justizrath Schulze der Rechts Anwalt Haffert und der Schumachermeister Frömmig, zu Stellvertretern der Böttchermeister Georgi der Mützenfabrikant Podekt der Schneidermeister Kreutzer und der Fleischermeister Poerschmann Sen. Die Stadtverordneten Versammlung protestirte gegen die Gültigkeit der Wahl, wegen eines Formfehlers, weil nicht einer von den 3 Wahldeputirten sondern der Bürgermeister das Wahl Protocoll aufgenommen hatte. Die K. Regierung erklärte wegen dieses Formfehlers die Wahl für ungültig und es mußte eine neue Wahl vorgenommen werden. Die bisherige Stadtverordneten Versammlung blieb daher noch in ihrer Wirksamkeit.
1850
Abgang des Bürgermeisters Securius, Einsetzung des Bürgermeister Hagedorn und des Assessor Pabst
An Stelle des zum 1 Januar 1850 ausscheidenden unbesoldeten Magistrats Assessors Kaufmann Schmidt wurde der bisherige Stadtverordneten Vorsteher Pabst Senior zum unbesoldeten Magistrats Assessor auf 6 Jahre gewählt. Der bisherige Bürgermeister Securius wurde nach 18jähriger Dienstzeit auf sein Ansuchen in Ruhestand versetzt mit 350 Thalern Pension jährlich. Kränklichkeit und Altersschwäche hatten ihn zu seinem Rücktritte veranlaßt. Als sein Nachfolger wurde der bisherige Polizei Secretär Carl Hagedorn aus Roßla 32 Jahre alt zum Bürgermeister erwählt. Der pp. Securius schied mit dem 1 Januar 1850 aus dem Magistrats Collegio aus, und am 2 Januar wurden der pp. Hagedorn und der pp. Pabst als neue Magistrats Mitglieder verpflichtet und in das Collegium eingeführt. Es geschah diese Handlung in dem neuen Rathhaus-Saale, welcher dadurch zugleich eingeweihet wurde, vor einer zahlreichen Versammlung unter Leitung des Kreisdeputirten und Landraths Amts Verwesers Major von Rauchhaupt auf Queis, denn der Landrath von Pfannenberg war als Abgeordneter zur zweiten Kammer in Berlin. Der Bürgermeister Securius legte bei dieser Gelegenheit sein Amt feierlich nieder führte das Protocoll und vereidigte sowohl den pp. Pabst als den pp. Hagedorn. Der pp. Securius hatte bei seinem Abgange noch die Freude von der Königl. Regierung zu Merseburg zwei Belobungs Rescripte zu erhalten über seine erfolgreiche Wirksamkeit als Bürgermeister und als Vorsteher der Prüfungs Commission für Bauhandwerker, welches letztere Amt er mit Genehmigung der K. Regierung, und auf Wunsch der übrigen Commissions Mitglieder, so wie mit Zustimmung des pp. Hagedorn vor der Hand noch beibehielt.
Witterungsablauf
Der Winter war seit Mitte des Monats December v. J. und den ganzen Januar hindurch sehr streng. Es wurden Collecten gesammelt, um die Armen mit Brenn Material zu unterstützen. In der zweiten Hälfte Februars wurde es gelinder und bis zur Mitte des März recht angenehm und Frühlingsmäßig, dann aber kam ein harter Nachwinter der bis zum 3ten April anhielt.
Stadtverordneten Wahl
Die angeordnete anderweite Stadtverordneten Wahl wurde am 20ten Januar 1850 vorgenommen, in dem neuen Rathhaussaale. Es wurden ganz dieselben Personen zu Stadtverordneten und Stellvertretern gewählt, wie am 14 October vorigen Jahres. Am 28ten Januar wurden die Gewählten in die Stadtverordneten Versammlung eingeführt und die neue Versammlung wählte zu ihrem Vorsteher den Rechts Anwalt Haffert zu dessen Stellvertreter den Victualien Händler Hoffmann zum Protocollführer den Kaufmann Mulertt Senior und zum Stellvertreter den Lohgerbermeister Platen.
Im Herbste vorigen Jahres wurde der hiesige Bataillons Arzt Dr. Bertram als Garnison Staabs Arzt nach Erfurt versetzt, und seine Familie folgte ihm dahin am 16ten März 1850. Bertrams Nachfolger wurde der Dr. Saatz bisheriger Oberarzt vom 6ten ............................ Regiment in Rathenow.
Legat
Der hiesigen Gottes Acker Kirche wurde im vorigen Jahre von einer jetzt noch unbekannten Person ein bereits ausgeliehenes Kapital von 25 Thalern geschenkt. Von diesem Kapitale sollen 100 Jahre lang die Zinsen aufgesammelt, und immer wieder zu Kapital gemacht werden. Nach Ablauf dieser 100 Jahre aber, welche vom 1ten October 1849 ab laufen, sollen die Zinsen von dem dann bedeutend angewachsenen Kapital zur Erhaltung der Gottes Acker Kirche verwendet werden.
freie Gemeinde
Am 20ten März wurde, um eine freie Gemeinde zu errichten im Schießhaus Saale eine Zusammenkunft gehalten, bei welcher der Pastor Uhlich aus Magdeburg Vortrag hielt. Als provisorischer Vorstand wurden der Schneidermeister Kreutzer Fleischermeister Pörschmann Senior Tischlermeister Bernhard Tischlermeister Bormann u Klempnermeister Luckian ernannt. Am 2ten April (zweite Osterfeiertag) wurde der erste Gottesdienst im Saale des Gasthofes zum goldenen Ring gehalten, zu welchem der Pastor Sachse aus Magdeburg hierher gekommen war. Dabei wurde die Confirmation des Sohnes des pp. Bernhard und des Sohnes des pp. Pörschmann Senior vorgenommen. Der Sohn des letzteren hatte viele Thränen darüber vergossen, daß ihn sein Vater abgehalten hatte in unserer Stadtkirche am Palm Sonntage mit den übrigen Katechumenen – seinen Schulkameraden -, eingesegnet zu werden.
Dem vormaligen Deputirten zur IIten Kammer Schulze-Delitzsch wurde am 12ten Januar 1850 von seinen Anhängern ein silberner Ehren Pokal überreicht. Derselbe gehört zur democratischen Parthei, und hatte sich bei der Steuer Verweigerung sehr betheiliget. Zu Weihnachten 1849 hatte er mit Hülfe eingesammelter Beiträge eine Christbescherung für arme Kinder veranstaltet. Er hatte als Deputirter in Berlin Bekanntschaft mit einem reichen Mädchen, Tochter des Fabrikbesitzers Jacobs gemacht, welche er heyrathete, u als Kreisrichter nach Wreschen versetzt wurde.
Wegen der anhaltenden strengen Kälte waren Sammlungen zur Ankaufung und Vertheilung von Holz und Torf unter die Armen geschehen, Seiten des Magistrats. Am 24ten Mai wurde das 2jährige Kind des Schmiedemeisters Haschert in der Viegasse, welches auf der Chaussee spielte, durch einen vorüberfahrenden Wagen überfahren, und sofort getödet. Die Leber war geborsten.
Den Obstbäumen
hatte der strenge und anhaltende Winter vielen Schaden zugefügt. Es wurden daher bei der diesjährigen Obst Verpachtung nur für die Saure Kirschen an der Eilenburger und Dübener Straße 5 Thaler 15 Silbergroschen und aus der Pflaumen Plantage vor dem Viehthore nur 168 Thaler gelöset. Das Schock Pflaumen wurde mit 2 ½ Silbergroschen verkauft.
Der Stamm des 1ten Bataillons 32tes Landwehr Regiments, welcher seit 33 Jahren hier in Delitzsch seinen Sitz hatte wurde mit dem Landwehr Zeughause von hier mach Merseburg verlegt. Die hauptsächlichste Veranlassung dazu hatte der Bataillons Commandeur Major v Borke gegeben, und der Grund dazu war, weil das Landwehr Zeughaus bei den democratischen Bewegungen hier im Orte einige Male bedroht wurde, und es für solche Fälle an einem ausreichenden Schutze fehlte. Die Verlagerung geschah am 10ten Juli 1850.
Die Getreideernte
ist mittelmäßig die Kartoffelernte schlecht ausgefallen. Die Hälfte des vorigen Jahres krank und ohne Mehlgehalt. Aepfel und Birnen giebt es.
Die freie Gemeinde
bestehet fort und zu Zeiten kommen die Prediger Uhlich und Sachse aus Magdeburg, um religiöse Vorträge zu halten. Die Mitglieder derselben (etliche 80, worunter sich viele nur temporär hier weilende Handwerksgesellen befinden) haben ihren Austritt aus der evangelischen Kirche vor Gericht erklärt. Die pp. Uhlich und Sachse sind wegen unbefugten Vornehmens von Taufen und Confirmationen von dem Polizei Anwalte Cutholy in Anklagestand gesetzt worden, im Monate Juli.
Kirchenordnung
Vormittags 11 Uhr hielt der Superintendent Foerster in der Stadtkirche einen Vortrag an die ziemlich zahlreiche Versammlung hiesiger Kirchen Gemeinde im Betreff der Einführung der neuen Kirchen Verfassung. Er forderte dabei auf sofort an Ort und Stelle Fragen und Einwendungen an ihn zu richten, was aber nicht geschah, und bestimmte zuletzt noch eine Zeit von 14 Tagen, binnen welcher ein jeder seine Erklärung über die Annahme oder Nichtannahme der neuen Kirchen Verfassung abgeben könne. Da uns keine abfälligen Erklärungen erfolgt sind, so läßt sich die Einführung der neuen Verfassung zu seiner Zeit erwarten.
Dr. Pfotenhauer
Der Bürgermeister Hagedorn hatte am 6ten August Hochzeit mit Anna Tiemann Tochter des Magistrats Assessors Kaufmann Tiemann. Diese Verbindung gab Veranlassung daß der letztere aus dem Magistrats Collegio ausschied. An seine Stelle wurde der Dr. Pfotenhauer zum unbesoldeten Assessor gewählt und am 1ten Octbr 1850 verpflichtet.
Hofrath Voigt
starb am 20 Juli, als seine Frau mit ihrem Sohn im Bade zu Franzensbrun war. Er wurde 60 Jahr 1 Monat alt, und hatte 6 Monate krank gelegen.
Kreisgerichtsdirector
Der Kreisgerichtsdirector Bodenstein war im Frühjahre von hier in gleicher Eigenschaft nach Merseburg versetzt worden. Dessen Stelle wurde durch den bisherigen Tribunalrath von Steltzer aus Königsberg ersetzt, welcher am 10ten Novdr hier eintrat und sich in Tiemanns Haus am Schloßplatze einmiethete.
Der Leinewebermeister
Schönbrodt auf dem Steinwege bauete noch eine zweite Etage auf sein einstöckiges Wohnhaus und setzte an dasselbe noch ein Seitengebäude mit 2 Etagen. Der Schneidermeister Richter kaufte das bisherige Kindmutterhaus neben dem Thurm am breiten Thore, ein Commungebäude für Thaler, trug das alte Haus ab, und bauete mit Benutzung der Stadtmauer ein neues übersetztes Wohnhaus. Dadurch kam er in Proceß mit dem anstoßenden Zwingerbesitzer Dr. Pfotenhauer, welcher die vielen Fenster welche Richter, nach dem Zwinger zu, in seinem Hause angebracht hatte, nicht leiden wollte. Der Sattlermeister Ronniger hatte von der Commun auch eine Baustelle an der Stadtmauer, bei Apotheker Pfotenhauers Zwinger, gekauft, und bauete darauf ein übersetztes Wohnhaus. Durch die mehreren Hausbaue an diesem Theile der Stadtmauer entstand eine neue Gasse, welche gepflastert, und Mauergasse genannt wurde.
Weißes Roß
Der bisherige Schenkwirth Rößler aus Döbernitz kaufte den Gasthof zum weißen Roß.
Schützenhauptmann
Zu Pfingsten 1850 legte der bisherige Schützenhauptmann Bürgermeister Securius sein Amt als solcher nieder der bisherige Premier Lieutenant Ufer wurde Schützen Hauptmann, der C. Sänger wurde Premier Lieutenant, und der C. Catholy zugleich Auditeur.
Fabrikhaus
Der Kaufmann Tiemann kaufte Schulzens Fabrikhaus am Schloßplatze für 5000 Thaler im Concurse. Schulze war nach Amerika entwichen, mit Zurücklassung von Frau und Kindern in Leipzig.
Wachskerzen
Die hiesige Stadtkirche wurde zweimal mit großen Wachskerzen, jedesmal zweie von dem Dr. Ideler hier beschenkt.
am 18 Novbr.
Der Steuer Einnehmer Meßner ein mit Orden geschmückter Officier starb am 18 Novbr. und wurde von den Schützen militärisch begraben.
Rathhaus
Während des Sommers wurde die Flur in der parterre Etage des Rathhauses erneuert und geweißet. Die bisher in derselben aufgehängt gewesenen Commun-Feuer Eimer wurden in das Spritzenhaus geschafft.
Stadtverordneten Wahl
wurde am 27ten October 1850 vorgenommen. Es wurden gewählt, zu Stadtverordneten der Bürgermeister a. D. Securius der Schlossermeister Eichel der Klempnermeister Luckian der Tischlermeister Borrmann. Zu Stellvertretern: der Kfm Sander der Sattlermeister Heinicke der Färber Dittmar und der Agent Sattler. Am 6ten November restituirte sich die neue Stadtverordneten Versammlung und wählte zum Vorsteher den Rechts Anwalt Haffert zu dessen Stellvertreter den Bürgermeister a. D. Securius, zum Protocollführer den Kfm. Mulertt zu dessen Stellvertreter den Schlossermeister Eichel.